• Keine Ergebnisse gefunden

Vorwürfe wegen Benachteiligung

Klagen über schlechte Bezahlung im Vergleich mit deutschen, englischen, französi-schen oder russifranzösi-schen Funktionären nden sich im 19. Jahrhundert immer wieder in den Personalakten. Vereinzelt gab es Klagen über die geringere soziale Stellung.

Ein italienischer Konsul war hoffähig und rangierte nach dem königlichen De-kret vom 19. April 1868 Nr. 4349 bei Hof unmittelbar nach den Legationsräten und vor den Oberstleutnants und Fregattenkapitänen. Der österreichische Kon-sul hat dieses Recht nicht. Der italienische Funktionär war in seiner Amtsfunktion vollkommen selbständig. Er schrieb direkt an den Minister und erhielt von die-sem direkte Weisungen. In Österreich-Ungarn wurde der Konsul bevormundet.

„Er kann z. B. keine Wohnung und Kanzlei aufnehmen, ja selbst keinen Vorschlag bezüglich der Anstellung eines untergeordneten Beamten erstatten, ohne dass die Gesandtschaft seitens des Ministeriums um die Gutheißung seiner Vorschläge ge-beten werde. Er berichtet meistens direkt an das hohe Ministerium, erhält dagegen die Antwort sehr oft durch die Gesandtschaft, trotzdem diesbezüglich keine

Vor-266 Vgl. Pe. Budisavljevi´c Vladimir Edler von Predor (Prijedor) AR F 4/42.

267 Frank-Döfering, S. 644. Z. B.: Julius Zwiedinek: erblicher Ritterstand, Sept. 1875;

Frhr. von Südenhorst, Juni 1880; AR F 4/395. Rudolph Borowicka, Ritterstand Sept. 1875;

Freiherrnstand, Dez. 1882; AR F 4/34.

268 Calice, Heinrich (1831–1912): Orden der Eisernen Krone III. Kl., 28. Juli 1868; Ritter des Ordens der Eisernen Krone II. Kl., 7. Febr. 1873; Baron, 3. März 1873; Graf, AE v. 22. Sept.

1906, AR F 4/45. Burián, Stephan (1851–1922). Anton Prokesch (von Osten) (1795–1876) stieg über eine Militär- u. Diplomatenkarriere vom Bürgertum bis in den Grafenstand (1871) auf.

schriften bestehen.“269 Im gleichen Schriftstück bemängelte Wysocki, dass ihm Besprechungsergebnisse über den Handel, die von der Gesandtschaft mit serbi-schen Vertretern geführt werden, von der Gesandtschaft nicht mitgeteilt werden müssen.

Die angenehmsten Posten wie Barcelona, Warschau, Genua, Venedig, Odessa wurden beinahe systematisch zur Belohnung an Funktionäre vergeben, welche sich in anderen Zweigen des k. u. k. Dienstes verdient gemacht hatten. „Während hö-here Posten, welche billiger Weise den Abschluss der Consularlaufbahn bilden sollten, wie die diplomatischen Agentien in So a, Cairo, Buenos Ayres meistens mit Diplomaten, und zwar mit noch ganz jungen Leuten besetzt werden. Aus dem Gesagten ergibt sich, dass der österr.-ung. Consul social und of ziell einen weit hin-ter der Bedeutung seines Amtes zurückbleibenden, wenig beneidenswerten Rang einnimmt, materiell aber äußerst ungünstig, und zwar so gestellt ist, dass er weder mit seinen Emolumenten standesmäßig leben kann, noch auch eine im Verhältnis zu seinen Opfern und seinen Leistungen stehende Entlohnung erhält.“270

Unberechtigt beschwerten sich ungarische Politiker immer wieder, dass Ungarn weniger leicht befördert würden, sei es beim Heer271oder bei den Konsuln.

Frhr. von Kuhn beschwerte sich 1903, dass in seinem Bestallungsdekret nur Ministerresident stehe und er deshalb bei of ziellen Anlässen den letzten Rang einnehmen müsste hinter Belgien, der Schweiz und Paraguay. Als er nur seine Visitenkarte vorweisen konnte, auf der außerordentlicher Gesandter und Minister-resident stand, wurde er als Gesandter angesprochen und konnte den ersten Rang beanspruchen.272Kuhn war kein Gesandter, aber er hatte den Titel eines Gesand-ten.

4.11.2 Gegen einzelne Konsulatsvorstände

Przibram berichtet über Auseinandersetzungen mit Amtsvorständen „Am häu gs-ten unter den peinlichen Differenzen dieser Art waren Akte von Auflehnung oder Anmaßung jugendlicher Anfänger aristokratischer Herkunft gegen die allerdings oft etwas pedantisch auftretenden Vorgesetzten, denen sie als Lehrlinge zugeteilt waren. Gewöhnlich war der Ausgang für beide Teile peinlich; nur dass mancher jugendliche Hitzkopf dank seiner Familienverbindungen hinaufgeworfen wurde, während der ‚alte Herr,` dem man eine Satisfaktion schuldig war, diese über kurz

269 Wysocki an Außenminister Kálnoky, Belgrad, 25. Nov. 1884. Kopie. AR F 4/387 Pe. Wysocki.

Das Konsulat und die ö.-u. Gesandtschaft befanden sich in Belgrad.

270 Wysocki an Außenminister Kálnoky, Belgrad, 25. Nov. 1884. Kopie. Emolumenten = Einnah-men.

271 Deák, S. 226.

272 Frhr. v. Kuhn an Gf. Lützow, Buenos Aires, 8. Sept. 1903. PA XXXV Argentinien, Kart. 6.

oder lang mit seiner Abtakelung büßen musste. .... Beispiele stünden genug zur Verfügung.“273Przibram konnte 1872 als Inspektor von Konsulaten auf dem Bal-kan und als Amtsvorsteher derartige Erfahrung sammeln.

Kosjek, der dritter Dolmetsch in Konstantinopel, wandte sich in einem Privat-brief Ende Dezember 1868 an Sektionschef v. Hoffmann in Wien und klagte über ungleiche Behandlung. Die österreichischen Botschaftsbeamten hätten alle eine freie Wohnung, er müsse hingegen die Hälfte seines Jahresbezuges von 1.575 . zur Bezahlung der Wohnung verwenden. Alle Beamten der Botschaft mit Aus-nahme des Legationsrates H. v. Haimerle speisten beim Missionschef oder erhiel-ten wie der erster Dolmetsch eine Entschädigung. Während jene, die am Tisch des Botschafters speisten, für das Frühstück eine Entschädigung von dreißig Gul-den im Monat erhielten, bekomme er keine Beihilfe. Obwohl er seit neun Jahren im Dienste der Botschaft stehe und bereits seit vier Jahren dritter Dolmetsch sei und sein Dienst verantwortungsvoller, jedenfalls anstrengender als der eines di-plomatischen Beamten seiner Dienstkategorie im Allgemeinen sei, komme sein Gehalt nur dem eines Vizekanzlers gleich. Er wies darauf hin, dass er seit Jahren mit der Pfortenregierung die wichtigsten Verhandlungen in administrativen und handelspolitischen Fragen führe und ihm die meisten Reklamationen und judizi-ellen Angelegenheiten anvertraut worden seien. Er ersuchte den Sektionschef um Fürsprache beim Reichskanzler zur Erreichung eines höheren Postens.274Kosjeks gesellschaftlicher Aufstieg beschleunigte sich in den folgenden Jahren.

4.11.3 Anhaltende Autorität

Der junge VK Klemens Wildner, der die Auflösung der k. u. k. Monarchie im Generalkonsulat Hamburg erlebte, in dem Angehörige fast aller neu entstehen-den Kleinstaaten beschäftigt waren, wunderte sich, dass alle Beamten dem alten Chef Princig bis zu seiner Pensionierung widerspruchlos weiter gehorchten. „Die schließliche Auflösung und Teilung des österreichisch-ungarischen Generalkon-sulates in eine Reihe von Konsulaten ging in vollkommener Ordnung vor sich.

Eine ganze Weile hausten wir Österreicher friedlich zusammen mit den Ungarn, Tschechen und Polen in den Räumen des alten Amtes, das durch unsichtbare, aber peinlich respektierte Vorhänge in vier verschiedene Generalkonsulate geschieden war.“275

273 Przibram, S. 335.

274 Privatbrief v. Dolmetsch v. Kosjek an Sektionschef v. Hoffmann in Wien, Konstantinopel, 25. Dez. 1868. AR F 4/171 Pe. Kosjek.

275 Wildner, S. 70f.