• Keine Ergebnisse gefunden

Aufenthalt in ungesunden Gegenden bei fehlender oder

Unbeliebte Dienstorte waren Gegenden mit Malaria, die meisten Bereiche in den Tropen mit Cholera und Orte, die kaum eine Infrastruktur aufwiesen und von der Heimat erst durch eine Reise von mehreren Wochen erreicht werden konnten.

Im August, der Periode der Nilüberschwemmung, blieb in Alexandrien kaum ein dort lebender Europäer von einem stärkeren oder schwächeren Anfall der wäh-rend der heißen Jahreszeit vorherrschenden endemischen Krankheiten (Fieber, Dysenterie, Ophthalmie usw.) verschont, berichtete GK Huber 1857 nach Wien.

Abwechselnd wurden fast sämtliche Beamte von irgendeiner dieser klimatischen Krankheitserscheinungen heimgesucht.354 Von Indien ausgehend, kam es nach 1831 entlang der Handelsrouten immer wieder zu Choleraepidemien. Die Cho-lera endete für mehr als zwei Drittel der Erkrankten tödlich.

1883 tauchten in Ägypten mit Eintritt der wärmeren Jahreszeit Meldungen über Cholera auf. Als sich die Ansteckung rasch Kairo näherte, gab es große Be-stürzung bei den Europäern, weil die Behörden keine sanitären Vorkehrungen getroffen hatten. Wer es sich leisten konnte, üchtete. Der junge Konsul Gsiller musste bleiben. Der Vorgesetzte ging auf Urlaub. Auf dem Höhepunkt der Epide-mie gab es in Kairo 500 Neuerkrankungen am Tag. Im Oktober endete die Seuche.

Die zurückbleibende Kolonie aus Österreich-Ungarn klagte besonders wegen der fehlenden Vorsorge. Gsiller und sein deutscher Kollege erreichten mit Unterstüt-zung des übrigen Konsularkorps in Zusammenarbeit mit ägyptischen Vertretern die Schaffung von Sanitätskomitees in verschiedenen Stadtvierteln. Diese Komi-tees verboten die Zufuhr und den Verkauf verschiedener Esswaren und Genussmit-tel, namentlich Haschisch, schlossen alle Begräbnisstätten innerhalb der Stadt und wiesen Ersatz an. Sie räumten und desin zierten ganze Vororte, während die Be-troffenen in gesunder Lage in Zelten untergebracht wurden. Die Komitees hielten ihre Sitzungen in Polizeiwachstuben ab. Konsularvertreter halfen bei der Überwa-chung der Vorschriften mit.355

In Albanien wütete jährlich im Sommer die Malaria und beherrschte das ganze Land bis etwa 500 m Seehöhe. Die Ansteckung begann an der Küste etwa Anfang oder Mitte Juni und schritt langsam landeinwärts fort. Berat in Mittelalbanien wurde etwa sechs Wochen später erreicht. Die Ansteckungsgefahr erlosch nicht vor Mitte oder Ende November.356Konsulatsangestellte in Küstennähe Albaniens erkrankten daher an Malaria. Stellvertretend zwei Beispiele: Konsulareleve Au-gust Kral wurde am 9. Febr. 1895 provisorisch von Konstantinopel nach Shkodër berufen; Ende Juni war er bereits an Malaria erkrankt. Sein Fieber führte er auf

354 Agstner1993, S. 115.

355 Schwan, S. 102–108.

356 Kerchnawe, S. 286f.

kalte Winde aus dem schneebedeckten Hochgebirge zurück. Behandelt wurde er in Shkodër von Dr. Rudolf Schmidt.357Dieser Mediziner dürfte dort nicht geblieben sein. Der im November 1909 in Shkodër eingetroffene Konsularattaché Walther von Mayrhauser war bereits im Sommer 1910 an Malaria erkrankt.358 Im Au-gust 1914 überstand Generalkonsul Kral in Shkodër einige Malariaanfälle.359Die ärztliche Versorgung in der albanischen Stadt Shkodër war bis Herbst 1898 sehr mangelhaft. Damals ließ sich der renommierte italienische Chirurg Dr. Pernossi in der Stadt nieder.360Fachärzte fehlten weiterhin. Durch die Rivalität zwischen Italien und Österreich-Ungarn besserte sich die ärztliche Versorgung in Shkodër in den folgenden Jahren. Eine medikamentöse Malariaprophylaxe setzte im öster-reichisch-ungarischen Konsulat Shkodër vor 1916 kaum ein. Da die Übertragung der Malaria durch die Anophelesmücke seit 1898 bekannt war,361darf angenom-men werden, dass durch Fenstergazen und Moskitonetze, wie es nach Möglichkeit ab 1916 zum Schutz der k. u. k. Truppen gemacht wurde, gegen Mückenstiche vor-gebeugt wurde. Chinin wurde zur Krankenbehandlung eingesetzt. Als die k. u. k.

Truppen Nordalbanien im Ersten Weltkrieg besetzten, erkrankte 1916 etwa ein Drittel des dortigen Gesamtbestandes an Malaria; 8 % der Erkrankten starben. Das k. u. k. Konsulat in Shkodër half mit seinem Chininvorrat aus, doch die Dosie-rung pro Soldaten als Vorbeugung gegen Malaria stand erst 1918 fest.362Ein 1904 zwangsweise von Niš nach Vlorë versetzter k. u. k. Of zial bezeichnete Vlorë als

„albanisches Cayenne“363.

Den Dienst im k. u. k. Konsulat Sulina sah Frhr. v. Teschenberg auf seiner In-spektionsreise im Jahre 1883 „bei den klimatischen, sozialen und anderweitigen Verhältnissen“ für Conte Viscovich, der diesen Posten schon zwölf Jahre innehatte, als hartes Beamtenschicksal an.364

Ein Zahnleiden konnte Ende des 19. Jahrhunderts in den meisten konsulari-schen Dienstorten am Balkan wegen fehlender Zahnärzte ein Problem werden.365

357 NAR F 4/86 Pe. Kral, pag. 1156–1164.

358 NAR F 4/107 Pe. Mayrhauser.

359 Pe. Kral pag. 810.

360 VK Dr. Ranzi an Außenminister Gf. Go uchowski, Skutari, 13. Juli 1899, Nr. 29 B.

PA XXXVIII /417.

361 Jetter, S. 324.

362 Bericht an Außenminister Graf Burian, Skutari, 19. Juni 1918, Z. 152/P, bei: (General-)Kon-sulat Skutari 08. Allgemeine Reservat-Akten (1916–1918).

363 AR F 4/141: Pe. Houda, Hugo.

364 Der ao. Gesandte u. bevollmächtigte Minister Frhr. v. Teschenberg an Außenminister Gf. Kál-noky, Küstendsche (Constant,a) 15. Juli 1883, Nr. 15 B. AR F8/I.

365 Z. B.: Zifferntelegramm des Vizekonsuls Rappaport an Botschafter Baron Calice in Konstan-tinopel, Prizren, 7. Nov. 1899. AR F 4/280 Pe. Rappaport, fol. 552. VK Kral mußte einen Krankenurlaub vom 10. Febr. – 3. März 1898 in Wien nehmen, weil eine zahnärztliche Be-handlung in Manastir (Bitola) so verfehlt ausgeführt wurde, dass er in Wien einen

Knochen-Erkrankungen wurden selten nach Wien gemeldet. Konsul Rappaport meldete in einem Privatbrief aus Bagdad im Juli 1903 seine gerade überstandene Erkran-kungen an Tropen eber und Darmkatarrh, die ihn ab Mai geplagt hatten, weil er in seiner Berichterstattung einen Rückstand aufwies und sein Amt nur einen Dra-goman und Kawassen beschäftigte, die seine Arbeit nicht übernehmen konnten.366 Für Srbik war 1834 Konstantinopel die Stadt der beständigen Feuergefahren und häu gen Brände mit unzureichenden Löscheinrichtungen, die Stadt des oft-maligen Auftretens der Pest und der mangelhaftesten sanitären Vorsorge, die Stadt der Geier, der wilden Hunde und der Bettler.367In der zweiten Hälfte des 19. Jahr-hunderts litt Konstantinopel wie andere rasch an Bevölkerung zunehmende Städte an Wassernot (Trink- und Brauchwasser). Bei Feuersbrünsten fehlte genügend Löschwasser. Von Sickergruben verseuchtes Trinkwasser begünstigte Cholera- und Typhusepidemien. Erst Ende des 19. Jahrhunderts trat eine Entspannung ein.368

Selbst Peking erlebte im Diplomatenviertel vor und nach 1896 im Frühjahr Staubstürme in den unbefestigten Straßen der Stadt. Die jährlichen Regenfälle von Anfang Juni bis Mitte August verwandelten die Straßen in ein Meer von Kot und Schlamm, berichtete Paula von Rosthorn, die Gattin des k. u. k. Geschäftsträgers in Peking.369Brandt berichtete in seinen Erinnerungen über Tientsin von feucht-heißem Klima, das juckende Hitzeausschläge verursachte, Gestank und Sandstür-men, die die Atmosphäre so verdunkelten, dass man um 14 Uhr bereits Licht an-zünden musste.370 Von Feuersbrünsten in Yokohama, die oft Hunderte Häuser zerstören konnten, weil diese fast nur aus Holz, Papierwänden und Strohmatten bestanden, berichtete derselbe aus Japan.371

Selbst in St. Petersburg waren noch bis 1911 die sanitären Verhältnisse infolge des Fehlens eines entsprechenden Trinkwassers und des Mangels jedweder Kanali-sation denkbar ungünstig.372

Gesundheit war eine Voraussetzung für die Aufnahme in den Staatsdienst.

Nicht wenige wiesen am Ende ihrer Dienstzeit ein Nervenleiden, manche eine Lungenkrankheit auf.

splitter am Unterkiefer operativ entfernen und eine Beinhautentzündung behandeln lassen musste – Pe. Kral.

366 Privatbrief Rappaports an Konsul Winter in Wien, Bagdad, 2. Juli 1903. Pe. Rappaport, fol. 559–566. Durch die Erkrankung hatte Rappaport fast 20 kg an Gewicht verloren. Ein ständiges Schwächegefühl machte schriftliche Arbeit fast unmöglich.

367 Srbik, S. 49. AuchWandruszka, S. 453.

368 Dinçkal, S. 64–67.

369 Kaminski/Unterrieder, S. 39f.

370 BrandtBd. I, S. 176f.

371 BrandtBd. II., S. 20.

372 Agstner1996, S. 11–13.