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VI. Empirische Untersuchung

1. Untersuchungsdesign

1.2 Die Methode zur empirischen Untersuchung

1.2.2 Das Vorgehen des Experteninterviews

Das Interview mit dem Experten wurde mit einem Leitfaden durchgeführt. Dieser wird aus den zwei wesentlichen Teilen konstituiert. Der erste Teil der Befragung handelt vom explorativen Wissen des Arbeitsfelds.

Der Fokus der Befragung in diesem Teil wurde auf die folgende Themen gelegt;

① Die Struktur der Arbeitsorganisation und die relevante Akteure der außerhalb der Organisation

② Der routinierte Arbeits- und Kommunikationsprozess

③ Die Arbeitsverteilung und die Arbeitstätigkeit des Befragten

In dem weiteren Teil des Interviews wurde mit Beispielen der Projektarbeiten, an denen der Befragte teilgenommen hat, der Fokus der auf folgende Themen gelegt.

④ Der Prozessablauf des Projekts und die Darstellung der relevanten Akteure

⑤ Die Problematisierung des „Salients“:

- Der organisationelle Kontext der Problemerkennung

- Die Interpretationsweise der aktuellen Problemsituation unter den Akteuren - Die Regulation verschiedener Sichtweisen

⑥ Die Lösung des Problems:

- Die angewendete Ressource (Wissen, Informationen, Finanz, Norm etc.)

- Die Kooperation zwischen den relevanten Akteuren und deren Abweichungsfaktoren - Regulation verschiedener Interessen bei Interessenkonflikten

Beim Interview wurde berücksichtigt, den Leitfaden je nach der Art und Weise von den Aussagen der Befragten flexibel zu behandeln, um zu vermeiden, den Inhalt der Aussage vorzustrukturieren.

1.3 Der Untersuchungsgegenstand

Die Interviews im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden im Zeitraum von Juni 2006 bis Oktober 2007 durchgeführt. Die für diese Arbeit verwandten Interviews entstanden zum einem großen Teil im Rahmen des Forschungsprojekts „Die Erhöhung der Lebensqualität durch die Technik“10, das im Jahr 2006 durch das „Science &

10 Das Projekt wurde von dem „Korea Institute of Industrial Technology Engineering

Technology Policy Institute (STEPI)“ durchgeführt wurde. Diese wurden durch Interviews im Jahr 2007 ergänzt.

Folgende Kriterien beeinflußten die Auswahl der Interviewpartner:

① Gute Kenntnisse des Systems der Hilfsmitteltechnik durch eigene berufliche Erfahrung

② Ihre Arbeitsfelder sollten zur relevanten Arbeitspraktiken von F&E, industrieller

Herstellung und Dienstleistung der Hilfsmitteltechnik verteilt aufdecken.

③ Als Endnutzer wurden die Behinderten nach der Behinderungsart ausgewählt.

Die Arbeitspraktiken der Interviewten, die tatsächlich an der Untersuchung teilgenommen haben, können anonymisiert wie folgt dargestellt werden.

1) Auf der Nutzerseite

Die Behinderten, ihre Familien oder Lehrer haben an dem Interview teilgenommen. Das Gruppeninterview und das Experteninterview wurden nach dem Befragungszweck durchgeführt. Jeweils ein Gruppeninterview mit ca. 10 Leuten mit verschiedenen Behinderungsmerkmalen, wie Köper-, Seh- und Hörbehinderte, wurde durchgeführt, um die alltägliche Benutzung der Hilfsmitteltechnik zu verstehen. Jeweils zwei Experteninterviewen pro Behinderungsart wurden geführt zur Verständnisvertiefung. Zu den Interviewten für dieses Experteninterview gehörten die Behinderten von NGOs, die Lehrer von Behindertenschulen, Universitätsprofessoren mit Schwerpunkt soziale Wohlfahrt und fachnahen Forschungsinstituten.

2) Auf der Versorgungsseite

① Aus dem Bereich von F&E

andPlanning“ finanziell unterstützt.

Die Wissenschaftler in Universitätslaboren oder Forschungsinstituten wurden als Interviewpartner ausgewählt. Deren Forschungsgebiete sollten mit den Untersuchungsgegenständen, wie Rollstuhl, Hörgerät, und Voice-Leader, korrespondieren, so daß sich etwa zwei Interviews pro Forschungsgebiet ergaben.

Auf der Unternehmensseite konnten nur zwei Experten befragt werden, weil es nicht genügend F&E Abteilungen in diesem Bereich gibt.

② Aus dem produzierenden Gewerbe

Interviews für den Bereich der Produktion von Hilfsmittelgütern wurden mit Geschäftsführern und Abteilungsleitern der Hilfsmittelunternehmen geführt. Die Unternehmen sind der Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Arbeit.

③ Aus dem Dienstleistungsbereich

Die Experten im Bereich der Dienstleistungen wurden nach drei Kriterien untergeteilt:

öffentliche Dienstleistung, private Dienstleistung und Lieferantenlogistik .

Als Repräsentanten öffentlicher Dienstleistungen wurden die Ministerien und die Bezirksämter ausgewählt. Die Beamten von der Abteilung für die Behinderten vom Ministerium für Gesundheit und Wohlfahrt und die von der Abteilung für die Hilfsmittel vom Ministerium für Industrie, Wirtschaft und Energie wurden ausgewählt, um das Vermittlungssystem der öffentlichen Dienstleistung auf der Makroebene zu analysieren.

Die Beamten der Bezirksämtern befinden sich in einer Mittlerrolle zwischen den Ministerien und dem Endnutzer. In den Interviews mit den Beamten wurde thematisiert, wie die Bedürfnisse des Endnutzers an die Politikplanung rückgekoppelt werden und wie sich die öffentliche Dienstleistung im Bereich Hilfsmitteltechnik auf das alltägliche Leben der Behinderten auswirkt. Als andere Vermittler der öffentlichen Dienstleistung wurden die Beamten der öffentlichen Stellen wie U-Bahnstation oder Pflegepersonen ausgewählt.

Als private Dienstleister wurden die Verbände der Behinderten, die Verbände der Pflegepersonen und bzw. Therapeuten, das Krankenhaus und einige Ärzte ausgewählt.

Außerdem hat die Institution für die Reparatur und Beratung der Hilfsmittel auch an dem Experteninterview teilgenommen.

Auf der Seite der Lieferlogistik wurden die Geschäftstelle der Hilfsmitteltechnik und des Krankenhauses ausgewählt.

1.4 Die Hypothese zur empirischen Untersuchung

Nach dem analytischen Rahmen, den die vorliegende Arbeit an Star angelehnt hat, ist es bei der empirischen Auffassung von der Konfiguration der Hilfsmitteltechnik entscheidend, wie die Bedürfnisse der Behinderten von den Akteuren des technischen Systems der Hilfsmitteltechnik wahrgenommen und in ihre Praktiken umgesetzt werden.

Die Lernstruktur des hilfsmitteltechnischen Systems kann je nach Wahrnehmungsart der Akteure in verschiedenen Formen dargestellt werden.

Zur Überprüfung, ob und welche der drei Fallbeispiele sich bei der Wahrnehmungs- und Aushandlungsweisen zeigen, werden drei Hypothesen aufgestellt.

Die erste Annahme ist folgende: Wenn die Intermediäre auf der Systemebene aktiv sind, dann wird die Möglichkeit größer, dass die Anwendungskonzepte von den jeweiligen Arbeitspraktiken auf der Seite der Technikversorgung in einer nutzerorientierten Form entwickeln können.

Den Hintergrund dieser Annahme bildet die Überlegung über das Nutzerverhalten der Hilfsmitteltechnik. Die Nutzerbedürfnisse der Hilfsmitteltechnik sind im Vergleich zu anderen Alltagstechniken wie Auto oder Kühlschrank sehr abstrakt und daher nicht auf eine bestimmte Form oder Funktion des Produkts konkretisierbar. Es ist nur den beschränkten Gruppen der gesellschaftlichen Mitgliedern bekannt, welche Hilfsmittel in welchen Funktionen auf dem Markt vorhanden sind. Sie sind im Allgemein diejenigen, welche selber geistlich oder körperlich behindert sind, oder jene, welche Behinderte pflegen. Für die Anderen, die sich außerhalb dieses Kreises befinden, ist das Hilfsmittel unabhängig von dem Anwendungszweck oder dessen technischen Leistung. Ein Grund

der breiten Anwendungseinstellungen der Hilfsmitteltechnik liegt darin, dass bei der Hilfsmitteltechnik keine ausreichende Diversität der Produkte im Sinne von Leistung und Design, welche die Erwartung der Nutzer erfüllen kann, vorhanden ist. Was die Behinderten von einem Rollstuhl erwarten ist so weit wie möglich uneingeschränkte Bewegungsfreiheit. Im Gegensatz dazu ist die Auswahl der Behinderten für die Realisierung der Bewegungsfreiheit sehr beschränkt. Es gibt im praktischen Sinne nur ein Mittel für sie, nämlich den Rollstuhl. Mobilität bedeutet für den Behinderten nicht nur einfacher „Transport“, sondern auch Positionswechsel. Die Bewegungsfreiheit für die Behinderte kann so verschieden interpretiert werden. Entsprechend ist das Erwartungsspektrum gegenüber dem Rollstuhl sehr breit angelegt. Ein Behinderter mit durchschnittlichem Behinderungsgrad wünscht sich ein Vehikel mit Rädern, das ihm die Überwindung von Hindernissen wie eine Strasse ermöglicht, aber ein Schwerbehinderter wünscht sich einen Rollstuhl, der so allzweckmässig funktionieren kann wie ein Bett (damit er sich hinlegen kann), ein Vehikel oder ein Ständer, damit er sich im Stehen abstützen kann. Die Nutzerbedürfnisse sind sehr abstrakt. Sie werden bei dem Entwicklungs- oder Herstellungsprozess nach den Ansichten von Forschern oder Unternehmern interpretiert. Dabei bringen die verschiedenen Akteure ihre eigenen Interessen ein, und dabei werden die Nutzerbedürfnisse nach den verschiedenen Wahrnehmungsrahmen als eine bestimmte Nachfrage interpretiert. Bei diesem Konkretisierungsprozess der Nutzerbedürfnisse spielen die Intermediäre eine wichtige Rolle als Kommunikationsmedien. Hierbei vermitteln die Intermediäre das Wissen und die Informationen über die Nutzerbedürfnisse, die sogenannte lokale Kontingenz, damit die verschiedenen Akteure ein gemeinsames Interesse bilden können.

Die Intermediäre dienen der Bereitstellung und der Anwendung der Systemressourcen in den jeweiligen Arbeitspraktiken. Die drei Beispiele gehören zur gleichen Branche, und im Zuge dessen ist zu bedenken, dass diese über dieselbe institutionelle Infrastruktur von F&E und Industrie für die Entwicklung und Herstellung verfügen.

Was die Unterschiede zwischen den drei Beispielen ausmachen, ist die Repräsentation der Nutzerbedürfnisse und deren Wahrnehmung der Systemakteuren. Bei der

Repräsentation der Nutzerbedürfnisse spielen die Intermediäre wie Behindertenverbände oder öffentliche Institutionen eine wichtige Rolle, und sie zeigen je nach der Behinderungsart voneinander unterschiedliche politische Aktivitäten.

Die drei Beispielen verdeutlichen den Unterschied bei der Partizipation der Behindertenverbände. Die Nutzer des elektrischen Rollstuhls, die körperlich Behinderten, sind am aktivsten politisch tätig, während der Hörbehindertenverband gar keine besondere Aktivität diesbezüglich aufweist. In der Untersuchung ist zu überprüfen, ob und welche Rolle diese Intermediäre bei der Aushandlung spielen und welche Unterschiede sich bei der Konfiguration der Technik dadurch ergeben.

Die zweite Hypothese bezieht sich auf das Risiko der Fehlvermittlung von Nutzerbedürfnissen. Je mehr die Nutzung des Hilfsmittel die Ressource auf der Ebene der gesellschaftlichen Systeme, wie Gesetzt, Standard, oder die Konstellation der öffentlichen Raum etc., benötigt, desto größer die Komplexität der Informationsvermittlung der Nutzerbedürfnisse und schließlich desto größer das Risiko der Fehlvermittlung dieser. Die Hilfsmittel, deren Kauf von der öffentlichen Kasse unterstützt wird, benötigen die systemischen Ressourcen wie Kassenordnung, Budet und Plan der Budgetausgabe, den vom Gesetz bestimmten Kaufprozess etc. Diese Pläne und Normen für den Kauf und Nutzung der Hilfsmittel beeinflussen auf einer Seite die Marketing- und Herstellungsstrategie der Unternehmen und auf anderer Seite die F&E.

Betrachtet man die rigide Informationsbearbeitung der öffentlichen Sektor im Vergleich zu dem privaten, ist die Fehlvermittlungsmöglichkeit nicht absehbar.

Was mit dieser Hypothese bei der empirischen Untersuchung überprüft werden kann, ist die Variation unter den Hilfsmitteln, das unterschiedliche Ressource zur Nutzung gebraucht werden. Bei dem digitalen Hörgerät gleicht man seine Schwerhörigkeit durch die persönliche Benutzung mit dem digitalen Hörgerät aus. Im Kontrast dazu kann die Seh-Behinderung nicht durch die persönliche Benutzung des Voice-Leader komplett beseitigt werden. Hierbei bedarf es einer für den Voice-Leader geeigneten

Raumkonstellation, die systematische Anwendungsmöglichkeit der institutionellen Regel wie der Standard der Radiowelle, und die organisierte Pflege, die von der Anbieterseite veranlaßt werden sollte, etc. In diesem Zusammenhang ist der Voice-Leader ein systematisches Hilfsmittel (im Gegensatz zu persönlichen Hilfsmitteln wie das Hörgerät), dessen Benutzung die humane und materielle Dienstleistung vom Anbieter erfordert. Das heißt, dass der Ablauf der Informationsvermittlung zwischen Nutzer und Hersteller bei der systematischen Hilfsmitteltechnik noch komplizierter sich darstellt als bei der persönlichen. Bei der Informationsvermittlung der systematischen Hilfsmitteltechnik stehen die organisierten Personalien, die für den Betrieb und die Dienstleistung dienen, und Gebilde, die mit der Installation des Voice-Leader für eine Funktion wie U-Bahn Station oder Bezirksamt verantwortlich werden, als der Informations-Gatekeeper zwischen Nutzer und Hersteller. In Folge dessen ist zu bedenken, dass es einen Unterschied zwischen den systematischen und persönlichen Hilfsmitteltechniken bei der Konfiguration durch die Informationsvermittlung zwischen Nutzer und Hersteller gibt. Das Risiko der Fehlvermittlung der Nutzerbedürfnisse ist stärker ausgeprägt als im Bereich der Hilfsmitteltechnik, die nur durch systematischen Betrieb den Nutzern zur Verfügung gestellt wird, wie z.B. der Voice-Leader. An der Untersuchung der drei Beispiele wird überprüft, ob die unterschiedlichen Benutzungskonzepte einen Unterschied bei der Konfiguration ausmachen.

Die letzte Hypothese ist, dass die Rückkopplung der Nutzerbedürfnisse an die Technikversorgung der Hilfsmittel, welche durch den Versorgungskanal der öffentlichen Diensleistungen angeboten werden, noch schwerer sich darstellt, als bei jenen, welche durch den Markt direkt angeboten werden.

Die Hilfsmitteltechnik hat zwei Versorgungskanäle, nämlich das Vermittlungssystem der öffentlichen Dienstleistung und den Markt. Der Voice-Leader wird nur durch den öffentlichen Kanal bereitgestellt. Im Gegensatz dazu ist zu sagen, dass das digitale Hörgerät durch den Markt bereitgestellt wird. Die Kaufunterstützung der öffentlichen Krankenkasse für das digitale Hörgerät ist viel zu gering und die Nutzer zahlen den