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Das Systemversagen und die Innovationspolitik

V. Konfiguration und Intermediation im System

2. Die Intermediation des Wissens und die Förderungsmöglichkeit

2.1 Der Wandel der Innovationspolitik und die Rolle der Intermediäre für die

2.1.2 Das Systemversagen und die Innovationspolitik

vom sogenannten Mode 1, das im Allgemein als die Grundlagenforschung bezeichnet wird, welche hauptsächlich der wissenschaftlichen Forschung dient, zum sogenannten Mode 2, welches von Anfang an anwendungsgerichtet konzipiert wurde, wird als Grund hierfür gesehen (Vgl. Gibbons et al., 1994).

Die Art des Wandels bedeutete für die beteiligten Akteure in erster Linie die Notwendigkeit der Verbindungen für die Erwerbung der Wissens- und Informationsressourcen und die kontinuierliche Erneuerung der Anwendungskonzepte der Forschungsergebnisse. Die Intermediäre in den 1970er und 1980er Jahren sind eine Unterstützungsinstitution, die den Wissenschaftler in Richtung Kooperation mit den Unternehmen führen sollen. Das universitäre Liaisonbüro oder das Technologiezentrum bemühen sich zwischen den einzelnen Forschungslaboren und den einzelnen Unternehmen eine Brücke zum Wissenstransfer aufzubauen. Institutionen dieser Art der Vermittlung werden als sogenannte traditionelle Intermediäre, die der „one-to-one“ Verbindung dienen, bezeichnet.

einzelnen Akteure durch ihre historische und lokale Bedingtheit begrenzt ist, und zweitens, dass Wissensgenerierung kollektive Arbeit ist (Lundvall, 1992; Johnson, 1992). Diese Erkenntnisse von der Eigenschaft des Wissens führt das Augenmerk der Politik auf die Verbindung zwischen den Akteuren der Wissensgenerierung sowie auf den dafür notwendigen Netzwerkaufbau. Demnach werden hierbei die sozialen Elemente nicht als die Umwelt der technologischen Entwicklung, sondern als deren Substanz betrachtet. Schlussfolgerichtig muss die Wissenschafts- und Technikpolitik über die Grenze der herkömmlichen Technologiepolitik hinausgehen und sich an der systematischen und netzwerkartigen Innovation orientieren, welche die auf die Technikinnovation bezogene, gesellschaftliche Innovation einschließt.

Zur Betrachtung heterogener Akteure ist zu sagen, dass die Instabilität die größte Eigenschaft des Innovationssystems ist. In diesem Sinne ist die Erhaltung des Innovationssystems das Ergebnis der Konfliktlösung und Kooperationserschaffung. Die Reduzierung dieser für die Systemerhaltung ist eine politische Aufgabe. Das politische Ziel verfolgt demnach zwei Richtungen. Zum einen die Verstärkung der Verbindung zwischen den Akteuren der Kooperation, und zum anderen die aktive Auseinandersetzungen über den Konsens bezüglich einer Problemlösung (Vgl. Smits &

Kuhlmann, 2004; Hekkert, et. al., 2007).

Wissenschaftler in der Diskussion über die systemischen Innovation, wie Lundvall oder Johnson, sehen das Lernen unter den heterogenen Akteuren als die Antriebskraft für die Innovation und werten die Wissensgenerierung als die grundlegende Funktion des Systems (Vgl. Johnson, 1992). Die Heterogenität kann eine vielseitige Wissenslandschaft gestalten, doch erschwert es hingegen synergische Effekte durch eine gemeinsame Problemlösung herbeizuführen. Der Schlüssel zur Innovation liegt infolgedessen darin, wie die Kohäsion unter den verschiedenen Akteuren entsteht und in welchem Kooperationszusammenhang die Akteure stehen (Freeman, 1997; Lundvall, 1988; Lundvall, 1992; Nelson, 1993; Barre et al., 1997; Smits, 2002). Hier wird die Institution als das Regulationsmittel, die die unsicheren Verhältnisse zwischen den

Akteuren in eine feste Beziehung zu bringen versucht, angesehen (Edquist und Johnson, 1997). Die Institution hat die Aufgabe die Unsicherheit bei der Informationsvermittlung zu reduzieren, sowie Konflikte und Kooperation zu managen (Edquist und Johnson, ebd.). Jedoch ist die starke Verbundenheit zur Reduzierung der Instabilität nicht unbedingt positiv zu bewerten. Die Erhaltung der Verbundenheit kann auf der anderen Seite einen negativen Effekt hervorrufen, indem sie die Beziehung zwischen den einzelnen Akteuren in bestimmte Mustern fossilisiert und von neuen technischen Veränderungen abhält. So entsteht zum Einen eine begrenzte Anwendung der Systemressourcen zur Wissensgenerierung und zum Anderen die „Normalisierung“ der Arbeitsroutinen von Arbeitspraktiken der Akteure. Schließlich zeigt das System

„institutionelles Versagen“, wobei eine bestimmte Struktur der Wissens- und Informationsgenerierung gehärtet ist und damit das System nicht mehr auf die lokale Kontigenz flexibel reagieren kann.

Den bisher vorgestellten historischen Wandel der Innovationspolitik stellen Kuhlmann und Smits in einem Diagram wie folgt dar.

[Abb. 5 Der Wandel der Innovationspolitik ]

(Smits & Kuhlmann, 2004: 13)

Die Tendenz, die anhand der Studie über den Wandel der Innovationspolitik herausgefunden wurde, ist, dass die Bedeutung der Kopplung von Technikangebot und der Techniknachfrage immer größer geworden ist und die Kopplung auf der ganzen Ebene des Systems stattfindet. Sie sehen den blockierten Wissensfluß als der Faktor des

„mismatch“ von Angebot und Nachfrage und erwähnt davon wie folgt.

„A considerable mismatch between the needs of private firms and the knowledge that was being produced was apparent only too often. Better interaction between the producers and the suppliers of knowledge was essential tobe able to cope with this problem” (Smits & Kuhlmann, 2004: 13)

Der Ausgangspunkt der Diskussion über die Innovation des Systems liegt in der Überwindung der Dichotomie der Wissensgenerierung und der Anwendung von Wissen, die beim Linear Modell aufgezeigt worden ist, sowie in der Schaffung synergischer Effekte durch das Lernen unter heterogenen Akteuren. Die Diskussion fokussiert auf zwei Notwendigkeiten zur Förderung des Lernen im System. Erstens, auf die Notwendigkeit der Erschaffung von Lernbedingungen durch Exploration und Versuche, und zweitens, auf der Notwendigkeit nachhaltiger Dynamik durch eine offene Lernstruktur, welche die Einfuhr von neuem Wissen und Informationen kontinuierlich ermöglicht. Im Hintergrund der Fokussierung auf das Lernen und der Nachfrage liegt die Überlegung von der Funktion des Innovationssystems.

Galli und Teubal betrachten die Funktion des Systems aus der Perspektive der Verbindung zwischen der Nachfrage und dem Angebot von Wissens und teilen die Funktionen des Innovationssystems in eine„harte und eine weiche“ ein (Galli und Teubal, 1977). Die harten Funktionen sind die sogenannten harten Institutionen wie die Universitäten, öffentliche Institutionen, Institute, das Technikzentrum oder die

Unternehmen, die die Forschungsergebnisse in den Geschäften oder in den öffentlichen Bereichen anbieten. Die weiche Funktion wird hier als die Verbindung von Information, Wissen und Technik zwischen dem Anbieter und den Nutzern verstanden, welche die sogenannten weichen Institutionen wie das Liason Büro von Universitäten oder das Koordinationsbüro des Innovationszentrum miteinschliessen (Galli and Teubal, ebd.).

Liu und White sehen die Schwachpunkte des Innovationssystems darin, Aktivitäten wie Kreation, Diffusion und Ausnutzung der technischen Innovation auf systemischer Ebene auszuführen. Die Lösung finden sie bei dem Aufbau der Verbindungsstruktur unter den Akteuren in den jeweiligen Subbereichen. Sie teilen das System in fünf Module, nämlich der Forschung, der Ausführung(Produktion), der Anwendung, der Verbindung und der Erziehung.

Johnson and Jacobsson gehen davon aus, dass das Innovationssystem danach streben soll die verschiedenen Ressourcen dem Wachstum der Industrie zur Verfügung zu stellen (Jacobsson & Johnson, 2000). Die von ihnen definierten Funktionen sehen folgendermaßen aus: Anbieten von Motivationen zur Innovationsaktivität durch Unternehmen, Bereitstellung von Ressourcen (Kapital, Wettbewerbsfähigkeit), Anzeigen der Forschungsrichtung (welche die Richtung von Ressourcenverteilung durch die Akteurebeeinflusst), Erkenntnis von Potential zur Entwicklung (welche die technische Möglichkeit und die wirtschaftliche Rechtmäßigkeit definiert), Beschleunigung von Information- und Wissensaustausch, Beschleunigung und Schöpfung vom Markt, Reduzierung von sozialer Ungewissheit (wie z.B. die Ungewissheit darüber, wie sich andere Menschen verhalten und wie sie reagieren werden), die Überwindung sozialen Widerstands gegen die Veränderung, wenn die Innovation auftritt (Vermittlung der Rechtmäßigkeit von Innovation).

Johnson und Jacobsson (2001) reduzierten acht Funktionen durch experimentelle Studien auf fünf Funktionen: Schöpfung von neuem Wissen, Richtungshinweis auf den Forschungsprozess, Ressourcenangebot, Entstehungsbeschleunigung des positiven externen Wirtschaftssystems (in der Form von Informations-, Wissens- und Visionsaustausch) und Beschleunigung der Marktbildung (Johnson & Jacobsson, 2000;

Vgl. Jacobsson & Andersson et al., 2004).

Die Funktion des Systems in den drei vorgestellten Ansätzen fokussiert auf das kontinuierliche Wachstum der industriellen Produktivität. Um dies zu erreichen, hat das System die Rolle, die Austausch von Information zwischen den Forschungsinstituten und Unternehmen zu gewähren, die Forschungsinstanzen an der Nachfrage auszurichten und die Akzeptanzfähigkeit neuer Technologien bei den Nutzern zu erhöhen. Was für die vorliegende Arbeit beachtenswert ist, ist dass nur die Akteure auf der Anbieterseite platziert sind, die direkt in der Technikentwicklung oder Produktherstellung tätig sind.

Dazu gehören die Forschungsinstitute, Unternehmen oder die Institutionen, die sich mit den technischen Problemen bei der Entwicklung beschäftigen. Wie bei den Fallstudien gezeigt worden ist, ist das Potential des „Systemversagens“ auch in den Bereichen von Distribution und Dienstleistung vorhanden.

Im nächsten Kapitel wird den Fragen nach politischen Interventionsmöglichkeiten für die Faktoren des Systemversagens, die bei der Konfiguration der Hilfsmitteltechnik ermittelt worden sind und von den vorigen drei Ansätzen nicht behandelt worden sind, nachgegangen.