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Die Systemarchitektur und das Dominant Design

V. Konfiguration und Intermediation im System

1. Die Systemarchitektur durch das Lernen und die Rolle der Techniknutzer

1.1 Die Systemarchitektur und das Dominant Design

Den populärsten Ansatz über die Systemarchitektur findet man bei dem „Architektur-Modell“ von Henderson und Clark (Henderson & Clark, 1990). Er steht vor dem theoretischen Hintergrund der Diskussion über „Dominant Design“ von Tushman und Rosenkopf (Tushman & Rosenkopf, 1992).

Nach ihnen kommt die Entstehung des bestimmten Designs, der Komponentenzusammensetzung, durch Wettbewerb zustande. Der Wettbewerb endet, wenn ein Design gewählt wird und es formuliert werden kann, wieviel wirtschaftlichen Gewinn die Zusammensetzung des Designs zur Folge hat. Dies wird in zwei Punkten problematisch, wenn man die Innovation in der heuristischen Ansicht betrachtet: Erstens, es wird darüber schon vor dem Wettbewerb festgelegt, auf welche Art sich die technische Komponente zusammensetzt, d.h., auf welche Art sie angewendet wird.

Deshalb läuft der Prozeß, dies ist der zweite Punkt, nach der Designauswahl des entsprechend geplanten Anwendungskonzeptes so ab, „als würden sich Puzzleteile zusammenfügen“.

„After dominant design emerge, technical progress is driven by numerous incremental innovations ... As in normal science (Kuhn, 1962), normal technological progress involves puzzle-solving about a given set of technological premises….” (Tushman &

Rosenkopf, 1992: 323).

Tatsächlich ist es aber nicht so, dass die Puzzleteile oder der Puzzlerahmen in der Technikinnovation von Anfang an bestimmt ist. Der Prozess der Technikinnovation ist

ein Wandel vom turbulenten Wettbewerb zum stabilen Stand. Die konfusen Situationen müssen beendet werden und dies wird erreicht, indem die Akteure, welche sich an der Innovation beteiligen, für ein gemeinsames Ziel miteinander kooperieren. Ihre Gedanken spiegeln sich im von ihnen gezeigten Innovationsmodell, dem zyklischen Modell, sehr gut. Dieses Modell besteht aus vier Phasen, welches von einem Variationspool ausgeht. Dies entsteht auf der Basis vom Wissen durch die Unstetigkeit der Technik (Variation). Die zweite Phase wird als „era of ferment“ bezeichnet, deren Eigenschaft im technologischen Wettbewerb zwischen dem alten und dem neuen technischen Systems besteht (Selektion). Danach entwickelt sich ein „dominant design“, das als Einheitsstruktur diesbezüglich definiert wird. Mit diesem ist der vergangene technologische Wettbewerb beendet (Retention). Die vierte Phase ist die „era of incremental change“ durch die inkrementale Verbesserung des „dominant design“ (Tushman and Rosenkopf, ebd.). Die zahlreichen Studien hierüber sind im

„Cyclical Model“ der Technikveränderung von Anderson und Tushman zusammengefasst (Anderson and Tushman, 1990: 1991).

Jedoch weist der evolutionstheoretische Ansatz, der besagt, dass am Anfang viele Möglichkeiten offen sind, einige davon ausgewählt und beibehalten werden, unter der Betrachtung von Beziehungen zwischen Handlung und Struktur bei den wissenschaftlichen Diskussionen von oben einige Punkte auf, denen man schwerlich zustimmen kann. Die Möglichkeit wird durch die reflektive Überwachung von den Akteuren als Möglichkeit erkannt und die Akteure benutzen die Modalität, um sie zu erreichen. In dieser Hinsicht wird die Möglichkeit schon von Anfang an in der Interaktion zwischen den Akteuren und der Struktur gebildet. Anders ausgedrückt, der Innovationsprozess ist kein Prozess von „offen → verschlossen,“ sondern ein heuristischer Prozess, in dem immer nach der Form für Möglichkeiten und Realisierungen gesucht werden muss. Nimmt man an, dass die technischen Innovationsaktivitäten in der Substruktur des Systems die Reflexivität besitzen, ist man gezwungen zu fragen, wie man diese Problematik mit der Systemstruktur verbindet.

Henderson und Clark, welche sich auf diesem Gebiet spezialisiert haben, entwickelten ein Modell der Systemstruktur, die sich der Evolutionstheorie anschließt (Henderson &

Clark, ebd.). Sie erläutern die Systemstruktur in drei Formen und unterscheiden zwischen dem Wissen um die technischen Komponenten (component knowledge) und dem Wissen von den Konfiguration dieser Komponenten (architectural knowledge).

Die Diversität der Konfiguration der technologischen Felder wird nach den Kriterien typologisiert, in welchen Varianten das Wissen von der technischen Komponente und das architekturelle Wissen sich verändern. Die drei Typen sind definiert als inkrementelle, modulare und architekturelle Innovation.

Die inkrementelle Innovation bedeutet, dass das Wissen im Bezug auf die herkömmlichen Komponente und die Architektur verstärkt wird. Damit ist die Verbesserung des Wissens hinsichtlich der Komponenten in der bestehenden Architektur gemeint. In der modularen Innovation wird diese erhalten bzw. verstärkt, jedoch wird die Technik bezogen auf die Komponente durch die neue Technik ersetzt. Unter der Architekturinnovation versteht man, dass die vorhandenen Techniken bezogen auf die Komponente beibehalten werden, aber das herkömmlichen Wissen hinsichtlich der Architektur abgeschafft wird und dass neues Architekturwissen auftritt. Die radikale Innovation bedeutet, dass alles Wissen hinsichtlich der Komponente bzw. Architektur neu auftritt. Die Architekturformen in diesem Modell unterscheiden sich darin, in welchem Niveau die generalisierte Norm auf der Systemebene als die Norm für die Konfiguration der Komponenten in den Praktiken der Technikherstellung und – distribution anerkannt und angewendet werden. Die Architektur in ihrem Sinne impliziert bereits ein bestimmtes „dominant design“. Hierbei bietet das Architekturwissen die Ressource der Akteure zum Wissensaustausch und –erwerb, die zu den verschiedenen Modulen gehört, welche technische Komponente anwenden.

Berücksichtigt man die oben erwähnte Heterogenität des Innovationssystems, ist zu hinterfragen, ob das Architekturwissen mit dem „dominant design“ gleichgesetzt werden kann. Dies liegt darin begründet, dass die Systemnormen zwar logisch ercheinen, insofern als dass sie den Interaktionen der Akteure innerhalb eines Systems

materielle bzw. normhafte Ressourcen anbieten. Die Regulation aber zur Wissensherstellung der Akteure, die Verbindungsart unter den Akteuren, ist das Resultat der Aushandlung unter den Akteuren, wenn man bedenkt, dass die Interaktionen der Akteure nicht durch die imperative Norm entstehen, sondern strategische Handlungen sind, um die Systemressourcen anzuwenden.

Wenn man den Prozess der Beziehungsbildung zwischen den heterogenen Akteuren der Innovation nicht als Handlung, die einem bestimmten Muster nachgeht, sondern als strategische Anschliessung der Handelnden betrachtet, kann man sagen, dass die Konfiguration des Systems, welche den technischen Wandel hervorruft, eine Situation ist, die die Anschliessung und das Ausschließen zwischen den Handelnden ständig wiederholt. In diesem Zusammenhang betont Rip umsomehr den „situated charakter“ der technischen Entwicklung als das „technological regime,“ die in der evolutionstheoretischen Innovationstheorie erwähnt wird. Er setzt den Schwerpunkt darauf, wie sich die verschiedenen Antizipationen zur Technik, die die verschiedenen Akteuren hinsichtlich der Innovation besitzen, koordinieren und Konflikte erleben.

Demnach kann sich die Kontingenz der Technikinnovation über das Labor oder das Unternehmen, in dem die Prognose über die technischen Faktoren, die Nachfrage im Markt oder Faktoren über das Angebot und ihre Verknüpfung getrieben werden, hinaus in den umfangreichen sozialen Bereichen, zu denen die sich auf die Technik beziehenden Akteure gehören, ereignen. Der Innovationsprozess ist eine Folge von Situationen, die durch die Akteure entstehen, welche sich mit den Lösungen von berechenbaren und unberechenbaren Problemen befassen.

In diesem Zusammenhang bedeutet das Lernen während des Innovationsprozesses keinen einseitigen Erwerb oder eine teilweise Verbesserung von Wissen, das bei Nelson und Winter nur ein bestimmtes Wissen – z.B. dominant design – ausmacht, sondern es ist ein Prozess von Wissensgenerierung, in dem man für die verschiedenen Probleme, die sich in den lokalen Bereichen ereignen, Lösungen findet. Natürlich laufen diese

Prozesse unter Ausschluss von Weitergeben bzw. Erwerb des bis jetzt erworbenen Wissens und der Bearbeitungs- bzw. Produktionsweise ab. Jedoch wird das vorhandende Wissen auf jeden Fall während des tatsächlichen Anwendungsprozesses derselbigen durch die Handlungsreflexivität der Akteure strategisch rekonstruiert. In dieser Hinsicht kann der Begriff „dominant design“ in der Wissensgenerierung und Technikinnovation nur „situated“ existieren und keinen Zielpunkt darstellen, der auf den technischen Wandel und die Richtung für die Wissensgenerierung verweist. Deshalb ist die Konfiguration der technischen Komponente nicht von statischer, sondern von temporeller Struktur. Der Mechanismus der Konfiguration muss nicht als Isomorphismus, sondern als Konflikt, Koordination, Aushandlung und Strukturierung zwischen den lokalen Wissen verstanden werden. Wenn man zusätzlich die oben erwähnten Eigenschaften von Technik berücksichtigt, ist es notwendig, durch empirische Forschung die Verbindungsart verschiedener Komponenten, welche in einem Gerät verschmolzen sind, und den Zusammenhang mit dem System zu betrachten und ihre Eigenschaften zu identifizieren.

Vor diesem Hintergrund erfährt im Folgenden die Systemstruktur nähere Betrachtung, um Hinweise zu gewinnen, wie man den Rahmen für die empirischen Forschungen aufstellen soll.