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V. Konfiguration und Intermediation im System

2. Die Intermediation des Wissens und die Förderungsmöglichkeit

2.1 Der Wandel der Innovationspolitik und die Rolle der Intermediäre für die

2.1.1 Das Marktversagen und die Intermediation

Nach dem Zweiten Weltkrieg verfolgte auf globaler Ebene die Innovationpolitik zwei unterschiedliche Tendenzen. Während die USA durch den Krieg die Einflusskraft der Wissenschaft und Technik erkannt hatte und infolge dessen eine Organisation für die Grundlagenforschung, die NSF, gründete, wurden in Europa Wissenschaft und Technik als ein Mittel für den Wiederaufbau der Volkswirtschaften betrachtet. Die Kontrolle der Industrie durch den Staat stellte die Hauptinhalte der Innovationspolitik dar (Hauknes, 1999).

Dem Hintergrund der Verstärkung der nationalen Macht und dem Wirtschaftsaufbau lag der Gedanke des sogenannten Linear-Modells der Innovation zugrunde. Dieses besagt, dass durch gezielte Investitionen in wissenschaftliche Forschung die Entwicklung und Herstellung sequentiell erzeugt wird, sowie auch dass hervorragende wissenschaftliche Ergebnisse die Diffusion der Produkte am Markt automatisch sichern.

Seit den 1950er Jahren aber setzte man sich kritisch mit dieser Hypothese, nämlich dass Wissenschaft und Technik zu wirtschaftlichen Wachstum führen, auseinander. Das sogenannte “Marktversagen”, nach dem die Kollaboration zwischen der Wissenschaft und Industrie und die damit verbundene Schöpfung des wirtschaftlichen Erfolges durch die Marktlogik allein nicht erreicht werden konnte, gab den Anstoss zur Intervention der

Regierung im Bereich von Technikinnovationen (Arrow, 1962). Auf der Basis dieser Diskussionen wurden für den Aufbau der Infrastruktur öffentliche Forschungsinstitute und institutionell unterstützte Finanz- und Rechtssysteme eingeführt, Wissenschaft und Technik als “öffentliche Güter” verstanden.

Nichtsdestotrotz war die Innovationspolitik bis in die 80er Jahre vom Mythos des wirtschaftlichen Erfolgs durch wissenschaftliche Forschung stark geprägt.

„Marktversagen“ bedeutet eine „Situation, bei der die Versorgung durch bestimmte Güter oder Produkte nicht in geeignetem Maße stattfinden kann“ (Pearce, 1986). Das Ziel der Innovationspolitk lag darin, „Marktversagen“ zu vermeiden und damit den wirtschaftlichen Erfolg zu sichern. Das Technologie-Schub Modell und das Demand-Pull Modell waren diejenigen, die auf der Basis des Linear Modells dieser politischen Aufgabe dienten. Nach dem Technology-Push Modell ist der entscheidende Faktor des wirtschaftlichen Erfolgs die Leistungskapazität der Wissenschaftler und der Forschungslabore. Die politische Aufgabe hier liegt deswegen in erster Linie darin, auf einer Seite die innovativen Wissensressourcen zu schützen und auf anderer Seite den Profit zu sichern. Dies kann durch die Reduktion vom Verlustrisikos der Wissenschaftler bei dem exklusiven Rechts und die Reduktion vom Marktunsicherheit der Unternehmen gelingen. Die politischen Mittel dafür sind Anreize, mit denen man Wissenschaftler, Forschungslabore und Unternehmen belohnt, die sich als wirtschaftlich leistungskräftig erwiesen haben. Förderungsgelder oder Steuerprivilegien sind Beispiele hierfür. Im Kontrast dazu sieht das Nachfrage-Sog Modell die Nachfrage auf dem Markt als die unabhängige Variable der Innovation. Nach diesem Modell wird die Stimulierung der Nachfrage als das notwendige politische Mittel für die Innovation verstanden. Das aktive politische Mittel dafür ist der direkte Kauf von Produkten, das Risiko des Marktversagen ist repräsentiert durch die Regierung. Damit können die Unternehmen den Handlungsraum für „trial & error“ erweitern und sich grössere Chancen für die Kommerzialisierung der Technik sichern.

In den 1980er Jahren traten kritische Blicke auf die Effizienz der öffentlichen Forschungszentren und der öffentlichen Institute auf, die die Wissenschafts- und

Technologiepolitik in den 1960ern und 1970ern Jahren als einen Schwerpunkt gesetzt hatte. Deren Bewertung wurde zum Gegenstand der Politik. Auf der anderen Seite führte die Skepsis darüber, das Wissenschaft und Technik als öffentliche Güter zu betrachten seien, zurück zum klassischen Ziel von der Erweiterung des Wirtschaftserfolgs durch Wissenschaft und Technik. Das Wirschaftswachstum Japans in den 1980'ern Jahren gab den USA und Europa viele Anreize und veranlasste, dass die Wissenschafts- und Technologiepolitik ihre Interessen von der Lösung gesellschaftlicher Probleme zur ‘strategischen F&E’ hinwendete. Die Politik suchte verstärkt nach einer Entsprechung des „Fit for Survival“, was in der Form von konzentrierter Förderung bestimmter Unternehmen oder bestimmten Industriebereichen sichtbar wurde9.

Durch die Art der politischen Intervention nach dem Linear-Modell lassen sich die politischen Aufgabenbereiche für Innovation in konkrete, aber gleichzeitig vereinfachte Handlungsansätze reduzieren, wobei die Antriebskraft der Innovation nur in der Forschungsaktivität gesucht wird. Dabei wird die soziale Einbettung in die Innovation lediglich in der Beziehung zwischen der Regierungsinstitutionen und den Forschungslaboren gesehen. Der Art der Politik liegt die Epistemologie von der Abgrenzung zwischen der Wissensgenerierung und Wissenspraktizierung zu Grunde.

Ein neuer Weg zur politischen Intervention muss gesucht werden, der die Innovationspotentiale, das in den verschiedenen gesellschaftlichen Praktiken vorhanden sind, erweckt (Vgl. Russell & Williams, 2002). Infolgedessen findet die Politik der systemischen Innovation ihren Ausgangpunkt in der Vernichtung der Differenz zwischen Wissenschaft und Praktiken, oder sogar zwischen den Arbeitspraktiken des Systems die ubiquitäre Wissens- und Informationsfluss zu fördern.

Auf die Rolle der Intermediäre ist in den 1970er Jahren, als die Beseitigung der Abtrennung der Forschung von der Herstellung notwendig für das wirtschaftliche Wachstum erschien, durch die Wissenschaft aufmerksam gemacht worden. Der Wandel

9 Tait und Williams kritisieren diese Politik, die immer noch im Rahmen des Linear Modell verbleibt, und bezeichnen solchen Politiktendenzen als „linear Plus“ (Tait & Williams, 1999).

vom sogenannten Mode 1, das im Allgemein als die Grundlagenforschung bezeichnet wird, welche hauptsächlich der wissenschaftlichen Forschung dient, zum sogenannten Mode 2, welches von Anfang an anwendungsgerichtet konzipiert wurde, wird als Grund hierfür gesehen (Vgl. Gibbons et al., 1994).

Die Art des Wandels bedeutete für die beteiligten Akteure in erster Linie die Notwendigkeit der Verbindungen für die Erwerbung der Wissens- und Informationsressourcen und die kontinuierliche Erneuerung der Anwendungskonzepte der Forschungsergebnisse. Die Intermediäre in den 1970er und 1980er Jahren sind eine Unterstützungsinstitution, die den Wissenschaftler in Richtung Kooperation mit den Unternehmen führen sollen. Das universitäre Liaisonbüro oder das Technologiezentrum bemühen sich zwischen den einzelnen Forschungslaboren und den einzelnen Unternehmen eine Brücke zum Wissenstransfer aufzubauen. Institutionen dieser Art der Vermittlung werden als sogenannte traditionelle Intermediäre, die der „one-to-one“ Verbindung dienen, bezeichnet.