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Die Systemarchitektur durch die kontinuierliche Aushandlung

V. Konfiguration und Intermediation im System

1. Die Systemarchitektur durch das Lernen und die Rolle der Techniknutzer

1.2 Die Systemarchitektur durch die kontinuierliche Aushandlung

Prozesse unter Ausschluss von Weitergeben bzw. Erwerb des bis jetzt erworbenen Wissens und der Bearbeitungs- bzw. Produktionsweise ab. Jedoch wird das vorhandende Wissen auf jeden Fall während des tatsächlichen Anwendungsprozesses derselbigen durch die Handlungsreflexivität der Akteure strategisch rekonstruiert. In dieser Hinsicht kann der Begriff „dominant design“ in der Wissensgenerierung und Technikinnovation nur „situated“ existieren und keinen Zielpunkt darstellen, der auf den technischen Wandel und die Richtung für die Wissensgenerierung verweist. Deshalb ist die Konfiguration der technischen Komponente nicht von statischer, sondern von temporeller Struktur. Der Mechanismus der Konfiguration muss nicht als Isomorphismus, sondern als Konflikt, Koordination, Aushandlung und Strukturierung zwischen den lokalen Wissen verstanden werden. Wenn man zusätzlich die oben erwähnten Eigenschaften von Technik berücksichtigt, ist es notwendig, durch empirische Forschung die Verbindungsart verschiedener Komponenten, welche in einem Gerät verschmolzen sind, und den Zusammenhang mit dem System zu betrachten und ihre Eigenschaften zu identifizieren.

Vor diesem Hintergrund erfährt im Folgenden die Systemstruktur nähere Betrachtung, um Hinweise zu gewinnen, wie man den Rahmen für die empirischen Forschungen aufstellen soll.

and thus to constituting technology” (Bijker, 1995: 123).

Was von dem „zyklischen (cyclical) Modell“ oder von der technischen Variation bei Henderson und Clark in diesem Kontext ausgewählt wurde, war die Technik, die den Anforderungen der Umwelt entspricht. Bei ihnen liegt die soziale Umwelt außerhalb der Technik und wird als Voraussetzung für die Auswahl oder für ausgewählte Technikentwicklung verstanden. Jedoch sieht Bijker (und die Wissenschaftler von SCOT) die soziale Umwelt- das Netzwerk der sozialen Gruppe - als etwas, was in der Technikveränderung eingebettet ist. Die erfolgreiche Technik, oder anders ausgedrückt, die Technik, bei der die Beziehungen der sozialen Gruppe, die sich an der Wissensgenerierung und dem –austausch hinsichtlich der Technikentwicklung beteiligt, die in die stabile Phase gelandet ist, definiert die neue Idee für die weitere Entwicklung oder die Auswahlumwelt der Invention. Er versucht herauszufinden, wie die Koevolutionisierung der Technik und der Gesellschaft in der Realität geschieht. Dieser Versuch geht von der Überlegung aus, dass „die Sozialgruppen hinsichtlich des bestimmten technischen Artefakts“ unterschiedliche Verständnisse zur Technik besitzen.

Dabei bedeuten die sozialen Gruppen sowohl bestimmte Organisationen wie Unternehmen, als auch Gruppen von Individuen, die nicht organisiert sind. Die Mitglieder der sozialen Gruppen haben gemeinsame Probleme und versuchen diese Probleme durch das bestimmte Artefakt zu lösen. Daher bedeutet „technological frame“ bei ihm nicht die Verknüpfung der technischen Komponenten selbst, sondern kann in dem strukturellen Aspekt als Interaktionsrahmen unter den Mitgliedern verstanden werden. Die Art der Interaktionen unter den Mitgliedern und damit die Art der Problemlösung wird jedoch dadurch entschieden, indem nicht nur die sozialen Elemente, sondern auch die stabilisierten Artefakte aus dem vorangegangenen Konstruktionsprozess gemeinsam Einfluss ausüben (Bijker, 1995:124). Hierbei weist Bijker auch auf die zwei Aspekte hin, die die Technikveränderung besitzen. Die technischen Funktionen, nach denen die Gedanken der Mitglieder zur neuen Technik streben, und die davon erwarteten Effekte gehen von der vorhandenen „technological

frame“ aus, und diese definiert die Norm für die Produktion und das Angebot der neuen Technik bzw. für die Anwendungspraxis. Aber nach Bijker wird gleichzeitig diese von dem vorangegangenen Beispiel entstandene Norm wiederholt überprüft und rekonstruiert, bis die neue Technik tatsächlich angewendet wird. Dies ist der Fall bis es als ein Produkt mit bestimmter Funktion produziert, vertrieben und nach den jeweiligen Anwendungskonzepten durch die Benutzer benutzt wird. In diesem Zusammenhang betrachtet Bijker die Funktionen, die den technischen Elementen zugeschrieben werden, nicht als von Anfang an nach dem vorangegangen Beispiel festgelegt, sondern als etwas, was aus der Übereinkunft der sozialen Gruppen entsteht. Er hält die Konfiguration der technischen Komponente für etwas Offenes, nämlich einen Prozess (Bijker, ebd.).

Bijker betrachtet den Verlauf der Diskussionen unter den Sozialgruppen um die Konfiguration der Technik aus der semiotischen Perspektive. Es liegt an der von den Sozialgruppen zusammengesetzten Rhetorik, dass Gruppen mit unterschiedlichen Interessen trotzdem einen Konsens erreichen. Die Akzeptanz der eigenen Perspektive durch die anderen ist erst möglich, wenn ein Vorschlag konstruktiv zur Lösung des Probleminteresses beiträgt. Verschiedene Sozialgruppen legen die Interpretationen zu einem Problem nicht in einen Rahmen fest, um die gemeinsame Fragestellung zu einem Problem zu definieren. Statt dessen wechseln stets die Interpretationen im Verhandlungsprozess. Die Interpretationen der Betreffenden gegenüber den technischen Problemen wie der Zusammensetzung des Algorithmus von einem DSP-Chip während der Gemeinschaftsforschung über Hörgeräte durch die Ergonomiker und den Unternehmen können, wie die Problematik von Produktionskosten oder Design, verschieden sein. Wenn die Produktionskosten als gemeinsames Problem unter den Betreffenden auftreten, wird das Problem aus anderen Aspekten wie z.B. das Problem vom Hörgefühl von den Diskussionen ausgeschlossen. Aber das Thema der Arena kann durch die Gruppen gewechselt werden, während die Funktionen der Technik konstruiert werden beziehungsweise falls das Problem während der Rekonstruktion der Arbeitspraxis von den beteiligten Gruppen auftaucht. Bijker erklärt dies mit dem Begriff

von Flexivität der Interpretation. Nach ihm werden die Formen der Artefakte durch die Aushandlungen zwischen den betreffenden Sozialgruppen und durch die Übereinkunft durch den sehr komplizierten Prozess ausgewählt. Die Technikentwicklung verläuft nicht nach der eigenen Logik linear, sondern sie ist von nichtfestgelegtem Charakter, welcher die Möglichkeit besitzt, sich je nach der der Einmischung der Interessensbeziehung von unterschiedlichen Sozialgruppen auf verschiedene Art zu verändern. Die Form der technischen Artefakte ist ein Ergebnis der betreffenden sozialen Aushandlung (Bijker, 1987). Die Stabilisierung der Technikentwicklung bedeutet bei Bijker nicht, dass die technische Komponente in die beste Form für die Technikanwednungskonzepte konfiguriert werden, sondern, dass die Auseinandersetzungen der Gruppen bezogen auf die Technik durch eine Rhetorik beendet werden.

Folgt man der These, so hat die Methodik der radikalen oder inkrementellen Innovation bei der Evolutionstheorie keine logische Begründung mehr. Der Schwerpunkt der evolutionstheoretischen Interessen liegt darauf, wie radikal oder inkrementell ein technischen Systems einen Rahmen bildet. Im Gegensatz dazu versteht Bijker den Innovationsprozess als Bildungsprozess der Rhetorik und interessiert sich für die Problemdefinition und Problemlösungsstrategie, die sich während der Aushandlungsprozesse der Akteure verändern. Er geht einen Schritt weiter und macht darauf aufmerksam, dass der Verbindungsgrad unter den der Innovation teilnehmenden Akteuren nicht gleich hoch ist. Die Aufnahme des „technological frame“ hängt davon ab, wie hoch die Akteure sich selbst mit der Art der gemeinsamen Problemlösung, nämlich der Rhetorik identifizieren können. Der Grad der Einbindung eines Akteures sei dadurch bestimmt, inwieweit ein „frame“ die Interaktionen dieses Akteurs bestimme (Bijker, ebd.). Im logischen Zusammenhang betrachtet weist dies darauf hin, dass dieselben Akteure mehreren Gruppen angehören können. Und es wird strategisch entschieden, welche Gruppen noch intensiver eingeschlossen wird. Das verweist auf zwei folgende Merkmale der Systemkonfiguration. Zum einen darauf, dass die Konfiguration des technischen Systemss ein beweglicher Zustand ist, der immer und

ständig veränderbar ist. Zum anderen darauf, dass die Möglichkeit zur neuen Fragestellung immer offen ist, und die Realisierung der neuen Fragestellung mehr von den Akteuren erwartet werden kann, deren Eingeschlossenheit nicht sehr stark ist. Nach seiner Methodik legt der Forschungsverlauf dar, wie die Fragestellungen durch die lokalen Akteure mit der Problemstellung des Systems und ihrer Lösung verbunden sind.