• Keine Ergebnisse gefunden

Die Praktiken von Distribution, Verkauf und Dienstleistung

VI. Empirische Untersuchung

2. Aktueller Stand der Hilfsmittelnutzung und Versorgung

2.1 Das digitale Hörgerät

2.1.2 Die Praktiken der Versorgung des Hörgeräts

2.1.2.3 Die Praktiken von Distribution, Verkauf und Dienstleistung

13 Die Hörgeräte-Unternehmen wie Siemens Hörgeräte von Deutschland, William Demant Holding von Dänemark, GN Resound, Widex, Starkey aus den USA und Phonak aus der Schweiz sind weltweit führend; zusammen betraegt ihr Marktanteil bis zu 96% (Wirtschaftswoche, 2005).

A) Distribution

Seit der Gesetzesänderung, die darauf hinauslief, dass Hörgeräte nicht nur im Geschäft, sondern auch in der Klinik verkauft werden dürfen, gibt es zwei Distributionskanäle, nämlich Hörgerät-Geschäfte und Arztpraxen. Von der Seite des Geschäftes ist der Markt durch den Einstieg des Arztpraxis verkleinert. Der Verband der Hörgerät-Geschäfte nimmt das Recht zum Verkauf in Anspruch und argumentiert, dass die ärztliche Behandlung mit dem Hörgerät eigentlich zur Arbeitstätigkeit von Hörgerät-Akustikern gehört und insofern die Ärzte kein Expertenwissen beim Fitting einbringen können.

Hingegen sprechen sich die Ärzte dafür aus, dass sie diejenigen sind, die für die Betreuung der Schwerhörigen wissenschaftlich legitimiert sind. Es scheint ein Streit um die Expertise des Hörgerät-Fitting zu geben, aber in Wirklichkeit geht es um die wirtschaftliche Interessen für die Markterhaltung der beiden Distributoren14. Die beiden Akteure stellen die Hörgerät-Akustiker ein, welche die selbe Arbeitstätigkeit ausführen und wenden diese Arbeitskräfte für das Fitting auf dieselbe Weise wie eine einfache Hilfskraft an. Außerdem führen sie dieselben Testverfahren durch und benutzen technische Ausrüstung zum Hörtest.

Hier verdeutlicht sich, wie ein Wahrnehmungsmuster die Arbeitspraktiken der Dienstleistung prägt und sie nicht verändert, obwohl ein neuer Akteur, Arzt, in den Markt eintritt. Insofern bleiben die Wahrnehmung und die Bearbeitung der Informationen über die Nutzer auf der Ebene des analogen Hörgeräts.

B) Dienstleistung der Geschäfte

Die Dienstleistung im privaten Sektor wird zum großen Teil durch Ladengeschäfte in

14 Im Allgemein wird der Vorgang des Fittings in folgender Weise durchgeführt: Hörtest, erstes Fitting, zweites Fitting nach drei Wochen des Einsatzes des Hörgeräts, Evaluation, Training, regelmäßiger Hörtest.

Trotzdem ist es zum Verstehen der Arbeitspraxis der Ärzte beim Fitting bedenkenswert, dass die ärztliche Behandlung in der HNO-Praxis im Durchschnitt 5 Minuten nicht überschreitet (aus Interview mit dem Audiologist, Dr. L.)

Form von „Fitting und Training“ angeboten. Die Geschäftsstellen sind zum großen Teil Verkaufsagenten der Hörgerätunternehmen und die andere sind die private Geschäfte, wo die verschiedene Marke der Hörgeräten käuflich erworben werden können.

Das „Fitting und Training“ der Verkaufsgeschäfte wurde bis vor kurzer Zeit von Verkäufern, die kein Expertenwissen zur Verfügung stellen können, durchgeführt. Mit dem analogen Hörgerät wurden die Nutzerbedürfnisse nicht sehr differenziert betrachtet, was das Fitting und Training sehr vereinfachte. Die Hauptfunktion des Geräts lag in der Tonverstärkung und das Fitting ging demnach nur um die Kontrolle der Tonlaute. Mit der Zunahme der Nutzer digitaler Hörgeräte wird die Qualität des Hörgeräts nach dem Alter, Hörsinn, Frequenze, Hörstärke usw. differenziert. Dieser Trend wurde durch die Einzelhändler wahrgenommen, die darauf mit verstärkter Einstellung von Hörgerät-Akustikern reagierten. Diese arbeiten in den Verkaufsagenten und den üblichen Verkaufsgeschäften. Die Tätigkeiten der Hörgerät-Akustiker sind hauptsächlich das Fitting des Hörgeräts nach Hörstärke, Arten des Lautgefühls und Ohrenstruktur und das Anpassungtraining für den täglichen Gebrauch. Obwohl sie die Hörgerät-Akustiker anstellen und das Fitting mit dem Computer durchführen, beharren sie jedoch auf der herkömmlichen Fitting-Methode, die in der herkömmlichen analogen Methode angewendet wurde. Wenn die individuellen Eigenschaften ausreichend berücksichtigt werden sollen, muss die geeignete Range und das Volumen für jeden Schwerhörigen durch die Operation des Software-Programms gefunden werden. Dies ist eine sehr komplizierte Arbeit und benötigt eine professionelle Wahrnehmung, um ein für den Nutzer passendes Tonregister und Frequenz einzustellen. Wenn diese Komplexität durch das Standard-Programm auf die vereinfachten Prozess reduziert wird, ist es demnach von dem Hörgerät-Akustiker gar nicht verlangt, das einzelne Spezifika der Gefühle von jeweiligen Schwerhörigen zu überprüfen und dementsprechend die Funktionen der Hörgeräte einzustellen. Schließlich wird die Qualität der Expertise von Hörgerät-Akustiker auf das Niveau von der einfachen Tätigkeit, die Tastaturen für die Operation des bereits eingestellten Programmen zu drücken, reduziert.

In den Ärztepraxen sieht das Fitting ähnlich aus. Die Ärzte und der Hörgerät-Akustiker

handeln dabei vom Arbeitsfeld der wissenschaftlich legitimierten Experte aus, und die Autorität der Ärzte läßt den Hörgerät-Akustiker in der Assistentenrolle bleiben.

c) Vermittlungssystem der öffentlichen Dienstleistung

Die öffentliche Krankenkasse unterstützt Schwerhörige, die ihre Hörschäden durch ärztliche Rezepte nachweisen, mit ca. 200 Euro. Diese Unterstützung betrifft nur ein Ohr. Hier findet man die zwei Barriere für die Nutzer. Zum einen ist das Unterstützungsgeld viel zu niedrig für ein digitales Hörgerät. Dabei wird die Tendenz der Nutzerzahl des digitalen Hörgeräts überhaupt nicht berücksichtigt. Zum anderen ist es wünschenswert, in beide Ohren die Hörgeräte einzusetzen, um die Kognitions- und die Lernfähigkeit zu erhöhen.15 Demnach wird der Kaufaufwand viel größer.

Die Summe wird durch die Kaufzuschuss-Richtlinie der MOHW festgestellt, die nach der Untersuchung über den Zustand der Behinderten im Jahr 2004 erstellt worden ist.

Die Regierung entschied über die Aufrichtungsmaßnahme der öffentlichen Mittel nach politischen Interessen und die verschiedene Behindertenverbände bemühten sich, auf ihre Interessen gesellschaftlich aufmerksam zu machen. Es gab nur eine Institution, die für die Schwerhörigen politische Ansprüche geltend machte, zwar für die Erhöhung des Kaufzuschusses, aber dieser Anspruch wurde von der Regierung abgelehnt. Dieser Prozess zeigt, dass die Planung nicht auf der Basis der wirklichen Untersuchung über die Nutzerverhalten bzw. –bedürfnissen erfolgte, sondern von der politischen Aushandlung abhängig ist.

Die Untersuchung über die Nutzer des Hörgeräts wird von Sozialarbeitern in jedem Bezirk in Korea durchgeführt. Die Sozialarbeiter sind eigentlich dafür zuständig, den Zustand der Behinderten in den Bezirken aufzufassen und benötigte Hilfsmittel an die

15 Aus der Untersuchung von Hören-Haus, eine Bürgerinitiative für die Schwerhörigen, die mit 250 Schwerhörigen durchgeführt wurd, geht hervor, dass etwa 85% der Befragten Hörgeräte in beiden Ohren tragen.

Behinderten zu verteilen. In der Wirklichkeit aber wird nur die Behindertenzahl erhoben und die Untersuchung darüber, welcher Bedarf besteht bleibt außer Acht. Die Arbeit im Bezirksamt wird entsprechend „Letztes Jahr wurden diese Artikel beantragt, also dieses Jahr beantragen wir jene.“ durchgeführt. Das „finger counting“ bei der Untersuchung und der Entscheidung des Kaufzuschuss wird durch zwei institutionelle Faktoren reproduziert. Zum einen ist das die Expertise der Sozialarbeiter mit der Behindertenpflege. Ihre Aufgaben decken vom Lernproblem der Kinder aus die Familien mit dem Minimum der Lebenskosten bis zum Gesundheitsproblem der alleinstehenden alten Leuten ein breites Spektrum ab. Sie verfügen über kein Fachwissen bezüglich der Hilfsmitteltechnik und leisten nur die Arbeit für die Verteilung der öffentlichen Mittel. Das ergibt einerseits eine mangelhafte Pflege für die Behinderten und andererseits, dass die Informationen über die Nutzerbedürfnisse, die bei der Benutzung entstehen, nicht weiter an der Planung der Wohlfahrtpolitik und Budgetausgabe gereicht werden. Zweitens, die Behindertenkommittees, die den Regionalregierungen angehören, bieten zwar Informationen über die Artikel und Anzahl der Hilfsmitteltechnik, ihre Berichte aber sind keine direkten Untersuchungen darüber, was Behinderte tatsächlich benötigen, sondern eine Analyse der Daten der registrierten Behinderten. Dabei werden nur die Zahlen der potentiellen Nutzer nach der jeweiligen Behinderungsart erfaßt. Die Angemessenheit der Maßnahme von Versorgungsartikel und Kaufzuschüsse wird dadurch erst gar nicht überprüft.