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10.3   WISSENSCHAFTLICHE  UNTERSUCHUNGEN

10.3.3   Vollmondeffekte  in  der  Parapsychologie

Eckhard Etzold, Diplom-Theologe und Mitglied der Gesellschaft für Anomalistik beschäftigt sich in seinen Studien mit der Abhängigkeit von Psychokinesefähigkeiten und den Mondphasen. Er bezieht sich dabei auf die Arbeit „Seeking psi in the casino“ von Radin und Rebman (1998), in welcher die Daten eines Casinos aus Las Vegas analysiert wurden und sich zeigte, dass die Auszahlungsquoten mit den Mondphasen positiv korrelierten. Zu Vollmond waren die Gewinnquoten deutlich erhöht, „was als Modulation einer 'Psychokinese-Fähigkeit' durch die Mondphasen gedeutet werden könnte“ (Etzold, 2002. S. 76). Diese Ergebnisse decken sich mit den Untersuchungsresultaten von Puharich (1973) und Krippner et al. (1972), welche ebenfalls eine Steigerung der Psi-Fähigkeit zu Vollmond feststellen konnten (Etzold, 2000a).

Etzold analysierte 53.082 Versuchsserien des „Fourmilab-Experiments“, einem automatisierten, auf der Webseite http://www.fourmilab.ch/rpkp/ (Stand: 20.04.2010) verfügbaren, Psychokinese-Experiment, in welchem Probanden versuchen sollen, eine auf einen Zufallsgenerator basierende Bewegung einer grafischen Darstellung (zum Beispiel die Bewegung eines Pendels) allein durch Gedankenkraft in eine vorgegebene Richtung zu verschieben.

„Es ergab sich ein signifikanter Vollmondeffekt in einem Intervall von bis zu ±2 Tagen, mit einem maximalen Effekt zwischen ±1 und ±1,5 Tagen, zentriert um den exakten Vollmondtermin (p = 0,0012 und p = 0,0004)“ (Etzold, 2002a, S. 77).

Etwa zwei Jahre später versuchte Etzold diese Ergebnisse zu replizieren. Er analysierte 47.192 Datensätze des Fourmilab-Experiments aus dem Zeitraum 10.3.2000 bis 7.8.2001, und auch für diesen Untersuchungszeitraum ergab sich ein signifikantes Ergebnis, jedoch war es negativ gerichtet (z-Wert ±1,0 am Vollmondtag). Durch dieses stark ausgeprägte negative Ergebnis würde das Gesamtergebnis von beiden Untersuchungsreihen ebenso keinen signifikanten Effekt ergeben. Etzold sieht diese Ergebnisse in Übereinstimmung mit den Vorraussagen des „Modells der Pragmatischen Information (MPI)“. Dieses vom Psychologen und Physiker Walter von Lucadou entwickelte Modell dient der Möglichkeit experimenteller Voraussagungen im Bereich der Parawissenschaften. Es basiert auf der Annahme, dass es sich bei Psi-Phänomenen um

„Zeit und Raum unabhängige Korrelationen“ handelt (Kropf, 2000) und besagt, dass

[...] sich psychokinetische Effekte nicht zur Nachrichtenübertragung verwenden lassen, sondern „nur“ pragmatische Informationen transportieren. Dieses setzt hohe Autonomie, Einmaligkeit und wenig Reliabilität in einem System voraus. Bei Wiederholung eines Versuchs steigt die Reliabilität, und der erhoffte Effekt bricht zusammen oder verändert sich (Etzold, 2002b).

Doch auch die Möglichkeit einer Zufallshypothese zieht Etzold (2002a) für die signifikanten Ergebnisse der ersten Versuchsreihe in Erwägung.

In seiner im Jahr 2008 publizierten Studie „Lunar-magnetoteil Encounters as Modulators of Mind-Matter Interactios Effects“ analysiert Etzold erneut die bereits für die ersten beiden Versuchsreihen herangezogenen Datensätze, doch diesmal auch in Bezug auf geomagnetische Effekte (siehe hierzu auch „Magnetische Gezeiten“, Kapitel 10.1). Er bezieht sich dabei auf weitere Beobachtungen, die Radin und Rebman (1998) in ihrer Studie machten, nämlich dass sich zu Vollmondtagen mit niedriger geomagnetischer Aktivität überdurchschnittlich hohe Auszahlungsquoten zeigten, während sie an Vollmondtagen mit hoher geomagnetischer Aktivität unterdurchschnittlich blieben (Etzold, 2008).

Kurzer Exkurs: Das Geomagnetische Feld

„Das Magnetfeld der Erde stellt ein außerordentlich 'informationsreiches' physikalisches Kraftfeld dar“ (Hoppe, Lohmann, Markl & Ziegler, 1992. S. 810). Die Schwankungen dieses äußerst komplexen Magnetfeldes werden unter anderem durch die solare Energieeinwirkung beeinflusst und unterliegen solaren und lunaren Periodizitäten.

Durch die Bewegung des Erdmagnetfeldes entsprechen seine Pole nicht den geografischen Polen (Polwanderung). Es wandert derzeit etwa 7,5km pro Jahr in Richtung Norden (Gierlach, o.J.).

Dass das Erdmagnetfeld eine Wirkung auf verschiedene Organismen hat, wurde bereits mehrmals bestätigt. So gelten beispielsweise australische Termiten als besonders

„magnetfühlig“, da ihre meterhohen Nester fast exakt der magnetischen Nord-Süd-Richtung entsprechen (Hoppe et al., 1992).

Auch in Bezug auf das menschliche Verhalten scheint es Zusammenhänge mit geomagnetischen Aktivitäten zu geben. So schreibt Persinger in seiner Studie

„Geopsychology and geopsychopathology: mental processes and disorders associated

with geochemical and geophysical factors“ (1987): „Geomagnetic variations have been correlated to enhanced anxiety, sleep disturbances, altered moods, and greater incidences of psychiatric admissions. The effects are usually brief but pervasive“

(Persinger, S.92).

Des Weiteren soll das Aktivitätsniveau des Erdmagnetfelds auch Einfluss auf, zum Beispiel, den Blutdruck der Menschen haben (Etzold, 2008; Ghione, Mezzasalma, Del Sepia & Papi, 1998).

Etzolds Anliegen bestand darin, zu untersuchen, ob die widersprüchlichen Befunde der ersten beiden Untersuchungsreihen, also die signifikant positiven und signifikant negativen Ergebnisse im Vollmondintervall, möglicherweise auf die geomagnetische Aktivität zurück zu führen sind.

Im Zuge des bereits erwähnten Fourmilab-Experiments werden drei verschiedene Datenkategorien erfasst: MMI (= Mind-Matter Interactions) „for the record“, MMI „practice run“ und „control run“ Daten. Die Analyse dieser verschiedenen Datensätze führte zu unterschiedlichen Ergebnissen, wobei sie den Resultaten von Radin und Rebman (1998) ähneln. In geomagnetisch ruhigen Zeiten kam es zu einem signifikanten positiven Vollmondeffekt, während sich bei hoher geomagnetischer Aktivität ein signifikant negativer Vollmondeffekt zeigte. Vor allem die Stärke des positiven Vollmondeffekts ist dabei von der Tiefe, mit der der Mond in der Schweifmagnetfeldpassage in das Innere des Magnetfeldplasmas eindringt, abhängig. Wie weit der Mond in das Magnetfeldplasma vordringt hängt wiederum mit der Neigung der Mondbahn zusammen (Shiga, 2007) und variiert innerhalb eines 18-jährigen Zyklus, der sogenannten Sarosperiode (Finsterniszyklus). Laut Etzold gab es in den 1990er Jahren eine hohe Eindringtiefe bei geringer geomagnetischer Aktivität, wo sich auch hohe signifikante Effekte zeigten, während der Mond in den Jahren 2005 bis 2009 entweder unter- oder oberhalb des Magnetfeldplasmas vorbei wandernde. In diesen Jahren zeigte sich kein signifikanter Vollmondeffekt. Erst seit 2010 sollen sich wieder signifikante Vollmondeffekte bei ruhigem Erdmagnetfeld zeigen (E. Etzold, persönl. Mitteilung, 21.4.2010 und Etzold, 2008).

 

10.3.4 Mondeffekte bei Kindern und Jugendlichen

Die Mütter vermeiden sorgsam, das Kind den Strahlen des Mondes auszusetzen, und dehnen diese Vorsicht sogar auf die Wiege und die Wäsche aus. Irgend eine Änderung des Befindens wird auf den Mond geschoben; dann heisst es sofort: „Das Kind hat den Mond“ (Junqueiro, 1902, zitiert nach Abeking, 1904, S. 224).

Bezüglich des Einflusses des Mondes auf Kinder und Jugendliche besteht eine Forschungslücke. Es finden sich kaum Untersuchungsergebnisse, welche Aufschluss über einen möglichen Mondeinfluss auf das kindliche oder jugendliche Verhalten geben.

Jerry Wilde (2008) untersuchte die Anzahl von „Klassenbucheinträgen“ aufgrund von Schulregelverstößen in einer amerikanischen Mittelschule. In seiner Chi-Quadrat-Analyse zeigte sich ein signifikanter Effekt bezüglich der zu erwartenden und den tatsächlichen

„Klassenbucheinträgen“ im letzten Viertel des Mondzyklus. Es kam zu deutlich weniger Verweisen als in den übrigen drei Quartalen. Der Autor weist aber darauf hin, dass sich sowohl in der ersten Schulwoche als auch der Woche nach „spring break“ der Mond im jeweils letzten Viertel des synodischen Zyklus befand und es in diesen Zeiten üblicherweise immer zu weniger Disziplinarverweisen komme.

Ein weiteres, besonders für die Studie in dieser Diplomarbeit interessantes Ergebnis, welches mit der Thematik „Kinder und Jugendliche“ im Zusammenhang steht, findet sich bei Tasso und Miller (1976). Die Autoren untersuchten das Auftreten von unterschiedlichen Straftaten in Bezug auf einen vermuteten Anstieg in der Phase des Vollmondes (Vollmondtag inklusive drei Tage davor und danach). Der größte signifikante Effekt zeigte sich in der Kategorie „offenses against family and children“.

   

10.3.5 Mondeffekte bei Notrufnummern

Leider ist auch die Anzahl der Untersuchungen von Notrufdaten in Bezug auf den Mond verschwindend gering. Bickis, Kelly & Byrnes (1995) analysierten die Anrufstatistiken der Notrufnummer 911 in Vancouver bezüglich zeitlicher und lunarer Variablen. Es ergaben sich sehr schwache Korrelationen mit dem anomalistischen, dem semi-synodischen und siderischen Zyklus. Die Maximale Anzahl der Anrufe zeigte sich einige Tage nachdem der Mond in seiner größten Entfernung zur Erde stand (Apogäum), und bezogen auf den synodischen Zyklus zeigten sich die Anrufspitzen im ersten und im