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Basierend auf die im theoretischen Teil dieser Arbeit diskutierte Literatur lassen sich folgende Hypothesen formulieren, die inhaltlich auf die beschriebenen Forschungsfragen aufbauen.

• Hypothese 1: In der Phase des Vollmondes kommt es vermehrt zu Anrufen, die dem Beratungsthema „Schlafstörungen“ zugeordnet werden.

Die Annahme, dass der helle Schein des Mondlichts in Vollmondnächten Einfluss auf die Schlafqualität der Menschen hat ist weit verbreitet, jedoch besteht diesbezüglich empirischer Forschungsbedarf (vgl. Kapitel 10.2). Aufgrund der Niederschwelligkeit von „Rat auf Draht“ ist davon auszugehen, dass es sich bei den Beratungsgesprächen, welche in die Kategorie „Schlafstörungen“ fallen, sehr häufig um Gespräche handelt, in welchen das akute „Nicht Schlafen Können“ zentrales Thema ist. Die Verifizierung dieser Hypothese würde im Einklang mit den Ergebnissen Röösli et al. (2006) stehen.

• Hypothese 2: In der Phase des Vollmondes kommt es vermehrt zu Anrufen, die dem Beratungsthema „Suizidgedanken“ zugeordnet werden.

Die empirischen Befunde bezüglich der Thematik „Suizid und Vollmond“ sind widersprüchlich und es besteht weiterer Forschungsbedarf (vgl. Kapitel 10.3). Die Verifizierung dieser Hypothese würde sich mit der allgemeinen Annahme, dass die Zahl von Suizidversuchen in der Zeit rund um Vollmond ansteigt, decken, sowie mit den Ergebnissen, dass es zu Vollmond zu einer Verschlechterung des Zustands von Schizophrenie kommt (Barr, 2000), in gewisser Hinsicht in Einklang stehen. (Erhöhtes Suizidalitätsrisiko bei, an Schizophrenie erkrankten Personen. Gastpar, Kasper &

Linden, 2003).

• Hypothese 3: In der Phase des Vollmondes kommt es vermehrt zu Anrufen, die dem Beratungsthema „Krankheit/Körperliche Beschwerden“ zugeordnet werden.

Analog zu den Anrufen bezüglich „Schlafstörungen“, ist auch hier anzunehmen, dass ein Großteil der Anrufer bei „Rat auf Draht“, bei welchen die Beratung in den Bereich Krankheit/Körperliche Beschwerden fällt, akut unter körperlichen Beschwerden leidet, oder aber auch akute Angst vor Krankheit hat. Die Verifizierung dieser Hypothese, würde mit den Ergebnissen bezüglich Arztkonsultationen von Neal und Colledge (2000) und Zettinig et al. (2003), sowie den Ergebnissen von Ahmad et al. (signifikanter Anstieg an „psychosomatisch bedingten“ Klinikeinweisungen zu Vollmond), konform gehen (Ahmad et al., 2008).

• Hypothese 4: In der Phase des Vollmondes kommt es vermehrt zu Anrufen, die dem Beratungsthema „Psychische Erkrankung“ zugeordnet werden.

Die Annahme, dass es zu Vollmond vermehrt zu psychiatrischen Auffälligkeiten kommt, ist nicht nur unter „Mondanhängern“ weit verbreitet, sie findet sich auch häufig in den Fragestellungen wissenschaftlicher „Mondeinfluss-Untersuchungen“. Die Verifizierung dieser Hypothese würde unter anderem mit den Ergebnissen von Barr (2000) in Einklang stehen.

• Hypothese 5: In der Phase des Vollmondes kommt es vermehrt zu Anrufen, die dem Beratungsthema „Sekten/Okkultismus“ zugeordnet werden.

Diese Annahme basiert unter anderem auf den Arbeiten von Radin und Rebman (1998) sowie Etzold (2002a), die gezeigt haben, dass es zu Vollmond zu einer erhöhten Psi-Fähigkeit kommt.

• Hypothese 6: In der Phase des Vollmondes kommt es vermehrt zu Anrufen, die dem Beratungsthema „Gewalt“ zugeordnet werden.

Diese Hypothese basiert auf der geläufigen Annahme, dass der Vollmond

„aggressiv“ macht (vgl. Kapitel 10.2). Führt man sich den Einfluss des Mondes auf die Farbempfindlichkeit unserer Augen, vor Augen, liegt es nahe anzunehmen, dass auch die erhöhte Empfindlichkeit für die Farbe Rot, einen Faktor beim Zusammenspiel

„Mond und Aggression“ darstellt. So soll die Farbe Rot in der Farbpsychologie unter anderem für Aggression stehen (uns „rot sehen“ lassen) und laut dem

Farbpsychologen Prof. Harald Braem, sollen Menschen, die bereits zur Aggression neigen, durch die Farbe Rot noch stärker zur „Angrifflust“ tendieren (Wnuck, o.J.).

Die Verifizierung dieser Hypothese würde sich mit den Untersuchungsergebnissen von Tasso und Miller (1976) decken, in welchen sich gezeigt hat, dass es in der Phase des Vollmondes zu einem signifikanten Anstieg an „häuslicher Gewalt“ kommt.

Aus dieser Hypothese formuliert sich auch die nächste Hypothese:

• Hypothese 7: In der Phase des Vollmondes kommt es vermehrt zu Anrufen, die dem Anruftyp „Blitzableiter“ zugeordnet werden.

Bei den sogenannten „Blitzableitern“ handelt es sich um Anrufe mit geballtem aggressiven Inhalt. Diese Hypothese basiert auf den bereits erwähnten Annahmen bezüglich „Mond und Aggression“.

• Hypothese 8: In der Phase des Vollmondes kommt es vermehrt zu Anrufen, die dem Anruftyp „Sexanruf“ zugeordnet werden.

Da es sich bei Sexanrufen auch um eine gewisse Art der „Spannungsabfuhr“ und ein (latent) aggressives Verhalten handelt (vgl. Kapitel 11.6.5), leitet sich auch diese Hypothese aus der Annahme ab, dass es zu Vollmond vermehrt zu aggressiven Handlungen kommt. Die Verifizierung dieser Hypothese würde mit den Ergebnissen von Lehner (1995) konform gehen, die unter anderem einen leichten Anstieg von

„Sexanrufen“ bei der Telefonseelsorge zu Vollmond verzeichnen konnte.

• Hypothese 9: In der Phase des Vollmondes kommt es vermehrt zu Anrufen, bei denen es notwendig erscheint sofort zu intervenieren.

Diese Hypothese leitet sich aus den bereits formulierten Hypothesen bezüglich Suizidgedanken, Krankheit/Körperliche Beschwerden, Psychische Erkrankung und Gewalt ab. Da es besonders häufig bei Gespräch zu diesen Themen notwenig wird zu intervenieren, ist anzunehmen, dass die Zahl der Interventionen in der Zeit des Vollmondes ansteigt.

13 METHODE

In dieser Diplomarbeit sollen die gesammelten Daten aus dem Jahr 2007 (212.979 statistisch erfasste Anrufe) auf einen möglichen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit der Zuordnung zu bestimmten Problemfeldkategorien und der Mondkonstellation im Verlauf des synodischen Zyklus untersucht, und die Ergebnisse anhand des Datensatzes aus dem Jahr 2008 (185.091 Anrufe) validiert werden.

13.1 DATENERHEBUNG

   

Wie bereits im Kapitel 11.5 „Beratungsinhalte“ beschrieben, wird jeder Anruf, der von einem „Rat auf Draht“ - Berater angenommen wird, über ein eigenes Kategoriensystem statistisch erfasst (die vom Call-Center registrierten nicht gelungenen Kontaktversuche, beispielsweise Anrufende, die auflegen bevor ein Berater abhebt, werden in dieser Studie nicht berücksichtigt).

Die Einschätzung des Alters und des Geschlechts des Anrufenden, sowie die Zuordnung des Beratungsinhaltes in eine der Haupt- beziehungsweise Unterkategorien, obliegt dem jeweiligen Berater. Um unterschiedliche Vorgehensweisen in der Zuordnung zu den verschiedenen Kategorien zu vermeiden, wird dieses Kategoriensystem innerhalb des Teams regelmäßig reflektiert und „nicht eindeutig zuordenbare Beratungsinhalte“

diskutiert und die Vorgehensweisen der Kategorisierung angeglichen.

Die persönliche Erfahrung zeigt, dass es bei der Mehrzahl der Anrufe, zu keinen Schwierigkeiten in der Zuordnung zu den bestehenden Kategorien kommt, da das Geschlecht und das Alter des Anrufenden meist deutlich an der Stimme erkennbar sind beziehungsweise diese Merkmale im Laufe des Gesprächs von den Anrufenden selbst genannt werden. Und auch die Zuordnung der zentralen Beratungsthemen erfolgt in der Regel ohne Unsicherheiten, da das Kategoriensystem basierend auf die spezielle Erfahrung in der Telefonberatung entwickelt, und regelmäßig differenziert und angepasst wurde.

So kann davon ausgegangen werden, dass die Kategorisierung der Anrufe weitgehend einheitlich erfolgt, wobei vereinzelte „Fehleinschätzungen“ (zum Beispiel