• Keine Ergebnisse gefunden

2 Literaturübersicht

2.1 Das equine Sarkoid

2.1.3 Therapie des equinen Sarkoids

Bisher stehen zur Therapie des equinen Sarkoids zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, die allerdings leider meist unzureichend effektiv sind. Man kann dabei vier verschiedene Gruppen aufgrund des Wirkungsmechanismus unterscheiden.

Zur ersten Gruppe gehören die Methoden, die durch Hitze, Kälte oder andere Faktoren physikalisch die Tumorzellen zerstören sollen. Dazu zählen die Kryochirugie, die chirurgische Extirpation, das Abbinden der Tumore, die Kauterisierung, Lasertherapie, Hyperthermie oder Radiotherapie. Gruppe zwei umfasst die Immunostimulanzien wie BCG (Bacillus Calmette Guerin), Zylexis® sowie eine Autovakzine aus entferntem Tumormaterial.

Gruppe drei stellt die Chemotherapie mit verschiedenen Zytostatika (z.B. Cysplatin, 5- Fluorouracil, Xanthatverbindungen) dar und Gruppe vier beinhaltet eine Vielzahl homöopathischer Therapiemöglichkeiten. Wegen der Vielzahl der therapeutischen Verfahren werde ich hier nur auf die gängigsten Behandlungswege jeder Gruppe näher eingehen.

Innerhalb der physikalischen Therapie stellt die chirurgische Entfernung des Sarkoids das meist verwendete Verfahren dar. Häufig stellen Nahtdehiszenzen oder Infektionen störende Komplikationen dar, die von einigen Autoren auch als Auslöser für Rezidive gehalten werden. Bei alleiniger chirurgischer Entfernung wird von einer Rezidivrate von 50%

ausgegangen (DIETZ u. HUSKAMP 1999). Aus diesem Grund wird von vielen Autoren eine Kombination mehrerer Methoden befürwortet.

Die Kryochirugie basiert auf extremer Kälte und führt zur Zerstörung von Zellstrukturen durch Dehydration und Kristallbildung. Dieser Effekt soll dazu ausgenutzt werden transformierte Zellen abzutöten. Als Kältequelle wird in der Medizin meist flüssiger Stickstoff verwendet, der mittels Spray oder Sonde auf das veränderte Gewebe aufgebracht wird. LANE (1977) rät dabei zu einer Prüfung der im Tumor erreichten Temperatur zur Überwachung des Therapieerfolges. Die Rezidivrate liegt bei dieser Behandlungsform bei ca.

30% (JOYCE 1975; JOYCE 1976).

Die Lasertherapie wird aufgrund des notwendigen Instrumentariums nur in wenigen Kliniken durchgeführt. Meist findet ein CO2- Laser bei der Therapie von Sarkoiden Einsatz. Er zeichnet sich durch gleichzeitiges schneiden und verdampfen von Gewebe aus. Dabei soll, wie bei der Kryotherapie auch, eine Zerstörung transformierter Zellen erfolgen.

Die Immuntherapie verfolgt das Ziel, den Organismus in die Lage zu versetzen den Tumor selbstständig zu eliminieren. Dabei werden entweder unspezifische Abwehrmechanismen

Bei BCG (Bacillus Calmette Guerin) handelt es sich um einen abgeschwächten Impfstamm von Mycobacterium bovis. LAVACH et al. (1985) beschreibt BCG als Potentiator des Immunsystems. Der Impfstoff soll bei lokaler Applikation zu einer unspezifischen, zellulären, sowie zu einer spezifischen, humoralen Immunantwort führen (MURPHY et al. 1979). Die zelluläre, unspezifische Immunantwort basiert dabei hauptsächlich auf der Aktivierung von Makrophagen. Durch Freisetzung zytotoxischer Sauerstoffradikale und ihrer proteolytischen Kapazität schädigen sie die Tumorzellen direkt (LAVACH et al. 1985; VANSELOW et al.

1988) oder führen über eine Aktivierung von T-Zellen zu einer Zerstörung der Tumorzellen.

LAVACH et al. (1985) konnte nach einer Impfung mit BCG Antikörper gegen tumorassoziierte Antigene nachweisen, die vermutlich nach Lyse der Tumorzellen freigesetzt wurden. Dies würde auch erklären, weshalb auch unbehandelte Sarkoide an demselben Tier teils Regressionen zeigen (WEBSTER u. WEBSTER 1985). Die beschriebenen Behandlungserfolge variieren in der Literatur zwischen 100% (LAVACH et al. 1985;

WEBSTER u. WEBSTER 1985) und 59% (VANSELOW et al. 1988) Eine Kombination von chirurgischer Entfernung und BCG wird empfohlen, um die Rezidivrate zu senken (KLEIN et al. 1986).

Eine autologe Vakzine kann aus patienteneigenem Tumormaterial gewonnen werden. Es handelt sich dabei um ein Verfahren, welches in der Humanmedizin unter dem Namen APSI (aktivierte patientenspezifische Immuntherapie) bekannt ist und welches auf das Pferd übertragen wurde. Dafür wird eine Mindestmenge von 1g Tumor benötigt, welcher dem Tier steril entnommen werden muss. Das Tumorgewebe wird mittels einer speziellen Technik zerkleinert und die löslichen Komponenten der Zellmembranen polymerisiert. Auf diese Weise sollen die Zellwandbestandteile Antigencharakter erhalten. In einer Studie, die KINNUNEN et al. (1999) durchführten, wurde mit dieser Behandlung bei elf von zwölf Pferden mit primären Sarkoiden und bei fünf von neun Pferden mit rezidivierenden Sarkoiden eine Tumorfreiheit erzielt.

Basierend auf der Hypothese, dass equine Sarkoide durch eine Infektion mit BPV verursacht werden, wurde von MATTIL-FRITZ (2002) eine therapeutische Vakzine auf Basis der Virusproteine erprobt. Sie stellte BPV 1 chimäre Virus-ähnliche Partikel (BPV 1-CVLPs) her, die aus dem C-terminal verkürzten Hauptkapsidprotein L1 und Teilen des E7-Proteins von BPV 1 bestehen. Diese wurden dann in einer nicht Placebo-kontrollierten klinischen Phase I-Studie bei zwölf Pferden mit equinen Sarkoiden getestet. Bei zwei Tieren wurde durch die Immunisierung eine Verbesserung des klinischen Zustandes erzielt, bei einem Tier konnte zwar die Regression von fünf Sarkoiden beobachtet werden, drei davon rezidivierten jedoch wieder. Fünf weitere Tiere zeigten gleichzeitig sowohl eine Tumorregression, als auch das

des klinischen Zustandes, bei zwei weiteren konnte das Wachstum vorhandener Sarkoide bzw. die Neubildung equiner Sarkoide beobachtet werden. Nach dreimaliger Applikation der Vakzine konnten bei elf der zwölf Pferde L1-spezifische Antikörper und bei fünf der Tiere Antikörper gegen das E7-Protein nachgewiesen werden. Da allerdings für eine effektive

„antitumorale Vakzine“ insbesondere die zelluläre Immunantwort eine wesentliche Rolle spielt, wurde von GUTMANN (2005) ein Verfahren erprobt, mit dessen Hilfe sie die durch die CVLPs induzierten, antigenspezifischen, zytotoxischen T-Zellreaktionen messen wollte.

Ein Nachweis über IFNγ von CD8+ T-Zellen mit Spezifität für BPV 1 L1 und E7 gelang ihr allerdings nicht.

Die Therapie des equinen Sarkoids mittels Zylexis® (ehemals Baypamun) wurde von STUDER et al. (1997) in einem Doppelblindversuch mit 10 Pferden untersucht. Lediglich bei drei Pferden, die Zylexis® (Baypamun®) erhielten konnte eine Verbesserung in Form einer Tumorregression gesehen werden, während aus der Kontrollgruppe, die mit Placebos behandelt wurden, fünf Tiere eine Regression zeigten. Dies führt zu dem Schluss, dass es sich um spontane Regressionen gehandelt hat und Zylexis® (Baypamun®) zumindest als alleinige Therapie nicht empfehlenswert ist.

Zu den Chemotherapeutika, die in der Sarkoidtherapie zum Einsatz kommen, gehören die Zytostatika Cisplatin und 5-Fluorouracil. Bei diesen Verbindungen handelt es sich um sogenannte Antimetaboliten, welche natürliche Metaboliten verdrängen und damit lebenswichtige Stoffwechselprozesse blockieren. Sie finden meist als Implantate ihren Einsatz, da so eine kontinuierliche Abgabe des Wirkstoffes erreicht werden kann. Aber auch Salben (5-Fluorouracil, Efudix®) und Emulsionen mit den Wirkstoffen finden ihren Einsatz.

THEON et al. (1993) behandelte 19 Pferde mit Sarkoiden mit einer intratumoralen Applikation einer Cisplatin-Ölemulsion viermal im Abstand von zwei Wochen. Eine komplette Tumorregression konnte so bei 18 der Tiere erreicht werden. Dabei blieben 87%

der Tiere über ein Jahr tumorfrei. STEWART et al. (2006) untersuchte den therapeutischen Effekt einer intratumoralen 5-Fluorouracil Injektion. Dabei konnte bei 9 von 13 Pferden eine Regression der Sarkoide erzielt werden, die nach 3 Jahren noch immer bestand.

Auch die Homöopathie nimmt in der Tumorbekämpfung eine wichtige Stellung ein und wird meistens als Unterstützung des Immunsystems therapiebegleitend eingesetzt. Aufgrund der Vielfalt an Möglichkeiten soll an dieser Stelle aber nur ein kleiner Teil vorgestellt werden.

Unter anderem finden Substanzen wie Arsenicum album, Silicea, Thuja und Tarantula cubensis ihre Anwendung zur Therapie des equinen Sarkoids. Andere schwören auf die Behandlung der Sarkoide mit handelsüblicher Zahnpasta. Einheitliche Angaben zu

Erfolgsraten dieser Therapieformen sind in der Literatur allerdings nicht zu finden, da die Präparate zum Teil für jeden Patienten individuell kombiniert werden.

Zusammenfassend kann man sagen, dass es eine Vielzahl an therapeutischen Ansätzen für die Behandlung des equinen Sarkoids gibt. Leider werden allerdings nicht immer die gewünschten Erfolge bei der Behandlung erzielt, grade wenn die Tumore multiple an verschiedenen Körperstellen auftreten. Außerdem stellen die Kosten oder Nebenwirkungen der Therapieformen oft einen limitierenden Faktor dar. Eine Therapieform, die zuverlässige und nachhaltige Tumorregressionen liefert, bezahlbar ist und ohne gravierende Nebenwirkungen bei dem Patienten bleibt, steht demnach noch nicht zur Verfügung.