Unglücks-Fälle: Unter Libbien (Kirchspiel Seßwegen, Wend. Distr.) hat sich ein Bauerknecht im Magazine erhangt; wie eö scheint, aus Furcht vor Strafe wegen einer Nachlässigkeit, die von dem Gutachter bloß mit Worten ihm bemerkbar ge
macht worden war.— Unter La ud ohn, im 5rirck>p.
gleiches Namens, Wend. Distr., hat sich ein Bauer erschossen; aus einer durch einen schmerzhaften w'-bes-Schaden veranlaßten Melancholie. — In Win
dau hat sich ein erbgehöriger Bedienter ersäuft.--Unter Wölla bei Pernau hat ein Hüter-Junge beim Vogelnest-Suchen den Hals gebrochen.— Bei Per
nau hat ein auf der Weide befindliches altes und krankes Pferd, in einem Anfalle von Wut, zwei Personen gebissen, die unter ärztliche Aufsicht ge
nommen worden sind. — Unter Wesnershof oei Dorpat hat ein dort arbeitender Russe, durch un
vorsichtige Handhabung eines Schießgewehrs, einen Knaben am Kopfe sehr schmerzlich und gefährlich verletzt.
Ertrunken sind: beim Baden in derDüna ei»
zum Kurländ. Kronegute Sezzen erbgehöriger elf
jähriger Knabe; zu Dorpat im Embach ein erbge
höriger russischer Bedienter; in der Aa bei Wolmar ein fünfzehnjähriger Bauer-Knabe. Zu Dorpat, durch Einfallen in den Embach, ein neunjähr ges Mädchen; durch unvorsichtiges Fahren auf dem Peruauischen Bache, ein zehnjähriger Knabe; in einem kleinen Ho es-Teiche, unter Lubar im Ron
neburgischen Kirch,piele, ein ohne Aufsicht im Ge
sinde nachgebliebner dreijähriger Knabe (Bloß in d'esen zwei letzten Monaten also sind 9 Kinder Opfer eigner Unvorsichtigkeit und fremder Fahrlä-ßigkeit geworden!)— Ferner sind ertrunken: zwei Takerornsche Bauern, deren Boot auf dem Rück
wege von Pernau am Strande umgeworfen wor
den; — unter Kokenkau, im Kirchsp Michaelis, ein Hofs-Iunge beim Pferde-Schwemmen: — und unter Menkenhof im Friedrichsstadtischen/ em Baner, der ein Stück Hornvieh über die Dü ia setzen wol
len, welches auf der Mitte des Stromes das Boot umgeworfcn
A b g e b r a n n t i s t u n t e r d e r S t a r o s t e i P i l t e n e i n ganzes Baner-Gesinde; — und unter dem Ktons-Gute Holmhof im Friedrichsstadtischen, das Brau
haus.
A n f r a g e , t z i n e A u s l ä n d e r i n v o n g u t e r F a m i l i e und Erziehung, die sich insbesondre auf feine Hand
arbeit versteht, auch etwas musikalisch ist, wünscht als Gesellschafterin, Wirthschafte- Gehülfin, oder am Äebsten als Anffeherin bei Kindern unterzu
kommen. Nachricht beim Herausgeber dieser Blat
ter-Ist zu drucken erlaubt worden.
Riga,den iA.Iul. 18>4. A. AlbanuS,
Livl. Gouv.-Schul-D ir. u. Ritter.
11'
Inländische Blätter.
U r . 29» Den 21. J u l i u s . 1 g I
Das Allerhöchste Schreiben, auf welches der erste Aufsatz der vrigen Ru
wer hindeutet, an den Herrn Ober-Befehlshaber von Petersburg und stellvertre
tenden Polizei-Minister General Wäsmitinow Excell. gerichtet, und inder Nord.
P o s t N r . 5 5 . b e f i n d l i c h , l a u t e t a l s o :
S e r g e i K o s w i t s c h !
Es ist zu Meiner Kenntniß gekommen, daß man verschiedene Veranstaltungen zu Meinem Empfange macht. So wie d-rgleichen mir immer zuwider gewesen ist, so
finde Ich es den jetzigen Umstanoen noch weit weniger angemessen. Nurdem Allerhöch
sten sind die glorreichen Ereignisse zuzuschreiben, durch welche der blutige Kcwpf in Europa beendigt worden ist. Vor Ihm müssen wir uns Alle beugen. Machen Sie es überall be
kannt, es sei Mein unabänderlicher Wille: man solle nirgends Veranstaltung zu Meinem Empfange treffen. Senden Sie Befehle an alle Gouverneure, daß keiner stch für diesen Zweck von seinem Posten entfernen soll. Ihrer Verantwortung übertrage Ich die puncto liche Erfüllung dieses Befehls. Ich verbleibe stets Ihr wohlgewogner
Das Original ist von Sr. Kaiferl. Majestät eigenhändig geschrieben und mterschrieben:
A L E X A N D E R . Erhalten in St. Petersburg, den 7. Julius 1^4.
V e r o r d n u n g e n .
K u r l . G ^ n v . R e g . P a t . X X V I I I . d . 22sten Iun. N' 3587 Daß die, in den
Ergan-züngs - R-'geln über die Cennoissemente, zu Gunsten der türkischen Scbiffe, gemachten A u s n a h m e n s i c h a u c h a u f r u f s t che S c h i f f e , welche mit türkischen Waaren in den Häftn des schwärzen und Asowischen Mee
res einlaufen, sich erstrecken sollen.
P o l i z e i - V e r f ü g u n g e n . Z u P e r n a u ist, in Beziehung auf den Auftrag des 5 si-gen Commandanten vom 11. Iul. 181?, aufs neue eingeschärft worden, daß Mannsperso
nen und Frauenzimmer nicht zusammen in der See baden sollen ; sondern jene bei der Batterie vor der Revalischen Pforte, diese bei der zweiten Batterie hinter der Morskoi, auf besonders dazu abgesteckten Platzen.
V e r m i s c h t e N a c h r i c h t e n . Archivar Bantusch - Kamensky. (Be
schluß). Alle seine handschriftlichen Arbeiten,
— meistens für das Collegium der auswärti
gen Angelegenheiten bestimmt, und bei dem
selben aufbewahrt — anzuführen, hat selbst fein Biograph nicht vollständig vermocht, und
gebricht es hier wenigstens m Raum. Wir heben also nur Einiges aui: Beschreibung der Urkunden den polnischen Hof betreffend.
— Chronologische Registratur über die alten Großfürstlichen und Nowqorodfchen Urkun
den. — Auszug samtlicher Ve-Handlungen zwischen dem russischen und dem türkischen Hofe von 1512 bis 1700. — Auswahl und Beschreibung üer, in ?8 Kasten befindlichen, Fürst Mensel tschikowlschen Papiere. — Al
phabetisches Berzeichniß aller Gesandten und Abgeordneten jeder Art sämtlicher Europai
schen und Asiatischen Höfe an den Russischen bis zur Thronbesteigung der Kaiserin Elisa
beth. — Journal samtlicher beim Collegium auswärtiger Angelegenheiten ein- und aus-gegangner Sachen von 1727 bis 1738 in iz Bänden.— Verzeichnis sämtlicher im Ar
chive befindlicher Schriften in systematischer Ordnung.— Diplomatischer Inbegriff aller Verhandlungen mit dem Chinesischen Hofe.—
Ukrainische und Tatarische Angelegenheiten.—
Diplomatisches Inhalts-Verzeichniß der wech
selseitigen Correspondenz zwischen Rußland und sämtlichen Europäischen Staaten in 4 Theilen, (worunter im zten Th. auch die mit den ehemahligen Machthabern in Kur-, Liv-,
i i 3
Esth- und Finnlaid). — Auszug sämtlicher Conferenzen mit >en Ministern von acht der vornehmsten europischen Höfe.—'Nachrichten über die Verhältnsse mit einigen zwanzig, jetzt zum Reiche geborgen oder angranzenden, asia
tischen Völkerfch<ften. — Zur Geschichte des Krieges zwischer Nußland und Preußen von 1756 bis 176z.- Geschichte der Regierung der Kaiserin EUsbeth von 1742 bis 1762.—
Das letzte Verdenst des Greises um die va
terlandische Gechichte war die Aussicht über den Druck deS ersten Bandes der Ruman-jowischen Urkaiden - Sammlung.
Im August 612 mußte er, mit dem Wich
tigsten aus feiten Archiv-Schätzen, erst nach Wladimir, dam nach Nischnei - Nowgorod flüchten; im Imuar i8i? aber brachte er sie und sich wohlbehalten zurück, und hatte die Freude, atch sein Archiv-Gebäude von den Flammen 'erschont zu finden; bloß ein Theil der Biblothek war von den Feinden verschleppt woben.
Seit 1780 chon, bei Archiv - Arbeiten in feuchten Zimm?n, durch Erkaltung harthö
rig aeworden, itt er, gegen das Ende des Jahres 181?, an heftigen rhevmatischen Schmerzen im Kopfe, die seine Kräfte so er
schöpften, daß ec endlich, an hinzugetretenem auszehrenden Fieber, den 20. Jan.
1814
verstarb. Mit stinen
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Iahren, die er erlebte, ein Beweis mehr, daß am vielen Arbei
ten, selbst mit sitzender Lebersart, niemand stirbt. Auch von Seiten seines Charakters war der Verewigte ehrwürdig; insbesondre durch seine Mildthätigkeit und Religiosität, welche letztere ihm auch, noch m seinen letz
ten Lebens-Jahren, den öffentlichen Achtungs-Beweis erwarb, daß ihn die dortige Bibel-Gesellschaft zu ihrem Vice - Präftdenten er
wählte. Er wurde, seinem Wunsche gemäß, neben seinem ihm unvergeßlich - theuern On
kel Ambrosius begraben, und erhielt, bei die
ser Gelegenheit, auch von der Geistlichkeit eine ehrende Anerkennung seiner Verdienste.
Seine ausführliche Biographie hat das Publicum von seinem Sohne zu erwarten^
Die hier AelieftrtenNachrichten sind ein Aus
zug aus dem Aufsatze eines Herrn K. Kalai-dowitsch, in Jsmailows Europäischem Westnik
1814.
Nr.114—134.
I n l a n d i s c h e s a u s d e m A u s l a n d e . V5a6 das gerechte Europa (von dem einen
Volke muß dießfakks gar nicht mehr die Re
de seyn) Rußlands Monarchen und seinen Tapfern schuldig zu seyn fühlt, spricht sich, vielleicht charakteristischer und stärker noch, als in den Huldigungen, die der Hochgefeierte überall selbst erhielt, auö, in jenen zufälli
gen, gelegentlichen, unwilikührlichen Aufmeek-samkeits- und Achtungs-Beweisen, die in den verschiebenden Gegenden den Heerführern der Rtttungs s Armee dargebracht werden. So lasen wir in diesen Tagen in den ausländi
schen Zeitungen, wie die Durchreise der Ge
nerale, Baron Sacke»?, Fürst Schtscherdatow, Graf Lievcn und General Saß in Bres.'au, als ein herzliches Bürgerfest gefeiert worden ist.— So erzählt ein Reisender: Bei einer der Lustpartieen, welche die fremden hohen Herr
schaften in England machten, hatte Jemand, wahrscheinlich aus ihrem eigenen Gefolge, den Einfall gehabt, unter das Volk zu brin
gen: von zwei, gleichfalls fremden, Damen, welche in einem Wagen zusammenfuhren, sei die eine Mistriß Platow, die andre Miß Blücher. Diese Damen erhielten denn, auf dem ganzen Wege, eine Menge jener Auf
merksamkeiten und Zudringlichkeiten, mit de
nen die englische Volksmenge zu huldigen pff?gt;
die sie sich anfangs gar nicht zu erklären wußten, bis das wiederhohlte "Vwat Miß Blücher, Vivat Mistriß Platow" ihnen aus dem Traume, oder vielmehr: sie in den Traum hinein, half. — Und so schreibt ein Brief aus den Rhein Gegenden: Unser Graf Wit-genstein machte anfangs Juni neuen Styls eine Reise auf dem Rhein Die Gegend ist nicht zu beschreiben; ewig schön, immer neu!
Weinberge, Felsen, Gärten, Felder, Schlös
ser, Ruinen füllen die ganze Landschaft. Aber was sie am mehresten belebte, war der En
thusiasmus, der Jubel, der den Grafen auf feiner Fahrt begleitete. In allen Dörfern auf beiden Ufern wurden die Glocken geläu
tet; Männer, Weiber, Kinder standen am Ufer, wehten mit den Hüken, und ließen tausendmahl den Namen Wittenstein leben;
Andre setzten sich in kleine Nachen, umzin
gelten unsre Jacht, und warfen Blumen hin
ein; an allen Orten, wo wir ans Land gien-gen, empfiengen uns die Autoritären mit Musik, Fahnen und Artillerie-Salven. Zwei Stunden vor Bonn k^im uns der russische General Knorring mit zwei Bäten voll San
ger und