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Dieses Modell wurde für diese Arbeit ausgewählt, weil es sich besonders gut auf die veränderte Lebensphase und die verstärkt auftretenden Anfor-derungen umlegen lässt. Eine Ausbildung stellt für alle Lernenden unab-hängig von ihren kognitiven Fähigkeiten eine große Umstellung und somit eine Herausforderung dar.

Becker (vgl. 2006, S. 12) versucht in diesem Modell, den Menschen ganz-heitlich zu erfassen und die an ihn gestellten Anforderungen sowie die vorhandenen Ressourcen in logischer Form zu kategorisieren.

Es handelt sich bei dem systematischen Anforderungs-Ressourcen-Modell um ein Rahmenmodell zur Erklärung von Gesundheit unter systemischen und ökologischen Aspekten. Das Modell eignet sich besonders in Bezug auf den schulischen Kontext, nachdem es soziale Bedingungen sowie Un-terstützungen gleichermaßen berücksichtigt.

Dabei wird zwischen aktueller und habitueller Gesundheit unterschieden.

Unter aktueller Gesundheit wird die momentane Befindlichkeit beschrie-ben, welche durchaus gewissen Schwankungen unterliegt. Das bedeutet, in Abhängigkeit von den momentanen Stressoren kann das Risiko, diese nicht zu bewältigen und in Folge zu erkranken, ansteigen. Die habituelle Gesundheit beschreibt, wie der Name schon vermuten lässt, das Wohlbe-finden über eine längere Zeitspanne (vgl. Renneberger, Hammelstein, 2006, S. 23).

Das systematische Anforderungs-Ressourcen-Modell hat sich wie bereits erwähnt aus dem Salutogenese-Konzept entwickelt und beschränkt sich nicht nur auf die negative Auswirkung von Anforderungen, sondern auch auf das positive Erleben. Es geht vielmehr darum, wie ein Mensch mit den an ihn gestellten Anforderungen zurechtkommt (vgl. Wirtz, 2013, S. 112).

Je besser eine Person mit den inneren und äußeren Anforderungen zu-rechtkommt, desto gesünder wird diese sein.

Generell werden dabei interne und externe Anforderungen unterschieden, die sich sowohl physisch als auch psychisch auswirken können. Unter An-forderungen werden Voraussetzungen verstanden, mit denen sich ein Mensch auseinandersetzten muss.

Eine äußere Anforderung wären beispielsweise Prüfungen während der Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegeeiner, demnach eine von außen einwirkende Belastung.

Im Gegensatz dazu ist eine innere Anforderung individueller, wie bei-spielsweise ein körperliches Gebrechen oder ein überhöhter Leistungsan-spruch. Dabei gilt es zu erwähnen, dass sowohl eine zu hohe als auch eine zu geringe Anforderung an Menschen als belastend erlebt wird (vgl.

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 2011, S. 560ff).

Das Ergebnis, dass sowohl Unter- als auch Überforderung dem Menschen schaden kann, sollte gerade in Bildungseinrichtungen von großem Inte-resse sein.

Wie bereits erwähnt beschreibt dieses Modell sowohl Bewältigungsverhal-ten als auch gesundheitsförderliches VerhalBewältigungsverhal-ten. Zum einen geht es um die Bewältigung interner und externer Anforderungen und zum anderen um die Stärkung und den Ausbau der Ressourcen.

Auch bei den Ressourcen kann zwischen internen und externen unter-schieden werden. Es handelt sich beispielsweise um eine innere Res-source, wenn ein Mensch eine sehr optimistische Grundhaltung hat. Das bedeutet, innere Ressourcen entstehen immer aus der Sozialisation und den charakterlichen Eigenschaften der betreffenden Person.

Externe Ressourcen setzten sich aus sozialen, beruflichen, materiellen, gesellschaftlichen und ökologischen Ressourcen zusammen. Sie entste-hen durch die Umwelt und die Umgebung, in der eine Person lebt. Ein ty-pisches Beispiel für eine externe Ressource wäre die Möglichkeit der Par-tizipation in der Arbeitswelt. Je nach vorhandenen Ressourcen werden Anforderungen als Belastung oder Herausforderung empfunden (vgl.

Abbildung 3: Anforderungs-Ressourcen-Modell als Verstehhilfe (Gerwin-Lutz et al., 2012, online)

Diese Abbildung soll nochmals verdeutlichen, wie unterschiedlich Men-schen auf ein Ereignis reagieren. Dementsprechend wird dieses als Stres-sor oder Herausforderung verstanden.

Die Tatsache, dass man auf das Anforderungs-Ressourcen-Modell in vier Punkten gesundheitsförderlich einwirken kann, sollte auch im schulischen Kontext eine große Rolle spielen. Auf der einen Seite können interne und externe Anforderungen verändert und angepasst werden, auf der anderen Seite können interne und externe Ressourcen gefördert werden. Aufgrund von häufig einheitlich restriktiv gehaltenen Rahmenbedingungen werden diese Gestaltungsmöglichkeiten in schulischen Betrieben allerdings häufig relativiert.

Die Ausbildungsstätte kann mit Hilfe von selbstreflektiven Übungen und Feedbacks den Auszubildenden ihre individuellen Ressourcen aufzeigen und diese stärken. Dabei können sich neue Ressourcen entwickeln, die wiederum zur Bewältigung beitragen. Das Schulklima kann auf der ande-ren Seite einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, ob Anforderungen als bewältigbare Herausforderung erscheinen oder aber als unüberwindbare Hürde wahrgenommen werden. Es gilt Rahmenbedingungen zu schaffen

in denen die Lernenden ohne Angst vor Fehlern oder dem Versagen ihre Potentiale entfalten können und an den Herausforderungen wachsen.

Das anschießende Kapitel versucht einen Überblick über die momentanen Rahmenbedingungen und Verordnungen bezüglich der Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung im gehobenen Dienst zu vermitteln.

5 R

AHMENBEDINGUNGEN DER

A

USBILDUNG FÜR DEN GEHOBENEN

D

IENST DER ALLGEMEINEN

G

ESUNDHEITS

-

UND

K

RANKENPFLEGE

Die Ausbildung für den gehobenen Dienst der Gesundheits- und Kranken-pflege erfolgt seit 1997 nach dem Gesundheits- und KrankenKranken-pflegegesetz.

Die zukünftigen Arbeitsfelder der Auszubildenden der Gesundheits- und Krankenpflege finden sich in den eigenverantwortlichen, mitverantwortli-chen und interdisziplinären Tätigkeitsbereimitverantwortli-chen wieder.

Der eigenverantwortliche Bereich ermöglicht den Auszubildenden der Ge-sundheits- und Krankenpflege unter anderem zukünftig Pflegediagnosen und Pflegeplanungen zu erstellen, organisatorische Aufgaben zu über-nehmen sowie die von anderen Berufsgruppen gesetzten Pflegehandlun-gen zu überwachen. Weiters zählen die Gesundheitsförderung und Bera-tung im Rahmen der gehobenen Pflege sowie die Pflegeforschung zu den eigenverantwortlichen Aufgaben.

Der mitverantwortliche Bereich umfasst die Durchführung diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen nach ärztlicher Anordnung.

Im interdisziplinären Tätigkeitsbereich geht es um den Austausch und die Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen, wobei für Angehörige der gehobenen Gesundheits- und Krankenpflege das Vorschlags- und Mitent-scheidungsrecht gilt (vgl. Schwammberger, 2008, S. 66ff).

Die Ausbildung zum gehobenen Dienst der Gesundheits- und Kranken-pflege umfasst in Österreich insgesamt drei Jahre. Innerhalb dieser Zeit werden 21 verschiedene Gegenstände unterrichtet und geprüft. Die An-zahl der Theoriestunden beträgt 2000 Unterrichtseinheiten und wird durch 2480 Praktikumsstunden ergänzt.

Während dieser drei Ausbildungsjahre haben die Auszubildenden zirka alle vierzehn Tage eine Prüfung über den abgeschlossenen Unterrichts-stoff zu absolvieren (vgl. ÖBIG, 2003, S. 6).

In jedem dieser drei Ausbildungsjahre dürfen die Auszubildenden der ge-hobenen Gesundheits- und Krankenpflege maximal 20% des theoreti-schen Unterrichts versäumen. Werden die Fehlzeiten überschritten, muss die Schulleiterin oder der Schulleiter entscheiden, ob die Schülerin oder der Schüler in das nächste Ausbildungsjahr aufsteigen darf oder das Aus-bildungsjahr wiederholen muss (vgl. Schulordnung des KAV, 2013, S. 13).

Diese relativ genauen Vorgaben geben den Auszubildenden der gehobe-nen Gesundheits- und Krankenpflege wenig zeitliche Ressourcen zur Durchführung gesundheitsförderlicher Maßnahmen während der Ausbil-dung.

Diese Tatsache gilt es zu berücksichtigen, wenn man bedenkt, welchen Einfluss Stress und das soziale Umfeld auf das Gesundheitsverhalten ha-ben können.

Dennoch wird das Wissen um gesundheitsförderliche Aspekte während der Ausbildung zur diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegeperson großgeschrieben. Bereits die Berufsbezeichnung der diplomierten Ge-sundheits- und Krankenpflegeperson lässt auf das relativ neue Aufgaben-gebiet der Gesunderhaltung und Gesundheitsförderung schließen. So wurde bereits 1997 im Gesundheits- und Krankenpflegegesetz die Not-wendigkeit festgeschrieben, gesundheitsförderlichen, präventiven und re-habilitativen Inhalten den gleichen Stellenwert zukommen zu lassen wie dem kurativen Bereich (vgl. Schwammberger, 2008, S. 61).

Die Bedeutsamkeit der Gesundheitsförderung auch für die eigene Ge-sundheit der Auszubildenden der gehobenen GeGe-sundheits- und Kranken-pflege wird durch die Ausbildungszielsetzung bestätigt.

„(…) die Vermittlung von Kenntnissen und der Anwendung von Methoden zur Erhaltung des eigenen physischen, psychischen und sozialen Gesundheitspotenzials (…)“ (Bundesgesetzblatt – Ausbildungsverordnung, 1999, S. 4)

Die Weiterbildungsmöglichkeiten, um in der gehobenen Gesundheits- und Krankenpflege präventiv und gesundheitsfördernd tätig zu werden, schei-nen in den letzten Jahren auch im deutschsprachigen Raum enormes Po-tenzial entwickelt zu haben. Spezialisierungen wie Community Nurses, Public Health Nurses und Ähnliches finden zusehends Einzug in den ös-terreichischen Fachhochschulen (vgl. Hassler, Meyer, 2006, S. 41).

Diese Veränderungen am pflegerischen Arbeitsmarkt machen deutlich, dass es zukünftig besonders im Hinblick auf die Vorbildwirkung von Ge-sundheits- und Krankenpflegepersonen notwendig sein wird, ein umfas-senderes Verständnis für das Gesundheitsverhalten zu schaffen.

Zusammenfassend lässt sich ergänzend sagen, dass es sich bei dem Cur-riculum der Gesundheits- und Krankenpflegeschulen in Österreich um ein offenes handelt, welches jedoch als verbindliche Vorlage zu werten ist.

Das bedeutet die Inhalte sind österreichweit ident. Dennoch steht es den Lehrenden frei, Schwerpunkte zu setzten und nach eigenem Ermessen bestimmte Inhalte vertieft zu unterrichten.

Gesundheitsförderung und Gesundheitserziehung waren bis zur Geset-zesreform von 1997 nicht im Unterricht vorgesehen.

Eine aktuelle Befragung bezüglich gesundheitsförderlicher Maßnahmen in zwei österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeschulen ergab, dass bei über 80% der Befragten gesundheitsförderliche Maßnahmen ei-nen sehr bis eher wichtigen Stellenwert einnehmen. Über 90 % der Aus-zubildenden des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpfle-ge gaben zudem an, reKrankenpfle-gelmäßiKrankenpfle-ge Informationen über Krankenpfle- gesundheitsfördern-de Maßnahmen zu erhalten (vgl. Swatosch, 2009, S. 80ff).

Besonders im Hinblick auf die einflussnehmenden Faktoren der Gesund-heit muss an dieser Stelle auch die finanzielle Situation der Auszubilden-den des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege er-wähnt werden. Die Ausbildung zum gehobenen Dienst der Gesundheits- und Krankenpflege ist kostenfrei möglich. Weiters sind die Lernenden während der gesamten Ausbildung sowohl kranken- als auch unfall- und

pensionsversichert. Wenn sie an einer öffentlichen Schule die Ausbildung absolvieren, erhalten sie im ersten Ausbildungsjahr ein Taschengeld von zirka 280 Euro netto pro Monat. Im zweiten Ausbildungsjahr erhöht sich der Betrag um weitere 100 Euro und im letzten Ausbildungsjahr erhalten die Auszubildenden in etwa 530 Euro netto. Die genauen Zahlen sind ab-hängig vom jeweiligen Bundesland, in dem die Ausbildung absolviert wird (vgl. Arbeiterkammer, 2014, online).

Viele in Österreich angebotene Ausbildungen sind kostenpflichtig oder aber unentgeltlich. Nichtsdestotrotz ist es für viele Auszubildende, vor al-lem für jene, die bereits berufstätig waren, eine große finanzielle Heraus-forderung, die drei Ausbildungsjahre ohne Nebenbeschäftigung finanziell zu überstehen.

Das bedeutet für den Großteil der Lernenden den Verzicht auf den bereits gewohnten Lebensstandard. Diese finanziellen Einbußen schlagen sich häufig auch auf die Gesundheit.

6 D

AS

G

ESUNDHEITSVERHALTEN UND SEINE

B

EDINGUNGEN

Die durchschnittliche Lebenserwartung hat sich in den letzten 50 Jahren in Österreich um zirka zehn Jahre erhöht. Im Jahr 2010 konnte man davon ausgehen, dass Frauen in Österreich durchschnittlich 83 Jahre alt wurden und Männer in etwa 78 Jahre. Betrachtet man die altersspezifisch häufigs-ten Todesursachen, so wurde ermittelt, dass Herz- Kreislauferkrankungen und maligne Karzinomerkrankungen mit über 68 % den Hauptteil der To-desfälle ausmachen. Mögliche Gründe für die positive Entwicklung der letzten 50 Jahre sind beispielsweise bessere Ernährungsbedingungen und andauernde Gesundheitsvorsorge (vgl. Österreichischer Ernährungsbe-richt, 2012, S. 15ff; Statistik Austria, 2014, online).

Diese Ergebnisse spiegeln sich auch in den Gesundheitsbefragungen wi-der. Es zeigt sich im Verhältnis zu den letzten zwanzig Jahren eine ver-stärkte Zufriedenheit bezüglich des eigenen Gesundheitsempfindens. Zir-ka drei Viertel der österreichischen Erwachsenen gaben an, ihren eigenen Gesundheitszustand als „sehr gut“ oder „gut“ einzustufen.

Dennoch lässt sich ein ungünstiges Gesundheitsverhalten auch heute noch häufig abhängig von dem Geschlecht, dem sozialen Status und dem Stadt-Land-Gefälle zuordnen. Diese Unterschiede schlagen sich auch merklich in der Lebenserwartung nieder (vgl. Hurrelmann, Richter, 2009, S. 7ff).

Früher zählten, im Gegensatz zu heute, Infektionskrankheiten zu den häu-figsten Todesursachen. Mittlerweile lassen sich mehr als die Hälfte der Todesursachen auf chronische Erkrankungen zurückführen, die nicht sel-ten aufgrund von vermehrtem Risikoverhalsel-ten entstehen. Unterschied-lichste Studien konnten belegen, dass das Risiko, an einer chronischen Erkrankung zu leiden, mit dem Bildungsstand und dem Einkommen korre-liert. Je niedriger das Einkommen und je niedriger die Bildung, desto häu-figer leiden die Menschen an chronischen Erkrankungen. In Deutschland kann davon ausgegangen werden, dass Menschen mit dem niedrigsten Einkommen im Vergleich zu jenen mit dem höchsten Einkommen im Durchschnitt zwischen fünf und zehn Jahre früher versterben. Ursachen

für diese Entwicklung sind höhere gesundheitliche Belastungen bei gerin-ger ausgeprägten Bewältigungsstrategien sowie allgemein ungesündere Verhaltensweisen (vgl. Janßen, 2011, S. 3ff).

Neben den chronischen Erkrankungen steigt auch die Zahl der psychi-schen und psychosomatipsychi-schen Beschwerden erheblich an (vgl. Bundes-ministerium für Gesundheit, 2009, S. 19).

Diese relativ neuen Erkenntnisse und Entwicklungen ermöglichten es, ge-zielte gesundheitsfördernde Maßnahmen zu ergreifen sowie aktive Prä-vention zu betreiben.

6.1 Gesundheitsverhalten und Gesundheitsempfinden der