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„Gesundheit“ ist ein schwer zu definierender Begriff.

In der Literatur finden sich unzählige, teilweise stark differierende Definiti-onen. Jeder Mensch beschreibt Gesundheit individuell in Bezug auf seine persönliche und aktuelle Lebenssituation. Dementsprechend wurde Ge-sundheit stets abhängig von der jeweiligen Sozialisation und den histori-schen Umständen unterschiedlich betrachtet. Anfänglich stand der Begriff

„Gesundheit“ unter starkem Einfluss religiöser Betrachtungsweisen, erfuhr dann aber von philosophischen Gedankenströmungen bis zur heutigen wissenschaftlichen Sicht eine ständige Weiterentwicklung.

Gesundheit kann unter drei unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet wer-den. Das betroffene Individuum beschreibt, wenn es um Gesundheit geht, das subjektive Empfinden, im Unterschied zum medizinischen Blickwinkel, bei dem beispielsweise Normwerte großes Gewicht haben. Findet der ge-sellschaftliche Aspekt auch noch Berücksichtigung in den Überlegungen zum Thema Gesundheit, sind Begriffe wie Leistung oder Rollenerfüllung unabdingbar (vgl. Faltermaier, 2005, S. 41).

Wie bereits beschrieben geht es demnach auch um das Vorwissen der Person, die Gesundheit definiert, wobei der Laienbegriff von Menschen definiert wird, die keinerlei medizinische Vorbildung besitzen. Dem gegen-über steht der Expertenbegriff von Gesundheit, der wie die Bezeichnung bereits verrät, von Expertinnen oder Experten, die fachlich gebildet sind, formuliert wurde (vgl. Faltermaier, 2005, S. 31; Steinbach, 2011, S. 1).

Die Definitionen des Gesundheitsbegriffes haben sich auch im Laufe der Zeit stark verändert. Frühere Gesundheitsdefinitionen waren meist patho-genetisch orientiert und beschrieben Gesundheit stets durch das Fehlen

bei den sogenannten Laien vor. Dennoch sind die Versuche, Gesundheit positiv zu beschreiben, mittlerweile in unterschiedlichsten wissenschaftli-chen Disziplinen zu finden (vgl. Faltermaier, 2005, S. 33; Rennberger, Hammelstein, 2006, S. 8).

Gleichwohl gilt, je nachdem, aus welcher wissenschaftlichen Disziplin die Expertinnen und Experten kommen, lassen sich verschiedene Ansätze unterscheiden. Vergleicht man die unterschiedlichen Sichtweisen inner-halb der verschiedenen Disziplinen miteinander, so stellt man fest, dass das biomedizinische Modell von einer eher naturwissenschaftlich domi-nierten Gesundheitsdefinition ausgeht. Das bedeutet, der Gesundheitsbe-griff wird meist mit dem Fehlen von Gebrechen oder Krankheiten erläutert.

Diese Tatsache erscheint besonders interessant, weil diese Sichtweise innerhalb sämtlicher Gesundheitsberufe am weitesten verbreitet scheint.

Eine differenzierte Betrachtungsweise geht vom bio-psycho-sozialen Ge-sundheitsbegriff aus. Hier werden individuelle Einstellungen und Emotio-nen dem Körperlichen gleichgesetzt.

Wohingegen sich das soziologische Gesundheitsverständnis vermehrt an sozialen Rollen und Lebensanforderungen orientiert (vgl. Steinbacher, 2011, S. 22ff).

Der Medizinsoziologe Parson definierte 1967 Gesundheit

„… als den Zustand optimaler Leistungsfähigkeit eines Indi-viduums für die Erfüllung der Rollen und Aufgaben innerhalb unserer Gesellschaft“. (zit. n. Kulbe, 2009, S. 20).

Diese Definition unterstreicht nochmals, dass aus soziologischer Sicht, das Funktionieren und die Aufgabenerfüllung in einer Gesellschaft oberste Priorität haben.

Die seit vielen Jahren bekannteste positiv und möglichst ganzheitlich for-mulierte Definition wurde 1948 von der Weltgesundheitsorganisation be-schrieben und lautet wie folgt:

„Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht alleine das Fehlen von Krankheit und Gebrechen.“

Diese Definition wurde in erster Linie aus biomedizinischer Sicht verfasst und bemüht sich um einen ganzheitlichen Ansatz. Betrachtet man diese Definition genauer, erkennt man die unterschiedlichen Dimensionen der Gesundheit, wodurch auch die Ansätze anderer wissenschaftlicher Diszip-linen einfließen.

Mittlerweile wird Gesundheit als alltäglicher Bestandteil des Lebens gese-hen, dessen man sich erst bewusst wird, wenn er fehlt. Gesundheit stellt einen ausgeglichenen Zustand zwischen gesundheitsfördernden und ge-sundheitsbelastenden Faktoren dar. Der Fonds gesundes Österreich be-schäftigt sich mit der Gesundheitsförderung und Prävention der österrei-chischen Bevölkerung und möchte sowohl auf die Lebenswelt als auch auf die Lebensweise positiven Einfluss nehmen. Gesundheit wird in diesem Rahmen wie folgt definiert:

„Gesundheit entsteht, wenn Menschen ihre Ressourcen optimal entfalten und mobilisieren können, um so den in-neren und äußeren Anforderungen zu begegnen. Sie ist ein dynamischer Prozess, der – abhängig von den wech-selnden Belastungen und Möglichkeiten konkreter Le-benssituationen – immer wieder neu gestaltet und ausba-lanciert werden muss.“ (Fonds gesundes Österreich, 2005, online)

Es lässt sich festhalten, dass sich in den letzten sechzig Jahren das Ver-ständnis zum Thema Gesundheit weiterentwickelt hat und erkannt wurde, dass diese durch unterschiedlichste Dimensionen beeinflusst werden kann.

Ewles und Simnett (vgl. in Steinbacher, 2011, S. 22) gliedern Gesundheit

Abbildung 1: Dimensionen der Gesundheit

Zur Abbildung 1 ist erklärend zu sagen, dass die psychische Gesundheit die Fähigkeit logisch und zusammenhängend zu denken beschreibt.

Unter der physischen Gesundheit werden die körperliche Unversehrtheit und die Funktionstüchtigkeit des Körpers verstanden.

Die emotionale Gesundheit beschreibt die Fähigkeit, den eigenen Gefüh-len Ausdruck verleihen zu können, sowie die Fähigkeit, empathisch zu reagieren.

Unter der sozialen Gesundheit sind die Beziehungsfähigkeit und die Inter-aktion in Beziehungen zu verstehen.

Spirituelle Gesundheit steht häufig im engen Zusammenhang mit religiö-sen Werten und beschreibt die Erlangung von innerer Ruhe.

Unter gesellschaftlicher Gesundheit versteht man die umgebungsabhän-gigen Einflussfaktoren wie beispielsweise Bürgerkriege, finanzielle Stel-lung oder Umwelteinflüsse (vgl. Steinbacher, 2011, S. 22ff).

gesellschaft-liche

spirituelle

seelische soziale

emotionale psychische physische

Gesundheit

Die jeweiligen Dimensionen sind allerdings nicht getrennt voneinander zu bewerten, sondern stehen in einer sich beeinflussenden wechselseitigen Beziehung zueinander. Demzufolge kann man davon ausgehen, dass wenn eine Dimension nicht „gesund“ ist, auch Auswirkungen bei den an-deren Dimensionen bemerkbar werden.

„Eine multidimensionale Bestimmung von Gesundheit erscheint notwendig, um das Phänomen in ihren psychosomatischen und psychosozialen Zusammenhängen zu erfassen.“ (Faltermaier, 2005, S. 150)

Trotz des bei der WHO-Definition neuen und veränderten Blickwinkels, den man auf den Gesundheitsbegriff wirft, beanstandeten einige Kritike-rinnen und Kritiker die Formulierung des vollkommenen Wohlbefindens und das Fehlen der Dynamik der Gesundheit im Laufe des Lebens (vgl.

Rennberger, Hammelstein, 2006, S. 8).

Betrachtet man die unterschiedlichen Dimensionen von Gesundheit, kann man davon ausgehen, dass diese kein unveränderbarer Zustand ist, son-dern vielmehr häufigen Schwankungen unterliegt. Gesundheit und Krank-heit stehen einander auf einem Kontinuum gegenüber und müssen als dynamischer Prozess verstanden werden. (vgl. Faltermaier, 2005, S. 151;

Steinbacher, 2011, S. 119).

Der Begriff des Gesundheitskontinuums wird in einem späteren Kapitel als wesentlicher Teil der Salutogenese nochmals aufgegriffen und beschrie-ben.

Aus dem Begriff der Gesundheit entwickelten sich im Laufe der Zeit etliche neue Wortkombinationen, die veranschaulichen, wie vielseitig Gesundheit tatsächlich ist und wie schwer es fällt, sie ausreichend zu beschreiben.

Beispielsweise der Begriff „Health Literacy“, zu Deutsch „ Gesundheits-kompetenz“, gewann in den siebziger Jahren an immer größerer

Bedeu-Mensch zur Verarbeitung von gesundheitsrelevanten Inhalten benötigt, zusammengefasst (vgl. Fousek et al., 2012, S. 3)

Ein vor allem für diese Arbeit wesentlicher Begriff ist „ Gesundheitsverhal-ten“, weshalb dieser im nachfolgenden Unterkapitel einer Definition zuge-führt wird.