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Um sich mit dem Thema der Stressbewältigung auseinanderzusetzen, ist es erforderlich, Begriffe wie Belastungen und Stress genauer zu definie-ren.

Der Begriff „Stress“ hat sich im Laufe der letzten fünfzig Jahre stark ge-wandelt und seine Bedeutung verändert. In früheren Zeiten hat das Wort

„Stress“ die physikalischen Kräfte und Belastungen, die auf einen festen Gegenstand eingewirkt und zu dessen Verformung beigetragen haben, bezeichnet. Der Stressbegriff Bezug nehmend auf die Gesundheit bedeu-tet demnach allgemeine belastende Auswirkungen auf den Menschen (vgl.

Kaluza, 2014, S. 4f).

Renneberger und Hammelstein (vgl. 2006, S. 217) beschreiben den Be-griff „Stress“ noch differenzierter als eine Belastung, die möglicherweise auch zur Überforderung führen kann, welche sich wiederum in Form von psychischen oder physischen Beschwerden manifestiert. Zu einer Belas-tung kommt es, wenn ein Reiz beziehungsweise Stressor auf einen Men-schen wirkt. Dabei können drei Arten von Stressoren unterschieden wer-den: Physikalische Stressoren wie beispielsweise extreme Hitze können Menschen ebenso beeinflussen wie soziale Stressoren. Unter Letzteren versteht man beispielsweise Konflikte zwischen Kolleginnen und Kollegen.

Besonders die dritte Art von Stressoren, nämlich die Anforderungen im Bereich der Leistung, spielen im Zusammenhang mit Schulen eine we-sentliche Rolle. Wobei auch der soziale Stress im schulischen Kontext häufig zur Belastung werden kann.

Kaluza (vgl. 2014, S. 7ff) geht davon aus, dass Stress sich stets aus drei Komponenten zusammensetzt, die sich wiederum gegenseitig

beeinflus-persönliche Einstellung. Auch er beschreibt die so genannten Stressoren als die von außen einwirkenden Belastungen und Anforderungen, die an die Menschen gestellt werden. Auf diese Stressoren reagieren die Men-schen mit körperlichen und psychiMen-schen Antworten, welche er wiederum als Stressreaktion bezeichnet. Je nach Lebenseinstellungen und Soziali-sation werden die Belastungen bearbeitet. Die Grundeinstellung zu dem Stressor stellt dabei eine direkte Verbindung zu möglichen Stressreaktio-nen dar. Er geht davon aus, dass persönliche Einstellungen als Stressver-stärker verstanden werden können.

Alle Menschen werden im Laufe ihres Lebens mit unterschiedlichsten Herausforderungen konfrontiert. Diese Herausforderungen können ganz spontan auftreten und manchmal über einen längeren Zeitraum andauern.

Meistens ist der Mensch aufgrund seiner Erfahrungen und bereits bewäl-tigten Anforderungen dazu in der Lage, die auf ihn zukommenden Heraus-forderungen zu bewältigen. Diese Tatsache wurde bereits bei der Erläute-rung des AnfordeErläute-rungs-Ressourcen-Modells beschrieben. Auch körperli-che Reaktionen können den Menskörperli-chen dabei helfen, die an sie gestellten Anforderungen zu bearbeiten. Zu den so genannten psychophysiologi-schen Aktivitäten, die dabei unterstützen, zählen die Steigerung der Atem- und Herzfrequenz, die Ausschüttung von Stresshormonen sowie die Va-sokonstriktion und der damit verbundene Anstieg des Blutdrucks. Andere Funktionen des Körpers arbeiten während dieser Zeit nur vermindert, wie beispielsweise die Verdauung. Problematisch wird es demnach erst, wenn die Betroffenen über einen längeren Zeitraum in einem solchen Anspan-nungszustand verbleiben (vgl. Krause, Mayer, 2012, S. 120).

Jeder Mensch reagiert aufgrund seiner individuellen Lebenserfahrungen anders auf die jeweiligen Stressoren. Es ist davon auszugehen, dass es allerdings Aspekte wie Perfektionismus oder das starke Verlangen alles zu kontrollieren gibt, die eine Stressreaktion verstärken können.

Wenn Belastungen überhand nehmen und nicht mehr zufriedenstellend bearbeitet werden können, besteht die verstärkte Gefahr, an einem Burn out zu erkranken. Hausmann (vgl. 2009, S. 297ff) hat in einer Studie die Burnout-Belastung bei Pflegeschülerinnen und Pflegeschülern untersucht.

Dabei kam er zu dem Ergebnis, dass die Auszubildenden vor allem unter der Doppelbelastung des dualen Ausbildungssystems sowie unter dem Mangel an Freizeit leiden. Besonders interessant sind in diesem Zusam-menhang die vermehrt negativen Coping-Strategien, je weiter die Ausbil-dung vorangeschritten ist. Dabei gilt es zu bemerken, dass sowohl die Le-benszufriedenheit als auch die Leistungsfähigkeit in der Stadt hochsignifi-kant geringer und emotionale Instabilität hochsignifihochsignifi-kant höher ausgeprägt sind als bei Auszubildenden aus ländlicheren Gegenden. Im Zuge dieser Studie wurden auch Auszubildende des Diplomjahrganges und bereits erfahrene Kolleginnen und Kollegen hinsichtlich des subjektiven Belas-tungsempfindens befragt und die Resultate miteinander verglichen. Diese Ergebnisse zeigen auf, dass die Auszubildenden im Diplomjahrgang einen besonders großen Belastungsdruck empfinden.

Berücksichtigt man die bereits im Kapitel „Rahmenbedingungen der Au s-zubildenden für den gehobenen Dienst der allgemeinen Gesundheits- und Krankenpflege“ beschriebenen Anforderungen, erscheinen diese Ergeb-nisse realistisch und nachvollziehbar. Dabei entsteht zwangsläufig die Frage nach Lösungsansätzen.

Umbescheidt (vgl. 2013, S. 133ff) beschäftigte sich in seiner Studie nicht nur mit der Identifizierung von Belastungen und Stressoren während der Ausbildung, sondern auch mit den vorherrschenden Coping-Strategien.

Als Stressoren während der schulischen Ausbildung zur diplomierten Ge-sundheits- und Krankenpflegeperson konnten qualitative und quantitative Überforderung, Umgebungsbedingungen, soziale Konflikte, körperliche Bedingungen und Ähnliches genannt werden.

Im Umgang mit diesen Belastungen wurden folgende Coping-Strategien am häufigsten genannt: Lernstrategien, soziale Unterstützung, Unterstüt-zung durch innerbetriebliche Personen sowie die Stärkung des Selbstver-trauens und der Selbstwirksamkeit.

Diese Ergebnisse und bereits vorhandene Ressourcen der Auszubilden-den der Gesundheits- und Krankenpflege sollten bei gesundheitsförderli-chen Überlegungen betreffend das Setting Schule Berücksichtigung

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Um Gesundheitsförderung in Schulen möglich zu machen, muss man zu-nächst die sogenannten Hauptdeterminanten der Gesundheit näher be-trachten, um auf den jeweils möglichen Grundvoraussetzungen aufzubau-en. Die in der Abbildung ganz unten im Kern sichtbare Determinante (Al-ter, Geschlecht, Erbanlagen) ist unveränderbar. Die anderen vier Determi-nanten können verändert und beeinflusst werden.

Abbildung 5: Grafik der Gesundheitsdeterminanten (Fonds gesundes Österreich nach Dahlgren und Whitehead 1991)

Wer immer die Gesundheit verbessern will, wird versuchen müssen, diese Determinanten zu verändern.

Die Faktoren individueller Lebensweisen, oder anders ausgedrückt, das Verhalten einer Person kann ganz konkret beeinflusst werden. Beispiels-weise kann auf das Ernährungsverhalten gezielt Einfluss genommen wer-den. Auch auf die sozialen Netzwerke kann die Schule großen Einfluss nehmen. Die Arbeitsbedingungen oder Ausbildungsbedingungen begrün-den sich meist auf gesetzlichen Vorgaben und sind somit schwieriger zu verändern. Dennoch können Verordnungen und Schulordnungen kritisch hinterfragt und gegebenenfalls reflektiert werden (vgl. Dür, 2008, S. 128ff).

Die Implementierung von Gesundheitsförderung in Schulen hat das Ziel, allen Menschen, die in einer Schule ihren Alltag verbringen, mehr Selbst-bestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und eine Stärkung der Gesundheitskompetenz zu erlangen (vgl. Lukas, 2010, S. 79).

Es gilt vor allem unter dem Aspekt, dass Auszubildende der Gesundheits- und Krankenpflege einen großen Teil ihrer Zeit an der Schule verbringen, zu überlegen, welche Maßnahmen im schulischen Kontext sinnvoll und nachhaltig umgesetzt werden können. Dabei sollte stets das Mitbestim-mungsrecht der Lernenden berücksichtigt werden.