• Keine Ergebnisse gefunden

Seit einigen Jahren sind in sämtlichen Medien Empfehlungen für gesunde und kalorienbewusste Ernährung von Medizinerinnen und Medizinern so-wie von Ernährungswissenschaftlerinnen und Ernährungswissenschaftlern zu finden. Man versucht eine möglichst breite Masse über einen gesunden Lifestyle zu informieren.

Alle diese Empfehlungen haben gemeinsam, dass der übermäßige Kon-sum von Fett und Zucker zu vermeiden ist. Vielmehr wird empfohlen, ver-mehrt Obst und Gemüse auf dem Speiseplan zu haben, und es wurde all-gemein propagiert, dass ein zu hoher Konsum von fettreichen Speisen zu kardio-vaskulären Erkrankungen führt (vgl. Renneberg, Hammelstein, 2006, S. 173ff)

Ziel dieser Informationsweitergabe ist es, unausgewogenes Ernährungs-verhalten einzudämmen, um Folgeerkrankungen zu minimieren (vgl. Bun-desministerium für Gesundheit, 2012, S. 33)

Trotz der zahlreichen Informationen über gesundes Ernährungsverhalten zeigt der Gesundheitsbericht Österreich, dass diese Empfehlungen nicht ausreichend umgesetzt werden.

Sowohl der österreichische Ernährungsbericht (vgl. 2012, S. 5ff) als auch der Gesundheitsbericht Österreich (vgl. 2009, S. 8ff) haben ergeben, dass Erwachsene in Österreich zu zirka 40% übergewichtig sind. 12% der ös-terreichischen Bevölkerung leiden an Adipositas und 2% sind unterge-wichtig. Dabei fällt auf, dass die Anzahl der stark übergewichtigen Men-schen mit dem Lebensalter ansteigt. Im internationalen Vergleich hat Ös-terreich geschlechtsunabhängig einen höheren Anteil an übergewichtigen Menschen bei gleichzeitig niedrigen Anteilen an adipösen Menschen. Die Österreicherinnen und Österreicher nehmen zu viele gesättigte Fettsäuren sowie zu salzige Speisen zu sich. Wobei vorwiegend die österreichischen Männer über dem empfohlenen Maß an Cholesterin-Aufnahme liegen.

Kinder ernähren sich in Österreich zu süß und essen meist zu wenige Bal-laststoffe.

Um einen möglichst gesunden, abwechslungsreichen und vollwertigen Ernährungszustand bei der Bevölkerung zu erreichen, wurden Leitlinien und Ernährungsempfehlungen erstellt. Als einprägsame visuelle Unter-stützung wurde beispielsweise die Ernährungspyramide vielfach darge-stellt und weiterentwickelt.

Aktuell besteht die Ernährungspyramide aus sieben Stufen, davon sechs Lebensmittel- und eine Getränkestufe. Generell gilt je weiter unten die Stufe angesiedelt ist, desto mehr sollte man davon zu sich nehmen. Die obersten Stufen sollten nur in geringen Maßen konsumiert werden (vgl.

Bundesministerium für Gesundheit, o. A., online).

Abbildung 4: Neue Ernährungspyramide Österreich

Um schlüssige Aussagen über den Ernährungszustand von Menschen treffen zu können, ist es notwendig, sich auf ein einheitliches Messinstru-ment zu berufen. Am häufigsten findet dabei der Body-Mass-Index seine Anwendung, der durch die Umrechnungsformel die Kategorien unter-, normal-, übergewichtig und adipös schafft.

Die Umrechnungsformel lautet wie folgt:

BMI = Körpergewicht / Körpergröße² (kg/m²) Die untenstehende Tabelle soll die Eingrenzungen aufzeigen (vgl. Institut für Ernährungswissenschaf-ten der Universität Wien, 2011, S. 5ff)

Die Eigenschaften, die gesunde Ernährung mitbringen sollte, lassen sich festhalten als Nahrung, die keine Krankheiten auslöst, gegebenenfalls vorhandene Krankheiten abschwächt oder sogar kuriert und zu einem ganzheitlichen Wohlbefinden führt.

Gesundes Ernährungsverhalten kann sich auf zwei wesentliche Faktoren beziehen. Zum einen kann man den quantitativen Faktor, also die Nah-rungsmenge, reduzieren. Zum anderen differenziert man, ob sie sich qua-litativ auf spezifische Nahrungsbestandteile beziehen (vgl. Renneberger, Hammelstein, 2006, S. 174ff).

Mehrere Studien haben sich seit den letzten Jahren mit dem Ernährungs-verhalten von Schülerinnen und Schülern der gehobenen Gesundheits- und Krankenpflege beschäftigt und versucht die Ergebnisse zu interpretie-ren.

Freudenthaler und Müller (vgl. 2012, S. 408) stellten bei ihrer Befragung der Auszubildenden für gehobene Gesundheits- und Krankenpflege be-züglich des Ernährungsverhaltens je zwei negative beziehungsweise posi-tive Lebensmittelgruppen gegenüber. Die posiposi-tiven Lebensmittelgruppen beinhalteten Obst und Gemüse und die negativen Lebensmittelgruppen Fastfood und Schokolade. Dabei ergab sich, dass beide Lebensmittel-gruppen von 50 % der Befragten an zwei bis vier Tagen in der Woche konsumiert werden. Diese Ergebnisse entsprechen nicht den offiziellen österreichischen Ernährungsempfehlungen.

Eine weitere Erhebung im sozialpflegerischen Bereich ergab, dass 28,4 % von 602 befragten Auszubildenden im vergangenen Jahr einen bis acht Diätversuch/e unternommen haben. Das Ziel dieser Diätversuche war die Gewichtsverminderung (vgl. Neumann, Klewer, 2010, S. 674)

Der Wunsch, dem Schönheitsideal zu entsprechen, erscheint bei jungen Frauen besonders groß, und daher überrascht dieses Ergebnis nur wenig, vor allem wenn man bedenkt, dass der Großteil der Auszubildenden der gehobenen Gesundheits- und Krankenpflege jung und weiblich ist. Aller-dings geht aus den Befragungen nicht hervor, um welche Art von Diät es sich dabei gehandelt hat und ob diese auch tatsächlich einen gesundheits-förderlichen Aspekt beinhaltete.

Renneberger und Hammelstein (2006, S. 183f) meinen dazu: „Ernä h-rungsfragen stellen für Frauen vermutlich aufgrund ästhetischer Faktoren schon in jüngeren Jahren stärkere Handlungsauslöser für ein gesundes Ernährungsverhalten dar.“

Dem widersprechen die Ergebnisse einer anderen Forschungsarbeit.

Die-nen Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung beschäftigte sich mit dem Wissen um gesunde Ernährung. Lediglich 60% der Pflegenden empfinden gesunde Ernährung als wesentlich und 20% der Lernenden gaben an, während dem Essen unter Zeitdruck zu stehen. Der Wechsel- bezie-hungsweise Schichtdienst unterstützt häufig ungesundes Ernährungsver-halten und erschwert es, sich bewusst der Nahrungsaufnahme zu widmen.

Aufgrund der erhobenen Daten verwundert es nicht, dass lediglich 47,3%

der Gesundheits- und Krankenpflegeauszubildenden als normalgewichtig einzustufen sind. Diese Ergebnisse wurden mittels Body-Mass-Index er-mittelt und bestätigten 52,7% der Befragten, dass sie an Übergewicht lei-den. Die Befragung ergab, dass es bei einem Großteil zu einer Gewichts-zunahme seit Ausbildungsbeginn gekommen ist. (Wiens, Coers, 2013, S.

159ff).

Auch Sametz (2012, S. 41ff) bestätigt in ihrer Forschungsarbeit eine Ver-änderung des Ernährungsverhaltens im Laufe der Ausbildung zum geho-benen Dienst der Gesundheits- und Krankenpflege. Weit mehr als die Hälfte der Befragten gaben an, dass sich ihr Ernährungsverhalten wäh-rend der Ausbildung verschlechtert hat.

Diese Ergebnisse beunruhigen vor allem, weil es nicht an einem Wissens-defizit liegen sollte. Im Zuge der Ausbildung zur diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegeperson lernen alle Auszubildenden in einem relativ ho-hen Stundenausmaß wesentliche Inhalte zum Thema Ernährung.

Das Curriculum in Österreich schreibt vor, bereits im ersten Ausbildungs-jahr dreißig Stunden Ernährung, Kranken- und Diätkost abzuhalten. Die Inhalte dieser Lehrveranstaltung sind bereits sehr spezifisch auf die zu-künftigen Tätigkeitsfelder abgestimmt und verlangen ein hohes Maß an wissenschaftlich fundiertem Wissen.

Auch in der Dimension Gesundheit- und Krankenpflege sind insgesamt zweiunddreißig Einheiten der Ernährung gewidmet. Diese Inhalte laufen über die ersten beiden Ausbildungsjahre und stellen auch die eigene Er-nährung in den Fokus.

Betrachtet man die aufgeschlüsselten Inhalte dieser Lehrveranstaltung genauer, so findet man Schlüsselbegriffe wie: Einflussfaktoren und Wech-selwirkungen von Ernährung, Lebensstil, Risikofaktoren, Ernährungs-anamnese, gesundheitsfördernde, präventiv-prophylaktische Ernährung usw. (vgl. ÖBIG, 2003, S. 183, S. 184, S. 367ff).

Um gesundheitsförderliche Unterstützung zu bieten, scheint es entschei-dend, sich mit den Einflussfaktoren auf das Ernährungsverhalten ausei-nanderzusetzen.

Die Nahrungsaufnahme zählt zu den lebensnotwendigen Grundbedürfnis-sen und wird durch physiologische, metabolische und psychosoziale Pro-zesse geleitet.

Generell können biologische, psychologische und soziale Einflussfaktoren auf das Ernährungsverhalten unterschieden werden.

Als essenzielle biologische Einflussfaktoren beschreibt man in der Litera-tur den Füllungsgrad des Magens sowie den Fett- und Glucose-Spiegel im Blut. Der psychologische Einfluss auf die Nahrungsaufnahme erscheint individuell verschieden. So neigen einige Menschen beispielsweise dazu, in Stresssituationen vermehrt Kalorien zuzuführen und sich ungesünder zu ernähren, während andere Menschen in solchen Lebensphasen wenig zu sich nehmen. Nicht zuletzt hat der soziale Faktor großen Einfluss auf un-ser Ernährungsverhalten. Der Mensch orientiert sich an sozialen Normen und vergleicht sich häufig mit sozial ähnlich situierten Menschen. Es macht demnach einen Unterschied, ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelt, ob dieser Mensch alleine lebt oder im Familienverband so-wie welchem sozialen Status und Bildungsgrad man angehört. Wie bereits erwähnt neigen Frauen dazu, in jungen Jahren auf ihr Gewicht zu achten.

Männer hingegen ändern ungesundes Ernährungsverhalten meist erst in der Lebensmitte (vgl. Renneberger, Hammelstein, 2006, S. 180).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es einen augenscheinlichen Zusammenhang zwischen dem Ernährungsverhalten und der Gesundheit gibt. Nichtsdestotrotz sollte man durch den Eingriff in ungesunde

Verhal-tensweisen bedenken, dass gerade bei jungen Menschen die Gefahr be-steht, Essstörungen zu erzeugen.

Dennoch könnte man das Wissen um die vielschichtigen Einflussfaktoren gezielt nutzen, um das Ernährungsverhalten der Auszubildenden durch speziell auf sie abgestimmte Projekte positiv zu beeinflussen und sie für ihre spätere berufliche Zukunft zu stärken.

Später in dieser Arbeit werden bereits laufende Projekte zur Förderung eines gesunden Ernährungsverhaltens beschrieben.