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9 Souvenir- und Curiohändler – Perlenob- Perlenob-jekte als globale Waren

9.1 Souvenirhandel und kommerzielle Produktion von Perlenarbeiten

Die Herstellung von Perlenobjekten für den Markt ist ebenso wie im traditionellen Kontext reine Frauenarbeit. In der Regel sind es Frauen, die als Souvenirhändlerinnen tätig sind, die selbst neue Ware fertigen. Frauen, die nur für den Verkauf produzieren, ohne selbst Handel zu betreiben, sind vor allem in entwicklungshilfeorientierten Projekten zu finden. In der Region Arusha spielt die gewerbsmäßige Herstellung von Perlenarbeiten noch eine relativ geringe Rolle. Ein großer Teil einfacherer Souvenirs wird aus Kenia importiert. Dort konkurrieren seit den 1970er Jahren Gruppen von Maasai, Kamba und Kikuyufrauen um die Marktdominanz.181

Die Produzentinnen in Tansania haben zahlreiche Schwierigkeiten zu bewältigen: Sowohl Produktion als auch Handel mit Perlenarbeiten sind sehr kapitalintensive Unternehmungen. In der Regel haben Maasaifrauen Schwierigkeiten, für eine stetige Produktion ausreichend Kapital vorrätig zu halten. Eine Frau allein kann dies kaum bewerkstelligen. Das Rohmaterial Glasperlen ist an sich schon sehr teuer. Im Vergleich zu Frauen, die in Nairobi direkt kaufen können, müssen Frauen aus der Region Arusha mindestens 30 % höhere Kosten für die Beschaffung des Rohmaterials Glasperlen aufwenden. In Nairobi könnten sie direkt beim Importeur kaufen, so wie es die Großhändler tun, die Perlen nach Tansania bringen.

Als weiteres Problem erweist sich in Tansania der im Vergleich mit Kenia noch wenig differenziert entwickelte Markt für Glasperlensouvenirs. Auch scheint die direkte Konkurrenz zu gebrauchten Produkten, die unter Materialwert angeboten werden, ein spezifisch tansanisches Phänomen zu sein.

Der Souvenirmarkt mit Perlenobjekten in Tansania orientiert sich weit-gehend an dem in Kenia. Dieser ist älter, und auch in Volumen und Komplexität deutlich größer als der in Tansania. Das bedeutet einerseits, dass in Tansania kein eigenständiger Markt neu aufgebaut wurde, sondern dieser sich z.T. aus dem kenianischen entwickelte, von diesem weiter gespeist wird und in Konkurrenz zu diesem steht. Auf der anderen Seite machen sich aber auch Unterschiede bemerkbar. So ist der tansanische Tourismusmarkt, zu dem der Souvenirmarkt im weiteren Sinne gehört bzw.

181 Der sogenannt Maasai Market in Nairobi wurde bereits oben erwähnt (S. 176). Er ist nicht nur Ort eines florierenden Handels mit Glasperlen, sondern auch Umschlagplatz für Souve-nirgroß- und -einzelhändler. Seine Geschichte ist eng verknüpft mit dem ersten großen ostafrikanischen Souvenir- und Curiogeschäft AFRICAN HERITAGE, entstand er doch in den 1970ern aus den vor AFRICAN HERITAGE wartenden Lieferantinnen von Souvenirs. Seine Geschichte ist geprägt von interner Konkurrenz zwischen Maasai und Kikuyufrauen, sowie dem externen Konflikt mit den Behörden, die wiederholt den Markt verlegten oder gar versuchten, ihn gänzlich aufzulösen.

von dem er abhängt, eher auf ein exklusives, hochpreisiges Marktsegment ausgerichtet. Gerade die touristische Massenware der Souvenirs wie Schlüsselanhänger und Armbänder stammen aus Kenia. Die tansanischen Produzentinnen sind dagegen kaum mit der Herstellung einfacher Souvenirs vertraut. Die auf dem Markt erhältlichen importierten Formen sind z.T. in Techniken gefertigt, die nicht den von Maasai verwendeten entsprechen.

In der Produktion von Souvenirs gelten ganz andere Anforderungen an die Qualität der Perlen, denen in der Regel auch japanische oder indische Perlen genügen. Diese sind in Nairobi zu einem Drittel des Preises tschechi-scher Perlen zu bekommen. In Arusha sind diese billigen Perlen erst in jüngster Zeit erhältlich und ihre Beschaffung ist mitunter immer noch schwierig, da sich noch keine festen Versorgungsstrukturen etabliert haben.

Erst Ende der 1990er war ein Marktvolumen für billige Perlen erreicht, das das Entstehen fester Marktstrukturen ermöglichte. Es ist zu vermuten, dass Händler wie Andrew (S. 149ff.) bald regelmäßig nach Arusha kommen werden.

Die Konkurrenz unter den Anbietern von Souvenirperlenarbeiten ist in Kenia sehr groß, die Spannen sind relativ gering und es wird ständig nach neuen Absatzmärkten gesucht. Gerade in Krisenzeiten wie etwa während der Unruhen vor den Wahlen 1997, als der Tourismus drastische Rückgänge hinnehmen muss, versuchen einzelne Händler aus Kenia, nach Tansania auszuweichen. Unter dem Druck der heimatlichen Krise sind sie in Tansania bereit, Geschäfte zu Konditionen zu tätigen, die bestenfalls kostendeckend sind, eine für ihre tansanische Konkurrenz ruinöse Situation. So konnten z.B. Souvenirhändlerinnen in Arusha 1998 von kenianischen Händlerinnen einfache Perlensouvenirs wie Schlüsselanhänger zu Preisen einkaufen, die unterhalb der Materialkosten bei Produktion in Arusha liegen.

Trotz der Konkurrenz aus Kenia gibt es auch in der Region Arusha eine eigenständige Produktion von Perlenarbeiten für den Souvenirhandel. Die wichtigste Gruppe ist die der Souvenirhändlerinnen im Zentrum Arusha, die ich später noch ausführlicher vorstellen werde. Daneben gibt es noch weitere kleinere Gruppen und Individuen, aber auch immer wieder größere Projekte. Diese sind fast immer von außen bzw. durch Fremde initiiert und sind unter Schlagworten wie income generating projects etc. im weiteren Sinn der Entwicklungszusammenarbeit zuzuordnen. Ich will kurz zwei dieser Projekte vorstellen. Eines war zur Zeit meiner Forschung noch im Aufbau begriffen und gerade einmal ein Jahr alt. Das Zweite war im gleichen Zeitraum, nach nur kurzem Bestehen, gescheitert. Beide Projekte weisen starke strukturelle Gemeinsamkeiten auf und können exemplarisch stehen für viele andere vergleichbare Projekte in der Region Arusha.

Gutmeinende Fremde, seien es Missionare, Entwicklungshelfer oder andere, greifen in erstaunlich kurzer Abfolge, sogar parallel, immer wieder den

gleichen Gedanken auf. Zum einen beobachten sie, dass es für Maasaifrauen schwer ist, ein eigenes Einkommen zu erzielen und so eine gewisse ökonomische Unabhängigkeit zu erlangen. Weiter ist für einen Fremden eines der augenfälligsten produktiven Potentiale dieser Frauen die Herstel-lung von Perlenschmuck. Aus der Sicht des Fremden produzieren die Frauen, indem sie Perlenschmuck fertigen, eine Ware. In emischer Sicht hat dieser Schmuck zwar primär keinen Warencharakter, der Außenstehende kennt vergleichbare Perlenarbeiten aber als Souvenir und Ware. So entsteht in immer wieder neuen Varianten und Auflagen die Idee eines (Hilfs-)Projektes nach folgendem Muster: Es werden Gruppen der Maasaifrauen, meist nach genossenschaftlichen Modellen, initiiert. Sie erhalten eine finanzielle Grundausstattung, damit sie sich die Materialien kaufen können, sowie einen gemeinschaftlichen Raum (Haus, Hütten) zur Arbeit. Ein Weg zur Vermarktung wird geschaffen, oft ein kleiner Shop oder die Vermark-tung wird über bestehende (karitative) Strukturen organisiert. Alle Modelle nach diesem Muster klingen zunächst einfach und überzeugend, jedoch alle scheitern.

Mitte der 1990er entsteht innerhalb eines Projekts mit primär landwirt-schaftlicher Orientierung mit Sitz in Monduli die Idee, für die Maasaifrauen in der ländlichen Umgebung ein Projekt zu initiieren, das den Frauen langfristig ein eigenes Einkommen schafft. Drei engagierte Frauen aus Monduli Juu sind schnell gefunden, mit deren Hilfe eine Gruppe aufgebaut wird. Sie umfasst bald 50 Frauen. 1996 ist auch unweit der Schule in Monduli Juu ein eigenes kleines Haus aus Beton errichtet. Die Frauen erhalten eine Grundausstattung an Glasperlen und anderen Materialien. Die Gruppe ist als Produktions- und Vermarktungsgenossenschaft organisiert.

Ein Mitarbeiter aus der Zentrale in Monduli kauft die Glasperlen in Nairobi bei USHANGA. Die Frauen sollen auf dem Grundstück der Kooperative in Monduli Juu gemeinsam arbeiten. Die Waren werden in einem kleinen Verkaufsraum in Monduli und über einen Souvenirshop in Arusha vertrie-ben.

Ende 1997 finden sich im Verkaufsraum in Monduli nur noch ein paar perlenbestickte Gürtel und andere Objekte. Die Preise der Ware liegen auch hier in Monduli, wo man eigentlich Großhandelspreise erwarten sollte, auf einem recht hohen Niveau. In Monduli Juu treffe ich auf verschlossene Tore und eine verwaiste Arbeitshütte. Was war geschehen? Eine der ehemals führenden Frauen aus der Gruppe berichtet, dass der Anfang schwer gewesen sei: Die Beschaffung des Nachschubs an Perlen läuft anfangs nur stockend und auch der Absatz ist ausgesprochen schleppend. Einige Frauen verlassen die Gruppe. Doch mit der Zeit bessert sich langsam die Situation.

Die Lage bleibt angespannt und man arbeitet bestenfalls kostendeckend.

Dann kommt Mitte 1997 das überraschende Aus. Ein junger Mann,

Ver-wandter einer der Initiatorinnen, ist in die Hütte eingebrochen und hat die gemeinschaftliche Kasse entwendet. Wäre das Projekt bereits besser etabliert gewesen, so hätte es sich von einem solchen Rückschlag noch einmal erholen können. Obwohl man weiß, wer es war, scheint niemand daran zu glauben, dass der Schaden wieder gut gemacht wird. Offensichtlich fehlt die Unterstützung durch die Männer, die in der Gemeinschaft das Sagen haben. Und auch auf Seiten der Frauen ist das Interesse nicht groß genug, um trotz der Widerstände weiter zu arbeiten, so dass niemand in Monduli Juu mit einem Fortbestehen des Projektes rechnet.

Das zweite Beispiel ist eine Gruppe von Maasaifrauen, die am MESSERANI SNAKE PARK Perlensouvenirs fertigen und verkaufen. Neben dem Parkplatz zur Schlangenfarm stehen in zwei Reihen zehn kleine einräumige Hütten. Der Baustil der einfachen runden, grasgedeckten Hütten lässt sich als neotraditionell beschreiben. Teilweise befinden sie sich noch im Bau. Die anderen sind verschlossen. Die Hütten sollen Arbeitsplatz und Verkaufsstelle für die im Perlenprojekt beschäftigten Frauen sein. Doch an regenfreien Tagen ziehen die Frauen es vor, in kleinen Gruppen in der Nähe der Hütten zu sitzen. Auf zwei einfachen Holzgestellen stellen sie ihre Perlenarbeiten zur Schau. An manchen Tagen sind bis zu 20 Frauen anwesend, an anderen gerade einmal drei. Naishourua Leseenga, die Leiterin der Gruppe, eine Frau von etwa 30 Jahren, ist fast jeden Tag da.

Insgesamt hat die Gruppe 60 Mitglieder. Bei ihrer Gründung im Februar 1997 waren es noch 100. Als Startkapital erhielten sie ein Darlehen vom African Development Fund, von dem sie vier kleine Kisten voll Glasperlen kaufen konnten. Weitere Kredite stammen vom lokalen Parlamentsabgeord-neten und einem Geschäftsmann. Verwaltet wird das Kreditprogramm von Berry Bale, dem Betreiber des Parks. Nach seiner Aussage soll jede Frau insgesamt 1.000 US$ erhalten, die er aber nur nach und nach auszahlen will.

Auch dieses Projekt geht auf eine Initiative von außen zurück. Der aus Südafrika stammende Betreiber der Schlangenfarm erdachte dieses income generating project für Maasaifrauen. Die Hütten, so der Plan des umtriebi-gen ehemaliumtriebi-gen Großwildjägers und Söldners, sollen den Eingang zu einem zukünftigen Wildpark flankieren und mit ihrem Angebot seinen Park attraktiver machen.

Naishourua fährt selbst nach Nairobi, um dort Perlen für die Gruppe zu kaufen. Die Frauen berichten, dass man sich weigert, ihnen bei dem großen Händler in Nairobi Perlen zu verkaufen. Bei USHANGA selbst bestreitet man dagegen, irgendwelche Beschränkungen im Verkauf zu machen. Naishourua berichtet, dass sie jetzt auf dem Maasai Market kauft, wo die Perlen manchmal sogar günstiger als bei USHANGA seien. Berry plant, Perlen aus Südafrika zu importieren. Der SNAKE PARK ist Anlaufstation für die durch ganz Afrika tourenden Overlander, Lkws auf deren Ladenfläche

Abenteuer-touristen Afrika im Stile einer Expedition bereisen. Diese Overlander sollen, so Berrys Plan, nicht nur die wesentlich günstigeren Perlen aus Südafrika mitbringen, sondern auch Perlenschmuck der Zulu von dort. Die Formen, die die Maasaifrauen kennen, sind seiner Ansicht nach langweilig und er hofft, dass die Anschauung südafrikansicher Perlenarbeiten die Maasaifrau-en dazu bewegt, ArbeitMaasaifrau-en zu fertigMaasaifrau-en, die in seinMaasaifrau-en AugMaasaifrau-en attraktiver sind.

Als ich das letzte Mal mit den Frauen sprach, waren sie unzufrieden mit den Umsätzen, doch voller Hoffnung für die Zukunft. Mit rund 8.000 Übernach-tungsgästen und 33.000 Besuchern der Schlangenfarm, bei steigender Tendenz, können sie zumindest mit einer guten Kundenfrequentierung rechnen. Die Probleme der Perlenprojekten liegen aber auch weniger in der grundsätzlichen Nachfrage nach Souvenirs in Tansania. Die Nachfrage ist groß. Problematisch ist es neben den internen Problemen der Gruppen aber vor allem, eben diese Nachfrage zu treffen.

Man kann viele Fragen in Bezug auf die Projekte aufwerfen, wie z.B. wie sinnvoll es ist, Kredite von 1.000 US$182 an Frauen zu geben, die in ihrem Alltag in Größenordnungen von einigen hundert TSh rechnen; oder wie sinnvoll grundsätzlich die paternalistisch geprägten Interventionen von außen sind. Wie andere Fragen mehr gehören diese in den Kontext einer Kritik am immer noch die Praxis dominierenden Entwicklungshilfegedan-ken. Ich will mich hier nur auf einige Überlegungen rund um das Thema Perlen und Perlenarbeiten konzentrieren: Bleiben wir zunächst bei dem Punkt, dass die Idee solcher Projekte von außen an die Frauen herangetragen wird. Ein grundlegender Fehler liegt darin, die Arbeit der Herstellung von Perlenobjekten im traditionellen Kontext gleich zu setzen mit der Arbeit, Souvenirs zu produzieren. Beide sind grundverschieden.

1. Die Frauen stellen im traditionellen Kontext keine Ware her.

2. Die Objekte des Souvenirmarktes sind andere als die im traditionellen Kontext gebrauchten. Letztere können zu Curios werden. Erstere wie z.B. Schlüsselanhänger sind oft in den lokalen Handlungskontexten gänzlich fremd.

3. Die Souvenirs sind oftmals in anderen Techniken gefertigt als die lokal gebräuchlichen.

4. Die Fertigung von Perlenarbeiten erfordert viel Geschick und hand-werkliches Können. Nicht alle Frauen können Perlenarbeiten produ-zieren, die auch markttauglich sind, doch spielt die handwerkliche Qualifikation für die Teilnahme an den Projekten keine Rolle.

5. Es ist oftmals schwer für die Frauen, zwischen moralischen Verpflich-tungen innerhalb der lokalen Gemeinschaft und gewerblicher Arbeit

182 1.000 US$ entsprechen 1997 etwa 620.000 TSh. Eine Frau verdient als Angestellte in Arusha etwa 20 bis 25.000 TSh im Monat (= 240. bis 300.000 TSh p.a.) und eine gut ver-dienende Lehrerin hat etwa 500.000 TSh im Jahr.

zu trennen. Wie z.B. soll sich eine Frau verhalten, die von ihrer Ver-wandten um Perlen aus ihrem gewerblichen Vorrat gebeten wird? Mo-ralisch ist sie innerhalb der lokalen Handlungsorientierung verpflichtet diese ohne Bezahlung abzugeben. Wie kann sie durchsetzen, dass ihre gewerblichen Vorräte außerhalb dieser Verpflichtung stehen. Im Fall von Bargeld, das sie ansparen muss, um neue Perlenvorräte zu kaufen, gestaltet sich das womöglich sogar noch schwerer.

6. Es bedarf spezifischer Fertigkeiten in der gewerblichen Produktion von Perlensouvenirs, die so im lokalen alltäglichen Handeln nicht vorhanden sind. Allem voran ist hier die sehr schwierige Kalkulation in der Herstellung von Perlenarbeiten zu nennen.

7. Der Absatz ist weitaus schwieriger als vermutet. Die Konkurrenz im Souvenirmarkt ist extrem hart. Vor allem der Konkurrenz durch keni-anische Mitbewerber sind tanskeni-anische Anbieter selten gewachsen. Es ist also extrem schwer, wirklich in den Souvenirmarkt zu kommen.

Gelingt dies aber, so sind die Gewinnspannen sehr niedrig und können nur bei harter Kalkulation erzielt werden.

8. Der Absatz über karitative Strukturen kann nur geringe Mengen an Ware aufnehmen. Vor allem aber werden die Objekte hier nicht zum Souvenir. Es muss also eine andere Bedeutungszuschreibung erfolgen.

Der Bogen der Möglichkeiten spannt sich hier zwischen Kunst und Spende mit symbolischem Anerkennungsobjekt. Die Glasperlen, wie sie in Ostafrika verwendet werden, sind aus westlicher Sicht aber meist billiger Tand. Die hohen Materialkosten werden nicht gesehen.

Generell ist die Konnotation, die mit Perlenarbeiten verbunden wird, eher der von Kunst entgegengesetzt; d.h. dass z.B. das günstige Mate-rial Holz weit eher als Kunst, als etwas Wertvolles, gesehen wird, als die vom Material und auch von der Arbeit her komplexeren Perlenar-beiten.

Das Scheitern von income generation bead projects lässt sich verallgemei-nert wie folgt skizzieren: Es soll eine Fertigkeit der Frauen aufgegriffen werden. Die Frauen fertigen aber keine Souvenirs, sondern Schmuck für sich und ihre Freunde. Sie machen also zunächst gar nicht das, was der Außenstehende zu erkennen meint. Jemand, der in Europa einen schönen Blumengarten pflegt und hegt, macht etwas gänzlich anderes als ein Landwirt. Beide arbeiten mit den gleichen Grundstoffen, hier Boden und Pflanzen, im Fall der Maasaifrauen Glasperlen, Leder etc. Die Produkte aber sind weitgehend unterschiedlich. So wie der Bauer weitgehend andere Früchte produziert als der Hobbygärtner, so schafft auch die Maasaifrau im traditionellen dörflichen Kontext gänzlich andere Perlenarbeiten, als diese auf dem Souvenirmarkt nachgefragt werden. Die Frauen müssen als Souvenirs neue Produkte in Techniken fertigen, die ihnen z.T. auch neu

sind. Vor allem aber haben sie vorher keine Waren produziert. Die Arbeit im Hobbygarten für den eigenen Bedarf bedingt ein gänzlich anderes Denken als dies die kommerzielle Landwirtschaft tut. Übertragen auf den Perlenschmuck heißt das, dass ebenso wie beim Hobbygärtner, die Qualität des Produkts vor allen anderen Kriterien steht. Bei professioneller Produkti-on muss Qualität mit anderen Faktoren abgewogen werden; oft wird man auf ein Optimum an Qualität zugunsten einer kostengünstigen Produktion verzichten. Da es sich um eine anspruchsvolle Tätigkeit handelt, sind nicht alle Frauen gleich qualifiziert. Bei den laufenden Projekten zeigt sich deutlich, dass einige wenige Frauen überaus erfolgreich sein können, während andere nicht einmal so weit kommen, verkaufsfähige Ware zu produzieren.

9.2 Westlich des Clock Tower – Arushas Zentrum des