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7 Wafanya Biashara wa Shanga – Perlen- Perlen-händler in Arusha

7.1 Markt in Mbauda

Der Markt von Mbauda ist einer der größten und ältesten Märkte im tansanischen Maasaigebiet. Mit mehr als einem Dutzend Glasperlenhändlern ist er auch einer der wichtigsten Orte für meine Spurensuche nach dem Weg der Perlen. An der Stadtgrenze von Arusha gelegen, markiert der Markt einen Grenz- und Kontaktbereich zwischen verschiedenen Gruppen und Siedlungsgebieten. Der Standort des Markts hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten immer weiter vom alten Stadtzentrum entfernt, entsprechend der sich weiter ins Umland hinausschiebenden Stadtgrenze. Auf dem Markt kommen die Ilarusbauern aus den höheren Lagen mit pastoralistischen Ilarus der tiefergelegenen Savannengebiete und verschiedensten Händlern zusammen. Sowohl Angebot als auch die Besucher lassen bereits auf den ersten Blick erkennen, dass dieser Markt eine gänzlich andere Aufgabe hat als die Märkte im Stadtgebiet, wie etwa der alte Hauptmarkt oder der neue Markt im Stadtteil Levalos. Mbauda ähnelt eher einer mnada, einem der ländlichen Viehmärkte der Maasai. Die angebotenen Produkte in Mbauda zielen vielfach, etwa im Fall der Glasperlen, ausschließlich auf eine lokale Nachfrage durch Maasai bzw. Ilarus.

Nach einer Beschreibung des Marktes, seiner Lage, seiner Struktur und dessen, was alltägliches Marktgeschehen auszeichnet, werde ich die Geschichte des Marktes skizzieren und vertieft auf den Handel mit Glasper-len eingehen. Am Beispiel des Marktes von Mbauda können grundsätzliche Funktionen von Märkten und Abläufe aufgezeigt werden. Ausgehend von der Annahme, dass Händler Mittler an Grenzen sind, stellt sich z.B. die Frage, welche geographischen oder kulturellen Räume in Mbauda aneinan-der grenzen.

Das daladala zum Mbauda Markt fährt zunächst südlich bis auf die Sokoine Road und dann die Dodoma Road weiter stadtauswärts. Nach etwa zwei Kilometern gelangt man, kurz bevor der Stadtrand erreicht ist, an eine Kreuzung, an der nach links eine unbefestigte Straße nach Südwesten abzweigt. Diese Straße führt nach weiteren 500 m zum Markt von Mbauda, in südlicher Richtung weiter nach Ola Siti Garden, einem beliebten Aus-flugsort, und dann weiter in das Siedlungsgebiet der Maasai zu Orten wie Oljoro. Der Markt liegt also unmittelbar im Übergangsbereich zwischen urbanen Strukturen und der Maasaisteppe, dem Siedlungsgebiet pastoraler Ilarus und Kisonko. Der Übergang zwischen den zwei stark kontrastieren-den Lebensräumen, die sich nicht nur in Bezug auf ihre kulturelle Prägung stark unterscheiden, erfolgt hier abrupt ohne größere Übergangszonen.

In Mbauda findet der Markt erst seit Anfang der 1990er Jahre statt. Da-vor ist er in Unga Limited, einem nach der dortigen großen Getreidemühle benannten Stadtteil Arushas, angesiedelt. Der Markt gerät zunehmend in Platznot und muss schließlich an den Stadtrand nach Mbauda verlegt

werden. Im Zuge des rasanten Flächenwachstums der Stadt ist Unga Limited jedoch längst nicht mehr Randbereich, sondern umgeben von dichter Besiedlung. Das weiterhin fortschreitende Wachstum der Stadt in den letzten Jahren lässt vermuten, dass dem Markt auch hier bald wieder ein ähnliches Schicksal bevorsteht.

An jedem Markttag, auch in der Regenzeit, wenn der Markt im Schlamm zu versinken droht, kommen Hunderte von Besuchern nach Mbauda. Der staatlich organisierte „Ziegen-Markt“ (so seine Be-zeichnung in den offi-ziellen Dokumenten) von Mbauda, dient zahl-losen Ilarus nicht nur zum Kauf und Verkauf, sondern ist weit über seine rein wirtschaftliche Funktion hinaus ein soziales Ereignis,

Treff-punkt und Ort der Kommunikation. Seine Lage ist verkehrstechnisch günstig – die Dodoma Road ist neben der Nairobi-Moshi Road die Haupt-verkehrsader Arushas. Der Markt liegt auf der Grenze zwischen urbanen und ruralen Räumen, zwischen dem dichtbesiedelten fruchtbaren Siedlungs-gebiet der Ilarus und der dünnbesiedelten kargen Savanne der Kisonko-Maasai. Mbauda ist Ort eines vielfältigen Austausches zwischen den agrarischen Ilarus, die an den Hanglagen des Meru siedeln, den in der Savanne lebenden pastoralistischen Ilarus und spezialisierten Händlern, die keiner der beiden Gruppen angehören. Die Marktbesucher selbst sind alle Maasprecher. Mbauda liegt noch ganz klar im Stadtgebiet Arushas: Es ist Teil des urbanen Raumes – doch Stadtbevölkerung, sieht man einmal von den Händlern ab, trifft man hier nicht. Diese kaufen auf dem großen permanenten Markt im Zentrum der Stadt, in den umliegenden Geschäften oder in ihrem jeweiligen Viertel in den Kiosken und auf den dortigen kleinen Märkten für Gemüse etc. In Mbauda sieht man nur Ilarus aus den ruralen Siedlungen am Rande Arushas. Bemerkenswert ist, dass man hier kaum Kisonko-Maasai antrifft. An ihrem Schmuck erkennbar, sind fast alle Besucher Ilarus, ob sie als Bauern in den höheren Lagen leben oder als Pastoralisten in der südlichen, semiariden tiefer gelegenen Savanne.

Abb.12: Siedlungs- und Wirtschaftszonen am Meru.

Links und rechts neben der Straße, die am Markt vorbeiführt, sind einfa-che Bretterbuden errichtet. Hier haben Aufkäufer, neben Teeküeinfa-chen und Metzgern ihren Platz. Letztere sind gesetzlich dazu verpflichtet, nur in festen Gebäuden, die zumindest minimalen Hygienestandards genügen, zu verkaufen. Weitere feste Gebäude finden sich an den Seiten des rechtecki-gen Marktplatzes. Sie beherberrechtecki-gen Gasthäuser und Bars. Die von einem hohen Zaun umgebene Polizeistation am Rande des Marktplatzes ist ein neues, im modernen Stil erbautes Zementgebäude. Das Marktcarré selbst ist ein unbefestigter Platz ohne dauerhafte Konstruktionen. Außerhalb der Markttage gleicht es, besonders in der Regenzeit, einem von Panzern durchfurchten Übungsplatz. Bei Regen versuchen die Händler, durch kleine Gräben und Dämme das Wasser abzuleiten, um so zumindest eine kleine Fläche trocken zu halten. Auf dem Höhepunkt der Regenzeit, wenn der Boden von wochenlangem Regen aufgeweicht ist, wird ein Gang über den Markt zum Hürdenlauf, Grabenspringen und Balancieren auf glitschigen Wällen zwischen den Ständen. Die Händler suchen notdürftigen Schutz unter Planen und Regenschirmen. Nass geregnet und durchgefroren warten sie auf hastige Kundschaft, die versucht, möglichst schnell die nötigen Einkäufe hinter sich zu bringen. Auf den wenigen halbwegs trockenen und festen Pfaden versucht ein jeder, so schnell wie mögliche voranzukommen.

Ein ruhiges Verweilen vor den einzelnen Ständen ist kaum möglich, ohne dass man andere Marktbesucher behindert oder zum Ausweichen in den tiefen schwarzen Morast zwingt. In dieser Zeit geht die Zahl der Marktbesu-cher, aber auch die der Händler zurück. Nach mehreren Tagen mit heftigem Regen sind an einem Freitag Vormittag im März 1998 kaum zwei Dutzend Händler mit ihren Ständen präsent. In der Trockenzeit dagegen sind gegen zehn Uhr bereits mehrere hundert Händler und Passanten auf dem Markt.

Das rege Treiben hält etwa bis 14 Uhr an, um dann bis 16 Uhr stetig abzunehmen. Zwischen 17 und 18 Uhr haben auch an guten Tagen die meisten Händler den Marktplatz wieder verlassen. In der Regenzeit beginnen einige Händler sogar erst zur Mittagszeit missmutig mit dem Aufbau ihrer Stände, und um 17 Uhr kann der Markt auch schon wieder fast leer sein. Die Stimmung, nicht nur der Händler, passt sich in dieser Zeit den äußeren Bedingungen an. Alles wirkt gedrückt, grau und klamm.

In der Regenzeit ist der Weg zum Markt für fast alle, seien sie Händler oder Marktbesucher, ein beschwerliches Unterfangen. Keiner der Händler, die ich kenne, hat einen eigenen Wagen und auch Fahrräder sind weit weniger verbreitet als ich das etwa aus der Côte d’Ivoire kenne. In der Trockenzeit kann man durchaus von guten Verkehrsanbindungen in und um Arusha sprechen. In der Regenzeit kann das aber selbst für die, die mit dem daladala nach Mbauda anreisen, ein beschwerlicher Weg sein. Die Perlen-händler haben es da noch mit am leichtesten. Ihr Stand (Abb.13 auf S. 80)

aus ein paar Stecken und die gesamte Ware lassen sich zu einem handlichen Ballen von 60 bis 80 cm Durchmesser schnüren, der sich problemlos tragen und im oder auf dem daladala verstauen lässt. Zusammen mit dem Fußweg zum daladala, dem Umsteigen im Zentrum, der Wartezeit, bis dort der Bus ausreichend besetzt ist und abfährt, dem Aussteigen, Abladen und dem dann recht kurzen Weg zum eigentlichen Markt, kann allein die Anreise für einen Händler schon zwei Stunden in Anspruch nehmen, wobei der Markt in Mbauda noch zu den am leichtesten erreichbaren zählt.

Ein Teil der Leistung des Händlers im Perlenhandel besteht darin, dass er, manchmal unter großen Mühen, Zugang zu den Absatzmärkten findet.

Bei weitem nicht alle Händler sind z.B. bereit, mehrtägige Reisen zu entlegenen Märkten in Kauf zu nehmen. Unter denen, die dies tun, ist wiederum der im Vorteil, der die günstigsten Reisemöglichkeiten findet.

Zum Markt in Mbauda ist der Zugang dagegen so einfach, dass über diesen Faktor keine Konkurrenz möglich ist.

Auf dem Markt angekommen sucht sich jeder einen möglichst guten Platz. Mit Ausnahme derer, die eine der umstehenden Bretterbuden mieten, hat keiner der Händler einen Anspruch auf einen festen Platz. Stammplätze gibt es in Mbauda keine. Fragt man die Händler, so sagen sie, dass jeder seinen Stand dort aufschlägt, wo es ihm gerade am günstigsten erscheint.

Das klingt deutlich flexibler, als es in der Praxis gehandhabt wird. Die meisten Händler breiten ihre Waren aber immer in der gleichen Ecke aus, sie sind in diesem Punkt eher Gewohnheitsmenschen und streben zu ihrem bevorzugten Platz. Am gefragtesten ist der Bereich in der Nähe der Straße, aber hier sind sehr früh die Plätze, zumindest für Händler, die eine große Auslagefläche (etwa für Haushaltsgeräte oder Textilien) benötigen, knapp.

Direkt an der Straße finden sich Frauen mit ihren Feldfrüchten wie Mais etc.

ein. Sie brauchen am wenigsten Platz. Auch die meisten Perlenhändler bevorzugen den Bereich in Straßennähe. Sie finden für ihre kleinen Stände leichter als die anderen Händler einen freien Flecken. Das gestattet ihnen auch den Luxus, nicht unbedingt unter den ersten auf dem Markt sein zu müssen. In Mbauda stehen, von der Straße gut sichtbar, meist zwei Gruppen Perlenhändler mit je vier bis acht Ständen im eigentlichen Marktcarré. An manchen Tagen stehen die Perlenstände in einer Reihe und bilden so im Gesamtbild des Marktes einen gut sichtbaren kräftigen Farbtupfer. Eine dritte Gruppe von vier bis sechs Glasperlenständen findet sich in dem Teil des Marktes, der sich noch ein Stück entlang der Straße in Richtung Kreuzung Dodoma Road zieht. Wohl auch weil der Raum hier begrenzter ist – zwischen Straßengraben und der ersten Häuserreihe sind es etwa 10 m – stehen selten mehr als zwei Perlenstände unmittelbar nebeneinander. Hier finden sich Stände, die größer sind als die sonst üblichen. Weitere drei bis sieben Händler finden sich noch einzeln über den Markt verstreut,

manch-mal auch im stadtauswärts gelegenen oder auch im hinteren Teil des Marktes. Die großen Händler, die auch auf weiteren Märkten aktiv sind oder die zusätzlich als Großhändler arbeiten, finden sich mit eigenen Ständen im vorderen Bereich des Marktes hin zur Dodoma Road. Oder sie sind mit einem kleinen Stand, betreut durch einen wauzaji im zur Straße hin gewand-ten Zentralbereich des Marktes vertregewand-ten. Normale Einzelhändler, die ihren Stand selbst betreuen, finden sich entweder verstreut auf dem gesamten Marktbereich oder sie stehen bei einer der beiden erstgenannten Gruppen.

Was verbirgt sich hinter der Unterscheidung zwischen Einzelhändler und wauzaji ?

Kommt man intensiver ins Gespräch mit einem der jungen Männer an einem Perlenstand, dann räumt er manchmal ein, dass es nicht sein Stand ist.

Einige bezeichnen sich als mwuzaji (pl. wauzaji), womit im Swahili der Verkäufer meist in einer duka, einem Ladengeschäft, gemeint ist. Auf Märkten ist es weniger üblich, von einem Verkäufer, einem mwuzaji, zu sprechen. Gehilfen des Standbesitzers werden als wasaidizi (sg. msaidizi) bezeichnet, womit wirklich die unterste Stufe in der Hierarchie, eben ein Gehilfe ohne spezifische Qualifikationen, bezeichnet wird. Ein msaidizi wird nie allein mit einem Stand auf einem Markt sein, sondern immer in Begleitung von jemandem, dem er zur Hand geht. Andere Händler in Mbauda sagen, sie seien wachuuzi (sg. mchuuzi), was allgemein jemanden bezeichnet, der Handel treibt. Swahili ist für alle nur die Zweitsprache. Das Maa wiederum verfügt über keine Möglichkeit der begrifflichen Abgren-zung von Verkäufer und Händler. In einer duka, einem Ladengeschäft, sind, wie wir später sehen werden, die Verhältnisse deutlich klarer. Hier gibt es einen mwenye duka (pl. wenye duka), also den Eigentümer des Ladens und einen muuza duka (pl. wauza duka), den Ladenbesitzer. Die Unterscheidung ist hier ganz ähnlich wie im deutschen Recht: Der muuza duka ist der Ladenbetreiber, er besitzt den Laden in dem Sinn, dass er Verfügungsgewalt über ihn hat. Eigentümer ist der mwenye duka, ihm gehören – de iure – Ladengebäude und Einrichtung. Er bekommt eine Pacht oder eine Umsatz- bzw. Gewinnbeteiligung. Ein muuza duka ist kein Geschäftsführer, also ein Angestellter, den man als mtumishi (pl. watumishi) bezeichnen würde.

Einen angestellten Verkäufer, in der Hierarchie unter dem mtumishi, bezeichnet man als mwuzaji. Wenn die jungen Männer, die viele der Perlenstände in Mbauda betreuen, sich als wauzaji bezeichnen, dann drücken sie damit auch aus, dass sie sich als Lohnempfänger ohne allzu große Entscheidungsbefugnis, ohne allzu viel Verantwortung sehen. Dass sie sich in ihrem Verhalten deutlich von anderen Händlern unterscheiden hatte ich zuerst bemerkt, lange bevor ich die Strukturen zu verstehen lernte.

Die wauzaji in Mbauda sehen sich nicht als wafanya biashara, als Handel-treibende. Alle anderen, seien es wamachinga (Wanderhändler), wauza

duka, wenye duka oder wachuuzi, lassen sich selbst unter dem Oberbegriff wafanya biashara subsumieren. Die wauzaji sehen sich und werden gesehen als abhängige Lohnempfänger, ähnlich wie die wasukuma mkokoteni oder die jungen Männer, die in den madaladala kassieren. Oft halten sich die Eigentümer der Stände auch am Markttag in Mbauda auf. Sie sind morgens mit dem Stand angereist, haben ihn mit ihrem Gehilfen (msaidizi) zusam-men aufgebaut und lassen ihn den Tag über auch die meiste Zeit durch diesen Gehilfen betreuen. Sie selbst gehen dann während des Tages anderen Geschäften nach (z.B. als Viehhändler). Man trifft sich mit anderen Händlern in einer der Bars oder nyamachoma places109 rund um den Marktplatz.

Eine Marktleitung oder Aufsicht, die Standplätze zuteilt, gibt es in Mbauda nicht. Aber nur auf dem ersten Blick wirkt der Markt ungeordnet.

Es gibt zwar keine feste Einteilung, bestimmte Strukturen haben sich gleichwohl etabliert. Vorgegeben ist der Bereich, in dem Vieh (Ziegen und Schafe) gehandelt werden. Die Händler orientieren sich weitgehend aneinander, so dass bestimmte Warengruppen in bestimmten Bereichen konzentriert sind. Hier mag man die allgemeine Frage stellen, warum Händler mit ähnlichen Waren nebeneinander stehen. Wäre es nicht sinnvol-ler sich von der Konkurrenz abzusetzen? Zum einen bilden sich auf jedem Markt allein schon zufällig derartige Konzentrationen. Ein Kunde, der an einer bestimmten Ware interessiert ist, wird eben diesen Bereich größter Konzentration des gesuchten Angebots anstreben, ob er zufällig oder geplant entstanden ist. Der Händler wiederum wird versuchen, sich dort niederzulassen, wohin die Kunden ziehen. Gleichzeitig schafft diese Form der Konzentration auch eine gewisse Markttransparenz, die wiederum für beide Seiten vorteilhaft sein kann.

Die Stände der Perlenhändler sehen auf allen minada weitgehend gleich aus: Zwischen zwei etwa daumendicke Stöcke sind zwei bis vier Schnüre gespannt, auf denen die Perlenstränge hängen (Abb.13). Größere Stände (Abb.14) bestehen aus bis zu vier Stöcken, die wiederum jeweils im Abstand von etwa 60 bis 80 cm in gerader Linie stehen. Wäre der Abstand größer, so ließen sich die Schnüre dazwischen nicht mehr straff spannen, wodurch wiederum die Perlenstränge darauf nicht gleichmäßig verteilt werden könnten, sie würden zur Mitte hin zusammenrutschen. Als ich acht Jahre später, im Jahr 2005, zurückkehrte um Fotoaufnahmen zu machen, hat sich nicht nur das Angebot der Perlen gewandelt, die nun überwiegend weiß sind, sondern auch die Stände der Perlenhändler sehen nun anderes aus (Abb.15).

109 Als nyama choma, bezeichnet man Gegrilltes, oder auch kurz die für die Region Arusha typischen Bars oder Restaurants, in denen man eben die regionaltypischen gegrillten Fleischspeisen zubereitet.

Die senkrecht stehenden Stöcke sind an einem Ende angespitzt und werden mit Stecken, den er auch als Pflanzstab zum Stechen der Saatlöcher benutzt, die Löcher vorstach, in die er dann seine Eckpfosten, bei ihm zwei halbe Bambus-stäbe, stellte. Werkzeuge wie Hammer oder Hacke sah ich bei keinem der Perlenhändler. Händler

bis 30 Minuten. Das Aufhängen der Perlenstränge kann ebenfalls in dieser Zeit erfolgen, manchmal deutlich länger dauern.

Abb.13: Skizze eines kleinen Perlenstands mit wauzaji.

a) einfache unbearbeitete Holzstecken von ca. 2 cm Durchmesser, b) Schnur oder seltener ein weiterer Holzstab, c) dreifach Bündel mit kleinen Perlen, d) einfache gefädelte große Perlen, e) Schnüre mit Drückperlen, f) Messingarmreifen, g) Metalldraht 1 mm, h) Plastikplane, i) Plastikschüssel mit losen Perlen, j) Ohrringe aus Metall. Oberhalb von d) sind Spiralen aus Messingdraht 2 mm aufgehängt.

(Skizze aus dem Feldtagebuch: Duka Bovu Juni 1997).

Die Perlenstränge sind nach Farben und Größe meist in den originalen JABLONEX-Plastiktüten verstaut. Sie werden herausgenommen, auf dem ausgestreckten Zeigefinger in Reihe gebracht und dann auf die Schnur gehängt. Die größeren Einzelstränge mit Perlen der Größe 8/0 110 hängen oben, die kleineren 10/0- Bündel unten. Je nachdem, wie sorgfältig am Vortag eingepackt wurde, muss der Verkäufer insbesondere die kleinen gedrehten Bündel der 10/0-Perlen erst einmal entwirren, so dass sie gleich-mäßig und ansprechend präsentiert werden können. Besonders in der Trockenzeit legt sich im Laufe eines Markttages zuweilen eine beachtliche Menge Staub auf alle ausgestellten Waren. Dass Perlen vor dem Aufhängen

110 Zu den Perlengrößen siehe ausführlicher Seite 50ff.

noch gewaschen werden, wie ich es auf anderen Märkten beobachtet habe, ist in Mbauda nicht der Fall. Die Händler sagen auch, dass sie dies nicht zu Hause tun. Das Bündel mit dem Marktstand wird vom Händler zwischen zwei Markttagen zu Hause nicht weiter angetastet. Das Waschen der Perlen ist wohl nur nach den langen staubigen Anfahrten zu den entlegenen minada nötig. Neben den Perlen bieten die Händler noch eine jeweils unterschied-lich zusammengestellte und unterschiedunterschied-lich große Zahl an weiteren Objekten an. Diese anderen Waren wie Façonperlen, kleine Blechplättchen, Messingohrringe, sowie -armreifen und Draht ergänzen das Angebot an Glasperlen. Sie werden zur Herstellung von Schmuck gebraucht, so dass die Kundinnen an einem Marktstand alles bekommen können, was sie zur Herstellung von Glasperlenschmuck benötigen. Weitere Elemente wie Kunststoffstreifen, Faden oder Leder sind in den Haushalten vorhanden.

Der dünne Metalldraht, der hauptsäch-lich zum Herstellen von isosin dient, hängt meist zu einem runden Bund von etwa 20 cm gewickelt über einem der Seitenpfosten des Standes (Abb.14 Nr.1.). Die Metallplättchen, Façonper-len und manchmal eine kleine Menge loser Rocaillesperlen liegen in einer flachen Schüssel oder auf einem Eimerdeckel auf dem Boden unter den aufgehängten Perlen. Manchmal reicht hier auch ein Stück Plastikfolie (Abb.14 Nr.2.).

Ist der Stand einmal aufgebaut, bleibt für die Händler und Verkäufer wenig zu tun. Kunden, zumeist

Ist der Stand einmal aufgebaut, bleibt für die Händler und Verkäufer wenig zu tun. Kunden, zumeist