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8.1.1 Ruhemembranpotential (RMP)

Die Ruhemembranpotentiale zeigten in den Versuchen jeweils eine große Streuung, die Streuung der erfassten Werte im einzelnen Tier schwankten dabei mehr als die zwischen den einzelnen Tieren. Dies kann in unterschiedlichen Ursachen begründet sein. Zum Einen handelte es sich bei dem untersuchten Gewebe um eine heterogene Ansammlung von verschiedenen Zellarten (Abb.21+22). Da die Punktion ohne visuelle Kontrolle erfolgen musste, könnten Zellen unterschiedlicher Gattung mit unterschiedlichen RMP erfasst werden. Die Mischung aus sehr negativen RMP von -65mV bis hin zu Werten im einstelligen negativen Bereich könnten weiterhin aus Schäden in der Zellmembran resultieren, die möglicherweise durch Transport, Präparation und die Aufbewahrung der Gewebe für zwei Tage hervorgerufen worden sein könnten (Kap.6.1.1). Dies zeigte sich auch in den histologischen Befunden (Abb.21+22). Ein dadurch bedingtes Auslaufen des Zellinneren könnte dazu geführt haben, dass sich die intrazelluläre wesentlich höhere Konzentration an Kalium an die Konzentration des Extrazellularraumes angenähert hat, und das RMP positiver wurde (Woodbury und Mc, 1954).

Die Mediane der RMP betrugen ca. -20mV bis -30mV. Die in anderen Studien ermittelten RMP liegen zum Großteil bei negativeren RMP (Tab.1). Einige Studien kamen jedoch auch zu Ergebnissen in der Größenordnung von -30mV, so ermittelten Persianov et al. in kultivierten humanen Myometriumzellen einen Mittelwert des RMP von -23mV (Persianinov et al., 1974), Woodbury und McIntyre ermittelten bei der Untersuchung von Uteri verschiedener Spezies RMP in der Größenordnung von -20mV bis -40mV. Im schwangeren humanen Uterus hatten die RMP Einzelwerte zwischen -20mV bis -30 mV, im Uterus des Kaninchens waren die RMP negativer, die Mittelwerte hierfür wurden mit -33mV bis -52mV angegeben (Woodbury und Mc, 1954). Der Uterus des Meerschweinchens ergab Mittelwerte von -27mV bis -66mV, ein einzelner untersuchter Katzenuterus ergab einen Mittelwert von -28mV (Woodbury und Mc, 1954). Woodbury und McIntyre vermuteten, dass die RMP durch eine geringere intrazelluläre Kaliumkonzentration der Zellen zustande kommen

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könnten oder die Natriumpermeabilität der Zellen zum Zeitpunkt der Messung verändert gewesen sein könnte (Woodbury und Mc, 1954).

Ein Anstieg der RMP nach Punktion wurde bei einem großen Teil an Zellen beobachtet, diese Zellen wurden jedoch ausselektiert (Kap.7.1.1). Nach solchen Punktionen wurde die Elektrode häufig ausgetauscht und wies bei mikroskopischer Betrachtung eine Verbreiterung der Spitze auf. Durch die stumpfe Penetration mit einer abgenutzten Elektrode könnte ein größeres Loch in der Zellmembran zu einem erleichterten Ausstrom von Zellinnerem führen. Dass die Höhe des RMP jedoch nur von der Qualität der jeweiligen Glaselektrode abhängig ist, ist als eher unwahrscheinlich einzustufen, mit ein und derselben Elektrode wurden zum Teil sehr verschiedene RMP erfasst.

Da die Zellen nur unter elektrischer und nicht unter Sichtkontrolle punktiert wurden, könnten anstatt der Zellmembran auch Zellorganellen wie Zellkern oder Mitochondrien penetriert worden und deren Innenraum erfasst worden sein. Da das RMP von Mitochondrien mit unter -100mV angegeben wird (Gerencser et al., 2012;

Quarrie et al., 2012) und ein solcher Wert nicht gemessen wurde, ist dies für Mitochondrien jedoch auszuschließen.

Gewebe von trächtigen Tieren ließen sich generell leichter präparieren als die Gewebe von nicht trächtigen Tieren. Die Muskelschichten wirkten hier schon makroskopisch etwas aufgequollener und weniger kompakt, sie ließen sich problemlos mit wenigen Scherenschlägen entlang des Gefäßplexus voneinander trennen. Auch die Punktionen, die dem Auswertungsschema entsprachen glückten dabei schneller als bei vergleichbaren Versuchen mit Geweben von nicht trächtigen Tieren. Dies könnte ebenfalls mit der Zellgrößenveränderung im Verlauf der Trächtigkeit erklärt werden: Während die Zellen bei nicht trächtigen Tieren kleiner waren und somit die relative Dichte an Zellkernen im Gewebe wesentlich höher waren als bei den trächtigen Tieren, war die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Punktion des Zytoplasmas geringer.

Einige Zellpunktionen waren über einen längeren Zeitraum (bis über eine Stunde) stabil, viele Punktionen überdauerten jedoch nur einige Sekunden oder Minuten. Ein Pufferwechsel bei einer einzelnen punktierten Zelle war deshalb im größeren

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von Jung aus Versuchen am Myometrium der Ratte berichtet. Hier konnten von ursprünglich 111 Messungen nach Umschalten auf unterschiedliche Puffer nur 30 Messungen komplett verwendet werden (Jung, 1959a). Eine höhere Stabilität der Punktionen wäre mit dem Einsatz eines Calciumkanalblockers wie Nifedipin zu erreichen gewesen (Zurr und Leonhard-Marek, 2012), dieser hemmt die mechanische Kontraktion ohne die slow waves im Gastrointestinaltrakt zu beeinflussen (Suzuki und Hirst, 1999). Bei Dixon et al. führte Nifedipin jedoch zu einer Depolarisation der RMP und einer Hemmung der slow waves im Mäuseovidukt.

(Dixon et al., 2011). Da für den Uterus des Rindes keine Daten über die Wirkung von Nifedipin vorlagen und die Ergebnisse von Dixon et al. darauf hinweisen, dass Zellmembranpotentialschwankungen im Reproduktionstrakt anders auf Nifedipin reagieren als im Gastrointestinaltrakt, wurden die Versuche ohne kontraktionshemmende Stoffe durchgeführt. Dies hatte zur Folge, dass das Gewebe in der Perfusionskammer trotz Fixation nicht komplett ruhiggestellt war, durch lokale Kontraktionen einzelner Muskelzellen in der Umgebung der Punktionsstelle konnte es so zu einem leichteren Herausrutschen der Glaselektrode aus den punktierten Zellen kommen.

Zwei Typen (PDM 5 und PDM 8) wurden retrospektiv als Artefakte aussortiert. Diese PDM-Typen zeigten hohe Unregelmäßigkeiten in Ihrem Spannungsverlauf. Möglich wäre, dass die Glaselektrode dabei verbogen, beschädigt oder durch ausgestanzte Zellteile verstopft wurde und die Messung der Potentialdifferenz so beeinflusste. Die Apparatur war zwar durch einen Faradayschen Käfig abgeschirmt, dieser war jedoch zur Seite des Experimentators offen. Bei manchen Experimenten konnte eine Veränderung der Spannungskurve beobachtet werden, die auf Bewegung von Personen im Labor zurückzuführen war. Es war jedoch nicht auszuschließen, dass einzelne solcher Artefakte unerkannt blieben, was eine retrospektive Sortierung der Daten nötig machte.

Diskussion 8.1.2 Potentialschwankungen

Spontane Depolarisationen des RMP waren in ihrem Erscheinungsbild denen von Zurr im Labmagen des Rindes gemessenen slow waves sehr ähnlich (Zurr, 2012).

Es war jedoch fraglich, ob die Bezeichnung slow waves für die im bovinen Uterus gemessenen Spannungsänderungen gerechtfertigt war. Einerseits wiesen die Potentialschwankungen keine regelmäßige Wellenform auf, sondern es handelte sich eher um Einzelaktionen, die in unterschiedlichen Graduierungen miteinander verschmolzen waren, andererseits war keine eindeutige Abgrenzung von Aktionspotentialen möglich, da kein Calciumkanalblocker verwendet wurde (Kap.8.1.1).

In einigen der Punktionen nahm die Frequenz der Potentialschwankungen mit zunehmender Punktionsdauer ab, es wäre vorstellbar, dass der Austausch der Pufferlösung an der Punktionsstelle nicht ordnungsgemäß erfolgte und es dort zu einer Anhäufung von Stoffwechselprodukten oder einem Ungleichgewicht der Ionen kam.

Durch die aufgespannte Fixation in der Perfusionskammer wäre ebenfalls eine erhöhte Frequenz der Potentialschwankungen zu vermuten, die sich im Laufe der Messung durch Adaptation des Gewebes wieder normalisiert haben könnte und so zu einem Abfall der Potentialschwankungsfrequenz in der einzelnen Zelle geführt haben könnte. Dieser Effekt ist ebenfalls bei der Beurteilung der Ergebnisse der hochträchtigen Tiere zu bedenken. Hier wäre zu vermuten, dass eine Dehnung durch das Kalb ebenfalls eine Depolarisation nach sich ziehen könnte. Das gemessene RMP wurde mit zunehmender Trächtigkeit jedoch negativer anstatt positiver. Die Frequenz der Potentialschwankungen mit Amplituden ≥8mV nahm im Trächtigkeitsverlauf zu, was sich im Str. longitudinale als signifikant darstellte

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(Kap.7.1.5) und ein Hinweis auf den von Won et al. beschriebenen Effekt sein könnte. Außerdem wird im Uterus während der Trächtigkeit der dehnungsaktivierte Kaliumkanal TREK-1 vermehrt exprimiert, der an der Ruhigstellung des Organes in diesem Zeitraum beteiligt sein soll (Buxton et al., 2010).

Die myometrialen Zellen, an denen Potentialschwankungen des RMP gemessen worden sind, könnten glatte Muskelzellen gewesen sein, die Schrittmacherpotentiale selber generieren konnten (Berridge, 2008). Desweiteren wäre auch eine Übertragung durch elektrische Kopplung mit Schrittmacherzellen wie im Darm denkbar (Berridge, 2008). Telozyten im humanen Uterus, die solche potentielle Schrittmacherzellen sein könnten, konnten in Zellkultur spontane Depolarisationen ihres RMP zeigen (Ciontea et al., 2005).

Lodge und Sproat beschrieben für den Uterus der Ratte sogenannte

„Schrittmacherregionen“, die eine Größe von 2mm x 4mm aufwiesen und deren RMP jeweils positiver war, als das der übrigen „nicht-Schrittmacherregionen“ (Lodge und Sproat, 1981). In den Ergebnissen der vorliegenden Studie hatten jedoch Zellen ohne Potentialschwankungen positivere RMP als die Zellen mit Potentialschwankungen. Dies könnte darin begründet sein, dass bei den Zellen ohne Potentialschwankungen noch ein Anteil an Artefakten und nicht mehr intakten Zellen mit erfasst wurde, wohingegen bei den Zellen mit Potentialschwankungen die spontanen Änderungen der Potentialdifferenz auf eine Vitalität der Zellen hinwiesen.

Die Anzahl der punktierten Zellen mit Schwankungen war im Str. circulare nominell etwas höher als im Str. longitudinale (Abb.7), dies spiegelt sich nicht in den Kontraktionen wieder. In kontraktilen Studien zeigte das Str. longitudinale eine höhere Aktivität im Vergleich zum Str. circulare (Hirsbrunner et al., 2002). Eine unterschiedliche elektrische Kopplung wäre eine denkbare Erklärung, die zu den Befunden von Doulla-Bell et al. passen würde: Dort wurde im Str. longitudinale des bovinen Uterus eine erhöhte Expression des gap junction-Proteins connexin-43 nachgeweisen (Doualla-Bell et al., 1995). Diese unterschiedliche Verteilung scheint jedoch speziesabhängig zu ein: Garfield et al. beobachteten in Untersuchungen mit circulärem und longitudinalem Myometrium der Ratte dahingegen eine gleiche Expression von Gap junctions in beiden Gewebeteilen (Garfield et al., 1978).

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8.1.3 RMP in Abhängigkeit vom Trächtigkeitsverlauf und Gewebe

Die RMP wurden im Str. circulare in Zellen mit und ohne Potentialschwankungen mit zunehmender Trächtigkeit negativer. Im Str. longitudinale wurden die RMP nur in Zellen ohne Potentialschwankungen im Verlauf der Trächtigkeit signifikant negativer, in Zellen mit Potentialschwankungen war kein Effekt auf den Medianwert zu beobachten (Kap.7.1.4).

Ein Absinken der RMP mit zunehmender Trächtigkeit wurde auch in anderen Studien beobachtet (Tab.1). Casteels et al. konnten in Uteri von nicht trächtigen Ratten RMP von -34mV bis -46mV messen, am Tag 16 der Trächtigkeit erreichte das RMP den negativsten Wert mit -60,5mV, der zum Ende der Trächtigkeit, an Tag 21, wieder auf -54,5mV anstieg (Casteels und Kuriyama, 1965). Kuriyama et al. kamen zu ähnlichen Ergebnissen, hier wurden jedoch insgesamt negativere RMP gemessen, im nicht trächtigen Uterus -56mV, im trächtigen Uterus betrug das RMP im Mittel -68mV ein Maximum wurde hier mit -78mV zwischen Tag 11 und 15 ermittelt. Kurz vor der Geburt wurde hier ebenfalls ein RMP von -54mV angegeben (Kuriyama und Suzuki, 1976). Einen Anstieg der RMP kurz vor der Geburt konnten ebenfalls für die Ratte auch Sims et al. und Lodge und Sproat feststellen, die RMP stieg hierbei von -52mV auf -46mV (Sims et al., 1982), bzw. von -60mV auf -56mV in den Nicht-Schrittmacherregionen und von -50mV auf -49mV in den Nicht-Schrittmacherregionen (Lodge und Sproat, 1981).

Die Ursache für diese Veränderungen im Trächtigkeitsverlauf könnte in unterschiedlichen hormonellen Einflüssen auf das RMP begründet liegen, in Kaninchenuteri wurden unter Östrogen und Progesteroneinfluss negativere RMP festgestellt (Goto und Csapo, 1959). Ein erhöhter Progesteronspiegel in der Trächtigkeit könnte demnach auch beim Rind negativere RMP im Myometrium bedingen, dies würde auch zu einer verminderten Kontraktilität des bovinen Myometriums in vitro passen, die unter erhöhten Progesterondosen zu beobachten war (Gorriz-Martin, 2013). Goto und Csapo zeigten bei trächtigen Tieren außerdem einen Unterschied zwischen den RMP von Zellen in Bezug auf die Nähe zur Plazenta. Plazentanahe Punktionen lieferten dabei am 25. Trächtigkeitstag negativere RMP, kurz vor der Geburt war ein solcher Unterschied nicht mehr feststellbar, was sie mit einem lokalen Progesteroneffekt erklärten (Goto und Csapo,

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1959). Ein solcher Effekt wäre bei den trächtigen Tieren der vorliegenden Studie auch vorstellbar. Da bei der Probennahme darauf geachtet wurde jeweils ein Stück zu verwenden, das den größtmöglichen Abstand zu den umliegenden Plazentomen hatte, scheint dies eher unwahrscheinlich. Ledermair nannte als Grund für ein Absinken der RMP im Verlaufe der Trächtigkeit Permeabilitätsänderungen der Zellmembran für Natrium- und Kaliumionen (Ledermair, 1959).

In Bezug auf die untersuchten Gewebestücke (Str. circulare und Str. longitudinale) verhielt sich RMP unterschiedlich (Kap.7.1.4). Bei den Zellen ohne Potentialschwankungen war bei den Geweben von Tieren im Trächtigkeitszeitraum Monat 1-4 im Str. circulare ein signifikant niedrigeres RMP als im Str. longitudinale zu beobachten, die anderen Gruppen zeigten jedoch keinen Unterschied (Abb.9). Bei den Zellen mit Potentialschwankungen waren die RMP des Str. circulare in allen Trächtigkeitsstufen nominell niedriger als die des Str. longitudinale (Abb.11). Okabe et al. haben in Versuchen mit Uteri trächtiger Ratten für das Str. circulare RMP von -48,5mV und für das Str. longitudinale RMP von -58,4mV ermittelt (Okabe et al., 1999). Dies entspricht nicht den eigenen Beobachtungen, dahingegen würden die Ergebnisse von Hirsbrunner (Hirsbrunner et al., 2002) mit einer höheren Aktivität in den longitudinalen Anteilen zu den etwas positiveren RMP im Str. longitudinale passen, da hierbei durch positivere RMP die Schwelle für kontraktionsauslösende Aktionspotentiale leichter erreicht sein könnte. Es ist jedoch auch zu bedenken, dass dieser Effekt bei nicht trächtigen Tieren untersucht wurde. Gorriz-Martin ermittelte in in vitro-Versuchen mit circulären und longitudinalen Myometriumproben von Kaiserschnittkühen im Str. circulare Einzelkontraktionen mit hoher Frequenz, im Str.

longitudinale weniger einzelne Kontraktionen, die aber zu einer Plateauphase verschmolzen (Gorriz-Martin, 2013).

8.1.4 Beeinflussung der RMP durch Kalium

Ziel der Untersuchungen mit unterschiedlichen extrazellulären Kaliumkonzentrationen war es, einen möglichen Effekt auf die RMP und dadurch eine mögliche Grundlage für verminderte Kontraktiliät des Uterus unter hypokaliämischen Bedingungen zu ermitteln.

Da die Kaliumkonzentration in den glatten Muskelzellen des Uterus intrazellulär wesentlich höher als extrazellulär ist (Jung, 1959b) und die Höhe des RMP von der

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Verteilung der Elektrolyte abhängig ist (Ledermair, 1959), war zu erwarten, dass veränderte Kaliumkonzentrationen im Extrazellularraum zu Veränderungen der RMP führen. In verschiedenen Studien ist bei erhöhter extrazellulärer Kaliumkonzentration eine Doplarisation des RMP gezeigt worden, kaliumfreie Zustände führten dahingegen zu einer Hyperpolarisation des RMP (Abe, 1971; Bulbring et al., 1968;

Goto und Csapo, 1959; Jung, 1959a; Kleinhaus und Kao, 1969). Die eigenen Untersuchungen zeigten einen Unterschied in der Reaktion auf Kalium in Zellen mit Potentialschwankungen und in Zellen ohne Potentialschwankungen (Tab.11). Bei Zellen mit Potentialschwankungen wurden die bei extrazellulär niedrigen Kaliumkonzentrationen gemessenen RMP signifikant negativer. Diese Ergebnisse lassen weiterhin darauf schließen, dass es sich bei diesen beiden Gruppen um unterschiedliche Zellpopulationen handelte. Die unterschiedliche Ansprechbarkeit auf Kalium könnte in einer unterschiedlichen Verteilung von Kaliumkanälen in diesen beiden Populationen begründet liegen. Darüber hinaus könnten trächtigkeitsbedingte Veränderungen an diesen Kanälen eine unterschiedliche Reaktion im Trächtigkeitsverlauf erklären. In der Trächtigkeit unterliegt die Funktion der Kaliumkanäle hormonell gesteuerten Schwankungen, um eine Aufrechterhaltung der Trächtigkeit zu gewährleisten (Brainard et al., 2007). Der als wichtig beschriebene maxiK-channel (Khan et al., 2001) wurde ebenfalls im Uterus von Büffeln nachgewiesen (Choudhury et al., 2011). Neben den maxiK-channels wurde im humanen Myometrium auch die Expression von KATP-Kanälen beschrieben, deren unterschiedliche Expression in der Trächtigkeit wahrscheinlich die Wehentätigkeit beeinflusst (Xu et al., 2011). Außer diesen funktionellen Unterschieden ist auch zu bedenken, dass der Kaliumgehalt des Uterus (mMol/kg Feuchtgewicht) in einzelnen Spezies trächtigkeitsbedingte Unterschiede aufweist (Ledermair, 1959).

Jung zeigte bei Ratten, die sich 2 bis 5 Tage vor der Geburt befanden, einen eindeutigen Effekt unterschiedlicher extrazellulärer Kaliumkonzentrationen. Bei einer Kaliumkonzentration von 5,0mmol/L KCl, die dem physiologischen Kaliumgehalt der Ratten im Plasma entspricht (Jung, 1959a), waren die RMP mit einem Mittel von -49,1mV am negativsten. Bei Verminderung der Konzentration auf 2,5mmol/L KCl, oder bei stufenweiser Erhöhung auf 10; 20; 40 oder 80mmol/L KCl kam es jeweils zu einem Anstieg des RMP (Tab.1). Außerdem beobachtete er ein Abnehmen der Spike-Amplituden bei ansteigendem RMP (Jung, 1959a). Die resultierenden

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Wehenfrequenzen wurden ebenfalls erfasst und zeigten ein Minimum bei 5,0 mmol/L KCl. In Vergleichsversuchen mit nicht trächtigen Ratten zeigten sich ähnliche Muster in Bezug auf veränderte Kaliumkonzentrationen (Jung, 1959a).

Lodge und Sproat untersuchten das Verhalten des RMP bei steigenden Kaliumkonzentrationen und fanden in Übereinstimmung mit den Ergebnissen von Jung eine Depolarisation des RMP bei steigenden extrazellulären Kaliumkonzentrationen. (Lodge und Sproat, 1981). Bei einer Konzentration von 9,8mmol/L KCl stieg das RMP von -56mV um 7,3mV an, bei einer sehr hohen Konzentration von extrazellulärem Kalium von 120mmol/L kam es zu einem Anstieg um 39,6mV (Lodge und Sproat, 1981). Gleichzeitig nahmen die Kontraktionsfrequenzen mit steigenden Kaliumkonzentrationen zu. Bei den Versuchen wurde jedoch kein Einfluss von veränderten Kaliumkonzentrationen auf Schrittmacheraktivitäten beobachtet (Lodge und Sproat, 1981). Die kaliumbedingten Veränderungen des RMP scheinen dabei auch trächtigkeitsabhängig zu sein: Bei trächtigen Tieren kam es zu einer stärkeren Depolarisation des RMP als bei juvenilen (Bulbring et al., 1968).

In Geweben des Gastrointestinaltraktes wurden ähnliche Kaliumeffekte beobachtet.

Hirst et al. stellten für den Magen des Meerschweinchens eine Depolarisation des RMP um 8-15mV bei erhöhten Kaliumkonzentrationen von 13mmol/L KCl fest (Hirst et al., 2008).

Diese vorgenannten Studien zeigen die eindrücklichsten Effekte bei sehr hohen, physiologisch im Organismus nicht realistisch vorkommenden Kaliumkonzentrationen (vergleiche Kap.4.12). Die eigenen Untersuchungen befassten sich mit feineren Unterschieden, um den Bereich der klinisch zu erwartenden Kaliumeffekte beschreiben zu können. Bei erhöhten Kaliumkonzentrationen von 10mmol/L KCl konnte jedoch kein Effekt erfasst werden. Das Verhalten des RMP bei niedrigen extrazellulären Kaliumkonzentrationen steht ebenfalls im Gegensatz zu den Ergebnissen von Jung, da in der vorliegenden Studie bei den Zellen mit Schwankungen in der fortgeschrittenen Trächtigkeit eine Hyper- anstatt einer Depolarisation beobachtet wurde, passt aber zu den Befunden von Abe, wo eine kaliumfreie Lösung ebenfalls zu einer Hyperpolarisation führte (Abe, 1971).

Kleinhaus und Kao ermittelten dahingegen keinen signifikanten Einfluss einer

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kaliumfreien Lösung auf das RMP bei trächtigen Kaninchen (Kleinhaus und Kao, 1969). Bei in vitro-Versuchen mit bovinem Myometrium, das in Organbädern mit unterschiedlichen Kaliumkonzentrationen inkubiert wurde, waren bei den Kontraktionsfrequenzen und Kontraktionsamplituden ebenfalls sehr große Streuungen zu beobachten, die scheinbar nicht durch Kalium beeinflusst wurden (Martina Münch, Hannover, persönliche Kommunikation, unveröffentlicht).

Aufgrund der hohen Streuung der Ergebnisse sind gegebenenfalls einige Effekte verdeckt worden. Auffällig waren auch die RMP bei einer Kaliumkonzentration von 2,5mmol/L KCl, die sich bei den Zellen mit Potentialschwankungen von den anderen Werten absetzten. Möglicherweise entsprechen diese Werte dem Scheitelpunkt, den Jung bei einem Kaliumgehalt von 5,0mmol/L KCl gemessen hat (Jung, 1959a), Andererseits bleibt zu vermuten, dass dieser Effekt vielleicht durch die unterschiedlichen Datenmengen hervorgerufen wurde. Durch die Verwendung von Daten verschiedener Versuchsprotokolle, war die Anzahl an Zellen, die mit einer Kaliumkonzentration von 2,5mmol/L KCl behandelt wurden, zum Teil viel geringer als die der anderen Gruppen, so dass hier Ausreißer eventuell stärker ins Gewicht gefallen sind. Methodisch lässt sich weiterhin spekulieren, dass es lokal zu massivem Kaliumausstrom aus zerstörten Zellen gekommen sein könnte (Kap.8.1.1) und die Kaliumkonzentration in der Messanordnung dadurch verfälscht worden sein könnte.

8.1.5 Frequenzen der Potentialschwankungen

Die erfassten Potentialschwankungen waren sehr vielfältig und uneinheitlich in ihrem Auftreten, die einzelnen erfassten Frequenzen zeigten große Schwankungen (Abb.10). Die Darstellung als Frequenzen, die eine Regelmäßigkeit pro Zeiteinheit suggeriert, konnte deshalb nur eine Annäherung sein. Ein regelmäßiges Muster von Wellen, wie es von anderen Studien bekannt ist (Shafik, 1997), ließ sich nicht erkennen.

Im Allgemeinen waren die Potentialschwankungen denen im Labmagen sehr ähnlich (Zurr, 2012). Da dort Nifedipin verwendet wurde, ist davon auszugehen, dass bei den Messungen von Zurr keine Aktionspotentiale auftraten. Im Labmagen entspricht die Frequenz der Potentialschwankungen mit einer Amplitude von über 5mV der

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Ergebnissen schien ein eher vager Zusammenhang zwischen der Kontraktionsfrequenz und den Potentialschwankungen mit einer Amplitude von ≥3 mV und ≥5 mV für nicht trächtige und Tiere am Anfang der Trächtigkeit zu bestehen.

Für Tiere am Ende der Trächtigkeit stimmten die Amplituden von ≥8mV und ≥10mV in etwa mit den Kontraktionsfrequenzen überein (Kap.7.1.5).

Dieser Unterschied in den Amplitudenhöhen lässt sich wahrscheinlich mit der Höhe des RMP erklären: Da es in der fortgeschrittenen Trächtigkeit zu einer

Dieser Unterschied in den Amplitudenhöhen lässt sich wahrscheinlich mit der Höhe des RMP erklären: Da es in der fortgeschrittenen Trächtigkeit zu einer