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3.7 Unterstützende Aktivitäten der Wertkette und RFID

3.7.1 RFID in der Unternehmensinfrastruktur

Die folgende Abbildung zeigt die drei Hauptanwendungsfelder von RFID im Konsumgütereinzelhandel.

Abbildung 13: Drei Hauptanwendungsfelder von RFID106

In der Wertschöpfungsstufe Unternehmensinfrastruktur wird mittels RFID die Steuerung und Kontrolle der Supply Chain vereinfacht und verbessert.

Wird RFID im Bereich des Supply-Chain Managements eingesetzt, versucht man so den Waren- und Informationsfluss zwischen den Wertschöpfungspartnern zu verbessern, Kundenwünsche zu minimalen Kosten zu erfüllen und Kostensenkungen zu erzielen. Dafür müssen alle Wertschöpfungsprozesse mit in Betracht gezogen werden.107

Die Händler profitieren von RFID dadurch, dass durch eine verbesserte Logistik die Reduzierung von Lagerbeständen erfolgt, und damit verbunden eine Reduzierung

106 Quelle: Thorndike, Kasch: [RFID in Handel und Konsumgüterindustrie 2004], S. 31

107 vgl. Brödner [Rationalisierungsmöglichkeiten durch den Einsatz von RFID 2005], S. 16

der Lager- und Kapitalbindungskosten, sowie die Reduzierung von Personalkosten.108

Die Anwendung von RFID rechnet sich für Unternehmen häufig nur dann, wenn mehrere Partner in der Wertschöpfungskette RFID verwenden. Dafür müssen sich die beteiligten Unternehmen auf Modelle der Kostenverteilung einigen. Denn die Kosten für das Tagging fallen zunächst beim Hersteller an, nachgelagerte Partner in der Wertschöpfungskette benötigen nur Infrastrukturinvestitionen, um von RFID zu profitieren.109 Grundbedingung für eine Verbesserung im Supply-Chain Management ist der richtige Einsatz der RFID-Technologie innerhalb der Wertschöpfungskette.

Alle entlang der Wertschöpfungskette beteiligten Partner müssen die gleichen technischen Voraussetzungen erfüllen, damit ein adäquater und transparenter Waren- und Informationsfluss gewährleistet werden kann. D.h., dass vom Warenfluss über die Wertschöpfungskette hinweg, vom Produzenten bis zum Endkonsumenten, ein vorauseilender, ein begleitender, ein hinterherlaufender sowie ein der Wertschöpfungskette entgegengesetzter Informationsfluss zur Verfügung stehen muss. Die Anwendung der RFID-Technologie eignet sich im Supply-Chain Management primär zur Kennzeichnung und automatischen Identifikation von logistischen Einheiten. Abgegrenzt wird die Anwendung in Palette oder Transporteinheit, Karton oder Endverbrauchereinheit. So können unterschiedliche Informationen je nach Eigenschaft an die logistische Einheit gebunden werden. 110

Ein optimaler Einsatz der RFID-Technologie führt daher zu einer Verringerung der Logistikkosten, was zu Rationalisierungen in den Bereichen Steuerung, Warenbestand, Lagerung, Transport und Handling führt.111 Es kommt weiters zu Zeiteinsparungen durch die automatische Warenannahme und –kontrolle, durch Pulkerfassung, Qualitäts- und Quantitätskontrolle, einer effizienteren Einlagerung und einer kürzeren Kommissionierung. Aufträge werden schneller bearbeitet, was wiederum zu einer schnelleren Bedarfsermittlung führt, die wiederum früher an die Lieferanten übermittelt werden kann. Dies verbessert die Lieferbereitschaft und – zuverlässigkeit. RFID bietet des weiteren die Möglichkeit der Überwachung und

108 vgl. o.V. [A.T.Kearney 2004], o.S., URL:

http://www.atkearney.de/content/presse/pressemitteilungen_archiv_detail.php/id/49046/year/2004, 14.08.2008

109 vgl. Beckenbauer [RFID Management Guide 2004], S. 47

110 vgl. Brödner [Rationalisierungsmöglichkeiten durch den Einsatz von RFID 2005], S. 16

111 vgl. Schulte [Logistik 2005], S. 8

Standortermittlung über jeden Bereich der Wertschöpfungskette hinweg, so dass permanent und zu jeder Zeit Statusangaben über die logistischen Einheiten getroffen werden können. Fehllieferungen sind kein Thema mehr und Transportkosten werden eingespart. Verlustmengen werden reduziert und Diebstahl und Schwund vermieden.112

Die folgende Abbildung zeigt die Entwicklung in der Supply-Chain durch den Einsatz von RFID.

Abbildung 14: Auf Supply Chain-Entwicklungen kann die RFID-Technologie aufsetzen113

Beispiel: METRO Future Store

Dieser Prozess soll anhand des Beispiels der METRO Group Future Store in Rheinberg (Deutschland) verdeutlicht werden. Dort ist mittels RFID die gesamte Supply Chain optimiert worden. Das betrifft einerseits die Prozessschritte zwischen den Zulieferern und den Handelsunternehmen als auch innerhalb der Handelsunternehmen selbst, z.B. zwischen deren Lagern und Filialen. Alle Zulieferer haben jede logistische Einheit, also in der Regel eine Palette, mit einem RFID-Tag versehen, auf dem die Nummer der Versandeinheit (NVE) gespeichert ist. Zusätzlich

112 vgl. Brödner [Rationalisierungsmöglichkeiten durch den Einsatz von RFID 2005], S. 16f.

113 Quelle: Lackner, Riedel [RFID in der Supply Chain 2004], S. 12 (leicht modifiziert)

wird diese Nummer vom Lieferant als Teil des Lieferavis in elektronischer Form, also per EDI, an die METRO übermittelt. Dieser Vorgang demonstriert das Zusammenspiel mit den Handelsunternehmen als einen breit ausgerichteten unternehmensübergreifenden Einsatz. Durch die Erfüllung der genannten Anforderungen kann auf Seiten der METRO der Wareneingang mittels RFID automatisiert werden. Sowohl im Zentrallager als auch in den Filialen sind an den Docks Lesegeräte (Reader) installiert, die den Inhalt des RFID-Tags der ankommenden logistischen Einheiten automatisiert lesen können. Von dort aus werden die Daten in das Warenwirtschaftssystem übermittelt, wo diese mit dem elektronisch empfangenen Lieferavis verglichen werden. Stimmen die Daten überein, wird der Wareneingang verbucht, ohne dass Barcodes manuell gescannt bzw. in einen Terminal eingegeben werden müssen. Wenn die Lieferung an ein Zentrallager des Handelsunternehmens erfolgt, wird die mit RFID-Tags versehene Einheit dort entweder direkt an ein anderes Dock zum Beladen eines LKW weitergeleitet, zwischengelagert oder es wird eine neue Versandeinheit kommissioniert. Das Ein- und Ausbuchen der Ware wird dabei beispielsweise mit den an Gabelstaplern angebrachten Readern bei der Ein- und Auslagerung vollständig automatisiert.

Außerdem ist jederzeit durch die Ortung der Ware eine Bestandsaufnahme im Lager durchführbar. Und schließlich wird, ähnlich wie beim Wareneingang, auch der Warenausgang durch Einlesen und Verbuchen der versendeten Waren vollkommen automatisiert. So ist die RFID-Technologie in der Lage, die gesamten Prozessschritte sowie das Bestandsmanagement effektiv zu unterstützen.114

Hierzu könnten noch einige andere Beispiele genannt werden. Fakt ist aber, dass RFID in der Supply Chain beträchtlich zur Wertsteigerung beiträgt. Laut den Prognosen der METRO bringt allein der RFID-Einsatz auf logistischen Einheiten, also Paletten, Transport- und gegebenenfalls Umverpackungen eine Senkung der Lohnkosten in den Lägern um 11 Prozent, eine Verringerung des Schwunds bei Transport und Lagerung um 11 bis 18 Prozent und eine Reduzierung der Out-of-Stock Situationen um 9 bis 14 Prozent.115

114 vgl. Lackner, Riedel [RFID in der Supply Chain 2004], S. 14

115 vgl. Lange [Perspektiven für die Nutzung von RFID 2004], S. 21

Das waren einige wenige ausgesuchte Beispiele um die Wertsteigerungen durch den RFID-Einsatz entlang der Unternehmensinfrastruktur zu verdeutlichen. Als nächstes wird nun die Wertschöpfungsstufe Personalwirtschaft näher betrachtet.