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3. Rindermast

3.4. Resultate Rindermast Schweiz

3.4.2. Ressourcenmanagement

Die beobachteten Unterschiede hatten verschiedene Ursachen. Ein wichtiger Unterschied zwischen dem System Grossviehmast und dem System Mutterkuh ist grundsätzlicher Natur: Im System Grossviehmast stammen die Kälber aus Milchproduktionssystemen, das heisst ein Grossteil (92 %) der Umweltwirkungen der Muttertiere, also der Milchkühe, wurde nicht der Mast, sondern der Milchproduktion angerechnet (siehe Kapitel 3.1.2). Im Mutterkuhsystem ist das anders: Hier wird die Milch im System selbst konsumiert, demzufolge wurden die gesamten Umweltwirkungen der Mutterkühe der Fleischproduktion angerechnet.

Besonders deutlich wurde dies bei den Umweltwirkungen Treibhauspotenzial (Abbildung 7) und Ozonbildung. Der wichtigste Beitrag zu diesen Umweltwirkungen liefert das Methan, welches im Verdauungstrakt des Rindviehs gebildet wird. Die Methanemissionen in den untersuchten Mutterkuhsystemen waren deutlich höher als in den Grossviehmastsystemen. Dies war auf den oben genannten Unterschied zurückzuführen: In den Mutterkuhsystemen wurde der gesamte Methanausstoss der Mutterkühe der Fleischproduktion angerechnet, in den Grossviehmastsystemen wurde der grösste Teil der Methanemissionen der Milchkühe der Milchproduktion zugeteilt.

Abbildung 7: Treibhauspotenzial pro kg Lebendgewicht (LG) der untersuchten Rindviehmastsysteme Schweiz (Stufe Hoftor).

*: Das System Grossviehmast Bio (GVM Bio) weist infolge schwacher Datengrundlage nur eine eingeschränkte Aussagekraft auf (siehe Kapitel 3.1.5).

Auch bei der Umweltwirkung nicht-erneuerbarer Energiebedarf wiesen die Mutterkuhsysteme tendenziell höhere Werte auf als die Grossviehmast ÖLN. Dies hängt auch damit zusammen, dass im Mutterkuhsystem neben den Masttieren noch die Mutterkühe mit zum System gehörten und zur Umweltwirkung beitrugen. Der Unterschied war aber nicht so deutlich wie bei den Umweltwirkungen Treibhauspotenzial und Ozonbildung, da die Mutterkühe extensiver gehalten wurden und z. B. viel weniger Kraftfutter bekamen, was den Energiebedarf NE deutlich reduzierte. Ausserdem konnte durch die Weidehaltung Energie (Treibstoffe, Maschineneinsatz) für die Futterernte eingespart werden.

Abbildung 8: Energiebedarf NE pro kg Lebendgewicht (LG) der untersuchten Rindviehmastsysteme Schweiz (Stufe Hoftor) aufgeteilt nach Inputgruppen.

*: Das System Grossviehmast Bio (GVM Bio) weist infolge schwacher Datengrundlage nur eine eingeschränkte Aussagekraft auf (siehe Kapitel 3.1.5).

Auffallend war der deutlich höhere nicht-erneuerbare Energiebedarf pro kg Lebendgewicht des Systems Grossviehmast Bio (Abbildung 8). Dies lag vor allem an den direkt auf dem Hof eingesetzten Energieträgern, welche in diesem System in einem viel höheren Masse zum Gesamtenergiebedarf beitrugen als in den übrigen Systemen. Ein Grund dafür war in der deutlich längeren Mastdauer zu finden, welche aus der niedrigen Tageszunahme resultierte. Ein zweiter Grund lag darin, dass die Betriebe dieses Systems mehrheitlich in der Bergregion zu finden waren (97 % der Produktion, siehe Tabelle 4). Die höhere Lage führt aus mehreren Gründen zu einem höheren Energieeinsatz: Einerseits fallen die Erträge infolge der ungünstigeren klimatischen Bedingungen niedriger aus, weshalb im Vergleich zu einem Talbetrieb eine grössere Fläche bewirtschaftet werden muss, um die gleiche Menge an Futter zu ernten. Andererseits führt die längere Winterperiode zu einem höheren Aufwand für die Futterkonservierung. Dazu bedingt die grössere Hangneigung oft eine spezielle Mechanisierung und z. T. auch einen höheren Treibstoffbedarf (Hersener et al., 2011). Daneben weist der Biolandbau an sich auch niedrigere Erträge auf als der konventionelle Landbau.

Einschränkend wirkt allerdings, dass das System Grossviehmast Bio auf einer deutlich schlechteren Datengrundlage basiert als die übrigen analysierten Systeme (siehe Kapitel 3.1.5). Deshalb sollten die hier präsentierten Zahlen für das System Grossviehmast Bio nicht in ihrer absoluten Grösse betrachtet werden, sondern eher als ein Hinweis dienen, in welche Richtung die Resultate gehen. Genauere Zahlen müssten in einer detaillierten Studie erarbeitet werden.

Die Mutterkuhsysteme sowie das Bio-Grossviehmastsystem wiesen einen klar höheren Flächenbedarf auf als das System Grossviehmast ÖLN (Abbildung 9). Dies lag am durch die grasbasierte Fütterung bedingten höheren Bedarf an Grünland. Der Bedarf an Ackerland hingegen war durch die kraftfutterbetonte Fütterung im System Grossviehmast ÖLN am höchsten. Dieser grundsätzliche Unterschied in der Fütterung zeigte sich auch darin, dass der Flächenbedarf des Systems Grossviehmast ÖLN nur rund zur Hälfte aus eigenem Land bestand, während der Rest externe Flächen waren, welche über den Zukauf von Futtermitteln und den Zukauf von Tieren dem System angerechnet wurden. Bei den übrigen drei Systemen hingegen setzte sich der Flächenbedarf grösstenteils aus eigenem Land zusammen. Beim extensiv genutzten Grasland bestanden ebenfalls bedeutende Unterschiede. Der Anteil war bei GVM ÖLN am geringsten und bei den Bio-Varianten am höchsten.

Auch die hohen Resultate des Systems Grossviehmast ÖLN in der Umweltwirkung Abholzung (siehe Abbildung 6) waren auf die Fütterung zurückzuführen. Den gesamten Beitrag zu dieser Wirkung verursachte das als Kraftfutter eingesetzte Soja aus Brasilien. Da bei den Mutterkuhsystemen kein Soja eingesetzt wurde, trugen diese Systeme praktisch nichts zur Abholzung bei. Im System Grossviehmast Bio wird nur zertifiziertes Soja eingesetzt, welches keine Abholzung nach sich zieht. Beim System Grossviehmast ÖLN hingegen wurde von 60 % zertifiziertem und 40 % konventionellem Soja ausgegangen, was zu den im Vergleich hohen Resultaten bezüglich Abholzung führte.

Abbildung 9: Flächenbedarf pro kg Lebendgewicht (LG) der untersuchten Rindviehmastsysteme Schweiz (Stufe Hoftor).

*: Das System Grossviehmast Bio (GVM Bio) weist infolge schwacher Datengrundlage nur eine eingeschränkte Aussagekraft auf (siehe Kapitel 3.1.5).

Der Wasserbedarf (blue; Abbildung 6) stammte hauptsächlich vom Tränkewasser. Die Mutterkuhsysteme waren diesbezüglich mit einem Tränkewasserbedarf von rund 25 l pro Masteinheit und Tag (Mutterkuh mit Kalb) deutlich höher als die Grossviehmastsysteme mit einem täglichen Tränkewasserbedarf von 11 l pro Rind (KTBL, 2008). Auch hier zeigte sich wieder der grundsätzliche Unterschied bezüglich der Berücksichtigung des Muttertiers zwischen den beiden Systemen. Der tendenziell leicht höhere Wasserbedarf (blue) des Bio-Grossviehmastsystems war auf die niedrigere Zuwachsrate und die damit verbundene längere Mastdauer zurückzuführen.

Der Ressourcenbedarf an Phosphor und Kalium (Abbildung 6) war bei den Bio-Systemen deutlich tiefer als die Grossviehmastsysteme. Der Grund dafür lag im Verzicht auf Mineraldüngung im Biolandbau.