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Biodiversitätspotenzial der Rindermast Schweiz

3. Rindermast

3.5. Biodiversitätspotenzial der Rindermast Schweiz

Wie im vorangegangenen Kapitel wurden für die beiden Landbauformen ÖLN und Bio Mutterkuh- und Grossviehmastsysteme betrachtet. Betrachtet man die flächengewichteten Werte der GAV für die

GVM ÖLNGVM Bio*MK ÖLNMK Bio

betriebseigenen Flächen sowie der Flächen, die der Rindviehmast über den Zukauf von Kraftfutter, Raufutter, Milchpulver sowie den Zukauf von Tieren zugeordnet werden (Abbildung 13, die GAV aller berücksichtigten Flächen ist im Anhang 8.4 zusammengestellt), so konnten wir folgendes feststellen:

a. Der Betriebstyp GVM ÖLN Tal erreichte auf den betriebseigenen Flächen eine deutlich niedrigere GAV als die anderen Betriebstypen. Dies erklärt sich durch den höheren Anteil an Ackerflächen, im Vergleich zu Mutterkuhbetrieben. Aus demselben Grund lag auch der Betriebstyp MK ÖLN Tal geringfügig unterhalb der beiden Betriebstypen, die biologisch wirtschaften.

b. Die GAV der zugekauften Futtermittel lag mit einem Wert von ungefähr fünf deutlich unterhalb der betriebseigenen Flächen. Zurückzuführen ist dies darauf, dass es sich beim Kraftfutter um Ackerkulturen handelte, und dass zugekauftes Raufutter von intensiven Naturwiesen stammte.

c. Die Milch für das Milchpulver und die Remonten stammten aus Verkehrsmilch- bzw.

Mutterkuhbetrieben in der Hügel- bzw. Bergregion. In diesen ist der Anteil an Ackerfläche deutlich geringer als im Betriebstyp GVM ÖLN. Die Verteilung der Gesamtfläche auf die einzelnen Habitate ähnelt in den Betriebstypen Verkehrsmilch ÖLN Hügel, Mutterkühe ÖLN Hügel, Mutterkühe Bio Berg und Verkehrsmilch Bio Berg derjenigen in den drei betrachteten Betriebstypen (MK ÖLN Tal, MK Bio Tal und GVM Bio Berg). Folglich lag die GAV auf einem vergleichbaren Niveau.

d. Aufgrund des niedrigeren Düngungsniveaus und des Verzichts auf Pflanzenschutz war die GAV des biologisch produzierten Kraftfutters bzw. des zugekauften biologischen produzierten Raufutters gegenüber dem nach ÖLN Richtlinien produzierten geringfügig höher.

e. Die Flächen, die für nach ÖLN-Richtlinien produzierte Remonten eingesetzt wurden, erreichten eine geringfügig höhere GAV als diejenigen, die der Erzeugung von Bio-Remonten zugeordnet waren. Im ÖLN-System stammten die Remonten – aufgrund der in Kapitel 3.1 beschriebenen Auswahlkriterien – aus der Hügelregion, wohingegen die Remonten für die biologisch wirtschaftenden Betriebe aus dem Berggebiet stammten. Die mittelintensiven und wenig intensiven Wiesen im Berggebiet waren aufgrund der verwendeten Daten eher der nächsthöheren Intensitätsstufe zuzuordnen, dadurch erklärt sich die leicht niedrigere GAV.

Abbildung 13: Flächengewichtete Gesamte Artenvielfalt (GAV) in den vier betrachteten Betriebstypen für die Bereiche betriebseigene Flächen sowie Flächen, die der Mast über den Zukauf von Tieren, Milchpulver sowie Kraft- bzw.

Raufutter zugeordnet wurden. Zu beachten ist, dass die GAV die Auswirkung der Bewirtschaftung auf die Biodiversität im jeweiligen Habitat in der jeweiligen Höhenstufe angibt und kein Indikator für die absolute Anzahl von Arten ist. KF = Kraftfutter, MP = Milchpulver, RF = Raufutter, CH = Schweiz, EU = Europa.

Betrachtet man die GAV auf Stufe der Rindviehmast, dargestellt als flächengewichteter Mittelwert aller der Mast zugeordneten Flächen (Abbildung 14), zeigt sich, dass die Mast in den drei Betrieben MK ÖLN Tal, MK Bio Tal und GVM Bio Berg einen sehr ähnlichen Einfluss auf die Biodiversität hatte, wohingegen die Produktion im Betriebstyp GVM ÖLN Tal einen um 0,5 niedrigeren Wert erreichte. Darüber hinaus ist der Anteil der einzelnen Flächen am Ergebnis auffällig. Die betriebseigene Fläche trug im System GVM Bio Berg den grössten Anteil zur gesamten GAV bei, wohingegen im System GVM ÖLN die Remontierung

0 2 4 6 8 10

gesamte Artenvielfalt(GAV)

GVM OeLN Tal MK OeLN Tal MK Bio Tal GVM Bio Berg

entscheidend war. In den beiden MK Systemen trugen sowohl die betriebseigenen Flächen wie auch die zur Remontierung benötigten Flächen nahezu gleichviel zum Gesamtergebnis bei. Dieser Unterschied erklärt die geringe Differenz zwischen dem System GVM ÖLN Tal und den anderen Systemen. Aufgrund der stärker auf Ackerfutter basierten Ration wies der Betriebstyp GVM ÖLN Tal zwar eine deutlich niedrigere GAV für die betriebseigenen, der Mast zugeordneten, Flächen auf (Abbildung 13). Da aber annähernd 50 % der gesamten zugeordneten Fläche auf den Zukauf von Milchpulver und Remonten entfielen, dessen Produktion hauptsächlich graslandbasiert war, lag die GAV für diese Zukäufe auf einem Niveau, das dem der Systeme MK ÖLN Tal, MK Bio Tal und GVM Bio Berg entsprach. Dadurch verringerte sich der Abstand zwischen dem System GVM ÖLN Tal und den andern Systemen deutlich.

Abbildung 14: Flächengewichtete Gesamte Artenvielfalt der Rindermast der vier betrachteten Betriebstypen sowie die für die Produktion von 1 kg LG notwendige Fläche. Zu beachten ist, dass die GAV die Auswirkung der Bewirtschaftung auf die Biodiversität im jeweiligen Habitat in der jeweiligen Höhenstufe angibt und kein Indikator für die absolute Anzahl von Arten ist. KF = Kraftfutter, MP = Milchpulver, RF = Raufutter, CH = Schweiz, EU = Europa.

Da die Flächenproduktivität in den betrachteten Systemen sehr unterschiedlich war (Abbildung 14), stellt sich die Frage, wie die Ergebnisse einzuordnen sind. Dazu werden die in Kapitel 3.1.4 beschriebenen theoretischen Referenzszenarien „maximale GAV“ und „maximale Produktion“ herangezogen. Wie in Abbildung 15 zu erkennen ist, lag das theoretische Maximum der GAV auf einer sehr extensiven Naturwiese mit 16,5 deutlich höher als die in den vier Systemen erreichten Werte, wobei die Flächenproduktivität in diesem Szenario mit 54 kg LG pro ha und Jahr um 75-90 % niedriger war als in den betrachteten Systemen. Auf der anderen Seite lag die Produktivität im Szenario maximale Produktion (1460 kg LG pro ha und Jahr) deutlich über dem Wert der hier analysierten Betriebstypen. Allerdings reduziert sich durch die alleinige Verwendung von Ackerfutter die GAV ebenfalls massgeblich auf einen Wert von ungefähr 5 im Szenario maximale Produktion. Dieser Wert liegt unterhalb der in diesem Projekt berechneten Getreide und entspricht ungefähr einer aus Sicht der Biodiversität gut geführten Hackfrucht.

Eine niedrige Flächenproduktivität bedeutet umgekehrt, dass für die Produktion von einem kg Fleisch mehr Fläche benötigt wird. Während dies bei Ackerflächen oder produktivem Grasland als negativ zu bewerten ist, kann dies bei marginalen Flächen wie z. B. Alpweiden, welche sonst verganden könnten, durchaus erwünscht sein. Der Flächenbedarf muss daher regional differenziert betrachtet werden.

Diese Darstellung zeigt, dass sowohl in Bezug auf das Biodiversitätspotenzial als auch hinsichtlich auf die Flächenproduktivität ein Spielraum besteht für eine Intensivierung mit gleichzeitigem Verlust an Biodiversitätspotenzial und auch für eine Extensivierung mit einer starken Steigerung des Biodiversitätspotenzials.

Abbildung 15: Gesamte Artenvielfalt (GAV) und Flächenproduktivität der vier betrachteten Betriebstypen im Vergleich zu zwei theoretischen Szenarien, die einer Fleischproduktion auf sehr extensiven Wiesen (Max GAV), bzw. auf einer rein auf Ackerfutter basierten Ration (Max Produktion pro ha) entsprechen.