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Republik, Territorium, Bundesstaat

2. Historischer Überblick: Geschichten des Verlustes, Geschichten des

2.1 Die Kolonialisierung Hawai‘is

2.1.3 Republik, Territorium, Bundesstaat

Die hawaiische Bevölkerung brachte ihre Ablehnung der neuen Verhältnisse immer wieder zum Ausdruck und die hawaiischen Zeitungen Honolulus nah-men trotz eingeschränkter Pressefreiheit eindeutig Stellung gegen die neue Regierung. Wie Noenoe Silva (2004:123 ff.) zeigen kann, blieben die kontinu-ierlichen Proteste großer hawaiischer politischer Organisationen wie Hui Kālai‘āina oder Hui Aloha ‘Āina von der etablierten Geschichtsschreibung bisher weitgehend unberücksichtigt, da Nachrichten über ihre Aktivitäten vor allem von hawaiischsprachigen Medien aufgegriffen und verbreitet wurden.

Zentrale Quellen lagen daher bis zur Jahrhundertwende fast ausschließlich in hawaiischer Sprache vor und wurden weitgehend ignoriert:

„The lack of historical reference to such a large and organized re-sistance is typical of colonial situations, in which the archive in the language of the colonizer is privileged to a high degree over that of the vernacular – that is the language of the native people“ (Silva 2004:125).

Hinreichend Resonanz in den nicht-hawaiischen Medien fand hingegen ein für den hawaiischen Widerstand sehr ungewöhnliches Unternehmen, das zugleich einen Hinweis auf die sichere Position der provisorischen Regierung und des

von ihr ausgerufenen Übergangsstaates gibt: 1895 versuchten hawaiische Mo-narchisten, die Königin mit Waffengewalt erneut an die Macht zu bringen – ein Versuch, der angesichts der überlegenen Regierungstruppen chancenlos war und einmalig blieb. Sowohl den Aufständischen wie der ehemaligen Königin wurde der Prozess gemacht, doch trotz der verhängten langjährigen Freiheits-strafen (und sogar einiger Todesurteile) kamen alle bereits im folgenden Jahr wieder auf freien Fuß und auch Lili‘uokalani, die im ‘Iolani Palast unter Arrest gestellt wurde, erhielt ihre vollen Bürgerrechte zurück.55

Trotz allen Bemühungen von Seiten der „Republic of Hawaii“ schienen die USA zunächst wenig gewillt, sich die Inseln einzuverleiben; und als die Annexion 1898 – mehr als fünf Jahre nach dem Sturz der Monarchie – schließ-lich erfolgte, wurde einmal mehr deutschließ-lich, wie abhängig die Inseln von sie nur mittelbar berührenden außenpolitischen Interessen Amerikas waren. Als der amtierende US-Präsident William McKinley am 7. Juli 1898 die Annexionser-klärung des Kongresses unterzeichnete, geschah dies nicht zuletzt wegen der durch die amerikanische Besetzung der Philippinen immens gewachsenen stra-tegischen Bedeutung der Inseln.

Die deutliche Ablehnung der Annexion durch die hawaiische Bevölke-rung56 zeigte sich auch anlässlich der entsprechenden Feierlichkeiten in Hono-lulu: wie die Presse berichtete, blieben die eingeladenen Mitglieder des Kö-nigshauses der Feier allesamt fern und auch die hawaiische Bevölkerung fehlte der Presse zufolge in den Besucherrängen (Russ 1992:365-9). Die Schilderung eines amerikanischen Besuchers der Feierlichkeiten verdeutlicht den von Ha-waiiern geleisteten passiven Widerstand gegen die politischen Entwicklungen:

„The band of Hawaiian damsels ... who were to have lowered for the last time the Hawaiian flag, as the government band played for the last time officially the ponoi,57

55 Zur so genannten Konterrevolution von 1895, die von dem in Italien ausgebildeten Hawaiier Charles Wilcox angeführt wurde, siehe Daws 1968:282-4; ausführlich bei Andrade 1996:149-66;

Russ 1992:51-87; zur Sichtweise der Königin siehe Lili‘uokalani 1990:262-77.

would not lower it. The band refused to play

56 Im Vorjahr der Annexion fanden große Protestversammlungen statt, die auch von der regie-rungsfreundlichen Presse nicht ignoriert werden konnten. Die bedeutendsten hawaiischen politi-schen Vereinigungen, Hui Kālai‘āina und die Hawaiian Patriotic League (Hui Aloha ‘Āina), sandten eine gemeinsame Petition an den US-Präsidenten, in der ein Referendum der hawaii-schen Bevölkerung über die bevorstehende Besitzergreifung gefordert wurde. Wie die Reise einer hawaiischen Delegation nach Washington und ein an den US-Gesandten in Hawai‘i gerich-tetes Memorandum blieb auch diese Petition unbeachtet und folgenlos (vgl. Russ 1992:206-13).

57 Gemeint ist die Hymne des Königreichs „Hawai‘i pono‘i“, deren Text König Kalākaua ve r-fasste und deren Melodie der Hofmusikmeister und Leiter der „Royal Hawaiian Band“ Heinrich Berger (1844 geboren in Berlin, gestorben 1829 in Honolulu) komponierte. „Hawai‘i pono‘i“

dient heute als Hymne des Bundesstaates Hawaii.

2. Historischer Überblick: Geschichten des Verlustes, Geschichten des Widerstands 45 the ponoi, and loud weeping was the only music contributed by the na-tives“ (L. A. Beardslee, zit. nach Russ 1992:368-9).

Politik und Wirtschaft im US-Territorium Hawai‘i

Nach der formalen Übergabe der Souveränität und Gründung des US-Territoriums ergab sich eine für die hawaiische Bevölkerung durchaus positive Situation: Mit der Verabschiedung des „Organic Act“, des Grundgesetzes für das Territorium Hawai‘i, erhielten alle ehemaligen Bürger der „Republic of Hawaii“ die eingeschränkte US-Staatsbürgerschaft und somit galt für alle voll-jährigen Männer das uneingeschränkte lokale Wahlrecht. Schon in den Wahlen von 190058 machte sich diese Änderung des Wahlrechts deutlich bemerkbar, als die von Liliu‘okalani unterstützte „Home Rule Party“ mit dem Slogan

„Nānā i ka ‘ili“ („Schau auf die Haut“, also: Wähle hawaiisch!) überlegen die Wahl gewann.59 Die Stimmen der hawaiischen Bevölkerung blieben noch lange Zeit wahlentscheidend:

„To a large extent, Island politics was native politics. The Hawaiians and part-Hawaiians had a clear majority of voters through the 1922 election, and more than any other group until 1938. In every election, Hawaiians and part-Hawaiians comprised more than half of the candi-dates for office. The Hawaiian voter turnout was substantially higher than that for other groups, including the haoles“ (Fuchs 1961:161).

Allerdings gelang es der hawaiischen Wählermehrheit nicht, diese Stimmen-mehrheit in konkrete Politik umzusetzen – wichtige Gesetzesvorhaben blieben unerledigt: Zum einen soll die Uneinigkeit der hawaiischen Parlamentarier (ein bis heute immer wieder aufgegriffener Vorwurf) hierzu beigetragen haben, sicher hat aber das Vetorecht des Gouverneurs Sanford B. Dole viele Vorhaben verhindert. Auch im US-Kongress wurden Vorschläge des Delegierten aus Hawai‘i, Robert W. Wilcox (der Anführer der Rebellion von 1893) nicht wei-terverfolgt (Fuchs 1961:157-8; Andrade 1996:199-209, 223).

Einen starken und bestimmenden Einfluss auf die Politik im US-Territorium übten hingegen die Repräsentanten der großen Konzerne aus, die sich im Zuge des Wachstums der Zuckerindustrie bis 1910 in Hawai‘i heraus-gebildet hatten. Hervorzuheben ist hierbei der überproportional große Einfluss, den die Nachfahren der nicht einmal ein Jahrhundert zuvor nach Hawai‘i ge-kommenen protestantischen Missionare in den Aufsichtsräten der so genannten

58 Zu den Entwicklungen zwischen 1898 und 1900 und den politischen Aktivitäten hawaiischer Vertreter siehe Andrade 1996:181-90.

59 Siehe hierzu Andrade 1996:193-8, Fuchs 1961:157 und Daws 1968:294.

„Big Five“, den fünf maßgeblichen Firmen, ausübten.60 Diese ökonomisch und personell eng miteinander verwobenen Unternehmen sollten über lange Zeit das wirtschaftliche und letztlich auch das politische Leben auf den Inseln be-stimmen.

„By a kind of inevitable extension they came to control ... every busi-ness associated with sugar: banking; insurance; utilities; wholesale and retail merchandising; railroad transportation in the islands; shipping be-tween islands and bebe-tween the islands and California. The agencies, es-tablished in the nineteenth century to serve the plantations, had become the tail that wagged the dog“ (Daws 1968:312).

Der politische Arm dieser Oligarchie war die Republikanische Partei in Hawai‘i, deren Geschichte im frühen 20. Jahrhundert mit dem Namen des ha-waiischen Adligen Jonah Kūhiō Kalaniana‘ole (1871-1922) verbunden ist – auch dies ein Beispiel für die seit dem 19. Jahrhundert bestehenden Verflech-tungen zwischen hawaiischem Adel und amerikanischen (Wirtschafts-) Interes-sen. Für die Partei stellte die Kooption des Prinzen, der für seine Teilnahme am Aufstand von 1895 noch inhaftiert worden war, den letztlich erfolgreichen Ver-such dar, hawaiische Wählerstimmen zurückzugewinnen; Prinz Kūhiō hinge-gen hoffte, als Delegierter des Territoriums im US-Kongress, eine Funktion, die er von 1902 bis zu seinem Tode innehatte, eigene Ziele durchsetzen zu können (Fuchs 1961:159-60, 162; Andrade 1996:241-7).

Ein politischer Sieg des Prinzen war sicherlich die „County Home Rule“, d.h. die Schaffung von Bezirksverwaltungen, was zu einer Dezentrali-sierung der Verwaltung und somit zu neuen politischen Posten führte, die überwiegend von Hawaiiern eingenommen wurden. Am engsten jedoch bleibt der Name Kūhiōs bis heute mit dem Hawaiian Homes Commission Act von 1920 verbunden, der zwar Land für die Ansiedlung von Hawaiiern zur Verfü-gung stellte, zugleich aber den Haole die weitaus bedeutenderen wirtschaftli-chen Vorteile verschaffte.

Land der Hawaiier – Land für Hawaiier

Die Entstehungsgeschichte des Hawaiian Homes Commission Act liefert ein bezeichnendes Beispiel für das zweifelhafte Bemühen hawaiischer Politiker der 1920er und 1930er Jahre, in einem von ethnischen Wahlblöcken bestimmten

60 Zu den „Big Five“ zählen American Factors (Amfac, ehem. Hackfeld & Co., die als deutsche Firma nach dem Ersten Weltkrieg enteignet wurde), Castle & Cooke, Alexander & Baldwin, Theo. Davies & Co. sowie C. Brewer & Co. Zu Entwicklung und Bedeutung siehe z.B. Kent 1983:69-91; für das Beispiel Amfac siehe Cooper u. Daws 1990:208-35.

2. Historischer Überblick: Geschichten des Verlustes, Geschichten des Widerstands 47 politischen Klima zwischen den Ansprüchen ihrer hawaiischen Klientel und den Zielen der mächtigen Haole-Oligarchie zu vermitteln.

Ausgangspunkt der Gesetzgebung war das ehemalige Kron- und Regie-rungsland, dessen Verwaltung durch die Annexion neu geregelt wurde. So heißt es hierzu in der am 7. Juni 1898 von Präsident William McKinley unter-zeichneten so genannten „Newlands Resolution“61, die den Übergang der Re-gierungsgewalt von der Provisorischen Regierung der Republik Hawaii an die USA regelte:

„Whereas the Government of the Republic of Hawaii having, in due form, signified its consent [...] to cede and transfer to the United States the absolute fee and ownership of all public, Government, or Crown lands, public buildings or edifices, ports, harbors, military equipment, and all other public property of every kind and description belonging to the Government of the Hawaiian Islands, together with every right and appurtenance thereunto appertaining ...“ (Newlands 1898).

Gleichzeitig schränken die weiteren Bestimmungen die Verfügungsgewalt der Vereinigten Staaten über das öffentliche Land aber erheblich ein:

„The existing laws of the United States relative to public lands shall not apply to such lands in the Hawaiian Islands; but the Congress of the United States shall enact special laws for their management and dispo-sition: Provided, that all revenue from or proceeds of the same, except as regards such part thereof as may be used or occupied for the civil, military, or naval purposes of the United States, or may be assigned for the use of the local government, shall be used solely for the benefit of the inhabitants of the Hawaiian Islands for educational and other public purposes“ (Newlands 1898).

Mit dem „Organic Act“ vom 30. April 1900, dem Grundlagenvertrag des neuen US-Territoriums, wurde der Besitztitel für das im öffentlichen Besitz befindli-che Land den USA zugesprobefindli-chen, während die Territorialregierung für jeglibefindli-che Landgesetzgebung und Verwaltung zuständig war. Dies bedeutete zugleich, dass die Gesetze der Republik Hawaii im Wesentlichen Bestand hatten (cf.

MacKenzie 1991c:15f.; Parker 1989:15; House Majority Staff Office 1993:25f.).62

61 Diese Annexionsresolution, benannt nach ihrem maßgeblichen Urheber, dem Kongressmit-glied Francis G. Newlands, wird in der Literatur vielfach auch als „Joint Resolution“ bezeichnet (siehe z.B. MacKenzie 1991c:15f.).

62 Der besondere Charakter dieser Landflächen – bis heute als „Ceded Lands Trust“ bzw. „Public Lands Trust“ bezeichnet – blieb auch nach der vollständigen Aufnahme Hawai‘is in die USA

Kūhiō und seine Anhänger, die in der „Ahahui Pu‘uhonua O Nā Hawai‘i“, der

„Hawaiian Protective Association“ organisiert waren, legten 1920 den ersten Entwurf eines Gesetzes vor, mit dem die Rücksiedlung von Hawaiiern auf landwirtschaftlich nutzbare Parzellen des ehemaligen Kronlandes ermöglicht werden sollte.63 In dieser ersten Fassung hieß es:

„WHEREAS, there is now available or soon to become available large tracts of public lands under the control of the United States of America from which suitable areas could readily be set aside permanently as government lands subject to long term leases and renewals of leases for the encouragement of associations or colonies of individuals of Hawai-ian blood for mutual growth and help to bring a rehabilitation of their race and to furnish an incentive for the preservation of the best charac-teristics of an independent citizenship of Hawaiian blood [...] (zitiert nach McGregor 1990:15).

Es ist hier nicht der Ort, die komplexen Interessenverflechtungen und Begleit-umstände, die mit der Home Lands-Gesetzgebung verbunden waren, ausführ-lich darzustellen (siehe hierzu zusammenfassend Murakami 1991:43-8); und so soll es genügen festzustellen, dass der 1921 schließlich verabschiedete

„Hawaiian Homes Commission Act“, der auf eine weitere Vorlage Kūhiōs zurückging, außer der tatsächlichen Bereitstellung von Land für die Ansiedlung von Hawaiiern nur noch wenig mit dem ersten Entwurf zu tun hatte (U.S. De-partment of the Interior 2000:32). Das Gesetz beschränkte das vergabefähige Land auf 200.000 acres (81.000 ha) minderer oder gar schlechter Güte64

1959 erhalten. Der Admissions Act vom 18. März 1959 sieht die Rückübertragung dieses öffent-lichen Landes an den Bundesstaat Hawai‘i vor, betont zugleich dessen treuhänderische Funktion und bestimmt in Paragraph 5(f) des Vertrages: „The lands [...] shall be held ... as a public trust for the support of the public schools and other public educational institutions, fort he betterment of the conditions of native Hawaiians, as defined in the Hawaiian Homes Commission Act, 1920 [...] Such lands, proceeds, and income shall be managed and disposed of for one or more of the foregoing purposes in such manner as the constitution and laws of said State [Hawai‘i; U.M.]

may provide, and their use for any other object shall constitute a breach of trust for which suit may be brought by the United States“ (U.S. Government 1959). Allerdings dauerte es bis 1978, um die Treuhandschaft des Bundesstaates Hawai‘i auch in der Staatsverfassung zu präzisieren.

und grenzte den Kreis der Berechtigten durch die Schaffung einer Kategorie „Nati-ve Hawaiians“ von zumindest 50% hawaiischer Abstammung ein (siehe hierzu Kapitel 3.2). Zugleich wurde für die Zuckerproduktion nutzbares Land von der

63 Ich beziehe mich im Folgenden auf die Darstellung von McGregor (1990), die auch ausführli-che Informationen über den Hintergrund der Ahahui Pu‘uhonua O Nā Hawai‘i gibt (1990:1-5).

64 So bestanden ca. 22.000 ha aus baren Lavafeldern, ca. 3.000 ha lagen auf steilen Abhängen und auf einem Großteil der Flächen fehlte der Zugang zu ausreichend Wasser (U.S. Department of the Interior 2000:32-3).

2. Historischer Überblick: Geschichten des Verlustes, Geschichten des Widerstands 49 Vergabe ausgenommen und die geltenden Restriktionen für den Erwerb der Nutzungsrechte an großen Landflächen für die Plantagen aufgehoben, so dass auch die herrschende Zuckeroligarchie in Hawai‘i das „Gesetz zur Rehabilita-tion der hawaiischen Bevölkerung“ als Sieg für sich verbuchen konnte.

Prinz Kūhiō, der hawaiische Initiator des ursprünglichen „Hawaiian Rehabilita-tion Act“ und maßgeblich beteiligt an der endgültigen Auswahl der in den Gel-tungsbereich der Endfassung des „Hawaiian Homes Commission Act“ einbe-zogenen Landflächen, trat weiterhin für das Gesetz ein – gegen skeptische Stimmen aus der hawaiischen Bevölkerung, aber auch gegen Einwände aus der Politik. So griff er im Wahlkampf auf kulturelle Vorstellungen der US-amerikanischen Gesellschaft zurück, indem er eine schon von den Missionaren verbreitete Kritik an einer angeblich zu passiven hawaiischen Lebenshaltung anklingen ließ, um das Gesetz gegenüber seiner Wählerschaft zu begründen:

„Much has been said that the Hawaiians are not getting the best lands.

[...] I want to tell you that Congress does not believe and never will be-lieve as a policy in homesteading land worth from $500 to $1,000 an acre. That is not the American way. What made the American people great was the work of its pioneers in developing that which was worth nothing.

Too many Hawaiians have said in effect: ‚Give us the best land you’ve got, give us all the money you can, feed us poi and fish, and we’ll be happy.’ I want to tell you that you never will succeed unless you get out and hustle“ (zitiert nach McGregor 1990:25).

In einer anderen Rede weist Kūhiō Kalaniana‘ole auf den von ihm geschlossenen Kompromiss mit den Interessen der Zuckerindustrie und die damit einhergehende Verwässerung des Gesetzes hin: „If I were to attempt in Congress to take away cane lands for the Hawaiian people there would be a terrible row; one would never hear the last about“ (ebd.).

Trotz seiner zweifelhaften Rolle beim Zustandekommen der Gesetz-gebung für die Hawaiian Home Lands wird Kūhīo Kalanianiana‘ole heute von Hawaiiern gefeiert – zumal von Nutznießern des Hawaiian Homes Commission Act und den von ihm begründeten Hawaiian Civic Clubs; letztere erinnern ge-meinsam mit den verschiedenen Homestead Organizations am Prince Kūhiō Day, einem staatlichen Feiertag am 26. März, mit Paraden an seine Verdienste.

Für diese positive Einstellung gegenüber Kalaniana‘ole und seinen Leistungen soll stellvertretend auch das folgende Zitat von Katherine Maunakea, 1907 geborene Lehrerin und Poetin und im Jahre 1993 Bewohnerin von Hawaiian Home Land in Nānākuli, stehen:

„... it occured to me that there was no song written for Prince Kūhiō – the man who was God’s gift to Hawai‘i as our delegate to Congress for 20 years and who fought for issues favoring all of Hawai‘i as well as his own people. Here we were, living on this precious land he worked so hard to get for us, and I felt I just had to learn more about him. I joined the Hawaiian Civic Clubs; he was the one who started the Civic Club movement“ (Maunakea 1993:28-9).

Auch nach dem Tod Kalaniana‘oles bestimmten die großen Wirtschaftsunter-nehmen und die Republikanische Partei die politischen Entwicklungen in Hawai‘i. Wie effektiv dies geschah, zeigt z.B. die politische Bevormundung der immer größeren Zahl wahlberechtigter Plantagenarbeiter japanischer Her-kunft, die aufgrund ihrer sozialen Situation der Demokratischen Partei zuneig-ten:65 Verwalter der Plantagen verhinderten Auftritte von Kandidaten der De-mokratischen Partei in den Pflanzungen, ihre Parteigänger mussten mit dem Verlust des Arbeitsplatzes rechnen und selbst über die Stimmabgabe wachte die Oligarchie (Fuchs 1961:179-88). Die lückenlose politische Kontrolle der Plantagenarbeiter sicherte der Republikanischen Partei, die durch Haole und große Teile der hawaiischen Wahlberechtigten unterstützt wurde, auch in den Wahlbezirken mit überwiegend japanischer Bevölkerung Stimmanteile von nicht weniger als 70%. Der Sozialhistoriker Lawrence Fuchs bringt dieses Phä-nomen auf den Punkt:

„Throughout the late 1920‘s and during the ’30‘s, most of the heavily Japanese districts on the outer islands were nearly as solidly Republi-can as the silk-stocking haole precincts in Honolulu“ (Fuchs 1961:180).

Während der Jahrzehnte vor dem Zweiten Weltkrieg war das Territorium öko-nomisch vollkommen von den USA abhängig: gingen 1914 noch 95,5% der Exporte in die USA, waren es zwanzig Jahre später bereits 98,6%. Bei den Importen zeigte sich ein ähnliches Bild: von 1914 bis 1934 wuchs der Anteil der aus den USA stammenden Waren von 80,4% auf 92% (Kent 1983:89). Und wieder war es ein US-Gesetz zum Schutz der heimischen Zuckerindustrie, das den Zuckerbaronen wie schon 1890 vor Augen führte, wie abhängig sie von Entscheidungen waren, die sie nicht beeinflussen konnten. Das „Jones-Costigan“-Gesetz von 1934 stellte Hawai‘i, wie auch die besetzten Philippinen und Puerto Rico, ausländischen Zuckerlieferanten gleich und senkte damit die Hawai‘i zustehende Exportquote um 10%. Es waren wirtschaftliche Interessen,

65 In den zwei Jahrzehnten von 1920 bis 1940 wuchs die Zahl der Wahlberechtigten japanischer Abstammung von 658 Personen auf 27.107, d.h. 31% aller Wahlberechtigten in Hawai‘i, an (Lind 1967:97).

2. Historischer Überblick: Geschichten des Verlustes, Geschichten des Widerstands 51 die einflussreiche Kreise nach der Annexion durch die USA nun die völlige Integration als US-Bundesstaat ins Auge fassen ließen (Daws 1968:332-3;

Fuchs 1961:408-9).

Hawai‘i als Bundesstaat der USA

Bereits unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg (und wohl auch unter dem Eindruck der Bedeutung, die Hawai‘i im Zweiten Weltkrieg für die Amerika-ner gewonnen hatte) wurde die Aufnahme Hawai‘is als Bundesstaat in den Vereinigten Staaten wie in Hawai‘i selbst als realistische Zukunftsperspektive des Archipels diskutiert. Allerdings gab es bis zu dem entscheidenden Referen-dum auch eine starke Opposition in der Bevölkerung Hawai‘is, wie eine

Bereits unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg (und wohl auch unter dem Eindruck der Bedeutung, die Hawai‘i im Zweiten Weltkrieg für die Amerika-ner gewonnen hatte) wurde die Aufnahme Hawai‘is als Bundesstaat in den Vereinigten Staaten wie in Hawai‘i selbst als realistische Zukunftsperspektive des Archipels diskutiert. Allerdings gab es bis zu dem entscheidenden Referen-dum auch eine starke Opposition in der Bevölkerung Hawai‘is, wie eine