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Vorbereitung für die Besteigung

(a) Ein allgemeiner Überblick über L

L1 [1069a18-1069b2 (nota bene: Ende schon bei b2, nicht erst, wie üblich, bei b9)]

Ziel: Das Programm des Buches vorzustellen.

1. Das Programm: die Untersuchung der Prinzipien und Ursachen der Substanz. [1069a18-30]

1.1 Mitteilung des Zieles des ganzen Buches: die Untersuchung der Prinzipien und der Ursachen der Substanz. [a18-19]

1.2 Philosophische Rechtfertigung des Zieles: Die Substanz ist das Erste überhaupt, ganz gleich ob der Kosmos ein All oder eine Abfolge ist. [a19-21]

1.2.1 Die Akzidenzien ordnen sich der Substanz unter. [a21-24]

1.3 Historische Rechtfertigung des Zieles: Schon die Kosmologen und Platoniker untersuchten die Substanz, wenn sie die Prinzipien erforschten.

[a25-30]

2. Allgemeine Fragen zu der bevorstehenden Diskussion. [1069a30-b2]

2.1 Unterscheidung der Substanzarten (a. Wahrnehmbar-ewige. b.

Wahrnehmbar-vergängliche. c. Unveränderliche: Platon: Zahlen und Formen; Xenokrates: Zahlen-Formen; Speusippus: Zahlen), um die Hauptgesprächspartner und die Diskussionskoordinaten zu etablieren. [a30-36]

2.2 Bedingung: das Objekt der Wissenschaften je nach ihren Prinzipien. [a36-b2]

Nota bene: L1 endet bei 1069b2.

(b) Zwei falsche Wege: weder der Weg der Materie noch der Weg der Form. Hinweise

L2 [1069b3-34]

Ziel: Die Erforschung der Prinzipien beziehungsweise der Ursachen der sichtbaren Substanz: die Materie.

1. Die Materie ist unabdingbar, um die Veränderung zu erklären. [1069b3-15]

1.1 Die Veränderung der sichtbaren Substanz impliziert die Materie. [b3-9]

1.2 Veränderungsarten: substanzielle (Entstehen, Vergehen), qualitative (Alteration), quantitative (Steigerung, Verkleinerung), lokal (Ortsbewegung). [b9-14]

1.3 Schlussfolgerung: Die Materie nimmt beiderlei Gegensätze auf. [b14-15]

2. Unterbrechung: Definition von „metabolh/“. [1069b15-20]

2.1 „Das, was ist“ wird von der e)ne/rgeia/du/namij ausgesagt. Man spricht über die Veränderung von X genau dann, wenn man X die Eigenschaft E, die X vorher nur gemäß der du/namij aufwies, zuschreiben kann.

3. Fortsetzung von (1.): Auflistung von Autoren, die die Materie kannten (Anaxagoras, Empedokles, Anaximander, Demokrit). [1069b20-24]

4. These: Es gibt verschiedene Arten von Materien. [1069b24-25]

5. Über die topische Materie der Himmelskörper. Argument der Notwendigkeit: Die Gestirne bewegen sich und sind ewig, sie besitzen also zwangsläufig eine Materie jenseits des Entstehens und des Vergehens.

[1069b24-26]

6. Fortsetzung von (2.): Fragen über das Verhältnis zwischen metabolh/ und

e)ne/rgeia/du/namij. [1069b26-32]

6.1 Frage: Woher (aus welchem Nicht-Sein) stammt das Entstandene? [b26-28]

6.2 Erste Lösung: Das Andersartige entsteht aus dem Andersartigen. [b29-29]

6.3 Zweite Lösung: Aus verschiedenen Materien. [b29-30]

6.3.1 Frage: Wie konnte die Vielzahl entstehen, wenn der nou=j nur Eins ist? [b30-31]

6.3.2 Lösung: Es existiert keine „einzige Materie“. [b31-32]

7. Schlussfolgerung aus L2: Drei Veränderungsprinzipien: Form, Privation, Materie. [1069b32-34]

L3 [1069b35-1070a30]

Ziel: Die Erforschung der Prinzipien beziehungsweise der Ursachen der sichtbaren Substanz: die Form.

1. Anknüpfung an L2. Notwendigkeit eines ersten Bewegers. [1069b35-1070a4]

1.1 Es entstehen weder die Form noch die Materie. [b35-36]

1.2 Untersuchung der metabolh/: Nur das su/nolon entsteht. [b36-a4]

1.3 Schlussfolgerung: Es kann keine unendliche Serie von Bewegern geben.

[a4]

2. Die Entstehung der sichtbaren Substanz. [1070a4-9]

2.1 These: Alles – sowohl das Natürliche als auch das Künstliche – entsteht aus einem Homonym. [a4-a6]

2.2 Entstehungsarten: Kunst (äußerliches Prinzip), Natur (inneres Prinzip), Zufall (Privation von der Kunst) und Spontaneität (Privation vom Zufall).

[a6-9]

3. Die Form existiert nur zusammen mit dem su/nolon. [1070a9-20]

3.1 Substanzarten (innerhalb der sichtbaren Substanzen): Materie, Form und

su/nolon. [a9-13]

3.2 Weder im Natürlichen noch im Künstlichen existiert eine vom su/nolon

getrennte Form. [a13-18]

3.3 Zugeständnis an Platon: Alle Arten von Dingen verfügen über eine Form. [a18-20]

4. Die Formursache existiert nicht vor der Entstehung des su/nolon, ob sie es gänzlich oder nur teilweise überlebt. [1070a21-26]

4.1 Die Form ist simultan zu ihrer Wirkung. Die Bewegungsursache geht ihr voran. [a21-24]

4.2 Frage: Dauert die Form nach dem Vergehen fort? [a24]

4.2.1 Lösung: Manchmal ja (nach dem Tod bleibt ein Teil der Seele und zwar der Verstand). [a25-26]

5. Schlussfolgerung aus L3: Die Form ist kein Prinzip, da sie gleichzeitig zu ihrem Objekt ist. Kritik an Platons Position. [1070a26-30]

5.1 Man benötigt keine platonischen Ideen, um die Natur zu erklären. [a26-28]

5.2 Auch nicht für die künstliche Entstehung. [a28-30]

* Schlussfolgerung aus der Einheit L2-3: Erklärung der Prinzipien der sichtbaren Substanz: Weder die Materie noch die Form sind das gesuchte erste Prinzip.

Erste Etappe

(c) Der richtige Weg: die effiziente Kausalität

L4 [1070a31-b35]

Ziel: Es muss eine effiziente Ursache geben, die ewig ist, das heißt eine getrennte Substanz.

1. Darstellung mehrerer Thesen, Fragen und Aporien über die Elemente der sichtbaren Substanz bezüglich der Kategorien. [1070a31-b9]

1.1 These: Die Ursachen/Prinzipien sind nicht immer dieselben, sie sind von Fall zu Fall verschieden. Doch laut der a)nalogi/a sind sie dieselben. [a31-a33]

Vgl. L1 (2.2) [1069a36-b2]; L4 (2.1) [1070b10-11]; L5 (2.1-2.2) [1071a3-6].

1.2 Frage: Haben die Substanz und die anderen Kategorien dieselben Prinzipien und Elemente? [a33-35]

1.2.1 Antwort: Nein, das wäre absurd. [a35-36]

1.3 Aporie: Was könnte das gemeinsame stoixei=on sein? [a36-b1]

1.3.1 Lösung: Es gibt keins. [b1-2]

1.4 These: Das stoixei=on ist vor dem Kompositum. [b2-3] Vgl. L4 (1.7) [1070b5-6].

1.5 These: Die Substanz ist kein Kompositum und stammt nicht aus der Relation von stoixei=a, da sie kein stoixei=on ist. [b3-4] Vgl. L4 (1.9) [1070b8-9].

1.6 Aporie: Können alle Kategorien dieselben Elemente haben? [b4-5]

1.6.1 Antwort: Die Kategorien haben nicht dieselben stoixei=a. [b9-10]

1.7 These: Kein stoixei=on gleicht dem Kompositum. [b5-6] Vgl. L4 (1.4) [1070b2-3].

1.8 Korollarium aus (1.7): Das Intelligible (Eins, Sein) ist kein stoixei=on, selbst wenn es allen Dingen zugeordnet wird. [b7-8]

1.9 These: Ein stoixei=on ist weder Substanz noch Relation. [b8-9] Vgl. L4 (1.5) [1070b3-4].

1.9.1 Aporie: Das stoixei=on muss entweder Substanz oder Relation sein. [b9]

2. Rückkehr zur Anfangsthese von L4 [1070a31-33], um diese zu stützen: Die Prinzipien von verschiedenen Dingen sind unterschiedlich, aber laut der Analogie sind es dieselben. Beispiele. [1070b10-21]

2.1 Überdenken der These: Gewissermaßen haben alle Dinge dieselben Prinzipien, andererseits aber auch wieder nicht. [b10-11] Vgl. L4 (1.1) [1070a31-33].

2.1.1 Beispiele: Kalt und warm in einem lebendigen Körper, in den vier Elementen und in einem Organ. [b11-15]

2.1.2 Bestätigung der These. [b15-17]

2.2 Erklärung der analogen Bedeutung. [b17-20]

2.2.1 Beispiele: Farbe, Tag/Nacht. [b20-21]

3. Unterscheidung zwischen (inneren) Elementen und (äußeren) Ursachen.

[1070b22-34]

3.1 These: Einige Ursachen befinden sich in den Dingen selbst, andere befinden sich außerhalb. [b22-23]

3.1.1 Korollarium: Prinzip und stoixei=on sind nicht gleich, selbst wenn beide sogenannte Verursacher sind. [b23-24]

3.2 These: Es gibt zwei Arten von Prinzipien: innere und äußere. [b24]

3.3 These: Der Beweger ist eine Ursache und eine Substanz. [b24]

3.4 Unterscheidung gemäß der a)nalogi/a: drei Elemente und vier Ursachen.

[b25-27]

3.4.1 Beispiele. [b28-30]

3.5 Vergleich: Bei der Natur ist die Bewegungsursache eine andere Substanz;

bei der Kunst ist es die Form beziehungsweise die Privation. [b30-32]

3.5.1 Bei der Natur sind es also vier Ursachen, bei der Kunst sind es drei. [b32]

3.5.2 Beispiele: Mensch (Natur), Medizin und Hausbau (Kunst). [b33-34]

4. Schlussfolgerung: Es muss einen ersten Beweger geben, der eine Substanz ist.

Bestätigung der Bewegungsursache – keine Formursache [1070b34-35] Vgl. L5 (6.) [1071b1-2].

(d) Darstellung der richtigen Strategie: die e)ne/rgeia

L5 [1070b36-1071b2]

Ziel: Untersuchung der Kausalität aus der Sicht der modalen Theorie (und der Prädikation).

1. Argument: Die Prinzipien sind Substanzen. [1070b36-1071a3]

1.1 Definition von Substanz: das Getrennte. Gegensatz zu den Akzidenzien.

[b36-a1]

1.2 Dieselben Prinzipien für alle Dinge. [a1]

1.3 Die Prinzipien sind die Substanzen. [a1-a2]

1.4 Beispiele: Tier (Leib, Seele) und Mensch (Verstand, Wille, Körper). [a2-3]

2. Untersuchung der Kausalität aus der Sicht der modalen Theorie. [1071a3-a17]

2.1 Gemäß der e)ne/rgeia/du/namij sind die Prinzipien laut der a)nalogi/a

dieselben. [a3-5]

2.2 e)ne/rgeia/du/namij werden auf verschiedenen Weisen zugeordnet. [a5-6]

2.3 Etwas existiert mal in du/namij, mal in e)ne/rgeia. [a6-7]

2.3.1 [Schwierige] Beispiele: Wein, Fleisch, Mensch. [a7]

2.4 e)ne/rgeia (Form, Privation, das Ganze) und du/namij (Materie) sind unter den Ursachen zu finden. [a7-11]

2.5 Wiederholung von (2.2) [a11-17]

2.5.1 Beispiel: Untersuchung der Ursachen des Menschen: Elemente (Feuer, Erde), äußere Formursache (Vater), äußere Bewegungsursache (Sonne, Ellipse). [a13-16]

2.6 Unterscheidung der Bewegungsursache von den anderen Ursachen.

[a16-17]

3. Unterscheidung zwischen Nah- und Fernursachen. [1071a17-24]

3.1 Universelle und partielle Prädikation der Ursachen: Fern- beziehungsweise Nahursachen. [a17-18]

3.2 Die Ursachen gemäß der Prädikation und gemäß der e)ne/rgeia/du/namij

werden aufgelistet. Nahprinzipien aller Dinge: aktuelles und potentielles Individuum. [a18-19]

3.3 Die Fernprinzipien sind nicht universell. [a19-20]

3.4 These: Das Besondere ist Prinzip oder Ursache von Besonderem. [a20-21]

3.4.1 Beispiele: Peleus ist Ursache von Achilleus. Dieses B ist Ursache dieser Silbe BA. [a22-23]

3.4.2 Gegenbeispiele: Der Mensch ist Ursache des Menschen, aber keiner von beiden existiert. Das abstrakte B ist Prinzip der abstrakten Silbe BA. [a21-22, 23-24]

4. Wiederholung: Inwiefern die Ursachen laut der a)nalogi/a – mit der Betonung auf ihrer strikten Verschiedenheit – dieselben sind. [1071a24-29]

4.1 Selbst wenn es Ideen gibt, haben verschiedenartige Dinge verschiedene Ursachen. [a24-26]

4.2 Laut der a)nalogi/a handelt es sich um dieselben Ursachen. [a26-27]

4.3 Unter den Individuen derselben Spezies gibt es verschiedene Ursachen, weil alle Individuen anders sind. [a27-28]

4.3.1 Beispiele: Trotz derselben Prädikation ist deine Materie, Form und Bewegungsursache anders als meine. [a28-29]

5. Aufstellung und Lösung einer Aporie, um die bisher erarbeiteten Fortschritte zusammenzufassen. Anknüpfung an L6. [1071a29-b1]

5.1 Aporie: Sind die Prinzipien für alle Kategorien gleich? [a29-31]

5.1.1 Lösung: Das hängt von der Prädikation ab. Wenn es verschiedene Sinne gibt, dann handelt es sich um dieselben Prinzipien; wenn man verschiedene Prinzipien findet, ist es aufgrund des genaueren Sinnes. [a31-33]

5.2 These: Gemäß der a)nalogi/a haben alle Dinge dieselben Prinzipien. [a33]

5.3 Kleine Zusammenfassung in drei Punkten: Die sichtbaren Substanzen haben vier Prinzipien (Materie, Form, Privation, Agens); die Ursachen der Substanzen sind die Ursachen aller Dinge; die erste e)ne/rgeia verursacht alles.

[a33-36]

5.4 Die Nahursachen sind in einem anderen Sinne anders. [a36-b1]

5.4.1 Korollarium: Die bestimmte Materialursachen sind auch anders.

[b1]

6. Schlussfolgerung: Es muss eine e)ne/rgeia-Substanz geben, um die Kausalität jenseits beziehungsweise unter den verschiedenen Kategorien zu erklären.

[1071b1-2] Vgl. L4 (4.) [1070b34-35].

* Schlussfolgerung aus der Einheit L4-5: Eine erste, immer verursachende Substanz ist notwendig, um sowohl die Ortsbewegungen aller Dinge als auch das Entstehen/Vergehen der sichtbaren Substanzen zu erklären.

Zweite Etappe

(e) Aufwärts: die Prinzipien der effizienten Kausalität

L6 [1071b3-1072a21 (nota bene: Ende erst bei a21, nicht bei a18)]

Ziel: Erklärung der Ortsbewegung und vor allem des Entstehens/Vergehens, Erklärung der notwendigen Prinzipien.

1. Anknüpfung an L1. Programm für die Einheit L6-7. [1071b3-5]

1.1 Anknüpfung an L1: Es gibt drei Substanzarten: zwei sichtbare und eine unveränderliche. [b3-4]

1.2 Programm: Beweis der Notwendigkeit einer ewigen unveränderlichen Substanz. [b4-5]

2. Unmöglichkeit: Nicht alle Substanzen sind vergänglich. [1071b5-11]

2.1 These: Die Substanzen sind das erste. [b5]

2.2 Reductio ad absurdum: Wären alle Substanzen vergänglich, dann wäre alles vergänglich. Das wäre jedoch absurd. [b6]

2.2.1 Erstes Beispiel: Die Bewegung ist ewig. [b6-7]

2.2.2 Zweites Beispiel: Das gleiche gilt für die Zeit (sonst gäbe es kein Vorher und kein Danach). [b7-9]

2.2.3 Weitere Erklärung: Die Bewegung gleicht der Zeit in ihrer Kontinuität, da die Bewegung eine Affektion der Zeit ist. [b9-10]

2.3 Die einzige kontinuierliche Bewegung ist die kreisförmige Ortsbewegung. [b10-11]

3. Unmöglichkeit: Nicht alle Substanzen sind ewig: Einige besitzen ein Veränderungsprinzip. [1071b12-16]

3.1 Prinzip des ausreichenden Grundes: Eine effiziente und poietische

du/namij-Ursache reicht nicht aus: Es gäbe keinen ausreichenden Grund, diese zu aktualisieren. [b12-14]

3.1.1 Kritik an den platonischen Ideen: Sie sind unzureichend. [b14-15]

3.2 Notwendig ist ein Prinzip, dass Änderungen bewirken kann. [b15-16]

4. Unmöglichkeit: Das Prinzip schließt keine du/namij ein. Notwendigkeit: Es muss eine essentielle e)ne/rgeia sein. [1071b16-20]

4.1 Eine Substanz, die in sich das Veränderungsprinzip einschließt, reicht nicht aus. [b16]

4.1.1 Kritik an Platon: Unzureichend ist auch eine Substanz jenseits der Formen. [b16-17]

4.1.2 Grund: Wenn sie e)ne/rgeia wäre, gäbe es auch Bewegung. [b17]

4.2 Eine Substanz mit irgendeiner essentiellen du/namij ist unzureichend.

[b17-18]

4.3 Grund: Das mit-du/namij-Existierende ist kontingent. Dies kann keine Ursache der ewigen Bewegung sein. [b18-19]

4.4 Schlussfolgerung (tollendo tollens): Es muss ein Bewegungsprinzip als eine essentielle e)ne/rgeia geben. [b19-20]

5. [Seltsame] Digression: Den Bewegern der himmlischen Sphären sind dieselben Attribute zuzuordnen [1071b20-22]

5.1 Nun wird der Plural verwendet: Die Substanzen [die Beweger der Sphären] sollen unsichtbar sein, und deshalb sind sie auch ewig [b20-22]

5.2 Wiederholung der Schlussfolgerung: Dann sind sie e)ne/rgeia [b22]

6. Der resultierende Widersinn, wenn man die du/namij vor der e)ne/rgeia

einordnet [1071b22-b31]

6.1 Aporie: Es sieht so aus, als ob die du/namij vor der e)ne/rgeia entstünde, denn alles, was e)nergei=, hat eine du/namij – aber nicht alles, was eine du/namij

hat, e)nergei=. [b22-24]

6.1.1 Lösung: Wenn dies so wäre, würde nichts existieren, da es keinen zureichenden Grund für einen Anfang gäbe. [b25-26]

6.2 Dies ist der Fehler der qeolo/goi und der fusikoi/. Der Beginn einer Bewegung ist unmöglich ohne eine e)ne/rgeia-Ursache. [b26-29]

6.3 Drei Gegenbeispiele: Das Holz, die Monatsblutung und die Erde werden jeweils von der Schreinerkunst, vom Sperma und vom Samen bewegt. [b29-31]

7. Anerkennung jener, die ein ewiges, aktives Prinzip aufstellen: Leukipp und Platon. Kritik: Ihnen fehlt die entsprechende Begründung. [1071b31-34]

Fortsetzung in (10.).

7.1 Wenn Leukipp und Platon eine ewige Bewegung akzeptieren, dann postulieren sie auch eine ewige e)ne/rgeia. [b31-33]

7.2 Aber sie erklären weder das Warum noch das Was oder das Wie. [b33-34]

8. Nichts geschieht ohne Ursache. [1071b34-36]

8.1 Alles impliziert eine Ursache. [b34-35]

8.2 Der Zufall wird ausgeschlossen. [b34-35]

8.3 Zu den Ursachen zählt man die Natur, die Gewalt, den nou=j oder einen anderen Agens. [b35-36] Vgl. L7 (3.2) [1072a26-27].

9. Versuch, eine erste Bewegung zu etablieren. [1071b36-1072a3]

9.1 Frage: Welche ist die erste Bewegung überhaupt? [b36-37]

9.2 Platon löst das Problem nicht. Er räumt ein, etwas bewege sich, erklärt dies aber nicht. Die Weltseele soll nach der Bewegung kommen. [b37-a3]

10. Fortsetzung von (7.): Anaxagoras, Empedokles und jene, die eine ewige Bewegung akzeptieren, wie zum Beispiel Leukipp. [1072a3-7]

10.1 In einem gewissen Sinne steht die du/namij vor der e)ne/rgeia, in einem anderen Sinne kommt sie aber erst später. [a3-4]

10.2 Auflistung derer, die den Vorrang der e)ne/rgeia bezeugen: Anaxagoras (nou=j), Empedokles (Liebe, Feindschaft) und die Vertreter einer ewigen Bewegung, wie zum Beispiel Leukipp. [a5-7]

11. Absurdes Szenario, falls die du/namij vor der e)ne/rgeia kommen sollte.

[1072a7-10]

11.1 Weder die Nacht noch das Chaos dauern ewig. [a7-8]

11.2 Mögliche Alternative: Vielleicht gibt es ja immer dieselben Dinge, die sich immer wiederholen, im Zyklus oder auf eine andere Weise. [a8-9]

11.3 Widerspruch: Gäbe es einen Zyklus, dann würde man etwas benötigen, dass immer auf dieselbe Weise e)nergei=. [a9-11]

11.4 Schlussfolgerung: Die e)ne/rgeia ist also vor der du/namij. [a9]

12. Erklärung: Wie es ewige Bewegung und ewiges Entstehen/Vergehen gibt.

[1072a10-17]

12.1 Existiert das Entstehen/Vergehen, dann muss es auch etwas geben, das immer auf zwei verschiedene Weisen e)nergei=. [a10-12]

12.1.1 Erstens: Es e)nergei= für sich selbst. [a12-13]

12.1.2 Zweitens: Es e)nergei= durch ein anderes Prinzip. [a13]

12.2 Es muss durch das erste Prinzip e)nergei=n, da es Ursache des zweiten und dritten Prinzips ist. [a13-15]

12.3 Schlussfolgerung: Das erste Prinzip erklärt die ewige Bewegung und das Andersartige das Entstehen/Vergehen. [a15-16]

12.4 Korollarium: Das Zusammen-e)nergei=n beider erklärt den ewigen Entstehen/Vergehen-Prozess. [a16-17]

13. Schlussfolgerung aus L6: So geschieht das Entstehen/Vergehen in der natürlichen Welt. Anknüpfung an L8 mithilfe astronomischer Hinweise.

[1072a17-18]

* Trotz „e)pei/“ [1072a19] halte ich die ersten Zeilen von L7 für einen Ausschnitt aus dem Schlussteil von L6:

13a: Nichts kann aus einem Prinzip mit du/namij entstehen. [1072a19-21]

(f) Ziel erreicht: das erste Prinzip beziehungsweise die erste Substanz überhaupt

L7 [1072a21-1073a13]

Ziel: Existenzbegründung des ersten Prinzips (eine ewige Substanz, die e)ne/rgeia

ist) und dessen Kausalität (es bewegt, ohne sich selbst zu bewegen).

Beschreibung des genannten Prinzips.

1. Der erste Himmel ist ewig und folgt einem Kreislauf. Er hat einen Beweger.

[1072a21-24] Vgl. L8.

1.1 Faktum: Etwas wird mit einer ewigen, kreisförmigen Bewegung bewegt.

[a21-22]

1.2 Erste Schlussfolgerung: Der erste Himmel muss demnach ewig sein.

[a23]

1.3 Zweite Schlussfolgerung: Er muss auch einen Beweger haben. [a23-24]

2. Notwendigkeit eines ersten Bewegers. Erste Charakterisierung. [1072a24-26]

2.1 Das, was bewegt und bewegt wird, ist lediglich ein Vermittler. [a24]

2.2 Schlussfolgerung (tollendo tollens): Es muss etwas geben, das bewegt, ohne selbst bewegt zu werden. [a24-25]

2.3 Es muss etwas Ewiges und eine e)ne/rgeia-Substanz geben. [a25-26]

3. Gesamtbewertung von zwei bewegungslosen Bewegern: o)rekto/n und nohto/n. [1072a26-30] Fortsetzung in (5.).

3.1 Programm: Erklären, wie der unbewegte Beweger bewegt. [a26]

3.2 These: Das o)rekto/n und das nohto/n bewegen, ohne sich selbst zu bewegen beziehungsweise ohne bewegt zu werden. [a26-27]

3.3 Die primären Objekte der Begierde und des Denkens sind dieselben.

[a27]

3.4 Unterscheidung: Das scheinbare Gute ist Objekt des Verlangens; das reale Gute ist Objekt der rationalen Begierde. [a27-28]

3.4.1 These: Die o)/recij ist eine Folge der Meinung. [a29]

4. Das Thema „nou=j“ wird zum ersten Mal aufgegriffen. [1072a30-34]

4.1 Das Prinzip ist das noei=n. [a30]

4.2 These: Der nou=j wird von dem nohto/n bewegt. [a30]

4.3 Faktum: Eine der beiden Serien von Gegensätzen ist essentiell-nohto/n. [a30-31]

4.3.1 In einer solchen Serie ist eine a(plh=-e)ne/rgeia-Substanz das Allererste. [a31-32]

4.3.2 Präzisierung: „a(plou=j“ und „eins“ sind nicht gleich. [a32-34]

5. Fortsetzung von (3.) mit Hinweisen von (4.): Erklärung über das Gute.

[1072a34-1072b1]

5.1 Das Gute und das an-sich-ai(reto/n befinden sich in derselben Serie. [a34-35]

5.2 Das Erste ist das beste. [a35-b1]

6. Welche Art von Finalursache diese Bewegungsursache bewegt. [1072b1-4]

6.1 Zwei Sinne von „Finalursache“: Das Gute für etwas (to\ %(=, tini/) und das Gute, in dem eine Handlung endet (to\ ou(=, tino/j). [b1-3]

6.2 Nur der zweite Sinn wird den unbewegten Dingen zugeschrieben. [b3]

6.3 Diese Finalursache verursacht wie e)rw/menon. [b3]

6.4 Gegenposition: Die anderen Ursachen verursachen, da sie sich selbst bewegen. [b3-4]

7. Argument, um die Existenznotwendigkeit des ersten Bewegers zu beweisen.

[1072b4-13]

7.1 These: Das Bewegte kann anders sein. [b4-5]

7.2 Der Himmel ist nicht substanziell- aber doch ortsbewegungsfähig. [b5-7]

7.3 Aber der Beweger lässt keine Veränderung zu. [b7-8]

7.4 Der Beweger leitet die erste Bewegung: die kreisläufige Ortsbewegung.

[b8-10]

7.5 Dieser Beweger existiert (o)/n) demnach zwangsläufig. [b10]

7.6 Notwendigkeit: Er muss gut und das erste Prinzip sein. [b10-11]

7.6.1 Das Adjektiv „notwendig“ wird in dreifachem Sinn ausgesprochen: Wegen einer gegensätzlichen Kraft; eine Bedingung,

um das Beste zu schaffen; das, was nur auf eine bestimmte Weise sein kann. [b11-13]

8. Der erste Beweger wirkt auf den ersten Himmel, und der seinerseits wirkt auf die sichtbare Welt. [1072b13-14] Vgl. den Himmel als Bewegungsvermittler:

(2.1) [1072a24]; über die erste Bewegung: (7.4) [1072b8-10];

Bewegungsübermittlungstheorie: L8.

9. Erste Beschreibung Gottes: Das angenehme Leben des ersten Bewegers.

[1072b14-18]

9.1 Sein Leben ist wie das Beste, das dem Menschen widerfahren kann. [b14-15]

9.2 Dieser Zustand ist immer ihm zu verdanken: Sein e)nergei=n ist immer angenehm. [b15-16]

9.2.1 Dieser Zustand ist für den Menschen unerreichbar. [b16]

9.3 Das Angenehmste: Hellwach, Fühlen, Denken. Hoffnungen zu hegen und Erinnerungen sind angenehme Empfindungen. [a17-18]

10. Fortsetzung von (4.): Revision der allgemeinen Theorie des nou=j. [1072b18-23] Fortsetzung in (11.).

10.1 Wenn noei=n das Beste ist, dann ist das Allerbeste, an das Beste zu denken. [b18-19]

10.2 These: Der nou=j denkt (an) sich selbst, da er am nohto/n teilnimmt. [b19-20]

10.2.1 Erklärung: Beim Begreifen und Denken wird er selbst nohto/n.

nou=j und nohto/n sind also gleich. Der nou=j erhält das nohto/n und die

ou)si/a. [b20-22]

10.3 Die Begriffe „du/namij/e)ne/rgeia“ werden im Zusammenhang mit dem

nou=j hergeleitet: Er e)nergei=, da er das Objekt-nohto/n besitzt. [b22-23]

11. Fortsetzung von (4.) und (10.): Über den nou=j überhaupt. [1072b23-25]

Anknüpfung an (12.). Dies wird in L9 nachgeholt.

11.1 Das e)nergei=n des nou=j im Allgemeinen ist etwas qei=on. [b23]

11.2 Die beste und angenehmste Aktivität ist die qewri/a. [b24]

12. Zweite Beschreibung Gottes: Gott ist das optimale [vgl. L10], ewige, glückliche Lebewesen. [1072b24-30]

12.1 Es wäre zu bewundern, wenn Gott unser Glück ständig besitzt. Es wäre aber bewundernswerter, wenn das Glück Gottes noch höher als das menschliche wäre. [b24-26]

12.1.1 Und so ist es. [b26]

12.2 These: Gott gehört das Leben. Begründung: Leben heißt die e)ne/rgeia des

nou=j. Gott ist diese e)ne/rgeia. [b26-27]

12.2.1 Gottes wesentliche e)ne/rgeia ist das optimale und ewige Leben.

[b27-28]

12.2.2 Koda: Das Leben und die kontinuierliche, ewige Existenz gehört Gott. [b28-29]

12.3 Erste Schlussfolgerung: Gott ist das optimale, ewige Lebewesen. Das ist Gott. [b29-30]

13. Eine Art Korollarium, um eine Antwort zu verdeutlichen: Das Schöne und das Gute sind an sich keine Ergebnisse, sondern Prinzipien. [1072b30-1073a3]

Anknüpfung an L10.

13.1 Gegen die Pythagoreer und Speusippos: Die Aussage, dass die Schönheit und das Gute Ergebnisse sind, ist falsch: Beide sind unter den Ursachen zu finden. [b30-34]

13.1.1 Beispiel: Das Sperma stammt aus einem vorherigen, perfekten Wesen. [b35-a3]

14. In der Mitte von (15.): Beweis dafür, dass die erste Substanz keine Größe haben kann. [1073a5-11] Vgl. L8 (11.) [1073b38-1074a14].

14.1 These: Diese Substanz hat keine Größe; sie ist unteilbar. [a5-7]

14.2 Argument: Nichts Vergängliches verfügt über eine unendliche du/namij. Das Prinzip aber verursacht eine unendliche Bewegung. [a7-8]

14.2.1 Zwei Möglichkeiten: Diese Bewegung wird entweder von einem begrenzten oder von einem unendlichen Körper verursacht.

Beide Möglichkeiten sind aber wohl unmöglich. [a8-11]

15. Schlussfolgerung aus L7: Dritte Beschreibung Gottes: Es gibt eine ewige, unbewegliche, getrennte, unteilbare und unveränderbare Substanz. [1073a3-13]

15.1 Es gibt eine Substanz, die ewig, unbewegt und getrennt vom Sichtbaren ist. Ihr fehlt jede Größe und sie ist deshalb unteilbar. Außerdem ist sie unveränderbar und schließt in sich keine du/namij ein. [a3-5, a11, a13]

16. Alle Bewegungen kommen nach der Ortsbewegung. [1073a12]456

456 Ich bin mir nicht sicher, wo dieser Punkt innerhalb von (15.) einzuordnen ist. Er knüpft gut an L8 (2.) an.

* Schlussfolgerung aus der Einheit L6-7: Die Existenz des gesuchten Prinzips aller Bewegungen beziehungsweise des Entstehens/Vergehens zu beweisen ist gelungen, aber noch nicht vollendet.

Drei weitere Blicke zurück, um das gesamte L und sein Ziel besser zu betrachten

(g) Die Transmission der Bewegung über – wie viele? – Vermittler

L8 [1073a14-1074b14]

Ziel: Begründung der Prinzipienanzahl.

1. Programm von L8: Die Begründung der Prinzipienanzahl. [1073a14-23]

1.1 Frage: Gibt es nur ein einziges Substanz-Prinzip oder mehrere? Wenn ja, wie viele? [a14-15]

1.2 Methodologie beziehungsweise Kritik: Untersuchung anderer Meinungen. [a15-17]

1.3 Platon sagt nichts darüber in seiner Theorie der Ideen. [a17-18]

1.3.1 Andere denken, es gebe unendliche viele. [a18-20]

1.3.1 Andere denken, es gebe unendliche viele. [a18-20]