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2 LITERATURÜBERSICHT

2.5 R ÖNTGEN DER H ALSWIRBELSÄULE

2.5.1 Röntgenologische Darstellungsmöglichkeiten

Röntgenaufnahmen dienen der Feststellung von kongenitalen Veränderungen, Annährungen der Wirbelkörper, Stenosen des Wirbelkanals, arthrotischen Veränderungen, Osteomyelitis, Zysten, Neoplasien, Fehlstellungen und Frakturen (MÜNZER 1982, BEECH u. BERNARD 2003)

Die Art und Anzahl der notwendigen Röntgenaufnahmen, richtet sich nach dem Vorbericht und der klinischen Untersuchung. Bei Verdacht auf das Vorliegen einer CVM werden Aufnahmen in gerader und angebeugter Halshaltung angefertigt. Wird eine Fraktur vermutet, sind zunächst Aufnahmen der wahrscheinlich betroffenen Seite sinnvoll.

Für die Darstellung der Halswirbelsäule wurde in der älteren Literatur überwiegend die Aufnahmetechnik am narkotisierten Pferd beschrieben (HERTSCH u. SALAM RAGAB 1977, RENDANO u. QUICK 1978, BÖHM u. HEBELER 1980, TICER 1984, MENDENHALL u. CANTWELL 1988, GERBER et al. 1989). Heutzutage werden die Aufnahmen im latero- lateralen Strahlengang in der Regel am stehenden, mit Xylazin oder Detomidin sedierten, Pferd angefertigt (BUTLER 2000, DYSON 2003).

Besonders für ataktische Pferde ist diese Aufnahmetechnik zu bevorzugen, da so die Risiken einer Allgemeinanästhesie zu umgehen sind.

Nach NOWAK und TIETJE (1999) sind orthograde latero- laterale Aufnahmen am stehenden Pferd sogar besser als am narkotisierten Pferd anzufertigen. Am stehenden Tier lassen sich die Wirbel mit weniger Verzerrung darstellen und das Durchbiegen der Halswirbelsäule wird vermieden (UELTSCHI 2001, 2004).

In der Regel sind drei bis vier Aufnahmen (GERBER et al. 1989, BUTLER 2000, DENOIX u. AUDIGIE 2005, RUSH 2006), nach DYSON (2003) sogar mindestens fünf notwendig. Es sollten das Genick, und folgend der cranialen, mittlere und caudale Abschnitt bis einschließlich des ersten Brustwirbels abgelichtet sein (NOWAK u. HUSKAMP 1989, BUTLER 2000, DYSON 2003). Auswertbare Aufnahmen der ersten Wirbel sind mit portablen Röntgengeräten zu erstellen. Die Leistung der portablen Röntgenanlagen reicht jedoch nicht, um qualitativ hochwertige

Bilder besonders der caudalen Halswirbelsäule zu erhalten (RENDANO u. QUICK 1978). Durch die Verwendung von großen Kassetten (35 cm x 43 cm) können bis zu drei Wirbel abgebildet werden (RANTANEN et al. 1981, UELTSCHI 2001), womit eine Aussage über die Ausrichtung der Wirbel zueinander möglich ist.

Um die Halswirbel beurteilen zu können, müssen diese orthograd abgebildet sein.

Dieses wird durch die Ausrichtung des Zentralstrahls auf das Zentrum des aufzunehmenden Bereichs erreicht. Der Zentralstrahl muss senkrecht zur Körperachse stehen und im rechten Winkel auf die Kassette auftreffen (ZELLER et al. 1975).

Durch Sedation der Pferde werden Bewegungsartefakte vermindert und die optimale Positionierung von Kopf und Hals in der Medianen erleichtert (BUTLER 2000, DYSON 2003, HUDSON u. MAYHEW 2005). In der Literatur wird bei der röntgenologischen Darstellung der Halswirbelsäule der optimalen Positionierung eine erhebliche Bedeutung zugemessen. Die Positionierung beeinflusst die Qualität und Aussagekraft der Aufnahme entscheidend, da Rotation oder Schrägprojektion die Größe und Form der Gelenkfortsätze und des Wirbelkanals verändern (DENOIX u.

AUDIGIE 2005).

Um die Pferde an die Situation zu gewöhnen, sollte mit den kopffernen mittleren oder caudalen Aufnahmen begonnen werden. Für die Aufnahmen der Gelenke C7/Th1 müssen eventuell die Vorderbeine nach hinten gesetzt werden (GERBER et al.

1989).

In manchen Fällen kann es notwendig sein, sowohl die linke als auch die rechte Halsseite zu röntgen. Aufnahmen in Ventral – und Dorsalflexion werden nur bei Verdacht auf Luxationen angefertigt (GERBER et al. 1989).

Im allgemeinen sollten die Expositionsraten der Dickenzunahme des Gewebes angepasst werden (MENDENHALL u. CANTWELL 1988). HERTSCH und SALAM RAGAB (1977) verwendeten einen Film- Fokus- Abstand von 110 Zentimetern und Expositionsraten zwischen 100 bis 120 kV, 30 bis 110 mAs und 0,06 bis 0,4 Sekunden. BÖHM und HEBELER (1989) verwendeten für die kranialen Aufnahmen 60 bis 70 kV und 50 mAs, für das mittlere Drittel 65 bis 70 kV sowie 50 bis 100 mAs und für das caudale Drittel 70 bis 75 kV mit 50 bis 200 mAs. TOMIZAWA et al.

(1994a) arbeiteten mit 70 kV, 25 mAs für den cranialen und mittleren Abschnitt und 90 kV, 200 mAs für den caudalen Bereich und einem Film- Fokus- Abstand von 120 Zentimetern. RENDANO und QUICK (1978) empfehlen 65 bis 100 kV, 40 mAs für den cranialen Bereich, sowie 70 bis 100 kV und 80 mAs für den caudalen Abschnitt.

RUSH (2006) verwendete für die caudalen Abschnitte (C7- Th1) bei Pferden mit 450 Kilogramm Körpergewicht 75 bis 100 kV und 75 bis 100 mAs. MOORE et al. (1994) arbeiteten mit einem Film- Fokus- Abstand von 90 Zentimetern und einen Fokus- Objekt- Abstand von 70 Zentimetern. Auch die Aufnahmentechnik mit einem Fokus- Film- Abstand von 150 Zentimetern (UELTSCHI 2001, HETT et al. 2006) sowie einem Abstand von 100 cm (RANTANEN et al. 1981) ist beschrieben.

Die Verwendung von Rastern zur Reduktion der Streustrahlung wird generell empfohlen. Aus Gründen des Strahlenschutzes ist die Verwendung von Kassettenhaltern bedeutsam (SPEIRS 1997).

2.5.1.2 Spezialaufnahmen

Die Beurteilung der Facettengelenke ist auf den Standardaufnahmen nur eingeschränkt möglich. Die Gelenkbildenden Anteile können nur undeutlich voneinander differenziert werden und oft ist auch der Gelenkspalt nicht eindeutig abgrenzbar. Die cranialen und caudalen Gelenkfortsätze des dritten bis siebten Halswirbels stellen sich als glatte, ovale, röntgendichte Strukturen dorsal eines jeden Foramen intervertebrale dar (RUSH 2006).

UELTSCHI (2004) und STUDER (2005) beschrieben die Vorgehensweise für die Projektion der Facettengelenke am stehenden Pferd. Von dem entsprechenden Bereich der Halswirbelsäule werden beidseitig Aufnahmen im ventro- lateralen Strahlengang angefertigt. Zentriert wird hierbei etwas oberhalb der Trachea auf das dorsale Intervertebralgelenk. Für die bessere Fokussierung und Reduktion der Streustrahlung wird für diese Art der Aufnahmen oft ein Tubus verwendet (STUDER 2005). Tangentialaufnahmen von beiden Seiten der Halswirbelsäule ermöglichen die Beurteilung der Intervertebralgelenke. Der Strahlengang für diese Aufnahmen ist von caudo- dorso- lateral nach cranio- ventro- lateral, beziehungsweise die Aufnahme der

rechten Seite im 45° Winkel mit dem Strahlenverlauf von dorsolateral dexter nach ventrolateral sinister oder 315° von dorsolateral sinister nach ventrolateral dexter zur Körperachse des Pferdes (ZELLER et al. 1975).

Mit dieser Aufnahmetechnik sind die gelenkbildenden Anteile überlagerungsfrei darzustellen. Am fokusnahen Gelenk sind so die Gelenkfortsätze und der Gelenkspalt zu beurteilen. Am fokusfernen Gelenk der kontralateralen Seite die Kontur und Struktur der gelenkbildenden Anteile (DENOIX u. AUDIGIE 2005).

Die Anfertigung von Röntgenaufnahmen beider Seiten kann zum Auffinden einer unilateralen Läsion hilfreich sein, da die fokusnahe Seite weniger der Vergrößerung unterliegt und so exakter zu interpretieren ist als die fokusferne Seite (WHITWELL u.

DYSON 1987).

Weitere Spezialaufnahmen sind Aufnahmen mit ventro – dorsalem Strahlengang.

Diese können jedoch nach wie vor nur unter Allgemeinanästhesie angefertigt werden. Bei einem erwachsenen Pferd sind dabei nur die ersten vier Halswirbel auswertbar, im caudalen Bereich ist das umgebene Gewebe zu voluminös (RENDANO u. QUICK 1978). Mit Hilfe der Myelographie ist eine exakte Lokalisierung der die Kompression verursachenden Veränderung möglich. Aber auch die szintigraphische Untersuchung der Halswirbelsäule gewinnt mehr und mehr an Bedeutung (HETT et al. 2006), da sowohl mittels der Computertomographie als auch im MRT nur die oberen Abschnitte der Wirbelsäule zu untersuchen sind (NOWAK u.

TIETJE 1999). Die Szintigraphie gibt einen Hinweis auf aktive Prozesse schon bevor diese radiologisch als Deformationen in Erscheinung treten. Mit der Szintigraphie sind auch röntgenologisch nicht zugängliche Bereiche darstellbar (PAPAGEORGES et al. 1994, UELTSCHI 2001).