• Keine Ergebnisse gefunden

5. Möglichkeiten der Hilfen für Kinder alkoholkranker Eltern

5.1. Präventionsmaßnahmen

7. Stimmungsexperten: Wie bereits erwähnt, sind Kinder aus suchtbelasteten Familien in einem hohen Maße begabt, die Stimmungen anderer zu erfassen und sich in sie einzu-fühlen. Ebenso lernen diese Kinder aber auch früh sich so zu verhalten, dass sich an-dere in ihrer Gegenwart wohlfühlen und gerne Zeit mit ihnen verbringen. Durch ihre ausgeprägten empathischen Fähigkeiten wissen sie die Stimmung bei ihrem Gegen-über genau einzuschätzen und bringen z.B. ihren Humor genau dann an, wenn er an-gebracht ist. Waren sie in der Familie stets dafür verantwortlich die Geschwister oder Eltern durch ihr Verhalten aufzumuntern, so kommt ihnen diese Fähigkeit nun auch im Freundeskreis und im Beruf zu Gute. Wichtig ist jedoch, dass sie auch ihren ande-ren Gefühlen Platz lassen und ihr Humor zu keiner Rolle mutiert (vgl. Barnowski-Geiser 2015 S. 67f).

Schwerpunkt von Präventionskonzepten setzt also bereits vor den Zeitpunkt des Ausbruchs der Krankheit ein. Präventionsmaßnahmen beziehen sich, im meist multifaktoriellen Geflecht von Entstehungsstrukturen, auf einzelne Risikofaktoren, welche gemildert werden sollen (vgl.

Leppin, A. 2010, S.35). Neben der Unterscheidung von primären, sekundären und tertiären Präventionsmaßnahmen6 wurden folgende Einteilungen für Präventionsmaßnahmen vorge-schlagen, die ihren Blick speziell auf Substanzmissbrauch richten. Es wird hierbei unterschie-den zwischen universeller, selektiver und indikativer Prävention. Hierbei richtet sich die uni-verselle Prävention an alle Personen einer bestimmten Altersgruppe oder Region, die selekti-ve Präselekti-vention richtet sich an ausgewählte Teilgruppe, die besonders gefährdet sein können.

Hierzu gehören z.B. Kinder aus suchtbelasteten Familien, die über ein erhöhtes Risiko verfü-gen, selbst an einer psychischen Störung zu erkranken. Die indikative Prävention richtet sich an jene Personen, die bereits Substanzmissbrauch aufweisen (vgl. Soyka, M./Küfner, H. 2008 S. 480).

Da Kinder aus suchtbelasteten Familien eine der größten Risikogruppe für Sucht- oder andere psychische Störungen im Jugend- und Erwachsenenalter darstellen, sind sie als Zielgruppe für präventive Angebote zu berücksichtigen. Das Ziel dieser präventiven Angebote ist vor allem die Ausbildung einer eigenen Suchterkrankung der Kinder und Jugendlichen zu verhindern und ihre psychische Gesundheit zu stärken. Hierbei sind die individuellen Risiko- und Schutz-faktoren zu beachten (vgl. Klein, M./Zobel, M. 2008 S. 96).

Ob Kinder aus alkoholabhängigen Familien eine Störung entwickeln, hängt von verschiede-nen Faktoren ab, die in den vergangeverschiede-nen Kapiteln bereits erläutert wurden. Die Berücksichti-gung dieser Aspekte ist daher besonders wichtig um wirksame Präventions- und Interventi-onsmaßnahmen zu entwickeln. Es scheint zudem ratsam, präventive Angebote und Hilfen möglichst früh zu installieren um eine optimale Entwicklung der Kinder zu begünstigen und auftretende Störungen frühestmöglich zu erkennen und behandeln zu können. Bei der Frühin-tervention mit Kindern von alkoholkranken Eltern handelt es sich daher zumeist um primäre oder sekundäre Präventionsmaßnahmen, die das Auftreten einer Störung im besten Falle be-reits vor dem Auftreten verhindern können (primäre Prävention) oder eine Störung im

6 Primäre Prävention umfasst alle Maßnahmen, die das Auftreten einer Krankheit verhindern sollen, und wird bei gesunden Menschen, bzw. Menschen ohne eine entsprechende Symptomatik angewandt. Sekundärpräven-tion hingegen umfasst Maßnahmen der Krankheitsfrüherkennung und Eindämmung der Erkrankung, soll also im besten Falle eine Verschlimmerung der Krankheit verhindern und betrifft damit Personen, die bereits er-krankt sind. Tertiäre Präventionsmaßnahmen richten sich an Menschen, bei denen eine Krankheit bereits mani-festiert ist. Ziel dieser Maßnahmen ist es, Folgeschäden oder Rückfälle zu vermeiden (vgl. Leppin, A. 2010 S.

35f).

stadium erkennen und eine Verschlimmerung des Zustandes verhindern (sekundäre Präventi-on). Solche frühen Interventionen umfassen im besten Falle die gesamte Familie und erfassen auf der einen Seite die vorhandenen Risikofaktoren, berücksichtigen aber genauso das vor-handene Potenzial und die Ressourcen. Beide Faktoren sollten in die Präventionsplanung mit einfließen, um effektive Hilfen zu schaffen (vgl. Klein, M. 2005 S. 57).

Vor allem die direkte Arbeit mit Kindern und Jugendlichen hat sich im Bereich der Präventi-on als hilfreich und wirksam erwiesen. Sie ist sowohl dann wichtig, wenn keines der Eltern-teile bzw. nur eines bereit sind Hilfe anzunehmen, kann jedoch auch unterstützend eingesetzt werden, wenn die Eltern bereits Hilfe erhalten (vgl. Klein, M. 2005 S. 57).

Präventive Angebote für Kinder aus alkoholkranken Familien können als Einzel- oder Grup-penangebot stattfinden, als begleitende Elternarbeit oder aber im Rahmen von freizeitpädago-gischen Aktivitäten Anwendung finden. In der Regel finden die Angebote ambulant statt. Be-sonders in komplexen Fällen können sie aber auch teil- oder vollstationär z.B. im Rahmen einer kinder- und jugendpsychiatrischen Behandlung stattfinden. Als wichtigste Prinzipien für die Wirksamkeit von Präventionsmaßnahmen können Frühzeitigkeit, Dauerhaftigkeit und Vernetztheit bewertet werden. Die Maßnahmen sollten also frühestmöglich angeboten wer-den, die Kinder und Jugendlichen dauerhaft begleiten und mit anderen familiären und sucht-spezifischen Hilfsmöglichkeiten vernetzt sein und zusammenarbeiten (vgl. Klein, M. 2005 S.

58).

Die Präventionsangebote sollten zudem möglichst breit und niedrigschwellig angelegt sein, um den Zugang bzw. die Hemmschwelle der Inanspruchnahme zu erleichtern. Besonders El-tern scheinen die Angebote eher wahrzunehmen, wenn es sich nicht direkt um die Auswir-kung ihrer Krankheit auf die Kinder handelt, sondern der Zugang z.B. über allgemeine Fragen zur Erziehung erfolgt (vgl. Franz, M./Jäger, K. 2008 S. 156).

Von Präventionsangeboten kann im besten Falle die gesamte Familie profitieren. Bei den Kindern können kritische Entwicklungsverläufe, Spätschäden und familiäre Probleme ver-mieden werden. Auch das erkrankte Elternteil kann durch die Präventionsmaßnahmen positiv beeinflusst werden, da die Kinder Unterstützung erhalten und damit der allgemeine Stress in der Familie gemindert wird und die Möglichkeit besteht, Beziehungen innerhalb der Familie zu stärken und zu verbessern (vgl. Franz, M./Jäger, K. 2008 S. 153). Weitere Vorteile der Präventionsangebote sind geringe Kosten im Gegensatz zu einer Krankheitsbehandlung,

effi-zienteres Arbeiten durch die Kooperation der beteiligten Institutionen und Nutzung der Ko-operationsstrukturen für anderweitige Zwecke (vgl. Franz, M./Jäger, K. 2008 S. 157f).