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5. Möglichkeiten der Hilfen für Kinder alkoholkranker Eltern

5.4. Möglichkeiten der Suchthilfe

11. Durch Gebet und Meditation suchten wir unseren bewussten Kontakt zu Gott, wie wir Ihn verstanden, zu verbessern. Wir baten Ihn nur, uns Seinen Willen für uns wissen zu lassen und uns die Kraft zu geben, den auszuführen.

12. Nachdem wir durch diese Schritte ein inneres Erwachen erlebt hatten, versuchten wir diese Botschaft an andere weiterzugeben und uns in allen unseren Angelegenheiten nach diesen Grundsätzen zu richten.“

(Al-Anon Familiengruppen 2003 S. 3f)

In einer Al-Anon Sitzung werden diese zwölf Schritte zu Beginn meist verlesen, besonders wenn unter den Teilnehmern Personen sind, welche die Gruppe zum ersten Mal besuchen.

Weiterhin werden die Regeln erklärt, wobei die Wahrung der Anonymität hier oberste Priori-tät hat. In der Regel gibt es mehrere Runden in denen den Teilnehmern die Möglichkeit gege-ben wird sich zu den Themen zu äußern und Gesprächsbeiträge abzugegege-ben. Wobei es sich bei der ersten und letzten Runde oft um eine sogenannte Blitzrunde handelt, in der jeder die Mög-lichkeit hat von seiner aktuellen Gefühlslage zu berichten. Wichtig ist hierbei, dass niemand gezwungen wird etwas zu sagen. Die Gruppe bedankt sich für jeden Beitrag, auch wenn ge-passt wird. Diese Geste sorgt dafür, dass sich jeder Teilnehmer angenommen fühlt und kein Druck entsteht, etwas sagen zu müssen. Die reine Anwesenheit wird wertgeschätzt. In den anderen Runden haben die Teilnehmer die Gelegenheit über eigene Themen zu sprechen oder es können verschiedene Themen von der Gruppe vorgeschlagen werden, zu denen Gesprächs-bedarf besteht (vgl. Winkelmann, A. 2008 S. 159ff).

an (vgl. Klein, M. 2005 S. 190). Aktuell bestehen in Deutschland insgesamt 134 spezifische Angebote für Kinder aus alkoholkranken Familien. Die meisten Angebote bietet Nordrhein-Westfahlen mit insgesamt 62 Angeboten für Kinder und Jugendliche. In Mecklenburg-Vorpommern bestehen mit lediglich zwei Angeboten, die wenigsten Angebote in einem Bun-desland deutschlandweit (vgl. Mielke, H., Internetquelle).

Alle Angebote für Kinder aus suchtkranken Familien in Deutschland arbeiten nach dem Prin-zip der Resilienzförderung. Sie versuchen demnach die psychische Widerstandskraft der Kin-der zu stärken (vgl. Mielke, H., Internetquelle). Wie bereits im vierten Kapitel beschrieben wurde, sind es bei Kindern aus alkoholkranken Familien besonders Faktoren, wie Einsicht, eine tragfähige Bezugsperson, Kreativität. etc., welche die Resilienz der Kinder fördern. Die Helfer sollten mit entsprechenden Methoden arbeiten um die resiliente Entwicklung der Kin-der bestmöglich zu unterstützen. In Kin-der Arbeit mit gefährdeten KinKin-dern scheint es besonKin-ders wichtig, die Selbstwirksamkeit der Kinder zu fördern, indem sie in Beurteilungs- und Pla-nungsprozesse mit einbezogen werden und sie angeleitet werden Entscheidungen für ihr eige-nes Leben zu treffen. Auch das Angebot durch die helfenden Personen, positive Alternativen zu Handlungsstrategien aufzuzeigen, kann die Selbsteinschätzung von Kindern verändern und somit die Selbstwirksamkeit fördern. Weiterhin sollten die helfenden Personen tragfähige und vertrauensvolle Beziehungen zu den Kindern aufbauen, um deren Bedürfnis nach einer siche-ren Bindung zu stillen. Interventionen zur Resilienzförderung von gefährdeten Kindern soll-ten zudem den auf verschiedenen sozio-ökologischen Ebenen und multidisziplinär angesetzt werden. Sie sollten dem Kind im besten Falle in seinem natürlichen Umfeld zur Verfügung stehen. Es ist zudem wichtig, die emotionale Selbstregulation des Kindes zu unterstützen und die Fähigkeit zu stärken seine eigenen Gefühle wahrzunehmen und zu verstehen sowie den Gefühlen Dritter empathisch zu begegnen. Auch der Ausbau von tragfähigen Beziehungen innerhalb der Peer-Group kann innerhalb der Resilienzförderung eine Rolle spielen (vgl. Da-niel, B./Vincent, S. et.al. 2011 S. 128ff)

Ambulante Angebote

Bei ambulanten Angeboten der Suchthilfe handelt es sich zumeist um Gruppenangebote für Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten Familien. Diese Gruppenarbeit kann für die Kin-der von enormer Bedeutung sein, da die Gruppe ihnen einen sicheren Rahmen bietet, in wel-chem sie neue Verhaltensweisen erfahren können, die außerhalb ihrer innerfamiliär erlernten Rollenmuster liegen. Sie können neue Erfahrungen machen, die von den Gruppenleitern un-terstützt werden. Die Kinder erleben dadurch eine Wertschätzung und Wahrnehmung ihrer

Bedürfnisse, was für sie von großer Bedeutung ist, da ihre Bedürfnisse im Elternhaus oft un-tergehen. Der beständige Rahmen der Gruppe soll den Kindern ein Gefühl von Stabilität und Sicherheit bieten, dass es ihnen ermöglicht tragfähige Beziehungen sowohl zu der Gruppen-leitung, als auch den anderen Kindern zu entwickeln und so Vertrauen aufzubauen um über persönliche Probleme zu sprechen. Der sozialen Isolation und den Schuldgefühlen der Kinder kann so entgegengewirkt werden (vgl. Merz, M. 1994 S. 87).

Das Ziel der ambulanten Gruppenarbeit ist zum einen, sichtbare Problemstellungen der Kin-der zu bearbeiten und so eine weitreichende Schädigung Kin-der Persönlichkeit zu verhinKin-dern, zum anderen soll die Gruppenarbeit präventiv wirken und einer möglichen Suchtentwicklung der Kinder entgegenwirken. Aus diesen beiden Hauptzielen lassen sich weitere Teilziele ab-leiten, die sich auf das Erlernen von adäquaten Handlungsstrategien, Förderung der persönli-chen Ressourcen, dem Einüben einer reflexiven Haltung gegenüber Alltagsdrogen und dem Erkennen eigener suchtspezifischer Verhaltensweisen beziehen (vgl. Ehrenfried, T./Mayer, R.

2008 S. 123f).

Themenbereiche in Gruppenangeboten für Kinder von Suchtkranken können sehr vielseitig sein. Neben der Ich-Stärkung und der Fähigkeit, die eigenen Gefühle und Bedürfnisse wahr-zunehmen, können auch Körperwahrnehmung, Konfliktfähigkeit und die Familie der Kinder thematisiert werden. Hierfür stehen den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen verschiedene krea-tive Methoden wie Malen, Kneten, Schreiben, Phantasiereisen, Rollenspiele, Spiele, Bewe-gung und Märchen, sowie Geschichten zur VerfüBewe-gung (vgl. Dilger, H./Hörger, B. 2004 S.

175). Ebenfalls hilfreich kann eine altersgerechte Aufklärung und Informationsvermittlung über die Krankheit der Eltern sein. Diese Aufklärung sollte von Professionellen durchgeführt werden und sich an den Bedürfnissen und Fragen der Kinder ausrichten (vgl. Gühne,

U./Fricke, R. et.al. 2014 S. 54). Als fördernd für die Arbeit in Gruppen haben sich zudem fol-gende Faktoren bewährt:

x „Kontinuität des Angebots und der Bezugsperson x Verlässlichkeit der Struktur

x Verbindlichkeit seitens der Eltern

x Notwendigkeit des ‚grünen Lichts‘ seitens der Eltern […]

x Sommerfreizeit“

(Dilger, H./Hörger, B. 2004 S. 174)

Aus diesen fördernden Faktoren wird deutlich, dass auch die Einbindung der Eltern in die Gruppenarbeit einen wesentlichen Teil der Arbeit ausmacht. Der Zugang zu solchen Gruppen erfolgt in den meisten Fällen über die Eltern, weswegen stets darauf geachtet werden sollte, diese nicht zu bevormunden oder abzuwerten, vielmehr sollten die Bemühungen wertge-schätzt und gemeinsam nach Lösungen gesucht werden (vgl. Ehrenfried, T./Mayer, R. 2008 S.

118). Die Elternarbeit beginnt meist, bevor das Kind die Gruppe zum ersten Mal besucht.

Dieser erste Kontakt hat zum Ziel gegenseitige Bedürfnisse kennenzulernen, Ängste abzubau-en, die Regeln transparent zu machen und die spezifische Situation des Kindes kennenzuler-nen. Wichtig für die erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Eltern ist, die Erkenntnis der tern, dass die Sucht Auswirkungen auf ihre Kinder hat. Es ist zudem wichtig, dass beide El-ternteile mit der Teilnahme des Kindes an der Gruppe einverstanden sind, damit das Kind in keinen Loyalitätskonflikt gerät oder gar heimlich in die Gruppe kommen muss. In diesem Fall wäre der Besuch mit Angst verhindert, was die Arbeit maßgeblich erschwert. Zudem wird in den fördernden Faktoren das ‚grüne Licht‘ seitens der Eltern gegenüber beschrieben. Dies meint die Erlaubnis der Eltern dem Kind gegenüber, in der Gruppe offen über die Probleme zu Hause sprechen zu dürfen (vgl. Held, A. 1994 S. 78ff). Bei Jugendlichen, die sich bereits in der Ablösungsphase vom Elternhaus befinden, ist das Einverständnis der Eltern von gerin-gerer Bedeutung, obwohl auch hier aufgrund der familiären Problematik und Vorgeschichte von einer hohen Belastung und einem Loyalitätskonflikt ausgegangen werden muss (vgl. Eh-renfried, T./Mayer, R. 2008 S. 118).

Stationäre Angebote

Stationäre Angebote innerhalb der Suchthilfe finden zumeist im Rahmen einer elterlichen Entwöhnungsbehandlung in der zuständigen Klinik statt. Es kann zwischen zwei Formen un-terschieden werden. Zum einen können Seminare mit Eltern und Kindern gemeinsam durch-geführt werden, zum anderen können die Kinder mit in der Klinik untergebracht sein und so-mit aktiv in die Therapie so-mit eingebunden werden. Im Unterschied zu den ambulanten Grup-penangeboten, richtet sich das Angebot hier nicht ausschließlich an die Kinder, sondern auch an den abhängigen Elternteil und die gemeinsame Interaktion.

Seminare für Kinder und Jugendliche im Rahmen der stationären Behandlung des abhängigen Elternteils können z.B. an einem Wochenende durchgeführt werden. Die Teilnahme wird ini-tiiert indem die Eltern im Vorfeld an einem Vortrag im Rahmen der Behandlung teilnehmen, in dem über die Auswirkungen der Sucht auf die Angehörigen informiert wird. Zudem kön-nen sie durch die zuständigen Therapeuten und Therapeutinkön-nen auf das Angebot aufmerksam

gemacht und eine Empfehlung zur Teilnahme ausgesprochen bekommen. Entscheiden sich die Eltern für das Seminar so wird das Seminar mit ihnen gemeinsam vorbesprochen und vor-bereitet (vgl. Quinten, C. 2008 S. 108).

Innerhalb des Seminars soll eine gemeinsame Ebene zwischen Eltern und Kind geschaffen werden, die einen positiven Austausch, ein reflexives Nachdenken sowie spielerische Aktivi-täten ermöglichen. Es ist besonders wichtig, dass hierfür eine Atmosphäre geschaffen wird, welche die Teilnehmer nicht unter Druck setzt oder überfordert. Die Anforderung der Thera-peuten und Therapeutinnen ist es daher, alle Teilnehmer in ihrer Individualität und ihrem Entwicklungsstand wahrzunehmen und dementsprechend auf sie einzugehen. Innerhalb des Seminars sollten sie darauf achten, dass niemand dazu gezwungen wird an Aktivitäten teilzu-nehmen, an denen sie nicht teilnehmen möchten. Sie sollten die Eltern-Kind-Interaktion sen-sibel betrachten und moderieren, Informationen über die Situation des Kindes und der Eltern-Kind-Interaktion gewinnen und sich dabei stets als Anwalt des Kindes verstehen. Zudem soll-ten sie das Bedürfnis der Kinder nach Aufklärung sowie die Suche nach Informationen unter-stützen und begleiten. Zudem können sie im besten Falle Hilfe bei der Aufklärung der Eltern-Kind-Interaktion leisten (vgl. Quinten, C. 2008 S. 107).

Weitere Zielsetzungen beziehen sich zum einen auf die Kinder, zum anderen auf die Eltern, bzw. das abhängige Elternteil. In der Klinik Daun-Thommener Höhe lauten diese Zielsetzun-gen folZielsetzun-gendermaßen:

(vgl. Quinten, C. 2008 S. 106f)

Diese Zielsetzungen machen deutlich, dass es sich zum einen um ein spezifisches Angebot an das Kind handelt, das lernen soll, seine eigenen Gefühle wahrzunehmen und ausdrücken zu dürfen, das erfahren soll, dass es nicht alleine ist und dass es lernt mit seinen Gefühlen und Ängsten umzugehen und sich nicht davor scheut, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Zum anderen wird ein klarer Fokus auf die Eltern-Kind-Interaktion gelegt, die gestärkt und verbessert wer-den soll. Ebenso wird aber auch die Rolle der Eltern und ihre Verpflichtung Verantwortung für das Kind zu übernehmen nicht außer Acht gelassen und ganz klar thematisiert.

Kinderbezogene Ziele Elternbezogene Ziele x Aufhebung des Tabus über die

elter-liche Sucht zu sprechen

x Suchtbezogene Informationsvermitt-lung an die Kinder […]

x Mitteilen von Erfahrungen, Wahr-nehmungen, Ängsten, Unsicherheit x Erleben einer Peer-Group von

gleichermaßen Betroffenen

x Erlebens des Gefühls verstanden zu werden

x Klärung der Beziehungswünsche gegenüber dem abhängigen Eltern-teil

x Abbau von Schuldgefühlen

x Reduktion der Verantwortungsüber-nahme

x Ermutigung zur Abgrenzung von den Eltern

x Ermutigung zum Kind sein

x Sensibilisierung für die Auswirkun-gen der eiAuswirkun-genen Sucht auf das Fami-liensystem

x Wahrnehmung der Betroffenheit des eigenen Kindes bzw. der eigenen Kinder

x Ggf. Wahrnehmung von Entwick-lungsdefiziten des eigenen Kindes bzw. Kinder

x Stärkung der Empathiefähigkeit ge-genüber den Kindern

x Reflexion der eigenen Elternrolle x Entwicklung alternativer

Eltern-kompetenzen

x Übernahme einer klaren Elternrolle x Verantwortungsübernahme

gegen-über dem Kind

x Abbau von Parentifizierung, Stär-kung der Elternbeziehung

Um diese Zielsetzungen zu erreichen, stehen verschiedene therapeutische Methoden zur Ver-fügung, wie z.B. Feedback-Übungen, Entspannungsübungen, Gruppen- und Einzelgespräche und systemische Methoden wie Familienskulpturarbeit oder die Imagination einer Tierfamilie (vgl. Quinten, C. 2008 S. 110f).

Die zweite Möglichkeit der Suchthilfe für Kinder von alkoholkranken Kindern im stationären Setting ist die gemeinsame Unterbringung innerhalb einer Klinik, bei welcher den Kindern die Möglichkeit gegeben wird, den therapeutischen Prozess der Eltern mit zu verfolgen und sie aktiv in den Veränderungsprozess mit einbezogen werden. Die Kinder können in diesem Setting einen gesunden und zugleich suchtpräventiven Alltag kennen und leben lernen. In diesen Konzepten geht es vor allem darum, dass ein gemeinsamer Lernprozess von Eltern und Kind stattfindet, da davon ausgegangen wird, dass es nicht allein ausreicht, wenn das Eltern-teil abstinent lebt. Ermöglicht werden kann dies durch die Zusammenarbeit verschiedener Fachbereiche im interdisziplinären Team. Beispielhaft soll hier das Angebot der Fontane Kli-nik erläutert werden, dass diese Möglichkeit der Hilfe folgendermaßen realisiert: Um den Kindern einen gesunden Lebensbereich zur Verfügung zu stellen verfügt die Klinik über sepa-rate Familienwohnbereiche, in denen die Kinder mit untergebracht werden können. Es beste-hen zudem eine Kindertagesstätte, ein Hort und eine Integrationsschule, welche die Betreuung des Kindes während Therapiezeiten der Eltern gewährleisten. Weiterhin kann eine Erzie-hungsberatung in Anspruch genommen werden und es besteht eine kinderärztliche Betreuung sowie ggf. weitere therapeutische Behandlungsmöglichkeiten für die Kinder (vgl. Jetzlau, N.

2006 S. 185ff). Weiterhin existiert eine Indikationsgruppe ‚Sucht und Familie‘, bei der es sich um ein Gruppenangebot handelt, in welchem die Auswirkungen der Sucht des Einzelnen auf die Familie thematisiert wird. Hierbei werden vor allem dysfunktionale Verhaltensmuster innerhalb der Familie besprochen, sowie spezifische Gefahren für die Kinder (vgl. Jetzlau, N.

2006 S. 190).

Um die Interaktion zwischen Mutter und Kind zu intensivieren und zu verbessern, können besonders solche Methoden als hilfreich erachtet werden, in denen gemeinsame Erfahrungen gemacht werden. Dies kann z.B. beim gemeinsamen Spielen, Gestaltungs- und Arbeitsthera-pien oder gemeinsamen Reiten der Fall sein. Eine professionelle Anleitung oder unterstützen-de Gespräche mit unterstützen-den Eltern können ergänzend eingesetzt werunterstützen-den (vgl. Strausfeld, P. 1994 S.

162f).