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Formen der Beratung für Kinder alkoholkranker Eltern

6. Beratung als Ansatz zur Hilfe für Kinder alkoholkranker Eltern

6.3. Formen der Beratung für Kinder alkoholkranker Eltern

Die Beratung von Kindern alkoholkranker Eltern kann in verschiedenen Bereichen der Bera-tungsarbeit möglich sein und sowohl face-to-face, als auch online stattfinden. Mögliche For-men der Beratung, in denen die Arbeit mit Kindern von alkoholkranken Eltern möglich ist, sollen im Folgenden kurz erläutert werden. Die BzgA nennt als Anlaufstellen für Angehörige von Alkoholabhängigen u.a. Fachberatungsstellen der Suchthilfe oder Beratungsstellen der Familienberatung (vgl. BzgA, Internetquelle).

Suchtberatung

Suchtberatungsstellen stellen eine Anlaufstelle für alle Menschen dar, die Fragen oder ein Anliegen zum Thema der Sucht haben. Hierbei können sie direkt oder indirekt von der Sucht betroffen sein. Die Beratungsstelle soll hier Auskunft geben, erste Informationen geben und die betroffene Person hinsichtlich der individuellen Situation beraten. Im weiteren Verlauf

kann sie weitere Hilfsangebote vorstellen und ggf. vermitteln. Das Angebot der Suchtbera-tung basiert hierbei auf der Freiwilligkeit des Ratsuchenden und ist kostenlos. Zudem unter-liegt das Personal der Suchtberatungsstelle der gesetzlichen Schweigepflicht nach §203 des StGB, obwohl diese in speziellen Fällen, wie z.B. Kindeswohlgefährdung aufgehoben wird (vgl. Preuß-Ruf, U. 2012 S. 54). Die Suchtberatung richtet sich demnach keineswegs nur an die erkrankte Person, sondern auch an die Angehörigen, die ebenfalls sekundär von der Krankheit betroffen sein können. Sie stellt somit ein potenzielles Beratungsangebot für Kin-der von alkoholkranken Eltern dar. Die Beratung kann ihnen Überlebens- und Krisenhilfen, Beratung, Betreuung sowie die Vermittlung in weiterführende Angebote bieten. Es gilt, je niedrigschwelliger die Arbeit ist, desto leichter fallen die Kontaktaufnahme und der Bezie-hungsaufbau mit dem Betroffenen. Eine stabile Beziehung stellt hierbei die Grundlage für die erfolgreiche Beratung dar. Ebenso wichtig sind die Berücksichtigung der individuellen Le-benswelt, die Orientierung an den Ressourcen der betroffenen Person, sowie die Orientierung am individuellen Ziel des Menschen. Neben der Beratung von Suchtkranken und ihren Ange-hörigen zählt auch die Präventionsarbeit zu den wichtigsten Aufgaben der Suchtberatung (vgl.

Vogt, I./Schmid, M. 2007 S. 1054ff). Um die Situation von potenziell gefährdeten Kindern abschätzen und darauf reagieren zu können, sollten Suchtberater und Suchtberaterinnen einen Blick für Kinder aus alkoholkranken Familien entwickeln und in Beratungsgesprächen mit Erwachsenen stets auch das Familiensystem abfragen. Nur so können mögliche Risiken der Kinder frühzeitig erkannt und entgegenwirkende Maßnahmen initiiert werden, indem auf ent-sprechende Angebote für Kinder hingewiesen wird und der Zugang zu den Hilfen eröffnet wird. Findet eine solche Analyse nicht statt, können die Folgen für die Entwicklung der Kin-der weitreichend sein (vgl. Erger, P. 2003, Internetquelle).

Erziehungsberatung

Bei der Erziehungsberatung handelt es sich um eine Leistung der Kinder- und Jugendhilfe.

Sie ist dementsprechend in §28 des SGB VIII verankert. Nach diesem Gesetz sollen die Er-ziehungsberatungsstellen Kindern, Jugendlichen, Eltern oder anderen Erziehungsberechtigten Unterstützung bei der Klärung und Bewältigung in verschiedenen Problembereichen anbieten.

Sowohl individuelle, als auch familiäre Probleme können in der Erziehungsberatung bearbei-tet werden (vgl. SGB VIII §28). Aus diesem Gesetz geht deutlich hervor, dass die Hilfe sich auch spezifisch an Kinder und Jugendliche in Problemlagen richtet. Kinder und Jugendliche aus alkoholbelasteten Familien, die mit den Belastungen innerhalb der Familie überfordert

sind oder andere individuelle Probleme sehen, können sich demnach an die Erziehungsbera-tungsstellen wenden und Unterstützung einfordern.

Die Erziehungsberatung erfordert im Gegensatz zu anderen Hilfeformen nach dem SGB VIII kein vorheriges Hilfeplangespräch, was den Zugang für Kinder und Jugendliche erleichtern und die Hemmschwelle, der Inanspruchnahme senken sollen. Die Erziehungsberatung stellt demnach prinzipiell ein niedrigschwelliges Angebot für Kinder, Jugendliche und ihre Fami-lien dar. Es lässt sich jedoch festhalten, dass die Einzelberatung von Kindern und Jugendli-chen mit ca. 40.000 Fällen jährlich weit hinter Beratungsprozessen mit den Eltern oder der gesamten Familie liegt (vgl. Uhlendorff, U./Euteneuer, M./Sabla, K. 2013 S. 132ff). Die An-lässe für die Beratung sind stets individuell. Es kann sich z.B. um Entwicklungs- oder Verhal-tensauffälligkeiten, Missbrauch oder Vernachlässigung innerhalb der Familie, Suchtprobleme oder andere familiäre Probleme handeln. Im Jahr 2004 gaben Suchtprobleme in 2,3% den Anlass für eine Erziehungsberatung, wobei aus diesen Zahlen nicht deutlich wird ob es sich um eine Suchtproblematik des Kindes oder der Eltern handelt (vgl. Körner, W./Hensen, G.

2008 S. 16).

Online-Beratung

Bei der Online Beratung handelt es sich um ein virtuelles Angebot, indem die Beratung mit-tels verschiedener Kommunikationsformen, wie z.B. E-Mail oder Chat in Kontakt treten kön-nen. Ort und Zeitpunkt der Problemformulierung können hierbei von den Ratsuchenden selbst bestimmt werden. Unter Einbezug von verschiedenen beraterischen Methoden, sollen ein kognitiv-emotionaler Lernprozess initiiert werden. In Folge dieses Lernprozesses wird es den ratsuchenden Personen ermöglicht neue Handlungsstrategien zu entwickeln oder Ressourcen aufzudecken, die sich bereits in der Vergangenheit bewährt haben. Die Zeitlichkeit von Onli-ne-Beratungsangeboten kann entweder synchron, also zeitgleich, wie z.B. beim Chat, aber auch asynchron, also zeitverzögert, wie z.B. bei der E-Mail-Beratung, stattfinden (vgl. Ei-chenberg, C./Kühne, S. 2014 S. 80f).

Die Seite kidkit.de ist speziell für die Kinder aus suchtkranken oder gewaltbelasteten Fami-lien entwickelt worden und bietet neben Aufklärung und Information auch Online-Beratung für betroffene Kinder an. Sie können sich hier anonym und kostenlos von qualifiziertem Per-sonal zu ihren individuellen Problemlagen beraten lassen. Das Internet bietet hier die Mög-lichkeit auch Kinder zu erreichen, die sich in ihrer Situation eher isolieren und evtl. keinen Mut finden, eine Beratungsstelle direkt aufzusuchen (vgl. Klein, M./Schwenzner, S. 2008 S.

205ff). Neben der Online-Beratung zeigt kidkit.de auch Beratungsstellen in der Nähe der Kinder und Jugendlichen auf und verweist auf ein telefonisches Beratungsangebot (vgl. kidkit [1], Internetquelle). Auf der Internetseite ist zudem der Beratungsansatz online einsehbar, der verschiedene Ziele der Beratung beschreibt, wie z.B. den Selbstbestimmungsaspekt der Bera-tung, die Ermutigung dazu über die Gefühle zu sprechen und auch darauf verweist, dass sie den Kindern und Jugendlichen in der Beratung weitere Hilfen vorschlagen und zugänglich machen können, wenn eine Online-Beratung als nicht mehr ausreichend empfunden wird (vgl.

kidkit [2], Internetquelle).

6.4. Anforderungen an eine Beratung für Kinder alkoholkranker Eltern