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Abbildung 6 : Häufigkeit der Befunde bei Gruppe 2 alle PCV2 positiv

5.1. PCV2 – Genomnachweis über die PCR

Bei den im Betrieb des Ferkelerzeugers entnommenen neugeborenen und drei Wochen alten Ferkeln war PCV2 über den Genomnachweis mittels PCR lediglich in den Lebern zweier neugeborener Ferkel aus Gruppe 1 nachweisbar, diese beiden Tiere waren lebend zur Welt gekommen und zeigten in der Sektion keinerlei pathomorphologische Veränderungen. Es handelte sich hierbei nicht um Wurfgeschwister. Grundsätzlich scheint damit eine intrauterine Infektion möglich zu sein, dies deckt sich mit den Angaben von ALLAN et al. (1995), die in Felduntersuchungen PCV (n. typ.) ebenfalls in den Geweben zweier totgeborener Ferkel nachweisen konnten, sowie von WEST et al. (1999), die über den Nachweis von PCV2 in einem Wurf abortierter und totgeborener Ferkel berichteten.

Für die Verbreitung des Virus kann der vertikalen Übertragung jedoch in diesem Fall nur eine geringe Bedeutung beigemessen werden, da selbst bei den Wurfgeschwistern der positiven Ferkel PCV2 nicht nachgewiesen werden konnte.

Auch für eine horizontale Verbreitung des Virus im Betrieb des Ferkelerzeugers gibt es aufgrund der durchgehend negativen Nachweise im Alter von 3 Wochen keine Hinweise, erst im Bestand des Aufzüchters und Mästers wurden wieder PCV2 – Virusträger gefunden.

Nimmt man Bezug auf die Ergebnisse des PCV2 – Genomnachweises aus Organen bei

„verendeten oder euthanasierten moribunden Tieren ab der 4 . Lebenswoche“ aus Gruppe 1, so scheint eine horizontale Verbreitung vor dem 50. Lebenstag stattgefunden zu haben, denn das erste Tier mit positivem Nachweis verendete am 50. Lebenstag, es folgten zwei Tiere, die PCV2-negativ waren, und ab einem Alter von 67 Tagen waren alle untersuchten Tiere bis ca.

zum 120. Tag nahezu durchgehend in den 7 untersuchten Organen und Geweben PCV2-positiv. Bei später zur Sektion gekommenen Tieren scheint ein Rückzug des Erregers in bestimmte Organe stattgefunden zu haben, denn der Nachweis von PCV2 gelang hier nur noch ungefähr in der Hälfte der untersuchten Organsysteme. Das letzte vollständig sezierte Tier, das auf dem Transport zum Schlachthof am 262. Lebenstag verendete, war letztendlich in allen untersuchten Proben PCV2 negativ.

Ähnlich verhält es sich auch bei den „verendeten oder euthanasierten moribunden Tieren ab der 4. Lebenswoche“ aus Gruppe 2. Da hier jedoch das erste Tier erst im Alter von 57 Tagen zur Sektion kam, fehlt der Vergleich zu PCV2-negativen Tieren aus dem früheren Zeitraum, um Rückschlüsse auf den Zeitpunkt der Infektion zu ziehen. Auch in dieser Gruppe gelang

der Nachweis bei den sezierten Tieren abgesehen von wenigen Ausnahmen nahezu durchgehend in den 7 untersuchten Organen und Geweben bis ca. zum 120. Lebenstag. Die beiden später untersuchten Tiere waren wiederum nur noch in ungefähr der Hälfte der untersuchten Proben PCV2-positiv.

Offen bleibt bei beiden Gruppen die Quelle des Viruseintrags. Da PCV2 in diesem Betrieb schon seit Herbst ´98 nachgewiesen wurde, ist eine Persistenz des Virus in der Stallhülle naheliegend. Ein Eintrag durch latent infizierte Ferkel innerhalb der Gruppen ist bei Gruppe 1 aufgrund des Nachweises bei 2 neugeborenen Ferkeln nicht auszuschließen, aber wahrscheinlich von untergeordneter Bedeutung, zumal bei den 3 Wochen alten Ferkeln PCV2 in keinem Fall nachgewiesen wurde. Bei Gruppe 2 tritt diese Möglichkeit aufgrund der durchgehend negativen Befunde bei neugeborenen und 3 Wochen alten Ferkeln noch mehr in den Hintergrund.

Im umschriebenen Zeitraum vom ca. 60. – 120. Lebenstag gelang der Nachweis von PCV2 in beiden Gruppen unabhängig vom Vorhandensein von pathomorphologischen Befunden, die auf eine PCV2 – Infektion hinwiesen. Auch die in der 12. Lebenswoche sezierten klinisch unauffälligen Kontrolltiere waren in nahezu allen 7 untersuchten Organen und Geweben PCV2-positiv, ebenso wie ein Großteil der über den Nasentupfer untersuchten kranken und gesunden Tiere aus der 12. Lebenswoche.

Diese Ergebnisse deuten daraufhin, daß ein Großteil der Tiere, wenn nicht sogar nahezu alle, während dieser Zeit eine Infektion mit anschließender Virämie des Erregers durchlaufen haben. Dennoch führte eine Infektion mit PCV2 nicht zwangsläufig zu einer Erkrankung, es scheint, als ob ein oder mehrere Kofaktoren hierbei eine Rolle spielen.

Ein weiterer Beleg für die hohe Prevalenz des Virus ist die Tatsache, daß selbst bei den Schlachtschweinen bei ungefähr der Hälfte der Tiere PCV2 im bronchialen Lymphknoten nachgewiesen werden konnte.

Ziel der Untersuchung war weiterhin, die Zuverlässigkeit des Genomnachweises aus dem Nasentupfer dem Nachweis aus Organen gegenüberzustellen. Dabei zeigte der Nachweis aus dem Nasentupfer nur eine Sensitivität von 0,5 bei einer Spezifität von 1,0 gegenüber dem Organnachweis. Berücksichtigt man nur Tiere, die im Zeitraum von 70 bis 120 Tagen zur Sektion kamen, so steigt die Sensitivität auf 0,64.

Für diese Befunde bieten sich 2 Erklärungsansätze an:

1. PCV2 ist aus dem Nasentupfer nur während eines bestimmten Zeitraumes im Laufe der Virämie nachweisbar. Möglich wäre, daß die Epithelien der Nasenschleimhaut nicht primäre Zielzellen nach Infektion mit dem Virus sind, sondern daß erst nach der Vermehrung in den lymphatischen Organen und anderen Geweben zu einem gewissen Zeitpunkt der Virämie eine Infektion der Epithelien des Atemwegstraktes stattfindet. Im Zuge einer möglichen lokalen Elimination des Virus ist es nach dem 120. Lebenstag hier nicht mehr nachweisbar.

2. Wieder davon ausgehend, daß PCV2 im Laufe der Virämie nur temporär in der Nasenschleimhaut nachzuweisen ist, könnten Nasenschleimhautepithelien nach aerogener Transmission auch zuerst infiziert werden und eine Virämie von dort aus stattfinden. Der Nachweis im Nasentupfer wäre somit der Ausdruck einer gerade stattgefundenen Infektion, bzw. ständigen Reinfektion. Dies würde erklären, warum der Nachweis im Nasentupfer bei Gruppe 1 häufiger gelang, denn aufgrund der Größe von Gruppe 1 und der damit verbundenen höheren Belegdichte in den Aufzuchtabteilen müsste man hier von einer insgesamt höheren Virusbelastung und somit Infektions- bzw. Reinfektionsgefahr für das Einzeltier rechnen als bei Gruppe 2. Der fehlende Nachweis nach dem 120.

Lebenstag könnte wieder als Folge der Elimination des Virus aus der Nasenschleimhaut gewertet werden, fehlende Nachweise bei organpositiven Tieren vor diesem Zeitpunkt, insbesondere vor dem 70. Tag müssten damit jedoch als durch die Methodik, evtl. durch die Entnahmetechnik bedingte falsch negative Ergebnisse gesehen werden.

Im Bezug auf die Brauchbarkeit des Nachweises aus dem Nasentupfer als einfache Alternative zum Nachweis aus Organen bleibt festzuhalten, daß dieser Nachweis aufgrund der genannten Möglichkeiten nicht bei allen Virusträgern auch positive Befunde ergibt und somit nur unter Vorbehalt empfohlen werden kann. Alternativ bietet sich für die Diagnostik am lebenden Tier die Entnahme von Gewebe des inguinalen Lymphknotens, die zwar mit größerem Aufwand verbunden ist, dafür aber einen sicheren Nachweis liefert.

Grundsätzlich ist der Nachweis von PCV2 – Genomfragmenten im Nasentupfer jedoch ein wichtiger Hinweis auf eine mögliche horizontale Übertragung des Virus über Tröpfcheninfektion, die im vorliegenden Fall eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung des Virus innerhalb der Population gespielt haben könnte. Auch der Nachweis von PCV2 in Kot, Speichel und Augentupfern (KRAKOWKA, persönliche Mitteilung, zitiert nach ALLAN u. ELLIS 2000) stützt die These der Bedeutung der horizontalen Transmission über Körperse-

und –exkrete bei der Verbreitung von PCV2, weitere Studien werden jedoch nötig sein, um die Rolle der verschiedenen Übertragungsmechanismen definitiv klären zu können.

5.2. Klinische Beobachtungen

Anhand der in der Literatur beschriebenen Symptome des Krankheitsbildes PMWS wird deutlich, daß man aufgrund klinischer Befunde allenfalls die Verdachtsdiagnose PMWS aussprechen kann. Die Symptome von PMWS sind relativ unspezifisch und können letztlich für viele andere Erkrankungen stehen. Ein grundsätzliches Problem bei der klinischen Manifestation der PCV2 – Infektion im Rahmen von PMWS stellen bakterielle und virale Koinfektionen dar, die das klinische Bild maßgeblich beeinflussen und variieren können.

Auf der einen Seite ist nachgewiesen, daß PCV2 sich in einem breiten Spektrum von Organen repliziert und hier pathomorphologische Veränderungen verursacht, von daher ist eine vielfältige klinische Symptomatik auch zu erwarten. Andererseits konnten KENNEDY et al.

(2000) zwar im Infektionsversuch pathomorphologische Veränderungen von PMWS, wenn auch nur abgeschwächt, reproduzieren, jedoch nur bei einem einzigen Tier auch klinische Veränderungen beobachten. Daher stellt sich die Frage, ob klinische Symptome, die dem Krankheitsbild PMWS zugeordnet werden, nicht in vielen Fällen erst das Resultat einer PCV2 – Infektion und viraler Koinfektion oder bakterieller Sekundärinfektion sind.

Die dargestellte Problematik spiegelt sich anhand der Ergebnisse der klinischen Beobachtungen dieser Untersuchung wider. Die zu Beginn der Aufzucht in Gruppe 1 beobachteten Durchfälle waren im Nachhinein nicht in kausalen Zusammenhang mit einer PCV2 – Infektion zu bringen, wenngleich dies bei an PMWS erkrankten Tieren als Symptom beschrieben wird. Bei den in diesem Zeitraum verendeten Tieren handelte es sich in der Regel um gut entwickelte Tiere, die plötzlich verendeten und daher auch als nicht als verdächtig für das Krankheitsbild PMWS eingestuft wurden. Im Nachhinein stellten sie sich als Fälle von Coli – Enteritis bzw. Colienterotoxämie heraus.

Die weiteren klinischen Beobachtungen in Gruppe 1 decken sich weitestgehend mit den in der Literatur gemachten Angaben. Hier waren die für das Krankheitsbild PMWS beschriebenen protrahierten Krankheitsverläufe mit den Leitsymptomen Kümmern, Dyspnoe, Husten und Blässe ( HARDING 1996, 1999; DAFT et al. 1997; SEGALES et al. 1997) bei der Mehrzahl der erkrankten und schließlich verendeten Tiere festzustellen, wobei der Husten sicherlich die Folge der in der Sektion häufig beobachteten katarrhalisch-eitrigen Bronchopneumonien war.

Klinisch sichtbar vergrößerte inguinale Lymphknoten, wie sie von HARDING (1996, 1999) beschrieben werden, konnten bei diesen, wie auch den Tieren der 2. Gruppe nicht beobachtet werden, wenngleich sie sich bei vielen verendeten Tieren in der Sektion als vergrößert herausstellten.

Wesentlich uneinheitlicher stellte sich das klinische Bild bei Gruppe 2 dar. Neben den bei Gruppe 1 beschriebenen Leitsymptomen sowie Hautveränderungen, die in 2 Fällen auf ein porzines Dermatitis–Nephropathie-Syndrom hinwiesen, zeigten hier auch einige Tiere zentralnervöse Störungen. Dieses Symptom, das in ersten Veröffentlichungen von HARDING (1996) auch im Rahmen von PMWS beobachtet wurde, wird in späteren Veröffentlichungen desselben Autors (HARDING 1999) jedoch nicht mehr erwähnt. Weiterhin wurden am Höhepunkt des Krankheitsgeschehens in der 12. Lebenswoche multiple Lahmheiten, bedingt durch Polyarthritiden, bei einigen Tieren festgestellt. Diese Tiere konnten jedoch in der Regel erfolgreich therapiert werden. Andere Tiere starben dagegen plötzlich ohne deutliche klinische Symptomatik.

Im Nachhinein konnte bei vielen verendeten Tieren, deren klinische Symptomatologie keine deutlichen Hinweise auf das Krankheitsbild PMWS ergab, Strept. suis isoliert werden.

Wahrscheinlich war die Klinik dieser Tiere in Gruppe 2 maßgeblich durch die Infektion mit diesem Keim beeinflusst. Dies soll nicht bedeuten, daß die PCV2 – Infektion in diesem Fall überhaupt keine Rolle gespielt hat, denn die typischen Veränderungen der lymphatischen Organe waren auch bei diesen Tieren oft zu finden. Bei dem beobachteten Krankheitsgeschehen in Gruppe 2 stellt sich weiterhin die Frage, welchen Einfluß die durchgeführte AK-Impfung hier gehabt haben kann, da direkt im Anschluß daran ein massiver Krankheitseinbruch in der 12. Lebenswoche stattfand. Möglicherweise war dieser zusätzliche

„Stressfaktor“ der Auslöser zur klinischen Manifestation bereits vorhandener latenter Infektionen. In Gruppe 1 dagegen hat die AK-Impfung sicherlich keinen Einfluß auf das Krankheitsgeschehen gehabt, da sie hier erst nach dem massiven Krankheitseinbruch durchgeführt wurde.

Ein beiden Gruppen gemeinsames Merkmal war letztlich, daß bei einer Morbidität, die in beiden Gruppen zu keinem Zeitpunkt wesentlich höher als 20% war, die Mortalität jedoch relativ hoch war. In Gruppe 1 betrug sie 10,7% und in Gruppe 2 sogar 15,7%, erkrankte Tiere waren in den meisten Fälle therapieresistent. Diese Beobachtung wurde bereits von anderen Autoren gemacht ( HARDING 1996; SEGALES u. DOMINGO 1999 ).

Insgesamt bleibt festzuhalten, daß beim gleichzeitigen Auftreten mehrerer typischer klinischer Symptome, wie Kümmern, Dyspnoe und sichtbar oder tastbar vergrößerter inguinaler

Lymphknoten sicherlich ein begründeter Verdacht auf PMWS ausgesprochen werden kann.

Die Klinik wird jedoch durch bakterielle Sekundär- und virale Koinfektionen mitunter stark modifiziert , und so sollte eine definitive Diagnose erst aufgrund weiterführender Untersuchungen ( Pathomorphologie in Korrelation mit PCV2 – Genomnachweis ) gestellt werden.

Auch bei dem klinischen Verdacht von PDNS können Differentialdiagnosen wie klassische Schweinepest oder eine bakterielle Sepsis erst durch weiterführende Untersuchungen ausgeschlossen werden.