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Ortsbilder von nationaler und regionaler Bedeutung (ISOS)

Im Dokument Ersatz Kernkraftwerk Mühleberg (Seite 148-153)

5 Auswirkungen auf die Landschaft

5.2 Kulturgüter und Archäologie

5.2.4 Ausgangs- und Referenzzustand .1 Rechtsaspekte und -verankerung

5.2.4.3 Ortsbilder von nationaler und regionaler Bedeutung (ISOS)

Das Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder von nationaler Bedeutung (ISOS)

unterscheidet zwischen Ortsbildern von lokaler, regionaler und nationaler Bedeutung. Die Liste der Ortsbilder von nationaler Bedeutung wurde vom Bundesrat in Kraft gesetzt. Die Ortslisten erscheinen in der Verordnung des Bundesinventars der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz vom 9.9.1981 (VISOS) [13].

Zu den Objekten von nationaler Bedeutung im ISOS gehören unter anderem:

• Fabrikorte, an denen die Entwicklung industrialisierter Regionen im 19. und 20. Jahrhundert abgelesen werden kann

• grossflächige Kulturlandschaften, in denen die Bauten – kleine Hofgruppen, Ställe und Scheunen – vom Talboden oder den Hängen nicht zu trennen sind.

Denkmäler und Kulturgüter des Kantons Bern werden ins kantonale Bauinventar aufgenommen.

Im Vordergrund der Schutzbestrebungen stehen die Bauten, die als schützenswert eingestuft worden sind, und die erhaltenswerten Bauten in Ortsbildperimetern und Baugruppen.

Nachfolgend werden schützens- oder erhaltenswerte Ortsbilder beschrieben, welche temporär oder permanent vom EKKM Projekt betroffen werden. Karte 10 zeigt die Inventarobjekte im grösseren Zusammenhang, Karte 11 fokussiert auf den Raum Mühleberg und Karte 12 auf das Gebiet Riedbach. Auf die weiteren schützens- oder erhaltenswerten Ortsbilder, welche zwar im Untersuchungsperimeter liegen, aber durch das Projekt nicht tangiert werden, wird nicht näher eingegangen.

Abb. 5.2-1: ISOS-Standorte, welche durch das EKKM Projekt tangiert werden

Quellen: B+S, UVB 1. Stufe, Kapitel 6.11.4 [127], Kartengrundlage PK25 © Swisstopo (DV758.3), ISOS

Riedbach

Riedbach (Gemeinde Bern) ist im ISOS als Objekt von nationaler Bedeutung aufgeführt (Karte 12).

Der in der fruchtbaren Senke des Gäbelbaches gelegene Weiler gliedert sich in vier Ortsteile. Der haufenförmige, bäuerliche Kern und das jüngere Strassendorf liegen am sanft abfallenden

Nordhang, die Baugruppen Riedbachmühle und Rebmatt am Fuss des steileren Südhangs. Der

dem Hangfuss entlang fliessende Gäbelbach bildet die Gemeinde- und Bezirksgrenze zwischen Bern und Frauenkappelen beziehungsweise zwischen Bern und Laupen. Intensiv genutzte Äcker und Wiesen umschliessen sämtliche Siedlungsteile. Der Kern der Siedlung, der alte,

haufenförmige Ackerbauernweiler, besteht aus sechs Bauernhöfen und rund einem Dutzend landwirtschaftlicher Nebengebäude. Haupterschliessungsachse ist der hangparallel verlaufende Gassenraum, den die Häuser in dichter Folge giebel- oder traufständig säumen. Die Wohnteile sind mehrheitlich nach Süden orientiert.

Hohe Lagequalitäten hat Riedbach dank der weitgehend unverbauten Umgebung, die eine ungestörte wechselseitige Sichtverbindung zwischen den einzelnen Ortsteilen ermöglicht. Die hohen räumlichen Qualitäten konzentrieren sich auf den intakten bäuerlichen Kern mit seinem grossartigen Hauptgassenraum und den stimmungsvollen Mühlenvorplatz.

Die klare Gliederung der Siedlung in einen Ackerbauernweiler, eine Mühlegruppe und ein ländliches Bahnhofquartier hat besondere architekturhistorische Qualitäten. Dazu kommt der reiche Bestand an bäuerlicher Architektur aus dem 18. und 19. Jahrhundert und die seltene Konzentration von Putzbauten städtischen Gepräges aus den Jahren um 1900 (Auszug aus der publizierten Aufnahme ins ISOS-Inventar 2006).

Abb. 5.2-2: Foto von Riedbach: Blick von Riedbachstr. (l) und Rosshäusernstr. (r) auf Dorfkern

Quelle: B+S, UVB 1. Stufe, Kapitel 6.11.4 [127]

Werksiedlungen

Gleichzeitig wie das Kraftwerk wurde auf einer Hangterrasse oberhalb der Zentrale eine Werksiedlung für die Maschinistenfamilien gebaut. Die Siedlung besteht aus 6

Doppeleinfamilienhäusern für Maschinisten und einem Einfamilienhaus für den Obermaschinisten.

Ein Hauptmerkmal der kleinen, in Fachwerk konstruierten Wohnhäuser bilden die seitlich abgeschleppten Halbwalmdächer. Die Fassaden sind mit gelbem und dunkelrotem Eternit verrandet, was zusammen mit den umzäunten Gärten der Siedlung eine gewisse Buntheit verleiht.

Die Werksiedlung ist trotz Veränderung von beachtlichem typologischem Wert.

Werksiedlung Krähenfeld

Die Werksiedlung Krähenfeld ist im Bauinventar des Kantons Bern aufgenommen und wird als erhaltenswert eingestuft (vgl. Karte 12).

Nach dem 2. Weltkrieg wurde oberhalb des Waldes die Werksiedlung Buttenried erstellt, welche 1959, 1965 und 1970 erweitert wurde. Die Siedlung besteht aus 3 Doppel-Einfamilienhäusern (unter Heimatstil-Einfluss ländlich angepasste Hausformen), 2 "modernen" 4-Familien-Häusern (mit Sichtbackstein-Stirnseiten) und 4 Mehrfamilienhäusern (mit gemeinsamen Grünbereichen).

Werksiedlung Buttenried

Die Werksiedlung Buttenried ist im Bauinventar des Kantons Bern aufgenommen und gilt als schützenswerte Baugruppe (vgl. Karte 11).

Abb.5.2-3: Fotos Werksiedlungen Krähenfeld und Buttenried

Doppeleinfamilienhaus der Werksiedlung Krähenfeld mit gelbem und dunkelrotem Eternit verrandeten Fassaden

Häuser mit unter Heimatstil-Einfluss ländlich angepassten Hausformen, Sichtbackstein-Stirnseiten und gemeinsamen Grünbereichen

Quelle: B+S, UVB 1. Stufe, Kapitel 6.11.4 [127]

Wasserkraftwerk Mühleberg

Das Wasserkraftwerk ist im ISOS als Objekt (Spezialfall) von nationaler Bedeutung aufgeführt (Karte 11).

"Die imposante Kraftwerkanlage liegt im tiefen, stark bewaldeten Tal der Aare. Sämtliche Hochbauten wirken dank ihres Volumens und ihrer grosszügig befensterten Sichtbetonfassaden äusserst modern und kontrastieren eindrücklich mit der umliegenden Landschaft. Die Baugruppe wird vom Talriegel dominiert, den das mächtige Stauwehr und das mit ihm kombinierte

Maschinenhaus zusammen bilden. Das Maschinenhaus, in dem 7 Turbinen stehen, ist 122 m lang und 20 m breit. Die Sichtbetonfassaden aller Gebäude (Schalthaus, Maschinensaal, Werkstatttrakt, Pavillon) sind bis ins Detail durchgestaltet und machen die Anlage zum architektonischen Ereignis.

Gemessen an der Erbauungszeit zählt das Wasserkraftwerk zu den Pionierleistungen der

damaligen Schweizer Architektur. Abgewinkelt zum Maschinensaal steht das Schalthaus, dahinter das ehemalige Ölmagazin" (Auszug aus dem ISOS-Band Kanton Bern 1998).

Abb. 5.2-4: Fotos vom Wasserkraftwerk Mühleberg

Wasserkraftwerk Mühleberg und Wehrbrücke Wasserkraftwerk Mühleberg und Umgebung Quelle: BKW FMB Energie AG

Das Wasserkraftwerk (ISOS-Objekt B 0.1) und die Werksiedlung Krähenfeld (Objekt B 0.2) sind als Spezialfall im ISOS und im Bauinventar als schützenswerte Baugruppe aufgeführt. Teil des

schützenswerten Ortsbilds sind dabei auch die Umgebungszonen:

Umgebungsschutz

• Umgebungszone Wiesland-Uferstreifen Niederruntigen (U-Zo II)

• Umgebungszone Werksiedlung Krähenfeld (U-Zo III)

Abb. 5.2-5: Foto vom Betrachtungsstandort 1a mit Blick auf EKKM-Gelände

Blick von der Talmatt mit Sicht auf die Zentrale Netzleitstelle und Unterstation (Betrachtungsstandort 1a).

Durch die Aareschlaufe hat das EKKM keine optische Verbindung zum Wasserkraftwerk Quelle: B+S, UVB 1. Stufe, Kapitel 6.12 [127]

Das ISOS formuliert für die beiden Umgebungszonen das Erhaltungsziel "a": "Erhalten der Beschaffenheit als Kulturland oder Freifläche. Die für das Ortsbild wesentliche Vegetation und Altbauten bewahren, störende Veränderungen beseitigen". Folgende Erhaltungshinweise werden aufgeführt: kein Baugebiet, strenge Gestaltungsvorschriften für standortgebundene Bauten, spezielle Vorschriften an Altbauten.

Ausdehnung und Schutzziele der Umgebungszonen

Ebenso im ISOS aufgeführt ist das Ortsbild von Riedbach, dessen Häuser im Bauinventar als schützenswerte Kulturobjekte beschrieben sind. Die Werksiedlung Buttenried ist ebenfalls als schützenswerte Baugruppe im Bauinventar des Kantons Bern aufgenommen.

Im eidgenössischen Inventar der historischen Verkehrswege der Schweiz sind mehrere historische Verkehrswege von nationaler, regionaler und lokaler Bedeutung bezeichnet. Deren Verlauf ist auf weiten Strecken identisch mit den heutigen Wanderwegen und der Erschliessungsstrasse (vgl.

auch Karte 6, Karte 10, Karte 11, Karte 12).

Im Dokument Ersatz Kernkraftwerk Mühleberg (Seite 148-153)