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Auswirkungen auf die lokale und regionale Wirtschaftsentwicklung

Im Dokument Ersatz Kernkraftwerk Mühleberg (Seite 197-200)

7.1 Grundlagen

[129] BAK Basel Economics (2007): Volkswirtschaftliche Bedeutung der Stromwirtschaft für den Kanton Bern. Studie im Auftrag des HIV Bern und des Verbandes Berner KMU.

Dezember 2007.

[130] BAK Basel Economics (2008): Ersatz Kernkraftwerk Mühleberg. Auswirkungen auf die lokale und regionale Wirtschaft. Basel, 2008.

Für die Erarbeitung der in diesem Kapitel vorgestellten Ergebnisse wurde die BAK Basel Economics beauftragt. Die BAK Studie [130] ist im Anhang zu Kapitel 7 (Beilage 1) angefügt.

7.2 Zielsetzungen

Im Zusammenhang mit dem vorliegenden Bericht über die Abstimmung mit der Raumplanung wird eine Analyse zweier energiewirtschaftlicher Produktions- und Versorgungsprozesse für den Standort Mühleberg durchgeführt. Zum einen wird davon ausgegangen, dass das bestehende Kernkraftwerk Mühleberg 2020 die Stromproduktion einstellt und kein Ersatz geschaffen wird.

Zum anderen wird unterstellt, dass der Neubau eines modernen Kernkraftwerkes ca. 2025 in Betrieb genommen würde.

Im Mittelpunkt der Studie steht die Abschätzung der Auswirkungen dieser energiewirtschaftlichen Produktionsprozesse auf die regionale Wirtschaft und deren Entwicklung bis 2050. Die

Analyseregionen R05 und R15 sind definiert als Perimeter im Umkreis von 5 km bzw. 15 km des Kernkraftwerkes Mühleberg. R05 weist im Jahr 2006 eine Bevölkerung von rund

24'000 Einwohnern auf, die Region R15 zählt rund 400'000 Einwohner.

Es wird untersucht, mit welchen Wertschöpfungs-, Beschäftigungs-, Einkommens- und

Steuereffekten der Betrieb eines modernen Reaktors in diesen beiden Regionen verbunden wäre.

Hierbei werden nicht nur diejenigen Effekte berücksichtigt, die sich beim Anlagebetreiber des Kraftwerkes ergeben, sondern auch sämtliche Folgeeffekte, die sich über die wirtschaftliche Verflechtung des Kraftwerkes, seinen Beschäftigten und der übrigen Wirtschaft ergeben.

Aufbauend auf den Ergebnissen der Impact-Analyse wird im Rahmen einer Szenarioanalyse untersucht, welche Auswirkungen der Bau eines neuen Kernkraftwerkes auf die langfristige regionale wirtschaftliche Entwicklung in den beiden Regionen R05 und R15 hat. Es werden die beiden Szenarien MIT EKKM und OHNE EKKM unterschieden. Hierbei steht die Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes und der Beschäftigung zwischen 2008 und 2050 im Mittelpunkt.

7.3 Energiewirtschaftliche Produktionsprozesse

7.3.1 Annahmen

In der Impact-Analyse werden zwei energiewirtschaftliche Prozesse der Stromproduktion bzw.

-versorgung im Kanton Bern analysiert:

KKM: Das bestehende Kernkraftwerk Mühleberg stellt die Stromproduktion ein. Es wird kein Ersatz geschaffen. Die Differenz zum benötigten Strom wird importiert. Die

Produktionsprozesse im Zusammenhang mit dem "KKM" werden in der Impact-Analyse positiv formuliert, d.h.: wie hoch ist der Effekt des Kernkraftwerkes Mühleberg.

EKKM: Das bestehende Kernkraftwerk Mühleberg wird abgeschaltet und durch eine neue Anlage ersetzt.

7.3.2 Produktionsprozess KKM und EKKM

Die BAK-Studie [130] untersucht die volkswirtschaftlichen Konsequenzen verschiedener Energie-szenarien für die Regionen R05 und R15. Nachfolgend werden die energiewirtschaftlichen Aspekte dieser Szenarien kurz vorgestellt. Hierbei spielen vor allem verschiedene Annahmen bezüglich der Technologie, der Kosten und der Leistung der verschiedenen Varianten der Stromproduktion eine Rolle.

Kernkraftwerk Mühleberg (KKM) Vorleistungskosten

Die Vorleistungen machen im mehrjährigen Durchschnitt rund 45% des Outputs aus und entfallen vor allem auf Brennelemente (25%), Beratungsdienstleistungen, Ingenieurbüros und

Sicherheitsmessungen (22%) sowie auf Geräte der Elektrizitätserzeugung (14%).

Personalkosten

Das Kernkraftwerk beschäftigt 295 Personen. Die Personalkosten betragen im KKW Mühleberg rund 36 Mio. Franken. Dies ergibt einen Betrag von 122'000 Franken pro Beschäftigten. Der Anteil der Personalkosten am gesamten Output beträgt im mehrjährigen Durchschnitt 29%.

Leistung

Das KKM hat eine Nettoleistung von 355 MW und produziert im Jahr durchschnittlich 2.9 TWh.

Dies macht etwa 4.5% der schweizerischen Landeserzeugung aus.

Neues Kernkraftwerk (EKKM) Vorleistungskosten

Die Vorleistungen betragen durchschnittlich 42% des Outputs. Gegenüber dem Produktions-prozess "KKM" sind die Vorleistungen der Branche, in der die Brennstoffelemente zugeordnet sind, signifikant geringer, da das neue Kraftwerk die Primärenergiequelle Uran besser ausnützen kann.

Personalkosten

Im EKKM werden rund 400 Personen im Kraftwerk beschäftigt sein. Trotz der rund 5-fachen Leistung gegenüber dem KKM steigt der Personalbedarf nur um ein Drittel. Diese

Rationalisierungseffekte sind vor allem auf die verbesserte und rechnergestützte Kraftwerkssteuerung und -wartung zurückzuführen.

Leistung

Die elektrische Nettoleistung des neuen Kraftwerkes wird bei 1'450 MW mit einer Toleranz von rund plus / minus 20% liegen. Mit einem üblichen Arbeitsausnutzungsgrad von 93% eines Druckwasserreaktors von 1'600 MW Leistung resultiert eine mittlere jährliche Stromproduktion von ungefähr 13 TWh. Dieser Wert wurde in den Modellberechnungen "EKKM" unterstellt.

7.3.3 Regionalwirtschaftliche Verflechtung

Die räumliche wirtschaftliche Verflechtung des Kernkraftwerkes Mühleberg (KKM) zeigt sich zum einen in der Verteilung der Beschäftigten im Raum, zum anderen in der geografischen Verteilung der Zulieferfirmen. Anhand detaillierter Angaben der BKW zum Wohnort der Beschäftigten sowie Angaben zu den Unternehmen, von denen Material bezogen wird, können diese Aspekte etwas genauer analysiert werden und im Hinblick auf die Modellierung der Erstrundeneffekte in der Impact-Analyse verwendet werden. Denn für die indirekte Wertschöpfungswirkung in den Regionen R05 und R15 ist es wichtig, wo die Beschäftigten ihr Einkommen letztlich konsumieren und wo die Vorleistungsgüter produziert werden. Neben Material bezieht das Kraftwerk natürlich auch Dienstleistungen von anderen Unternehmen, bei denen ebenfalls Wertschöpfung anfällt.

Abb. 7.3-1: Geografische Verteilung der Materialbeschaffung durch das KKM (Produktionsort)

Quelle: BAK Basel Economics [130]

Rund 21% der Materialvorleistungen des KKM stammen aus dem Ausland. Wie in Abb. 7.3-1 und Abb. 7.3-2 zu sehen ist, wird auch der Grossteil des in der Schweiz hergestellten Materials von ausserhalb der Regionen R05 und R15 bezogen. Je dunkler die Fläche eingefärbt ist, desto mehr Material wird von Unternehmen dieser Gemeinde bezogen. Der Anteil der Materiallieferungen aus dem Perimeter R15 an den gesamten Materialkosten beträgt lediglich ein Viertel (R05: 1%).

Ausserhalb R15 profitiert der Raum um Zürich am stärksten vom Produktionsstandort Mühleberg.

Hier konzentrieren sich einige Materialzulieferer.

Werden die gesamten Vorleistungen und nicht nur die Materialvorleistungen betrachtet, so ist der Anteil der (vom KKM) bezogenen Leistungen sowohl in R05 als auch in R15 deutlich höher.

Der Grund dafür liegt darin, dass das Kernkraftwerk (KKM) neben Material auch Dienstleistungen (z.B. Ingenieurbüros, Sicherheitsfirmen, Unternehmensberatung) nachfragt, welche eine viel geringere Importneigung aufweisen.

In Bezug auf die KKM-Beschäftigten zeigt die räumliche Verteilung eine sehr grosse Konzentration um den Betriebsstandort. Rund drei Viertel der Belegschaft wohnen im Perimeter R15, rund ein Viertel der insgesamt Beschäftigten im Perimeter R05. Mit wenigen Ausnahmen wohnt der Rest der Belegschaft in den Kantonsgebieten Bern und Freiburg ausserhalb R05 und R15.

Im Dokument Ersatz Kernkraftwerk Mühleberg (Seite 197-200)