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5.4 Ergebnisse

5.4.8 NeukundInnenakquisition

Bei der Kategorie NeukundInnenakquisition und in Bezug auf die Frage "Was spricht Ihrer Meinung nach dafür, ein deutsches Elektro-Auto zu kaufen, anstatt ein amerikanisches?" er-wähnen die ExpertInnen übereinstimmend den Patriotismus, den Premiumaspekt und die Qua-lität als wesentliche Punkte. Ihnen zufolge wählen die KundInnen innerhalb dieses Rahmens die Fahrzeugart selber aus. Dabei kann keine Trennung nach Ländern erfolgen. Insgesamt kann der europäische Markt durch den europäischen Einkauf gestärkt werden. Ein/e ExpertIn er-wähnt eine vor Ort verfügbare Werkstatt und die Möglichkeit, Ersatzteile zu beschaffen, als wichtige Aspekte bei der NeukundInnenakquisition. Weiters wird der Fahrspaß als ein wichti-ger Faktor gesehen, zusätzlich ist der Preis von Bedeutung.

Ein/e ExpertIn erwähnt, dass amerikanische Fahrzeuge in Europa nicht miteinander verglichen werden können und nennt Zuverlässigkeit als unerlässlichen Aspekt. Für ExpertIn 7 ist die so-genannte Power of Choice wichtig und soll den KundInnen angeboten werden. Die Transfor-mation muss glaubhaft kommuniziert werden. ExpertIn 8 meint, es spreche dafür, dass das Neu-produkt auch in Zukunft z. B. ein typischer Mercedes Benz bleibt. Denn mit Mercedes werden zentrale Tugenden verbunden, die Reputation der Marke, Strahlkraft, Qualität, Langlebigkeit, Service, Sicherheit und das emotionale KundInnenerlebnis. Weiter sind aktuell und vor allem in Zukunft digitale Aspekte wichtig. Diese Ansprüche, die z. B. Mercedes an sich selber stellt, werden auch beim Elektroauto weiter bestehen. ExpertIn 9 nennt als zentrale Argumente für die NeukundInnenakquisition Qualität, Zuverlässigkeit und Wertstabilität.

66 5.4.9 Weitere Aspekte

Die genannten weiteren Aspekte sind je ExpertIn unterschiedlich und reichen von der Brenn-stoffzelle und der zugehörigen Tankstelle über die digitale Interaktion mit den KundInnen bis hin zum autonomen Fahren und dem übergeordneten Thema Nachhaltigkeit.

Als weiteren Aspekt erwähnt ExpertIn 1, dass bei E-Cars Wasserstoff am weitesten vorne sei.

Grüner Wasserstoff könne ganz nach vorne kommen, wenn er günstig und konkurrenzfähig angeboten wird. Die Reichweite und Tankstoppdauer sind die entscheidenden Argumente für die Brennstoffzelle. ExpertIn 3 geht in diesem Zusammenhang davon aus, dass die „Rechnung nicht ohne den Kunden“ gemacht werden darf. Diesem/Dieser muss ein Sicherheitsgefühl ge-geben werden, dass jede Tankstelle auch funktioniert. ExpertIn 4 glaubt an autonomes Fahren als Zukunftsvision. Die Elektromobilität sollte dafür der Vorreiter sein. ExpertIn 5 erwähnt den Aspekt, dass es durch digitalen Markenaufbau eine längere Interaktion mit dem/der HerstellerIn gibt. Dabei wurden bereits Fortschritte auf Softwareseite gemacht. Es brauche vor allem ein Feedback von dem/der HerstellerIn zu den KundInnen sowie insgesamt eine positive Stim-mung. Für ExpertIn 6 sollten die beiden Welten Elektro- und Verbrennungsmotor miteinander verbunden werden. Vor allem gilt es, Emissionen zu reduzieren. Nach ExpertIn 7 gibt es eine gesellschaftliche Diskussion zu dem Thema und eine andere Realität draußen am Markt und bei den KundInnen. ExpertIn 2 vertritt die Ansicht, dass bei der E-Mobilität mehrere Dimensi-onen getrennt zu bewerten sind. Die Qualität und Effizienz sind dabei von zentraler Bedeutung.

5.5 Diskussion

Wie die theoretischen Erkenntnisse gezeigt haben, bietet eine Markenstrategie preispolitischen Spielraum, ermöglicht eine differenzierte Marktbearbeitung und die Erschließung von Wachs-tumspotenzialen, sie sorgt für Wertsteigerung und dauerhafte KundInnenbindung. Die Ergeb-nisse der Empirie bestätigen diese Thesen, die ExpertInnen sind davon überzeugt, dass es den deutschen HerstellerInnen gelingen kann, ihre Marken im Rahmen des Transfers zur E-Mobi-lität, vor allem gegenüber Tesla, erfolgreich abzugrenzen. Diese Abgrenzung beruht hauptsäch-lich auf dem qualitativen Vorsprung der deutschen Automobile. Insgesamt ist dabei die ganz-heitliche Wahrnehmung durch den/die KundIn wichtig, die bei den deutschen HerstellerInnen aufgrund der hohen Produktqualität und Performance in hohem Maße gegeben ist.

Diese empirische Erkenntnis bestätigt auch die Theorie der Markenbindung –„Advantage“, der Grad der Markenbindung auf Stufe vier der Markenpyramide bedeutet, dass die Marke bereits eine hervorragende Position hinsichtlich ihres kognitiv-rationalen Grundnutzens erreicht hat,

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wie auch psychologische und soziale Attribute im Sinne des Zusatznutzens aufbauen konnte.

Von dieser günstigen Position können die deutschen HerstellerInnen grundsätzlich auf dem weltweiten Markt ausgehen.

Im Einzelnen sind bei Fahrzeugen laut Theorie die Nutzenaspekte Design außen und innen, Verbrauch, Reichweite, Leistung, Beschleunigung, Wartungs-, Instandhaltungsaufwand, Fahr-spaß, technische Ausstattung, Assistenzsysteme, Komfort, Prestige und Verantwortung im Sinne der Nachhaltigkeit relevant. Diese Nutzenaspekte gelten laut Empirie auch für Elektro-fahrzeuge, wobei der Motor beim Elektrofahrzeug als Differenzierungsmerkmal nicht so ent-scheidend ist wie beim Verbrennungsmotor. Für die Marketingkommunikation sind beim Elekt-roauto die Daten im Zusammenhang mit der Leistung und der Beschleunigung zentral. Einer der vorrangigsten Nutzenaspekte ist für die ExpertInnen das Außendesign. Das ist vor allem darin begründet, dass es für die Entscheidung die höchste Relevanz hat, sich in weiterer Folge näher mit einem neuen Modell und seinen Eigenschaften zu beschäftigen. Im Gegensatz dazu liegt die Bedeutung des Innendesigns in einem Erlebnis- bzw. Wohlfühlfaktor, von dem die KundInnen während der jahrelangen Fahrten mit ihren Autos profitieren. In Folge wird damit eine Bindung an das Fahrzeug und die zugehörige Marke erreicht. Diese Wohlfühlfaktoren be-ruhen nicht nur auf dem optischen Ambiente, sondern auch auf haptischen Erfahrungen mit dem Interieur oder den Fahrgeräuschen. Dieses Kriterium wird z. B. von Tesla im Gegensatz zu den deutschen Konkurrenzmodellen unzureichend erfüllt. Während der Verbrauch beim Verbrennungsmotor noch ein entscheidendes Kriterium war, spielt beim Elektroauto in der ak-tuellen Situation vor allem die Reichweite noch eine wichtige Rolle, diese ist jedoch nicht allein kaufentscheidend. Es wird eher davon ausgegangen, dass diese eine Mindestanforderung ist, die je nach individueller Vorstellung der KundInnen erfüllt werden muss. In naher Zukunft werden aber alle Modelle diese Mindestanforderung erfüllen, die Reichweite scheidet daher auf längere Sicht als Wettbewerbsfaktor aus.

Aufgrund der internationalen Märkte für die Automobile spielt, wie theoretisch dargelegt, auch die jeweilige Positionierung der Marken eine zentrale Rolle, in dem die für das Image relevan-ten Assoziationen gebündelt werden. Dafür sind jedoch auch kulturelle Aspekte im globalen Kontext zu beachten. Ein theoretisch dargelegter Aspekt dabei ist, beim Imagetransfer die Be-sonderheiten wichtiger Märkte wie China, Europa oder USA zu berücksichtigen. Die theoreti-schen Erkenntnisse zeigen dabei, dass vor allem in China bereits ein hoher Anteil bei der Elekt-romobilität erreicht wurde und viele junge Startups in diesen Markt eintreten. Zudem weist Tesla einen erheblichen „first mover advantage“ auf, der eine erhebliche Herausforderung für die deutschen HerstellerInnen darstellt.

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Diese Theorieerkenntnisse werden im Wesentlichen von den befragten ExpertInnen bestätigt und anhand einzelner Aussagen illustriert. So sind in China nach Ansicht der meisten Exper-tInnen die Imageaspekte von Prestige, Komfort und Zuverlässigkeit ebenso wie in den meisten anderen Märkten relevant. Diese müssen auch beim Transfer hin zur E-Mobilität als zentrale Faktoren bestehen bleiben. Der ebenfalls wichtige US-Markt zeigt für die ExpertInnen vor al-lem zwei Besonderheiten: Einerseits stehen Assoziationen wie Freiheit, Unabhängigkeit und Leistung auch heute noch an vorderster Stelle, der US-Markt ist durch die Präsenz von Tesla im Vergleich mit Europa bereits stärker vom Wandel hin zur E-Mobilität durchdrungen. Ande-rerseits haben die AmerikanerInnen im Vergleich mit den EuropäerInnen und ChinesInnen nach wie vor eine stärke Skepsis gegenüber nachhaltigen Technologien – wobei diese Gegebenheiten je nach Bundestaat stark variieren.

Im Rahmen der Erhebungen zu aktuellen Aspekten der Markenstrategie war es aufgrund der Theorieerkenntnisse ein Ziel, mittels der Empirie zu ergründen, welche Rolle die „digitale Marke“ spielt, die mit einer entsprechenden Präsenz im Internet und in Social Media für den Aufbau einer neuen Marke für deutsche E-Cars bzw. beim Transfer der „klassischen“ Marke genutzt wird. Die zunehmende Bedeutung dieser digitalen Strategie wurde weitgehend bestä-tigt. Die befragten ExpertInnen sind einhellig der Meinung, dass die digitale Präsenz und die digitale Markenbildung bereits heute unverzichtbar sind, um die weltweiten und immer IT-af-fineren Zielgruppen effektiv zu erreichen. Dafür müssen die analogen und digitalen Kontakt-punkte verbunden werden, um die jeweiligen Informations- und Kommunikationsbedürfnisse professionell zu bedienen. Diese Vernetzung muss sowohl aus der Perspektive der KundInnen wie auch der HerstellerInnen durchgängig sein, also dem Prinzip des Omni-Channel Marke-tings entsprechen, auch wenn dieser Begriff von den ExpertInnen nicht explizit genannt wurde.

Zusätzlich sollte mittels der Empirie auch herausgefunden werden, wieweit bestehende oder neue KundInnen mit deutschen E-Cars angesprochen werden können. Es sollte die Frage ge-klärt werden, wie bestehende Märkte genutzt oder darüber hinaus neue Märkte erschlossen wer-den. Die ExpertInnen erwähnen bei den NeukundInnen in Europa übereinstimmend den Patri-otismus und die Qualität der deutschen HerstellerInnen als wesentliche Motive, die seit jeher relevant sind und auch in Zukunft bestehen werden. Zusätzlich kann davon ausgegangen wer-den, dass mit den E-Cars auch neue, besonders mit nachhaltigen Werten ausgestattete Personen erreicht werden können.

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6 Beantwortung der empirischen Subforschungsfragen

Einleitend wurden folgende drei empirische Subforschungsfragen formuliert:

• Wie bewerten ExpertInnen Imagetransfer Strategien, eignen sich diese für die deut-sche Automobilindustrie in Bezug auf E-Cars?

• Wie bewerten ExpertInnen markenkommunikative Maßnahmen, mit denen die deut-sche Automobilindustrie den „first move advantage“ von Tesla kompensieren kann?

• Wie bewerten ExpertInnen einzelne Markenaspekte für den Imagetransfer der deut-schen HerstellerInnen?

Diese empirischen Subforschungsfragen werden in den folgenden Abschnitten beantwortet.

6.1 Imagetransfer Strategien für die deutsche Automobilindustrie

Die befragten ExpertInnen sind sich überwiegend einig, dass die deutschen HerstellerInnen über eine international hervorragende Ausgangsposition für den Imagetransfer hin zur E-Mo-bilität verfügen. Wichtig ist es vor allem, den über Jahre aufgebauten Markenkern beizubehal-ten, der auf Zuverlässigkeit, Präzision und hoher Performance beruht. Im Detail gilt es jedoch, sich an den Gegebenheiten der einzelnen Zielländer zu orientieren, bei denen jeweils andere Aspekte für die Entscheidungsfindung im Vordergrund stehen. Dafür ist es erforderlich, sich intensiv mit den Anforderungen der einzelnen Märkte auseinander zu setzen und neben profes-sioneller Marktforschung auch die Erfahrung der jahrelang vor Ort tätigen MitarbeiterInnen zu nutzen.

Hinsichtlich der strategischen Positionierung der deutschen Marken ist die Abgrenzung dieser Markenimages auch bei den E-Cars zu wichtigen KonkurrentInnen wie vor allem Tesla rele-vant. Bei diesem Aspekt zeigen sich zwei gegensätzliche Positionierungsstrategien. Deutsche Automobile stehen für die traditionellen, aber kontinuierlich weiterentwickelten Technologien und verfügen über ein Jahrzehnte lang aufgebautes Image – während die Marke Tesla erst seit wenigen Jahren präsent ist und zur Gänze auf die Elektromobilität setzt. Diesen Vorteil können die deutschen HerstellerInnen mit ihrer besseren Qualität kompensieren.

Sämtliche Vorteile müssen in den jeweiligen Markenstrategie für den Imagetransfer zu E-Car-HerstellerInnen gebündelt werden. Überwiegend wird von den ExpertInnen dafür die Diversi-fikation als neuer Teil des Gesamtportfolios empfohlen. Nur teilweise wird zudem der Aufbau

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einer völlig eigenständigen E-Car-Marke in Verbindung mit der Dachmarke genannt. Es kön-nen also je nach spezifischen Gegebenheiten der Märkte bzw. den Ansprüchen der KundInkön-nen die bestehenden Modelle als E-Car positioniert oder beide Strategien parallel verfolgt werden.

6.2 Markenkommunikation zur Kompensation des „first move advantage“

Grundsätzlich können alle im Interview genannten Funktionen der Markenimages von den deutschen HerstellerInnen für ihre E-Cars genutzt werden. Bei den Einschätzungen der Exper-tInnen zeigt sich jedoch eine unterschiedliche Gewichtung der einzelnen Funktionen. Dabei besteht kein grundsätzlicher Schwerpunkt, so kann davon ausgegangen werden, dass die Mar-ken der deutschen HerstellerInnen auch im Verlauf des Transfers hin zum Elektrofahrzeug auf-grund ihrer starken, über Jahrzehnte etablierten Images eine wichtige Orientierungsfunktion bei der Kaufentscheidung von KundInnen in aller Welt geben werden. Zusätzlich können laut Mei-nung der ExpertInnen deutsche Autos auch mit Elektroantrieb aufgrund überragender Leis-tungsdaten und ihrem Top-Design positive Emotionen und Assoziationen hervorrufen. Ebenso ist das aufgebaute Vertrauen ein wichtiger Aspekt der Markenkommunikation. Je nach Positi-onierung der einzelnen Marken ist auch davon auszugehen, dass die deutschen E-Cars auch mit den Faktoren Lifestyle und Wertvorstellungen den „first move advantage“ von Tesla kompen-sieren können.

In weiterer Folge kommt es zu einer weiteren Aufwertung der inhaltlichen Dimensionen des Markenleitbildes bei den HerstellerInnen. Damit wird nicht nur die Identifikation der KundIn-nen gestärkt, sondern, wie theoretisch dargestellt, auch die Motivation und Identifikation des Personals. Die Markenimages müssen weiter hinsichtlich der wichtigsten Dimensionen Ge-brauchssicherheit, Kaufsicherheit, Fahrspaß, Komfort, Sportlichkeit oder Verantwortung ge-schärft werden. Die Abstimmung der einzelnen Portfolios der Herstellerunternehmen sollte nicht nur innerhalb der eigenen Marke, sondern auch gegenüber den anderen Marken erfolgen.

Parallel zum Erfordernis der zunehmenden Differenzierung dieser Markenimages steigt auch seitens der KundInnen die Fähigkeit zur Wahrnehmung dieser differenzierten Images, auch wenn zurzeit die deutschen Automobile z. B. in China noch sehr einheitlich wahrgenommen werden.

Die Orientierungsfunktion dient bei der Beschaffung der relevanten Informationen für eine Kaufentscheidung. Mit der Präsenz einer starken Marke wird diese Orientierung verbessert und die Identifikation mit der Automarke beschleunigt. Infolge erfolgt auch eine einfachere Ent-scheidungsfindung, da die mit der Marke bereits gespeicherten Informationen rasch aufgerufen

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werden können. Zudem bestehen vielfach Erinnerungen an bereits erlebte Erfahrungen mit der Automarke. Bei positiven Assoziationen wird auch das Vertrauen mit der Marke gestärkt und damit das Risiko der Kaufentscheidung reduziert. Bei Automarken werden seit jeher auch die damit verbundenen Wertvorstellungen und Lebensstile über das Markenimage im sozialen Um-feld kommuniziert, wie im gegebenen Fall im Zusammenhang mit dem Thema Nachhaltigkeit.

Aus diesem Umstand wird die symbolische Funktion der Marke generiert, die insgesamt von zunehmender Bedeutung für die Kaufentscheidung ist. Daher spielt sie auch weiterhin beim Aufbau und bei der Führung von E-Car-Marken eine zentrale Rolle, vor allem vor dem Hinter-grund der Erkenntnis, dass die technischen Basisfunktionen zunehmend als selbstverständlich und damit austauschbar wahrgenommen werden.

6.3 Markenaspekte für Imagetransfer der deutschen HerstellerInnen

Insgesamt zeigt sich, dass der überwiegende Teil der ExpertInnen davon ausgeht, dass die be-stehenden Image-Aspekte vor allem in Zusammenhang mit der hohen Produktqualität, Attrak-tivität, Zuverlässigkeit, mit Sicherheit und Vertrauen eine bewährte Grundlage sind, um den Imagetransfer hin zu den neuen E-Cars erfolgreich zu bewältigen – eine Herausforderung, die ohnehin als unerlässlich für das langfristige Bestehen der deutschen Marken angesehen wird.

Im Zusammenhang mit Markenattributen erwähnen die ExpertInnen die Peripherie, Emotionen, Fahrspaß, Fahraktivität und Fahrdynamik. Diese Attribute waren bereits für den Verbrennungs-motor wichtig, können aber hin zum E-Antrieb transferiert werden. Die Batterie ist dabei das Kernelement, während der Motor beim E-Car als Merkmal der Differenzierung bei der Mar-kenkommunikation keine wichtige Rolle mehr spielt.

Als Argumente der Markenkommunikation sind hinsichtlich der Performance beim E-Car wei-terhin Leistung und Beschleunigung zentral. Während die Reichweite beim Verbrennungsmo-tor kein Kriterium war, spielt diese beim Elektroantrieb zumindest in der ersten Phase des Transfers eine entscheidende Rolle. Nach wie vor ist dabei jedoch noch nicht geklärt, wieweit die Wasserstoff-Brennstoffzelle ihre diesbezüglichen Vorzüge einbringen kann.

Insgesamt wird es den deutschen HerstellerInnen nach Ansicht der ExpertInnen gelingen, ihre Marken gegenüber den jüngeren Konkurrenzunternehmen auch beim Transfer zur E-Mobilität erfolgreich abzugrenzen. Diese Abgrenzung beruht vor allem auf dem qualitativen Vorsprung der deutschen Automobile, zum Beispiel in Zusammenhang mit der Präzision der Verarbeitung oder vielfältiger Details wie dem Geräuschpegel im Inneren.

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Insgesamt ist jedoch die ganzheitliche Markenwahrnehmung wichtig, bei der die deutschen HerstellerInnen ihre bisherige Positionierung weitgehend beibehalten können. Denn aufgebau-ten Images der deutschen HerstellerInnen erweisen sich als konsisaufgebau-tent, stabil und langlebig und können daher auch als Übergang zur E-Mobilität mittragen.

Diese in hohem Maße erbrachte Vertrauensfunktion der deutschen Marken ist ein entscheiden-der Vorteil gegenüber allen neu eintretenden KonkurrentInnen. Denn entscheiden-der Faktor Vertrauen wird erst nach einem längerem Markenaufbau relevant, wenn es den Unternehmen gelungen ist, ein entsprechendes Image aufzubauen. Aus der Sicht der Konsumierenden wird damit auch in Zu-kunft mit einem deutschen Automobil das beim Kauf erlebte, erhebliche Risiko verringert, eine Fehlentscheidung zu treffen. Mit der Funktion der Identifikation wird mit den gut etablierten deutschen Marken für Zielpersonen auf allen Märkten auch für die Zukunft der Elektromobilität ein psychologischer Zusatznutzen generiert, der weit über die Funktionalitäten der Marke hin-ausgeht und auch weiterhin für ein hohes Maß an Markenbindung sorgen wird.

73 7 Conclusio und Ausblick

Die zentrale Problemstellung, die dieser Arbeit zugrunde liegt ist, dass die deutschen Autoher-stellerInnen gefordert sind, die Position ihrer Marken für Autos mit Verbrennungsmotor in dem sich unausweichlich verändernden Weltmarkt der E-Cars zu behaupten. Dafür ist es erforder-lich, ihr über Jahrzehnte aufgebautes Markenimage hin zur Elektromobilität zu transferieren.

Die eingangs formulierte Zielsetzung ist daher, für die deutsche Automobilindustrie marken-strategische Implikationen abzuleiten, wie der Imagetransfer der Marken der deutschen Auto-bauerInnen als führende AnbieterInnen im Bereich des Verbrennungsmotors zu den führenden Marken bei E-Cars gelingen kann.

Die Herausforderung im Zusammenhang mit E-Mobilität und dem bisher eingesetzten Verbren-nungsmotor für die deutschen Automobilunternehmen geht in jüngster Zeit vor allem auf das kalifornische Unternehmen Tesla zurück. Die technische Herausforderung ist zunächst, nicht nur mit der Akku-Batterie Technologie, sondern auch seitens der Softwarekomponenten und den damit verbundenen Features schnellstmöglich den Anschluss an den „first mover“ zu meis-tern, da Tesla hier bereits viele Jahre Vorsprung hat. Die deutschen HerstellerInnen haben lange an den hochentwickelten Verbrennungsmotoren festgehalten und sind daher technologisch in Verzug. Darüber hinaus kommen neben Tesla zunehmend junge, vor allem chinesische Unter-nehmen auf den Markt und treiben den globalen Wettbewerb im Bereich der E-Cars erheblich an.

Die Vorteile der deutschen Herstellerunternehmen sind ihre ausgeprägte Präsenz auf allen Weltmärkten und die Stärke ihrer Marken, vor allem im höheren Qualitäts- und Preissegment.

Diese Erkenntnis ist durch Umfragen belegt, die zeigen, dass der Großteil der KonsumentInnen beim Kauf eines E-Cars etablierten MarkenherstellerInnen stärker vertraut als neuen Anbieter-unternehmen, die keine spezifische Erfahrung und Expertise bei der Entwicklung und Fertigung von Automobilen haben. Diese Erkenntnis wird zudem von den Entwicklungen auf der inter-nationalen Automobilmärkten gestützt. Während sich das Angebot an E-Cars in den letzten Jahren stark erhöht hat, sind es vor allem die etablierten Automarken, die in diesem Bereich die höchsten Marktanteile aufweisen konnten. Eine Ausnahme stellt lediglich Tesla dar.

Aufgrund des zunehmenden Abbaus von Barrieren gegenüber E-Autos, steigender Reichweiten und der Zunahme der Netzdichte von Stromtankstellen ist bis 2030 mit einer weiteren, erhebli-chen Zunahme der Bedeutung von Elektroautos zu rechnen. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse wurde folgende zentrale Hauptforschungsfrage formuliert:

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• Welche Aspekte sind beim Imagetransfer der deutschen Automarken vom Technologie-führer im Bereich des Verbrennungsmotors zum führenden Anbieter von E-Autos zu beachten?

Diese Fragestellung wurde anhand einer theoretischen sowie einer empirischen Analyse beant-wortet, wobei die Ergebnisse der theoretischen Analyse Grundlage für die empirische Untersu-chung waren, die im Rahmen von problemzentrierten Interviews mit ExpertInnen aus dem Be-reich der deutschen Automobilindustrie durchgeführt wurde.

Die zentrale Erkenntnis dieser Arbeit ist, dass die bestehenden Image-Aspekte vor allem in Zusammenhang mit der hohen Produktqualität, Attraktivität, Zuverlässigkeit, Sicherheit und

Die zentrale Erkenntnis dieser Arbeit ist, dass die bestehenden Image-Aspekte vor allem in Zusammenhang mit der hohen Produktqualität, Attraktivität, Zuverlässigkeit, Sicherheit und