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3.3 Kall

3.3.1 Naturräumliche Ausstattung

Das Untersuchungsgebiet liegt im Einzugsgebiet des Wahnbaches oberhalb der Talsperre, damit befindet es sich ausschließlich in Bereichen der Wasserschutzzonen II B (äußerer Bereich) und III .

Erholung

Vor allem von der Sportfischerei können Gefährdungen für die Oberflächengewässer ausgehen, wie oben be-reits dargestellt. Aber auch der Austrag von Herbiziden und Pestiziden aus der Golfanlage bei Much sollte nicht unterschätzt werden. Das Gelände des Golfplatzes befindet sich im äußeren Bereich der Wasserschutz-zone II B. Die Flächen sind teilweise stark geneigt und von mehreren Siefen tief durchschnitten. Die Verwen-dung von Stickstoff-Düngern auf den Grünflächen und der Einsatz von Pestiziden würden hier zu einer Belas-tung der Gewässer führen.

Sonstiges

In Gewässerabschnitten ohne Vegetation im Uferbereich und besonders im Bereich von Lehm- und Lößböden wurden Erosion und Uferabbrüche beobachtet. An diesen Stellen kann die Erosion bei Hochwasserereignissen fortschreiten und u.a. zu erhöhten Trübungswerten und zu einem vermehrten Nährstoffeintrag führen.

Eine Untersuchung zum Einfluß landwirtschaftlicher Bodennutzung auf die Stofffrachten kleiner Wasserläufe in der Wahnbachtalsperrenregion führte 1985 die starke Trübung des Eschbachsiefens im Sommer u.a. auf Viehtränken im Bachbett zurück [126]. Im Winter lag die Trübung im Eschbachsiefen aber ebenfalls höher als in den Vergleichsgebieten. Dies kann auf die erhöhte Erosionsanfälligkeit der aus Löß und Lößlehm entstan-denen Parabraunerden zurückgeführt werden.

Da im Untersuchungszeitraum kein Viehtrieb auf den Flächen entlang dem Wahnbach und seinen Zuläufen stattfand, gehen erhöhte Trübungswerte auf Erosionsvorgänge an den Ufern zurück.

Bei den Schichten des Kambriums treten vor allem Quarzite und Tonschiefer auf. In den ordovizischen Sedi-menten herrschen Tonstein, Ton- und Dachschiefer vor, wobei in den jüngeren Schichten der Sandgehalt zu-nimmt.

Den größten Teil des Einzugsgebietes nehmen die Sedimente des Unterdevons ein. Die stratigraphische Glie-derung erfolgt in Gedinne, Siegen und Ems, wobei im Einzugsgebiet der Kalltalsperre die Schichten des Ems fehlen. Die Schichtenfolge des Gedinne beginnt mit einem Basiskonglomerat, das durch kieselig-quarzitische Bindemittel eine hohe Widerstandsfähigkeit besitzt. Darüber befinden sich helle, weiße Sandsteine, grobkör-nige Arkosen und feinstückige Konglomerate.

Die Siegener Schichten zeichnen sich durch quarzitische oder arkoseartige Sandsteine und geschieferte Tonsteine aus. [112, 128].

Ausgangsmaterial für die Bodenbildung sind insbesondere die pleistozänen Hangschuttdecken. Im Bereich des Vennsattels führten die wasserstauenden Verwitterungslehme zur Ausbildung von Braunerden und Gleyen, die in Moore übergehen können. Auf devonischem Untergrund bildeten sich ebenfalls Braunerden sowie Pseu-dogleye [128].

Geomorphologie

Das Einzugsgebiet bildet eine breite, flachreliefierte Hochebene mit relativ schmalen, tief eingeschnittenen Tä-lern. Die Reliefenergie nimmt im Untersuchungsgebiet generell talwärts zu [78].

Ein Härtlingshügel aus kambrischem Quarzit bei Hoscheit ist mit knapp 600 m ü.NN der höchste Punkt des Einzugsgebietes. Die niedrigste Stelle ist das Stauniveau der Kalltalsperre mit 421 m ü.NN.

Die Oberläufe der Kall und ihrer Zuflüsse besitzen muldenförmige Querprofile, die mit konvex geformten Hängen in die Flächen übergehen. Diese sogenannten Spülmuldentäler wurden während des Miozäns bei feuchtem, subtropischem Klima angelegt.

Nachdem die Bäche den Vennsattel verlassen haben, herrschen als Talform Kerbtäler vor. Die Herausbildung dieser Kerbtäler ist auf tektonische Impulse, welche die Hebung des Rheinischen Schiefergebirges verursach-ten, und eine Klimaänderung im ausgehenden Tertiär zurückzuführen. Die Hebung dauert immer noch an. Im Kallmittellauf beträgt die Hebungsrate 1,6 bis 1,8 mm im Jahr [128].

Durch denudative Prozesse während der Kaltzeiten wurden die Flächen tiefergelegt. Relikte aus dem Perigla-zial sind vor allem Hangschuttdecken, selten findet man Löß auf der Hochfläche [128].

Klima und Wettergeschehen

Das Einzugsgebiet der Kall liegt im humiden Klimabereich Mitteleuropas. Die wasserdampfreichen, ozeani-schen Luftströmungen werden am Vennmassiv gestaut und regnen an der Luvseite ab. Mit zunehmender Lee-lage des Einzugsgebiets nimmt von SW nach NE der Niederschlag ab [23]. Im äußersten SW, dem Quellgebiet der Kall, liegt die mittlere Jahressumme des Niederschlages bei 1150 mm, an der Talsperre, im NE des Ein-zugsgebietes, bei etwa 1.000 mm. Die Niederschlagsmaxima fallen in die Monate Juni/Juli sowie Dezember, wenn auch die Verteilung der Niederschläge relativ ausgeglichen ist [128]. Im Hohen Venn werden etwa 60 Schneetage im Jahr gezählt.

Die Jahresmitteltemperatur des Hohen Venn liegt bei 6°C, die etwas geschützter gelegene Rureifel weist eine mittlere Jahrestemperatur zwischen 6 und 7°C auf [23]. Extrem niedrige Wintertemperaturen und extrem hohe Sommertemperaturen fehlen aufgrund des ozeanischen Einflusses. Trotzdem können unter dem Einfluß konti-nentaler Hochlagen im Frühjahr und bis in den Juni hinein Spätfröste und schon im August Frühfröste auftre-ten, die vor allem in den Tälern die Land- und Forstwirtschaft beeinträchtigen können [63].

Vegetation

Die potentiell natürliche Vegetation des Vennsattels zeichnet sich vor allem durch nährstoff und artenarmes -Hochmoor mit Wollgras , Glocken- und Besenheide , Gagelstrauch , Sonnentau u.a. aus.

Das Anlegen von Drainagen veränderte die Artenzusammensetzung. Die drainierten Flächen konnten forst-wirtschaftlich genutzt werden, wobei hauptsächlich Fichtenmonokulturen angepflanzt wurden. Die Fichte wurde nach 1880 eingeführt. Sie fand vor allem in feucht-kühlem Klima oberhalb 500 m mit Niederschlag ü-ber 800 mm bei gleichzeitiger Entwässerung günstige Lebensbedingungen.

In den drainierten Gebieten des Vennsattels, in denen keine Fichten angebaut wurden oder nicht mehr ange-baut werden, haben sich die Hoochmoore zu Feuchtwiesen entwickelt. Man findet dort Hochgrasfluren mit Besenheide , Heidelbeere , Moorbirken , kleineren Kiefern und gelegentlich Fichten.

Die potentiell natürlichen Waldleitgesellschaften des Einzugsgebietes waren die auf milden Schieferböden wachsenden Hainsimsen-Buchenwälder bzw. die Buchen-Traubeneichenwälder [72], die jedoch weitgehend von Gnünland und Nadelwaldkulturen verdrängt wurden [23]. Waldfeindliche Nutzungsformen beeinträchtig-ten darüber hinaus die wenig widerstandsfähigen Buchenwälder.

Auf nährstoffarmen, zu Staunässe neigenden Böden wachsen Eichen und Birken .

Im Einzugsbereich von Keltzerbach und Saarscher Bach findet man das größte zusammenhängende Waldge-biet des gesamten EinzugsgeWaldge-bietes. Dort gibt es neben Fichtenschonungen, Brombeerbereiche , Birken , ver-schiedene Farnarten , Hainsimse u.m.

Die Feuchtwiesen in Bachnähe, die teilweise auch in Niedermoor übergehen, sind mit Schwarzerlen , Weiden , Weißdorn u.a. besetzt.

Der belgische Teil des Einzugsgebietes ist hauptsächlich mit Fichtenforsten bedeckt, in deren Unterwuchs Heidelbeere und Besenheide vorkommen.

Es gibt im Einzugsgebiet fünf Naturschutzgebiete (Kämpchen, Bendchen, Lenzbach, Kallbenden, Kalltal), die alle in Gewässernähe ausgewiesen sind.

Hydrologie

Kall und Keltzerbach entspringen auf dem Hohen Venn.

Im Untersuchungsgebiet findet man lokale Grundwasservorkommen an Zerrüttungs- und Verwitterungszonen.

Die kambrischen Quarzite führen nur wenig Kluftwasser, da sie sehr verwitterungsresistent sind. In den kambrischen, ordovizischen und devonischen Tonschiefergebieten kann sich Wasser in Spalten und Verwer-fungen sammeln. Die Tonschiefer sind im Untergrund wasserarm und besitzen eine wasserstauende Wirkung [23].

Geringe Wasserdurchlässigkeit des tonhaltigen Schiefers und relativ hohe Niederschläge schaffen auf dem Hohen Venn die Voraussetzung für das Entspringen zahlreicher Gewässer. Bei Hochwasser, insbesondere im Herbst und während der Schneeschmelze, steigt das Wasser rasch an und fließt auch oberirdisch schnell ab.

Die mittlere jährliche Abflußhöhe des Einzugsgebietes des Kall-Oberlaufs beträgt 500-700 mm. Im Jahresmit-tel machen die Anteile des Direktabflusses des Kall-Oberlaufs etwa zwei DritJahresmit-tel am Gesamtabfluß aus [128].

Durch umfangreiche Drainierungsmaßnahmen wurden die Abflußbedingungen im Untersuchungsgebiet we-sentlich beeinflußt.

3.3.2 Anthropogene Überformung, Nutzungskonflikte und Belastungen