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3.4 Swist

3.4.1 Naturräumliche Ausstattung

Abb. 3: Die naturräumliche Gliederung der Köln-Bonner Bucht 1:100 000 [62]

Geologie und Böden

Die Swist entspringt in den oberen Siegener Schichten der Voreifel, welche durch das Vorherrschen von Ton- und Schluffsteinen charakterisiert sind. Im Bereich der Nordabdachung der Eifel durchfließt sie einen mit Löß überlagerten variszischen Faltenrumpf aus devonischem Material, bevor sie schließlich bis zur Mündung bei Weilerswist ausschließlich in quartären Hauptterrassenschottern des Rheins fließt, welche tertiären Sanden, Kiesen und Tonen aufliegen [85]. Letztere stehen vor allem an den Bruchrändern der Zülpicher Börde und am Eifelrand oberflächennah an bzw. treten stellenweise sogar zutage.

Die Zülpicher Börde zeichnet sich durch großflächig einheitliche Böden aus. Für die Bodenbildung in diesem Gebiet sind vor allem die bis zu 2 m mächtigen Lößschichten von Bedeutung. In den teilweise recht tiefgrün-digen Braunerden und Parabraunerden kommt es vereinzelt zu Staunässebildung. Vor allem in den Niederun-gen der Fließgewässer hat dies die Ausbildung von Gley-Böden, wie Gley, Pseudogley, oder Gley-Parabraun-erden zur Folge. Im Bereich von Geländestufen und an den Talrändern nimmt die Mächtigkeit der Lößauflage ab. An diesen Stellen findet eine Durchmischung des Oberbodenmaterials mit den darunter lagernden Kiesen

und Sanden statt; es bilden sich dort nährstoffärmere Böden aus [101]. Kleinräumig findet man auch Schwarz-erden und Rendzinen sowie in Trockenrinnen Kolluvien.

Generell sind die Böden der Rheinbacher Lößplatte durch einen mittleren bis hohen Nährstoffgehalt charakte-risiert. Vor allem die Parabraunerden erreichen hohe Bodenwertzahlen und gelten als absolute landwirtschaft-liche Gunststandorte. Aus diesem Grund überwiegt in diesem Gebiet die intensive ackerbaulandwirtschaft-liche Nutzung bis hin zum erfolgreichen Anbau anspruchsvoller Sonderkulturen. In den vereinzelt auftretenden Ungunstgebieten mit länger andauernder Vernässung herrschen dagegen Grünland oder Waldnutzung vor.

Geomorphologie

Das Untersuchungsgebiet ist in hohem Maße tektonisch geprägt. An die deutlich herausgehobene Villescholle, welche das Einzugsgebiet der Swist nach Osten hin abgrenzt, schließt sich im Westen die in nordöstliche Richtung gekippte Erftscholle an. Die Grenze zwischen diesen beiden Schollen ist gekennzeichnet durch das Bruchsystem des Erft- und Swistsprunges. Die Swist folgt diesem tiefsten Punkt der Erftscholle, während ihre Nebenbäche vom Eifelfuß aus die ganze Ebene nach Nordosten durchqueren.

Durch die ungleichmäßige Lößdecke sowie die unzähligen kleinen Tälchen und Trockenrinnen erscheint das Relief des Untersuchungsgebietes flach gewellt. Vor allem im Bereich der Eifel-Nord-Abdachung zerschnei-den die Swist und ihre Nebenbäche das Gelände in breite Riedel. Anschließend senkt sich der Eifelnordrand zum inneren Winkel der Zülpicher Börde bis auf 200 m bei Rheinbach ab [101]. Die absolute Höhe liegt im Einzugsgebiet der Swist zwischen ca. 380 m über NN im Süden und rund 120 m über NN im Norden.

Klima und Wettergeschehen

Das Einzugsgebiet der Swist zeichnet sich durch milde, trockene Winter und feuchte, relativ kühle Sommer aus. Die Jahresmitteltemperatur liegt bei 9-10°C und wird in NRW nur noch von den Temperaturen in der Köln-Bonner-Bucht übertroffen. Zwei Haupträume sind für das Wettergeschehen zu unterscheiden: der Mit-telgebirgsbereich der Eifel und das Flachland der Niederrheinischen Bucht. Entsprechend der vorherrschenden Windrichtung befindet sich das Untersuchungsgebiet in Leelage zum östlichen Eifelfuß, weshalb die mittleren Jahresniederschläge nur bei 650 bis 700 mm/Jahr liegen. Dabei fällt der Großteil der Niederschläge in den Sommermonaten. Für das Abflußverhalten aller Fließgewässer des Gebietes, vor allem in Hinblick auf eventu-ell auftretende Hochwässer, sind die am Nordostrand der Eifel fallenden Niederschläge von Bedeutung [85].

Vegetation

Im Bereich der Oberläufe der Fließgewässer sind die Waldgebiete im Einzugsbereich der Swist noch gut er-halten, da die einst ausgedehnten Staats- und Privatwälder von Rodungstätigkeit verschont geblieben sind [101].

Ein Großteil des Einzugsgebietes liegt jedoch in der waldfreien, intensiv ackerbaulich genutzten Lößland-schaft der Zülpicher Börde. Diese wurde wahrscheinlich schon in prähistorischer Zeit gerodet und nicht - wie lange Zeit angenommen - erst im Postglazial. Nur auf bodensauren und -feuchten Standorten, die nicht für den Ackerbau geeignet waren, konnten sich Eichen-Hainbuchen und Eichen-Buchenwaldbestände bis heute erhal-ten. Der Wald tritt im Einzugsgebiet der Swist hinter der landwirtschaftlichen Nutzung deutlich zurück:

Be-trachtet man den Bereich der Aue des 100jährigen Hochwassers, so macht dort der Waldbestand nur 2 % der Fläche aus.

Die Dauer der Vegetationsperiode im Bereich der Zülpicher Börde ist mit 170-180 Tagen über 10°C relativ lang.

Großflächig überwiegen ausgedehnte, offene Ackerfluren mit Weizen- oder Zuckerrübenanbau, vor allem im Zentrum der Zülpicher Börde. Im Eifelvorland kommt Grünlandwirtschaft und Obstanbau hinzu [101]. Vor al-lem im Raum Meckenheim haben sich Obstanbau und Baumschulen gegenüber dem Ackerbau durchsetzen können [133]. Die für Lößgebiete typischen Grenzlinienstrukturen, wie Säume, Hecken und Kleingehölze, sind im Landschaftsbild der Zülpicher Börde nur noch vereinzelt zu erkennen.

Im unmittelbaren Umgebungsbereich der Fließgewässer im Mittel- und Unterlauf lassen sich an einigen Stel-len noch mehr oder weniger geschlossene Gehölzbestände finden, so etwa südlich von Meckenheim, mit ge-schlossener Erlen- und Weidenbedeckung, die durch Holundersträucher und Schlehen ergänzt wird, mancher-orts auch durch Hasel-, Weißdorn- und Schneeballsträucher.

Zusammenfassend kann man sagen, daß im Süden des Untersuchungsgebietes die geschlossenen, alten und re-lativ natürlichen Gehölzbestände überwiegen, während nördlich von Flerzheim zunehmend streifenförmige Anpflanzungen zu finden sind. Gehölzfreie Strecken treten an allen Bächen in unterschiedlicher Länge auf.

Hydrologie

Die Swist entspringt im nördlichen Randgebiet der Eifel nahe dem rheinland-pfälzischen Kalenborn, in einer Höhe von ca. 325 m über NN. Sie berührt in ihrem Verlauf innerhalb der Landesgrenzen von NRW die Ort-schaften Meckenheim, Lüftelberg, Flerzheim, Morenhoven, Dünstekoven, Heimerzheim, Metternich und Wei-lerswist und mündet schließlich nördlich von WeiWei-lerswist in die Erft, einen linksseitigen Rheinzulauf. Ihr flie-ßen zahlreiche kleinere Bäche zu, so z.B. der Altendorfer Bach, der Ersdorfer Bach, der Morsbach, der Jung-bach und der SchießJung-bach. Viele dieser Nebenbäche haben ihr Quellgebiet ebenfalls in der Eifel. Das gesamte Einzugsgebiet hat eine Größe von 295 km², wovon etwa 256 km² innerhalb der Landesgrenze von NRW lie-gen. Das Untersuchungsgebiet bis zum Pegel umfaßt 285 km². Seine größte Ausdehnung hat das Einzugsge-biet der Swist von Südosten nach Nordwesten, wobei ein Höhenunterschied von 220 m mit einem durch-schnittlichen Gefälle von 5,3 ‰ überwunden wird. Nach den Richtlinien des [137] gilt die Swist als Gewässer 2. Ordnung und wird dem Typ 2.2 "kleiner Fluß des Flachlandes" zugeordnet. Allerdings hat das Gewässer bis Vettelhoven eher den Charakter eines Mittelgebirgsbaches. Erst während seiner Fließstrecke auf der Erftschol-le wird es zu einem Flachlandbach.

Wegen der hohen Jahresverdunstung von ungefähr 535 mm bei nur wenig höheren Jahresniederschlägen (600 – 700 mm) läßt sich das Gebiet der Zülpicher Börde als Wassermangelgebiet bezeichnen. Die Trinkwasserver-sorgung dieses Gebietes wird daher gewährleistet durch Trinkwasserimport aus dem rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis (Wahnbachtalsperrenverband) im Umfang von ca. 3,35 Millionen m³/Jahr (eigene Erhebung). We-gen der gerinWe-gen Speisung durch Niederschläge und der tiefreichenden Kies- und Sandschichten weist das Un-tersuchungsgebiet keinen einheitlichen Grundwasserhorizont auf [101].

Die Abflußmengen der Swist wurden während des Untersuchungszeitraumes jeweils während der Probenahme durch Abflußmessungen nach [40] erfaßt.

Bedeutung für das landesweite Biotopverbundsystem

Im Rahmen der Umsetzung der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG) zur Schaffung eines europawei-ten Biotopverbundsystems „Natura 2000“ und als Instrument der Landesentwicklungsplanung werden seit 1996 durch die LÖBF Fachbeiträge des Naturschutzes und der Landschaftspflege erstellt. Diese basieren auf dem bestehenden Biotopkataster und weisen Biotopverbundflächen von regionaler oder landesweiter Bedeu-tung als landschaftsschutz- oder naturschutzwürdig aus.

Das Untersuchungsgebiet unterliegt aufgrund seiner Standortgunst einer intensiven landwirtschaftlichen Nut-zung, der mit einem Verlust an gliedernden Strukturelementen verbunden ist. Insbesondere im Bereich der Börde ist dieser Prozeß weit fortgeschritten. Mit dem Ziel einer Reaktivierung der Fließgewässerdynamik wurde die Swist in das landesweite Gewässerauenprogramm integriert und das „Swistauenkonzept“ erarbeitet.

In diesem Zusammenhang und als Basis für die Neuauflage des Gebietsentwicklungsplans Köln entstand im Jahre 1999 der Fachbeitrag des Naturschutzes und der Landschaftspflege für den Rhein-Sieg-Kreis und die Stadt Bonn. Diesem zufolge kommt dem Talsystem der Swist und den Quellbächen der Nebengewässer als einzigem strukturgliedernden Element der Börde eine landesweite, naturschutzwürdige Bedeutung im Biotop-verbundsystem zu. Dies gilt ebenso für feuchte Laubwaldstandorte im Rheinbacher Wald und auf der Ville-hochfläche (Karte E). Darüber hinaus gelten mehrere offengelassene Kiesgruben und Parkanlagen als natur-schutzwürdig (Stufe II). Übrige Laubwälder, Kleingewässer und das Obstanbaugebiet entlang des Eifelfußes südlich von Rheinbach werden als landschaftsschutzwürdig eingestuft. Alle übrigen Flächen sind als allge-meine Freiraum- und Agrarflächen ausgewiesen.