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Eine leistungsstarke Schule soll

10. Ihre Qualität durch ständige Evaluation kontinuierlich verbessern

1.4. Methoden und Vorgehensweisen 1. Unterrichten

Den wichtigsten Vorteil meiner Arbeit gegenüber Bildungsplanern und Schulreformern sehe ich in den vielen Unterrichtsstunden, die ich weiterhin halte. Im Schuljahr 2003/ 2004 waren es 25 Stunden pro Woche, ein volles Deputat. Neue Ideen lassen sich meist umgehend ausprobieren und häufig sogar in Parallelklassen mit kleinen Variationen versehen. Im Schuljahr 2003/2004 sind zum ersten Mal schon in Klasse fünf und sechs in insgesamt drei Klassen die Unterrichtseinheiten „Säugetiere in besonderen Lebensräumen“ und „Amphibien und Reptilien“ selbst organisiert in Gruppen mit einer Plakatpräsentation und Internetrecherchen abgelaufen. In Klasse elf nahm im selben Schuljahr der „Tübinger Wärmepass“ einen breiten Raum ein. Ausführliche Berechnungen des CO2-Ausstoßes und der Belastung des Luftraumes und ein Lerngang zur Tübinger Beratungsstelle bei der Umweltbeauftragten und im Umweltzentrum waren die Neuerungen. Für den Unesco-Projekttag habe ich mit Schülerinnen einen Sketch entwickelt mit Recherchen vor Ort auf der Reichenau und zur Einstimmung der Podiumsdiskussion für die Oberstufe aufgeführt.

1.4.2. Daten festhalten

Meine Methode, Daten zu bewahren, praktiziere ich seit Anfang der neunziger Jahre. Ich führe eine Art Tagebuch, in das ich bei politischen Veranstaltungen, bei Vorträgen oder bei Arbeitskreissitzungen die wichtigsten Fakten und Daten notiere. Ebenfalls notiert werden Zitate aus Büchern, die ich eventuell später einmal gebrauchen kann. Dieser Bereich beansprucht den meisten Platz – inzwischen nähere ich mich den fünfzigsten dieser Hefte.

Der wichtigste Punkt: ich beschreibe nur die rechte Hälfte, die linke bleibt für Querverweise oder spätere Notizen frei. Einmal im Jahr nehme ich mir diese Hefte vor und lege vorn ein Inhaltsverzeichnis mit wichtigen Buchtiteln und Veranstaltungen an, ergänzt vom Beginn und dem Ende der Eintragungen. Auf diese Weise bin ich imstande, sehr schnell etwas Gelesenes oder Gehörtes wieder zu finden und auch umfangreiche Bücher oder viele Vorträge einer Tagung bei Bedarf präsent zu haben.

1.4.3. Archivieren

Circa 100 Themen habe ich in Mappen archiviert und aktualisiere sie ständig aus verschiedenen Zeitschriften: Schwäbisches Tagblatt, Spiegel, Frankfurter Allgemeine, Zeit, TAZ, Frankfurter Rundschau. Dabei helfen mir Freunde und Verwandte, die wissen, was mich interessiert. Die politisch breit gestreuten Medien verschaffen mir Sicherheit in puncto

„Kontroversität“, wie der Beutelsbacher Konsens es von Lehrkräften in den politischen Unterrichtsfächern fordert. Die Fülle der Zeitschriften bringt die Sicherheit durch

„Redundanz“, von der Norbert Bolz spricht. Beides wird ausführlich erörtert. Das Ausschneiden und einsortieren ist ein tägliches Geschäft, verhilft mir zu aktuellen Texten für den Unterricht oder kann Entwicklungen aufzeigen.

1.4.3. Recherchieren

Seit drei Jahrzehnten arbeite ständig in wechselnden politischen Initiativen mit Menschen zusammen, die mir bei Bedarf wichtige Informationen liefern und mit mir als Referentinnen und Referenten im Unterricht und bei Fortbildungen zusammenarbeiten. Von der Lehrerar-beitsgemeinschaft Schule werde ich über baden-württembergische Schulbelange, aber auch über bundesweite Gutachten, die Schule betreffend, informiert. Kritische Positionen beziehe ich außerdem aus Zeitschriften, die ich abonniert habe.

1.4.4. Weiterbilden

Am sichersten erarbeite ich mir ein neues Thema, indem ich dazu eine Fortbildung initiiere.

Das ist arbeitsintensiv und Zeit aufwendig, das Material lässt sich dann aber vielfach verwenden. Nennen möchte ich die Fortbildung im DIFF (Deutsches Institut für Fernstudien) zum Thema „Technikverständnis – männliche Euphorie, weibliche Distanz“, die Fortbildung bei der Landeszentrale für politische Bildung „Globales Lernen in den Naturwissenschaften“

und die beim „Authentischen Lehren und Lernen“ ausführlich besprochene Regionaltagung der Unesco-Projekt-Schulen „Globalisierung – Wer gewinnt, wer verliert?“ Die Kombination vom Einbringen eigener Kenntnisse in Referaten und Arbeitsgruppen und dem Zuhören bei Referenten von außen oder Teilnehmen an Arbeitsgemeinschaften anderer halte ich für die fruchtbarste Form der Weiterbildung und führt wie von selbst zu lebenslangem Lernen.

1.4.5. Unterrichtsmaterialien herstellen

Selbst hergestellt, passen sie optimal in mein Konzept. Ob es Lückentexte sind, in denen genau die Begriffe zu ergänzen sind, auf die es mir ankommt, oder zum Beispiel eigene Diareihen. Das Fotografieren läuft bei mir gleichzeitig unter dem Stichwort „Lustvolle Unterrichtsvorbereitung“. In den Ferien kann man alte Industrieanlagen fotografieren in der Natur oder im Museum; auf der Alb, in Südtirol oder am Gardasee findet man seltene und geschützte Pflanzen; auf der Reichenau muss man die Blüte der Kräuter von Walahfried

abpassen; dicke und dünne Menschen sind ein Thema, das ich nicht real, sondern von Zeitungen abfotografiere; Zigarettenreklame mit dem „Camel-Kamel“ sind besonders hinterlistig und eines meiner liebsten Sammelobjekte; zum „Wüsteprojekt“ war ich einige Male in Dotternhausen im Steinbruch, habe dort das „Russewegele“ entdeckt und die Reste der Anlagen in den Gegenden ringsherum fotografiert.

Naturalien zu sammeln ist auch ein besonderes Vergnügen wie Lippenblütler zum Beispiel, von Öschingen zu holen; Wasserproben von italienischen Flüssen und Küsten mitzubringen;

Krebsschalen am Strand von Apulien einsammeln, die mit Stereolupen untersucht werden und dann in Salzsäure aufgelöst werden können; eisenerzhaltiges Gestein von Populonia, einem etruskischen Gewinnungsort mitbringen. Hierher gehören auch Kräuter zum Teebereiten oder Färben sammeln, Flechten zum gleichen Zweck und als Anschauungsmaterial.

Kraftwerke besichtigen und Broschüren mitnehmen, zum Beispiel das Gezeitenkraftwerk in St. Malo in der Bretagne; Windmühlen in Dänemark erkunden; den heißen Dämpfen in der Toskana nachspüren und erfahren, dass in den Soffioni früher Borax gewonnen wurde und schon die Etrusker Glasuren für Geschirr herstellten; oder Herausfinden, was Ethen in Gefäßen mit Obst zu tun hat; den perspektivischen Fortschritten in der Malerei von Fresken nachspüren; den Ursprung der Azulechos in Portugal herausfinden; in italienischen Zeitungen Meldungen über den Prozess der Pharmaindustrie gegen Südafrika verfolgen; mit Hilfe von Mineralwasserflaschen die italienischen Namen von Chemikalien lernen, ebenso Fischnamen von Speisekarten oder Plakaten in Fischhandlungen.

In naturwissenschaftlichen Fächer ist die Materialsuche eine Dauerbeschäftigung, die auch in den Ferien Spaß macht.

1.4.6. Dinge mehrfach nutzen

Normalerweise werden für den Unterricht entwickelte Materialien bei Fortbildungen vorgestellt oder besser noch mit den Fortzubildenden gleich ausprobiert. Im DIFF nannten sie dieses Verfahren den „pädagogischen Doppeldecker“. Gelegentlich gehe ich aber auch umgekehrt vor und lasse mir zunächst von Kolleginnen oder Kollegen bei Fortbildungen eine Rückmeldung zu meinem Unterrichtsmaterial geben, ehe ich es in der Schule einsetze. Das war beim Rollenspiel zum Bodensee der Fall, bei den Materialien zu „Hightech und Lowtech der Wassergewinnung“ oder beim Fragebogen an die Eltern zur Invitrofertilisation.

Früher, zu meiner Zeit im Gemeinderat, hat es diese Wechselwirkung auch mit der Politik gegeben. Meist fanden Sachverhalte aus der Schule Eingang in den Gemeinderat. Den umgekehrten Weg, Erlebnisse aus der Politik in den Unterricht zu tragen, habe ich erst kürzlich entdeckt. Beim Salzstreuen im Teil „Authentisch lehren, lernen und handeln“ wird es geschildert. Fest steht, dass diese Wechselwirkungen effektiv sind und vieles ohne großen Arbeitsaufwand abläuft.