• Keine Ergebnisse gefunden

Merkmale der narrativen Kompetenz

Im Dokument Leben erzählen – Leben verstehen (Seite 82-89)

.3 0emor\ 7 alk

7 Narrative Kompetenz

7.1 Merkmale der narrativen Kompetenz

Beginnend mit den nrÅhen Proto-Konversationen und dem Eintritt in die naszinie-rende andschant der SËmFolisierung kommunizieren Kinder mit ihren Bezugserso-nenV hören Geschichten zuV nehmen an memory talks teil und erwerFen allmählich narrative Kometenz. nnensichtlich sielt die narrative UmgeFungV in der Kinder aunwachsenV daFei eine kaum zu ÅFerschätzende Rolle. Das kulturelle Umneld kann unterstÅtzend wirken oder nicht. Manche Kinder wachsen weitgehend ohne interer-sonale Kommunikation aun· andere haFen das GlÅckV in einem Umneld voller reson-siver Interaktionen und großem Erzählungsreichtum groß zu werden.

Der ErwerF narrativer Kometenz rÅckt langsam immer mehr in den

Mittel-unkt des Interesses. In The culture of education Ÿ1996  schrieF BrunerV dass unser Verständnis von narrativer Kometenz trotz deren hoher Relevanz noch unterent-wickelt sei. Allmählich wurde die Rolle von Erzählungen dann Thema in einigen erzieherisch-ädagogischen KonteÊten und auch in der Bildungsnorschung.79 AFer noch sind wir weit davon entnerntV dass der ErwerF narrativer Kometenz integraler Bestandteil der ehrläne nÅr angehende Pädagogen Ÿnicht zuletzt im vorschulischen Bereich  wird und als natÅrlicher Teil der Kindererziehung gilt. Die Untersuchung narrativer Kometenzen und ihrer Auswirkungen kann honnentlich dazu FeitragenV den Weg nÅr solche Entwicklungen in der ErzieherausFildung und in den Studienlä-nen nÅr das ehramt nrei zu machen.

In zehn…ähriger Forschung haFe ich versuchtV die Merkmale narrativer Kome-tenz zu Festimmen. DaFei haFe ich mich insFesondere von den ArFeiten Bruners und Siegels80 sowie von der emirischen Erzählnorschung insirieren lassen Ÿvgl. Ka. 12 .

Meiner Ansicht nach sind es die nolgenden PunkteV die narrative Kometenz aus-machenU

79 Vgl. Beattie (2009), Connelly und Clandinin (1994), Trahar (2006).

80 Bruner (1986, 1990, 1996), Siegel (1999).

| 83 | 0HUNPDOHGHUQDUUDWLYHQ.RPSHWHQ]

c GemeinschantsFildungV

c dialogische KommunikationV

c ReqeÊivitätV

c analËtische Fähigkeit.

Im Folgenden werde ich diese mentalen und interersonalen Funktionen einzeln nacheinander durchgehen.

$utonoetiVFheV %eZuVVtVein

Das Bewusstsein von der EÊistenz ÅFer die Gegenwart hinausV das zeitliche Bewusst-sein des Verkörert-Seins in einer VergangenheitV Gegenwart und Zukunnt umnas-senden Welt wurde Fereits im ersten Kaitel dieses Buches thematisiert. Es ist eine notwendige Bedingung nÅr die nolgenden Funktionen und eine FähigkeitV die j …e nachdemV in welcher interersonalen UmgeFung ein Kind aunwächst j im zweiten oder dritten eFens…ahr erworFen wird. Das autonoetische Bewusstsein kann im Falle einer schweren Traumatisierung vorÅFergehend schwächer werden Ÿvgl. Whee-ler u.a. 1997· orsdal 2007a .

$uVdruFkVvermögen

Ein sehr Fedeutsamer Asekt der narrativen Kometenz ist die Entwicklung von SrachFeherrschung und Ausdrucksvermögen im Kindesalter. Die Fähigkeit zum srachlichen Ausdruck ist die erste Bedingung nÅr das Erlangen einer Stimme. Und diese Fähigkeit wird durch 0Fung erworFen. Die StichroFen der erzählten eFens-geschichten zeigenV dass geÅFte Erzähler sehr ont aus Familien stammenV in denen häuog Geschichten erzählt wurden. Sich ausdrÅcken zu können ist eine wichtige Vo-raussetzungV um staatsFÅrgerliche Rechte wahrnehmen zu können. Zum Ausdrucks-vermögen gehört mehr als SrachFeherrschung und Diktion· die BandFreite dessenV was ÅFerhaut ausgedrÅckt werden kann j GenÅhleV SinneseindrÅckeV Gedanken j hängt in hohem Maße von diesem Asekt der narrativen Kometenz aF.81

Integration von Erfahrungen

Solange unser AlltagsleFen in den gewohnten Bahnen verläuntV können wir unseren vertrauten Beschäntigungen unhinternragt und ohne größere ProFleme nachgehen.

Wir verlassen uns daFei aun unser imlizites Wissen sowie aun traditionelle Erklärun-gen und Gewohnheiten. Das moderne eFen in der heutiErklärun-gen Gesellschant ist …edoch durch rasanten Wandel und unvorhergesehene Ereignisse gerägt. Geschieht etwasV mit dem wir nicht gerechnet haFenV kann unser KoordinatensËstem zusammenFre-chen. Wird unsere Weltsicht erschÅttertV mÅssen wir eventuell unsere Interretation der EÊistenz neu konogurieren. Narrative Kometenz ist die Feste RessourceV die wir haFenV um uns zwischen rigider rdnung und haos ernolgreich zurechtzuonden.

81 Das Problem der Erzählbarkeit einer Geschichte in einem spezifischen Kontext, wie in Kapitel 3 diskutiert, stellt sich allerdings auch dann, wenn ein Erzähler über das nötige Ausdrucksvermögen verfügt.

| 84 | 1DUUDWLYH.RPSHWHQ]

Wie Fereits in Kaitel 5 zum Thema Gedächtnis erwähntV hilnt uns die FleÊiFilität des autoFiograoschen Gedächtnisses zu erkennenV was trotz kleinerer Veränderun-gen «gleich¬ geFlieFen ist. Wir können einen PnadV dem wir vor einiger Zeit schon einmal genolgt sindV trotz einiger Veränderungen in der andschant wiedererkennen.

Veränderung ist etwasV mit dem wir uns tagtäglich aFonden mÅssen. Kinder werden großV Menschen werden altV äuser in der NachFarschant werden aFgerissen und neue WohnFlocks entstehen. Dazwischen giFt es dramatische Ereignisse in unserem eFenU TrennungenV Krankheiten und VerlustV aFer auch nröhlichere Ereignisse. All dies mÅssen wir in unsere Modelle von der Welt integrieren. «reating coherence is a linetime ro…ect. Integration is thus a rocessV not a onal accomlishment. It is a verFV not a noun”V schreiFt Siegel Ÿ1999V S. 336 . «As integration occursV the creation on coherence reresents the qow on states on the sËstem on the ®nertile ground Fetween order and chaos’ j a ath on resonance with a Falanced tra…ectorË Fetween rigiditË and randomness” ŸeFd.V S. 322 .

Die Fähigkeit zur Integration von radikalen Veränderungen und zur Konstruk-tion von Fedeutungsvoller raumzeitlicher Kohärenz Feruht aun resonsiver Kom-munikation und der Ko-Konstruktion von Erzählungen. Wir alle wissen aus Ernah-rungV dass narrative Kometenz und ein Anteil nehmendes Umneld die Integration verstörender Transnormationen erleichtern. Es ist Fedeutend einnacherV mit Frutalen Veränderungen zurechtzukommenV wenn man …emanden hatV mit dem man darÅFer srechen kann.

Regulation von Emotionen

Metahern wie «Ich war außer mir¬ oder «Ich war nicht ich selFst¬ sowie das Nach-denken ÅFer mögliche GrÅnde nÅr unerwartete emotionale Reaktionen verweisen aun die SchwierigkeitenV die wir mitunter Fei der Integration emotionaler mentaler Zu-stände erleFen. Die Konstruktion halFwegs kohärenter Erzählungen nördert die Inte-gration aFweichender Vorkommnisse und hilnt unsV ein «SelFst¬ Ÿunser eigenes oder das anderer Personen  zu akzetierenV das in verschiedenenV emotional stark aunge-ladenen Situationen Fisweilen traurigV glÅcklichV wÅtendV warm oder distanziert sein kann. Die Geschichte von Kurt ist ein hervorragendes Beisiel nÅr die Regulation von Emotionen durch narrative Inszenierung. In einem Kommentar zu Miller u.a. wirnt Deart die Frage aunV oF die narrative Form per se ein Instrument zur Regulation von Emotionen darstellt Ÿ1993V S. 118 . Angesichts der emotionalen und körerhan-ten Asekte von Erzählungen Fin ich ÅFerzeugtV dass dies der Fall ist. enheimV NirV Warren und Emde ostulieren eFennalls einen Zusammenhang zwischen Emo-tion und NarraEmo-tion. Die KonstrukEmo-tion von Erzählungen helne KindernV mit otenziel-lem Konqiktmaterial nertigzuwerden und rosoziale Themen zu konstruieren Ÿvgl.

1997V S. 284 .

| 85 | 0HUNPDOHGHUQDUUDWLYHQ.RPSHWHQ]

Sinnbildung

Den Geschehnissen in Vergangenheit und Gegenwart einen Sinn zu geFen und Ver-Findungen zwischen ihnen herzustellenV macht den Kern unserer narrativen Akti-vitäten aus. Da eine Erzählung eine situierte Persektive aun Ereignisse und and-lungen erönnnetV lienert sie uns eine mögliche ösung eines ProFlemsV eine mögliche Erklärung nÅr die Ursachen und BeweggrÅnde einer andlung sowie eine mögliche Bedeutungskonstruktion. Wir wiederholen nicht einnach die Vergangenheit oder nangen wieder komlett Fei null an. Wenn wir uns mit «deviations nrom a canonical

attern¬ ŸBruner 1990V S. 49n.  konnrontiert sehenV mÅssen wir diesen einen Sinn geFenV gedankliche Analogien herstellen oder einnach Interaktionen mit einer nicht vertrauten Welt initiieren j an neuen rten und als Neuankömmlinge in Festehenden communities of practice. Wir alle kennen die vorÅFergehende Sorge oder Verzwein-lungV wenn «nichts zusammenasst¬ und die Dinge auseinandernallenV weil wir uns keinen Reim daraun machen könnenV was gerade geschieht und warum. Unser narra-tives Reertoire mit seinen vielnältigen kulturellen andlungslinien ist unser aut-instrumentarium zum Verstehen der Welt und unserer Interaktionen mit ihr. Wir ver-wenden Geschichten als ParaFelnV als mögliche Modelle nÅr sätere andlungen Ÿvgl.

Turner 1996 . Doch narrative Kometenz Feinhaltet mehr als nur das Auswählen der assendsten kulturellen Bedeutungskonoguration. Manchmal mÅssen wir neue Bedeutungen konstruieren und erschannenV die den vorherrschenden GlauFenssätzen entgegenstehen. Manchmal kann es daFei leider zu Gewalt und Gräueltaten kom-menV die vollkommen unnötig sind.

IdentitätVarbeit

Dieses Konzet Fetont j genau wie die Idee der «Integration¬ j den dËnamischen Asekt der Identität.82 Bei der IdentitätsarFeit geht es um das Werden. Wenn wir im Verlaun unserer eFensreise vor einem 0Fergang stehenV sind wir mit der Frage nach der Identität konnrontiertU Wie wird dieser 0Fergang meine Interretation meines SelFst Feeinqussen¨ Welches SelFst wird aus den Interaktionen mit neuen rtenV neuen Beziehungen und neuen Situationen hervorgehen¨ Und wie wird sich dieses neu entstehende SelFst mit nrÅheren Interretationen und Konstruktionen meines SelFst und meiner Identität verFinden Fzw. diese transnormieren¨

Beziehungen zu anderen Menschen sind ein integraler Bestandteil der Identi-tät. Fwohl die große Erzählung der westlichen Moderne das Individuum in den Mittelunkt stellt und die Betonung aun individueller Autonomie und individueller Wahlnreiheit liegtV sind wir doch aun grundsätzliche Weise miteinander verFunden und voneinander aFhängig. IdentitätsarFeit umnasst sowohl die zeitlichen Asekte als auch die interersonalen Beziehungen in alten und neuen KonteÊten. Wir können uns daher nicht daraun FeschränkenV ein Reertoire an Rollen zur VernÅgung zu haFenV

82 Identität ist ein sehr komplexes Thema. Einige zentrale Aspekte – individuelle und kollektive Iden-tität, das Selbst als „ipse“ und „idem“ sowie das Selbst in Beziehung zum Anderen – werden in den Kapiteln 10 und 11 im Licht der Erkenntnisse aus meiner Forschung zu Lebenserzählungen entfaltet.

| 86 | 1DUUDWLYH.RPSHWHQ]

die wir in unterschiedlichenV sich verändernden KonteÊten sielen können. Identität ist in erster inie eine narrative KonstruktionV die allerdings aun körerhanter Er-nahrung aus der Interaktion mit der Umwelt Fasiert. Wer ÅFer keine ausreichenden narrativen Kometenzen vernÅgtV ÅFerlässt die narrative Konstruktion von Identität ausschließlich anderen.

ZukunftVplanung

Wenn wir nicht wissenV wer wir sindV wo wir sind und wie wir hierhergekommen sindV sind wir raktisch nicht in der ageV nÅr die Zukunnt zu lanen. Wir können keine Pläne nÅr die Zukunnt machenV wenn wir den Kon voller aktueller ProFleme haFen oder mit Angst einqößenden Erinnerungen an die Vergangenheit Feschäntigt sind. In traditionalen Gesellschanten mussten die Menschen weniger Entscheidun-gen trennen· viele nolgten einnach den Fußsuren ihrer Vornahren. eute mÅssen wir andauernd etwas entscheidenV und wir nÅhlen uns individuell danÅr verantwortlichV die «richtige¬ Entscheidung zu trennen. Außerdem ist die langnristige Planung heute weniger sicher als in einer eher traditionalen Gesellschant. Es ist sehr unwahrschein-lichV dass man seine BerunslaunFahn im Kindes- oder ugendalter lant und dann Fis zur Rente aun demselFen Weg FleiFt. Walther u.a. Ÿvgl. 2002  srechen von einer

«5oËoisierung¬V wenn sie die heutigen 0Fergänge zwischen ugend zum Erwachsen-sein FeschreiFen. Und dieses Beisiel nÅr die Notwendigkeit häuoger Planänderungen Fezieht sich lediglich aun die ArFeitswelt und das eFenslange ernen. In anderen Bereichen unseres eFens haFen wir eFennalls Entscheidungen zu trennen und Pläne zu machen.

8nterVFhiedliFhe 3erVpektiven

Die MöglichkeitV unterschiedliche Geschichten ÅFer ein- und dasselFe Ereignis aus unterschiedlichen Persektiven zu erzählenV hilnt uns zu verstehenV dass wir j als

kör-erhanteV in Raum und Zeit situierte menschliche Wesen j die Welt Ÿund die Wahrheit der Welt  nicht ein nÅr allemal von einem allmächtigen Standunkt aus ÅFerFlicken können. Um MarË atherine Bateson zu zitierenU

The §ualitË on imrovisation characterizes more and more lives todaËV lived in un-certaintËV null on inklings on alternatives. In a raidlË changing and interdeendent worldV single models are less likelË to Fe viaFle and lans more likelË to go awrË. The ennort to comFine multile models risks the disasters on conqict and runawaË misunderstandingV Fut the ennort to adhere FlindlË to some traditional model nor a line risks disaster not onlË nor the erson who nollows it Fut nor the entire sËstem in which he or she is emFeddedV indeed nor all the other living sËstems with which that line is linked Ÿ1994V S. 8 .

| 87 | 0HUNPDOHGHUQDUUDWLYHQ.RPSHWHQ]

%edeutungVauVhandlung

Unterschiedliche Persektiven erlauFen es unsV mehrere Modelle der Welt zu kom-FinierenV und versetzen uns daher in die ageV im unendlichen StreFen nach Bedeu-tung zwischen Authentizität und Zweinel j «in the nertile ground Fetween order and chaos¬ ŸSiegel 1999  j Bedeutungen auszuhandeln. Erzählungen sindV mit Bruner

Ÿvgl. 1986V 1990  gesrochenV von ihrem Wesen her «kon…unktivisch¬· das heißtV sie eignen sich Fesonders gut nÅr das Aushandeln von Bedeutungen. Narrative Kausalität handelt von AFduktion j der Bildung einer ˝othese zur Erklärung eines verwir-renden Phänomens j aFer Feschränkt aun das zeitlich entnaltete Ereignis oder eine Ereignisse§uenz Ÿvgl. Ka. 1 . In Sources of the self. The making of modern identity

Ÿdt. Quellen des Selbst: Die Entstehung der neuzeitlichen Identität  sricht TaËlor zugunsten vorläuoger WahrheitsansrÅche vom BA-PrinziU der Bestmöglichen Ana-lËse Ÿ1989 .

GeiVtige 2ffenheit

Das Aushandeln von Bedeutungen setzt natÅrlich eine geistige nnenheit gegenÅFer anderen StandunktenV neuen Sichtweisen und einem neuen Verständnis von and-lungen und Geschehnissen voraus. Zugang zu einer FÅlle von Erzähand-lungen zu haFen j nicht zuletzt Erzählungen von ersönlichen eFensgeschichtenV die uns die Mög-lichkeit geFenV stellvertretend die eFensreisen anderer Menschen zu Fegleiten j stellt eine FrauchFare AFkÅrzung zu geistiger nnenheit dar. Gemeinsam mit oktionalen Erzählungen nördern sie unsere Imagination. DarÅFer hinaus ist eine resonsive Um-geFungV die von Neugier geleitete Forschung unterstÅtzt und eine sichere RÅckkehr gewährleistetV nÅr die Entwicklung geistiger nnenheit eFennalls unverzichtFar. Die Vernetzung der Geschichten und der kulturelle RaumV in dem sie erzählt und gehört werdenV FleiFen untrennFar verFunden.

$ufmerkVamkeit

Kinder sollten nicht nur lernenV wie man selFst Geschichten erzähltV sondern auchV wie man den Geschichten anderer zuhört. Aus der alltäglichen Ernahrung kennt …eder von uns PersonenV denen es sehr viel wichtiger istV selFst das Wort zu FehaltenV als an-dere aussrechen zu lassen. ltere Menschen Ferichten in ihren eFenserzählungen davonV wie sie als kleine Kinder in einer Ecke oder unter dem Tisch saßen und den Geschichten zuhörtenV wenn Gäste kamen. Mitunter lernten sie daFei das Zuhören Fesser als das Erzählen. eute ist in machen UmgeFungen Feinahe das Gegenteil der Fall. Aunmerksam und mit onnenem Sinn dem zuzuhörenV was ein anderer erzählen möchte j mit Geduld und emathischem Resekt nÅr das Recht dieser Person aun eine eigene Stimme j und neugierig zu sein aun den unFekannten WegV den wir wäh-rend der Geschichte gemeinsam zurÅcklegenV ist ein wesentliches Merkmal narrativer Kometenz.

| 88 | 1DUUDWLYH.RPSHWHQ]

VerVtehen anderer 'enkZeiVen

Die entwicklungssËchologische iteratur Feschäntigt sich häuog mit der allmählich wachsenden Fähigkeit kleiner KinderV ein Verständnis danÅr zu entwickelnV dass an-dere Menschen eventuell eine anan-dere Sicht aun die Dinge haFenV ein anan-deres Wissen von den Dingen und andere GenÅhle als sie selFst. Ich will diese Betrachtungen hier nicht vertienenV83 sondern einnach FetonenV wie eine reiche narrative PraÊis Kindern in dieser Entwicklung helnen kann.

GemeinVFhaftVbildung

Geteilte Erzählungen schannen Gemeinschant. Wir erschannen eine gemeinsame Vergan-genheit mithilne von Erzählungen und schannen Bindungen mithilne von Geschichten.

Geschichten erzeugen ein GenÅhl der Zugehörigkeit zu FamilienV Institutionen und rganisationen sowie zu tatsächlichen oder imaginierten Gemeinschanten. Geteilte Geschichten stellen einen gemeinsamen Fundus an kollektivem Wissen und Gedächt-nis dar. Erzählungen sind der KittV der uns zusammenhältV und durch das Teilen unser Träume und Pläne FleiFen wir aun unseren zukÅnntigen Reisen miteinander verFunden.

'ialogiVFhe Kommunikation

Mit diesem Konzet möchte ich einige der Fereits erwähnten Merkmale und Imlika-tionen narrativer Kometenz komFinieren Ÿz.B. geistige nnenheitV AunmerksamkeitV Verstehen anderer Denkweisen und Bedeutungsaushandlung V um eine Art von Kom-munikation aunzuzeigenV die sich unterscheidet von DiskussionenV die man gewinnen willV oder AussagenV die man nur machtV um seine 0Ferlegenheit zu FeweisenV oder die man als rhetorisches Mittel FenutztV um ein Festimmtes Ziel zu erreichen. Die dialogische Kommunikation nÅhrt nicht notwendigerweise dazuV dass sich die Ge-srächsartner am Ende einig sind. Aunmerksam und mit emathischem Resekt nÅr eine andere Weltsicht zuzuhörenV Fedeutet nichtV dass man die Interretationen und Ansichten seines Gesrächsartners ÅFernehmen sollte. Das Ziel einer dialogischen Kommunikation ist nicht KonsensV sondern ein erweiterter orizontV ein umnassen-derer interretativer Rahmen. Es ist eine ArtV dem Anderen zu Fegegnen. Sowohl die Gleichartigkeit als auch die Andersartigkeit im Ernahrungsausdruck des GegenÅFers tragen zu einem weiträumigeren Geist Fei.

7.2 ReÁe[ivität

Aungrund unserer Emanziation von traditionellen eFensweisen haFen mehrere Soziologen Ÿvgl. BeckºGiddensºash 1994· Giddens 1990  die ReqeÊivität als Kern-konzet moderner Gesellschanten ausgemacht. Es scheintV dass wir in zunehmendem Maße selFst danÅr verantwortlich sindV die Weichen nÅr ein ernolgreiches und zielge-richtetes eFen zu stellen. hne unsere Identität und AutoFiograoe immer wieder reqeÊiv neu zu verhandelnV ist dieses Ziel unmöglich zu erreichen.

83 Die Theorie der Spiegelneuronen (vgl. Kap. 2) ist in diesem Zusammenhang interessant.

| 89 | 7.3 Analytische Fähigkeit

ReqeÊivität ist darÅFer hinaus ein KonzetV dass Fei der Feruqichen und organisato-rischen Entwicklung sowie Feim ernen eine Rolle sielt. Wenn wir unsere Praktiken verFessern und höhere eistungen erzielen wollenV wenn wir herausonden möch-tenV oF unsere andlungen mit unseren Intentionen ÅFereinstimmenV wenn wir in Teams oder einnach mit neuen Partnern zusammenarFeiten mÅssen j stets mÅssen wir unsere eigenen andlungen und deren Imlikationen reqektieren. PraÊis ist im Allgemeinen die AusnÅhrung imliziten Wissens. Wenn wir imliziteV körerhante Verhaltensnormen nÅr uns selFst oder nÅr andere eʝlizit machen mÅssenV sind wir stark aun Erzählungen angewiesen.

Schließlich ist ReqeÊivität ein anderer Begrinn nÅr «Metakognition¬.84 Damit ist schlicht die Fähigkeit gemeintV darÅFer nachzudenkenV wie wir nachdenkenV d.h. sich des Umnangs und der Voraussetzungen unserer Deutungsrahmen Fewusst zu werdenV ÅFer die Imlikationen unserer Sichtweisen nachzudenken sowie die historischen und kulturellen EinqÅsse aun unsere 0Ferzeugungen zu Feachten.

Narrationen lienern uns mögliche Bedeutungen nÅr dasV was geschieht. Narrative Kometenz ermöglicht es unsV ÅFer die Grenzen unseres Wissens nachzudenken.

Im Dokument Leben erzählen – Leben verstehen (Seite 82-89)