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11.1 'aV SelbVt naFh der 3oVtmoderne

Im Dokument Leben erzählen – Leben verstehen (Seite 147-151)

Aus den zahlreichen eFenserzählungenV die ich im aune der ahre erhoFen haFeV ragt der WunschV als Individuum gesehen und resektiert zu werdenV Fesonders deut-lich heraus. Ungeachtet aller Unterschiede ist es ein leFenslanges menschdeut-liches Be-dÅrnnisV in einem kulturellen Raum in einer gemeinsamen Welt anerkannt zu werden.

Sein zu dÅrnenV ohne uns von Ernahrungen oder ErzählungenV die wir als Teil unserer Identität emondenV distanzieren zu mÅssenV erscheint äußerst wichtig. Die Verleug-nung oder Verdrängung der VergangenheitV insFesondere wenn sie durch Dritte er-zwungen wirdV kann sehr roFlematisch seinV wie harles TaËlor FetontU

We want our lives to have meaningV or weightV or suFstanceV or to grow towards some nullnessV or however the concern is normulated that we have Feen discussing in this section. But this means our whole lives. In necessarËV we want the nuture to “redeem”

the astV to make it art on a line storË which has sense or uroseV to take it u in a meaningnul unitË Ÿh . To reudiate mË childhood as unredeemaFle in this sense is to accet a kind on mutilation as a erson· it is to nail to meet the null challenge involved in making sense on mË line Ÿ1989V S. 50V erv. i. rig. .

Ich halte es nÅr wichtigV den sozialen harakter des Sinnstintungsrozesses zu un-terstreichen. Wenn wir verwirrenden Ernahrungen aun uns allein gestellt einen Sinn geFen sollenV können wir uns leicht in Produkten unserer EinFildung verstricken.

Andererseits kann die ständige Anassung oder Assimilation an die Erwartungen unserer Umwelt eine Beschneidung mit sich FringenV die dem Wachstum nicht nör-derlich ist. AFer was heißt es eigentlichV die Person zu seinV die ich Fin¨ Was ist unter der Idee der ersonalen Identität zu verstehen¨

Die Konstruktion einer narrativen ersonalen Identität ernolgt ÅFer die eFens-geschichten. Wir können von unserem eFen und unseren Ernahrungen zu verschie-denen ZeitunktenV in verschieverschie-denen Situationen und gegenÅFer verschieverschie-denen Gesrächsartnern erzählen und somit verschiedene Versionen unserer ersonalen Identität konstruieren. Im Gegensatz zu schrintlichen TageFucheinträgen werden mÅndlich vorgetragene eFensgeschichten in der Regel erzähltV weil ein Anderer da-rum geFeten hat. emand nragt nach der eFenserzählungV und die narrative Konst-ruktion der ersonalen Identität entsteht als Antwort aun die Frage oder Bitte der an-deren Person. Das «SelFst“ Feinhaltet nolglich die Ko-Konstruktion von Erzählungen in einem interersonalen kommunikativen Raum· da wir aFer körerhante Wesen sindV gehört mehr zur Identität als die Ko-Konstruktion von Geschichten.

Ich haFe die Aunnassung vertretenV dass der kulturelle RaumV in dem eine e-Fensgeschichte erzählt wirdV eine eÊtrem wichtige Rolle sielt. Im Folgenden werde ich daher der Frage der ersonalen Identität hautsächlich unter dem Asekt der

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Interaktion im kulturellen Raum nachgehen und daFei Anregungen einiger herausra-gender Philosohen aunnehmen.

In Sources of the self diskutiert TaËlor die Bedeutung des Anderen als ursrÅng-licher )uelle unseres eFens und unserer Identität sowie die Bedeutung des Angeru-nen-Seins. Er schreiFtU

The close connection Fetween identitË and interlocution also emerges in the lace on names in human line. MË name is what I am “called”. A human Feing has to have a nameV Fecause he or she has to Fe calledV i.e. addressed. Being called into conversation is a recondition on develoing human identitËV and so mË name is ŸusuallË  given me FË mË earliest interlocutors Ÿ1989V S. 525 .

Mein Name ist ein Kennzeichen meiner ersonalen IdentitätV das mir von Dritten verliehen wurde. Wenn aFer niemand meinen Namen runtV dann Fenötige ich auch keinen.

In seinem naszinierenden Buch The self after postmodernity Ÿ1997  ostuliert Schrag ein SelFst in interaktionalen KonteÊtenU diskursive KonteÊteV andlungskon-teÊteV rituelle KonteÊte und transzendentale KonteÊte. Er möchte Fei der Konzetu-alisierung des SelFst den Fokus von der Frage des «Was“ aun die Frage des «Wer“

lenken. Zunächst sricht er ÅFer das «Wer“ des DiskursesV wie es sich in den Erzäh-lungen vom Individuum maninestiert.

The who on discourse is an achievementV an accomlishmentV a ernormanceV whose

resence to itseln is admittedlË nragileV a ernormanceV suF…ect to norgetnulness and semantic amFiguities. But in all this there is still a unitË and a secies on seln-identitËV secured not FË an aFiding suFstratum Fut rather FË an achieved seln-identitËV secured through a transversal eÊtending over and lËing across the multile norms on seech and language games without coincidence with anË on them. This transversal dËna-micsV ennecting a convergence without coincidenceV deones the unitËV resenceV and identitË on the seln. And theË are a unitËV resenceV and identitË that are concretelË maninest in narrationV in the telling on the storË FË the who on discourseV emlotting the multile and changing eisodes on her or his endeavors ŸeFd.V S. 33 .

Eine narrative Deonition des SelFst zieht keineswegs eine nreie und autonome SelFst-erschannung nach sich. SracheV kulturelle odes und narrative Strukturen eÊistieren FereitsV Fevor die Einzelerson die BÅhne Fetritt. Das Narrative ist dialogisch. Be-deutung eÊistiert in NarrationenV die Fereits erzählt wurdenV und in NarrationenV die ÅFer das ganze eFen hinweg vom «Wer“ des Diskurses erzeugt werden. FÅr Schrag ist das SelFst …edoch mehr als das «Wer“ des Diskurses. Er sricht von einem körer-hanten SelFstV das zwischen Aktivität und Passivität verortet ist.

| 149 | 11.1 Das Selbst nach der Postmoderne

The situating on seakersV authorsV and actors within an intentionalitË on emFodiment nunctioning at the interstices on activitË and assivitËV doing and sunneringV vitalizes and enriches the seln as a source on emowerment. This recognition on dËnamics on Fio-ower in the line on the seln announces a more roFust sense on seln-identitË into the domain on emFodied action. It is in this wider ersective that seln-identitË aears in the guise on seln-consistencË and eÊistential continuitË ŸeFd.V S. 62 .

Nach Schrags konzetuellem Modell haben wir nicht einen KörerV sondern wir sind körerhant. Er wendet sich gegen Dualismus und SuF…ekt- F…ekt-Dichotomien· der Körer ist kein F…ektV sondern ein leFendiger Körer.

Wir Fegegnen der WeltV Feteiligen uns aktiv und assiv an verschiedenen Prakti-ken und Filden ÅFer die geleFte Ernahrung ein narratives SelFst aus. Schrag versteht das Erzählen nicht im Sinne einer Reräsentation von etwasV sondern in einem on-tologischen Sinn. Eine ontologische Konzetion des Erzählens imliziertV dass unser ErleFen narrativer Natur ist. Schrag teilt arrs Ansichten zur ntologie des Narra-tiven und verweist aun dessen KommentarU «KNLarrative norm is not a dress which covers something else Fut the structure inherent in human experience and action“

ŸeFd.V S. 43V erv. i. rig. .132

Schrag zunolge stellen unsere andlungen und Erzählungen eine Reaktion aun andere andlungen und Erzählungen dar· sie sind kreativ in Bezug aun dasV was

132 Die Diskussion darüber, ob das Narrative abbildender oder ontologischer Natur ist, wird (zugun-sten des Letzteren) z.B. von Somers und Gibson aufgegriffen: „One aspect of many new works in narrative studies, however, is especially relevant to our understanding of how identities are con-stituted, namely the shift from a focus on representational to ontological narrativity. Philosophers of history, for example, have previously argued that narrative modes of representing knowledge (telling historical stories) were representational forms imposed by historians on the chaos of lived experience (Mink 1966; Hayden White 1984). More recently, however, scholars (…) are postulating something much more substantive about narrative: namely, that social life is itself storied and that narrative is an ontological condition of social life. Their research is showing us that stories guide action; that people construct identities (however multiple and changing) by locating themselves or being located within a repertoire of emplotted stories; that ‘experience’ is constituted through nar-ratives; that people make sense of what has happened and is happening to them by attempting to assemble or in some way to integrate these happenings within one or more narratives; and that people are guided to act in certain ways, and not others, on the basis of the projections, expecta-tions, and memories derived from a multiplicity but ultimately limited repertoire of available social, public, and cultural narratives” (Calhoun 1994, S. 38). Auch Freeman behauptet: „Human life is itself narratively structured” (2004, S. 63). An die vorherigen Kapitel anschließend neige auch ich zu einer ontologischen Sichtweise. Ich stimme der These zu, dass Menschen den Geschehnissen über Erzählungen Sinn verleihen, denke jedoch nicht, dass ausnahmslos jede Erfahrung narrativ konstituiert ist. Ein ontologisches Konzept des Narrativen wird gestützt durch das in diesem Buch propagierte Verständnis des autobiografisch-episodischen Gedächtnisses, die Idee der narra-tiven Kognition, unsere Konzeption und Erfahrung eines begrenzten Zeitraumes sowie die auf neuropsychologischen Erkenntnissen basierende Theorie der stellvertretenden Erfahrung. Den-noch: Mündliche wie schriftliche Erzählungen sind symbolisch-ästhetische Konstruktionen, bei denen auf mehr oder weniger kreative Weise verfügbare kulturelle Diskursformen zur Anwendung kommen, von denen einige aus Repräsentationen der Erfahrung zusammengestellt werden und andere ursprünglich gar keine narrative Form hatten.

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Fereits eÊistiert. Diskurse und andlungen sind eng miteinander verknŝntV wenn wir Versrechen aFgeFen und unser Wort halten. Zur SelFst-Identität gehört ein ge-wisses Maß an Kohärenz in unseren Diskursen und andlungen ÅFer einen längeren Zeitraum. Das heißtV dass die FrageV wer wir sindV untrennFar mit der Frage verFun-den istV wie wir in unserer Beziehung zu anderen sind. In Anlehnung an Descartes normuliert SchragU «We interactV therenore we are“ ŸeFd.V S. 78 . AFer wer ist dieser AndereV der mir in meiner Interaktion mit der UmgeFung FegegnetV und Fin ich Fe-reitV mich der Andersheit des Anderen zu stellen¨ Schrag verweist aun cvinas Ÿ1996  und erläutertU

The otherness on the other needs Fe granted its intrinsic integritËV so that in seeing the nace on the other and hearing the voice on the other I am resonding to an eÊterior gaze and an eÊterior voice rather than carrËing on a conversation with mË alter ego

ŸeFd.V S. 84 .133

Die angemessene Reaktion Festeht nicht einnach nur aus Anassung oder Entge-genkommenV und er Fetont den Unterschied zwischen KonteÊtkonditionierung und KonteÊtdetermination. Nach seiner Aunnassung sind wir weder konteÊtkonditioniert noch konteÊtlos. Er lehnt sowohl den Relativismus wie auch einen ahistorischen Universalismus aF.

Die Srache ist ein ZeichensËstemV das den individuellen Srechakt transzendiert·

eFenso geht das SelFst durch andeln ÅFer den gegenwärtigen Status §uo hinaus.

AFer Schrag sricht ÅFer Transzendenz noch in einem radikaleren Sinne und Fezieht sich daFei aun die Diskussion der «radikalen EÊteriorität“ Fei cvinas. Wir Fenöti-gen TranszendenzV so SchragV «in its guise on radical alteritËV as a critical rincile.

Ÿh  It relativizes the culture-sheres and installs a vigilance over their claims and

resuositionsV curtailing anË temtations to achieve a God’s-eËe view on the an-orama on human historË” ŸeFd.V S. 124 . In dieser radikalen insicht und in ihrer Funktion als kritisches Prinzi hilnt uns die TranszendenzV ideologische egemonien in …eder Shäre zu vermeiden. Er lädiert nÅr eine dËnamische Transversalität als Gegenentwurn zu Relativismus und Einheit und nÅhrt in Anlehnung an Kierkegaard und cvinas noch einen weiteren Asekt der Transzendenz einU «an ethic on the otting resonse“ ŸeFd.V S. 92  ÅFer Rezirozität und RÅckzahlung hinaus. AFschließend Femerkt erU

133 Als körperhafte, kontextuell situierte Lebewesen verfügen wir nicht über eine allwissende, aukto-riale Sicht auf das Panorama der Menschheitsgeschichte. Sowohl historische Schriften wie auch die bescheideneren Lebenserzählungen sind jeweils aus einer bestimmten Perspektive heraus erzählt; in der Fiktion allerdings ist es ironischerweise möglich, einen allwissenden Erzähler zu erschaffen.

| 151 | 11.2 Das Selbst als ein Anderer

Transcendence in its threenold nunction as a rincile on rotest against cultural hege-monËV as a condition nor a transversal uniocation that ennects a convergence without coincidenceV and a ower on giving without eʝectation on return stands outside the economies on scienceV moralitËV artV and religion as culture-sheres ŸeFd.V S. 148 .

Schrag lienert uns «a revised narrative on seln-understanding Ÿh  that sets north a who on discourseV engaged in actionV communallË situatedV and temered FË trans- cendence” ŸeFd. . Zu den wichtigen )uellen der Insiration nÅr dieses Buch zählt neFen Kierkegaard und cvinas auch Paul RicoeurV der einige ahre zuvor sein unge-mein anregendes Buch ÅFer die IdentitätV Soi-même comme un autre Ÿdt. Das Selbst als ein AndererV 1994º1996 V verönnentlicht hat. Sowohl in den erangehensweisen wie in den Schlussnolgerungen giFt es zahlreiche hnlichkeiten zwischen diesen Fei-den nast zeitgleich verönnentlichten Werken zum Thema IdentitätV eines von einem AmerikanerV eines von einem Franzosen vernasst j ein UnterschiedV der sich unwei-gerlich aun den …eweiligen SchreiFstil auswirkt.

Im Dokument Leben erzählen – Leben verstehen (Seite 147-151)