• Keine Ergebnisse gefunden

Medienpolitische Grundlagen

Im Dokument ProSiebenSat.1 Media AG (Seite 24-28)

Rundfunksystem und regulatorischen Bedingungen

Den deutschen TV-Markt kennzeichnet ein duales Rundfunksystem. Neben einem finanzstarken öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der mit einem Etat von 8,6 Mrd Euro 21 TV-Sender und knapp 70 Radio programme betreibt, gibt es private Anbieter. Letztere finanzieren mit 7,1 Mrd Euro über 280 TV-Sender und fast 260 Hörfunkprogramme (2012). Der private Fernsehmarkt wird vor allem von zwei Senderfamilien geprägt, der ProSiebenSat.1 Group – dem Marktführer im deutschen Werbe-markt – und der RTL Group. Während die privaten Anbieter als eigenständige Wirtschafts unternehmen agieren, ist die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gesetzlich garantiert und ihr Pro-grammauftrag zur Grundversorgung über den Rundfunkbeitrag sichergestellt. Zusätzlich zu die sen Einnahmen generieren die Rundfunkanstalten Umsätze aus Werbung.

Die Einnahmen aus Rundfunkgebühren sind in den vergangenen Jahren weiter gestiegen. Im Jahr 2012 betrug die Gebühr je TV-Gerät 17,98 Euro pro Monat, im Jahr 2000 belief sie sich noch auf 28,25 DM bzw. 14,44 Euro. Vor diesem Hintergrund ist die Finanzierungsgrundlage des dualen Systems in Ungleichgewicht geraten, wenngleich die Umsatzentwicklung der privatwirtschaftlich-kommerziellen Anbieter nach Jahren rezessiver Konjunktur inzwischen wieder das Niveau des Jahres 2000 erreicht hat. Auch nach der Umstellung auf ein neues Gebührenmodell im Januar 2013 dürfte das Beitragsaufkommen leicht steigen. Angesichts der zunehmenden Konvergenz von Rundfunk-geräten wurde die bisher gerätebezogene Gebühr im Januar 2013 durch ein neues Modell ersetzt.

Der Beitrag wird nun je Haushalt erhoben – unabhängig von Besitz, Art oder Anzahl der Geräte.

Aufgrund der zu erwartenden größeren Zahl beitragspflichtiger Haushalte prognostiziert die Studie

„German Enter tainment and Media Outlook: 2013-2017“ von PricewaterhouseCoopers (PwC) für das Jahr 2013 eine Steigerung der Gebühreneinnahmen um rund 0,3 Prozent.

Eine weitere gesetzliche Neuerung wurde im Jahr 2013 mit dem Verbot von Sponsoring im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nach 20.00 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen wirksam. Die Gesetzesände-rung kommt der FordeGesetzesände-rung der privaten Rundfunkunternehmen nach einem Ausstieg des öffentlich-rechtlichen Rundfunks aus der Werbefinanzierung entgegen. In keinem europäischen Land verfügen die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten über ähnlich hohe Budgets wie in Deutschland. Markt an-teils auswertungen zeigen jedoch, dass die Sendeanstalten mit ihren Hauptprogrammen ARD und ZDF immer weniger junge Menschen erreichen. Um diesem Trend entgegenzuwirken, forcieren die öffentlich-rechtlichen Sender eine Expansion über digitale Spartenprogramme und Online-Angebote.

So ist beispielsweise ein neuer Jugendkanal geplant, der durch Online-Angebote ergänzt werden

soll. Die Expansionsvorhaben werden von Politik und Gesellschaft kritisch diskutiert, da sie den originär öffentlich-rechtlichen Auftrag zur Grundversorgung überschreiten. Aus Gebührengeldern werden – neben den Hauptprogrammen – schon heute drei öffentlich-rechtliche Nachrichtenkanäle, vier Kultur sender sowie ein Unterhaltungs- und Serviceprogramm finanziert. Seitens der Politik wird daher eine Beschränkung der Digital- und Online-Angebote der öffentlich-rechtlichen Sender gefor-dert. Eine Arbeitsgruppe der Bundesländer wird 2014 einen Bericht zu Einsparpotenzialen bei den öffentlich-rechtlichen Sendern vor. Dieser soll die Grundlage für eine Diskussion über den Funk tions-auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks darstellen.

Die zunehmende Marktdurchdringung mit konvergenten Endgeräten wie Tablets oder Smartphones führt dazu, dass Fernsehen immer häufiger über das Internet genutzt wird und mit neuen Medien-angeboten konkurriert. Zudem treten immer mehr internationale Wettbewerber in den deutschen Medien markt ein. US-amerikanische Internetfirmen wie Google oder Facebook unterliegen jedoch nicht denselben Regulierungen, beispielsweise in Bezug auf das Urheberrecht, Werbebeschränkungen oder Bestimmungen zum Jugendschutz. Gleichzeitig wird Fernsehen in Deutschland im Vergleich zu anderen Mediengattungen stärker reguliert und unterliegt einer Vielzahl quantitativer und qualitativer Einschränkungen. So ist zum Beispiel die Zeit für TV-Werbung auf maximal zwölf Minuten pro Stunde beschränkt, die Möglichkeiten zur Platzierung von Werbung in bestimmten Sendungen begrenzt.

Dane ben regulieren das Medienkonzentrationsrecht sowie programmliche Auflagen den privaten Rundfunk. Zur Sicherung der Meinungsvielfalt ist SAT.1 gesetzlich verpflichtet, Regionalprogramme für insgesamt fünf Verbreitungsgebiete zu finanzieren und in der Hauptsendezeit parallel auszustrah-len. Entsprechend den Anforderungen des Rundfunkstaatsvertrags finanziert SAT.1 zudem Sendun-gen, die von Drittunternehmen unabhängig produziert und inhaltlich verantwortet werden.

Aus Sicht von ProSiebenSat.1 ist vor diesem Hintergrund eine neue Medienordnung erforderlich, die einen ausgeglichenen Regulierungsrahmen auf dem deutschen Medienmarkt schafft, einen fairen Wettbewerb für alle Anbieter audiovisueller Inhalte gewährleistet und den Veränderungen aus der Digi talisierung Rechnung trägt. Die ProSiebenSat.1 Group nimmt daher aktiv an verschiedenen politi-schen Gesprächsrunden wie dem „Runden Tisch Medienpolitik“ in Bayern oder dem „Mediendialog“

in Hamburg teil. Ziel dieser Initiativen von Vertretern der Netz- und Medienpolitik aus Bund und Län-dern, führender deutscher Medien- und Internetunternehmen sowie der öffentlich-rechtlichen Rund-funk anstalten ist es, gemeinsam eine Problemanalyse zu erarbeiten und Hand lungsempfehlungen für eine Neugestaltung der Medienordnung zu formulieren. Der Austausch wird 2014 im Rahmen der im Koalitionsvertrag angelegten Bund-Länder-Arbeitsgruppe fortgeführt.

Verbreitung der TV-Programme und technologische Bedingungen

Die Zahl der TV-Haushalte nimmt weiter zu, wobei in Deutschland immer mehr Konsumenten ihr Fernsehprogramm digital über Satelliten- und IPTV-Signal empfangen. 2012 stieg die Anzahl an Haus halten, die ihr TV-Programm über Satellit erhalten, auf 17,6 Mio und war damit erstmalig höher als die Anzahl der Kabel-TV-Haushalte. Ein wichtiger Wachstumstreiber für die Verschiebung ist die zuneh mende Popularität von hochauflösendem Fernsehen (HD). Zu diesem Ergebnis kommt die Studie von PricewaterhouseCoopers (PwC): „German Entertainment and Media Outlook: 2013-2017“.

Dabei sind immer mehr Menschen bereit, für attraktive Inhalte zu bezahlen. So überstieg die Zahl der zahlenden HD-Kunden Anfang 2013 erstmals die Millionengrenze, ein Wachstum von 134 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im zweiten Quartal 2013 waren es knapp 1,2 Mio Kunden.

Entwicklung der Mediennutzung

Der Medienkonsum ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. 594 Minuten, also knapp 10 Stunden pro Tag nutzen die Menschen in Deutschland Medien und Medienübertragungswege.

Obwohl sie über eine Vielzahl an Medienangeboten verfügen, verbringen sie seit Jahren nahezu unverändert rund drei Viertel ihrer Mediennutzungszeit mit drei Gattungen: TV, Radio und Internet.

Während jedoch Radio in den vergangen Jahren deutlich verloren hat, hält Fernsehen sein hohes Niveau. Mehr als ein Drittel der täglichen Medienzeit (205 Minuten) widmen die Deutschen dem Fernsehen. Die meisten Zuschauer erreichen dabei die privaten Programme mit einem Marktanteil von knapp 70 Prozent. Auf das Internet – Haupttreiber der insgesamt wachsenden Gesamtnutzungs-dauer – entfällt ein Zeitbudget von 115 Minuten täglich. Zeitungen und Zeitschriften verlieren seit Jahren kontinuierlich und sind inzwischen bei 28 Minuten angelangt. Im Jahr 2002 waren es noch 41 Minuten.

Digitale Medien gehören für die meisten Nutzer heute zum festen Bestandteil ihres Alltags. In nahezu jedem Haushalt finden sich neben einem Fernseher bereits ein oder mehrere Second-Screen-Devices, wobei vor allem die Verbreitung von Tablet-PCs und Smartphones steigt. Die Ausdehnung des Inter net konsums – so die Ergebnisse der ARD / ZDF-Onlinestudie 2013 – hat bisher noch nicht zu größeren Umschichtungen im Medienzeitbudget geführt. Die wachsende Bedeutung des Internets als eigen ständiges Massenmedium verändert jedoch das Konsumverhalten nachhaltig: Medien werden vielfach parallel genutzt. Insbesondere bei den Jüngeren ist die gleichzeitige Nutzung von TV und Internet schon sehr weit verbreitet. Zugleich steigt die Nachfrage nach Multimediaangeboten aus einer Hand. Internetfähige TV-Geräte, sogenannte Smart TVs, machen mittlerweile den Großteil neu verkaufter TV-Geräte aus.

TV ist nach wie vor das beliebteste Medium in Deutschland. Dabei ist Fernsehen für Werbetreibende nicht nur wegen seiner Reichweite und Nutzungsdauer sehr attraktiv, sondern auch aufgrund seiner hohen Werbewirkung. Investitionen in TV-Werbung sind für den Markenerfolg essenziell und machen sich ebenso kurz- wie langfristig bezahlt. Diesen Nachweis hat SevenOne Media in einer gemeinsamen Studie mit der GfK-Fernsehforschung und dem GfK Verein erbracht. Dazu wurden während eines ganzen Jahres die Umsatzeffekte von TV-Werbung auf alle Kaufakte in 30.000 deutschen Haushalten ausgewertet.

VI. Wirtschaftsbericht

Die ProSiebenSat.1 Media AG bündelt alle zentralen Verwaltungsdienste für den gesamten Konzern.

Deswegen gelten für die AG im Wesentlichen die gleichen Rahmenbedingungen wie für den gesamten Konzern. Infolgedessen werden die weiteren Ausführungen auf Konzernebene erläutert.

Die ProSiebenSat.1 Group hat im Jahr 2013 vom insgesamt positiven Konjunkturklima profitiert und ihre Umsatz- und Ergebnisgrößen auf Rekordniveau gesteigert. Insbesondere im Segment Digital &

Adjacent hat das Unternehmen wichtige Zwischenziele auf seinem Weg zum Broadcasting, Digital Entertainment und Commerce Powerhouse erreicht. Zugleich hat der Konzern mit dem erfolgreichen Start neuer Fernsehsender seinen Kundenstamm erweitert und seine marktführende Position im TV-Werbemarkt bestätigt.

Im Dokument ProSiebenSat.1 Media AG (Seite 24-28)