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In diesem Abschnitt soll zunächst ein genereller Überblick über die Mediennutzung der Probanden gewonnen werden. Dazu wurden die Teilnehmer gebeten, vorgegebene Medien ihrer Relevanz entsprechend in eine Rangfolge zu bringen, wobei der Wert eins der höchsten Priorität entspricht (Tab. 3.4.1). Die Zahl in der Klammer in der Tabelle gibt die Rangzahl an. Es handelt sich um einen, aus allen 25 Betroffenen pro Gruppe gebildeten Mittelwert. Aus der Höhe der gemittelten Rangzahlen ergibt sich die Rangreihenfolge.

Besonders auffällig ist hier, dass in der Gruppe der Alkoholabhängigen und in der Kontrollgruppe die klassischen Medien Fernsehen, Tageszeitung und Radio die größte Rolle spielen, wohingegen in der Gruppe der Internetabhängigen entsprechend der Symptomatik Internet und Computerspiele höchste Priorität genießen.

Tabelle 3.4.1: Rangreihenfolge der medialen Formate

Rang Alkoholabhängige

(Rangzahl)

Kontrollgruppe (Rangzahl)

Internetabhängige (Rangzahl)

1 Fernsehen (1,87) Tageszeitung (1,85) Internet (1,74)

2 Tageszeitung (2,32) Fernsehen (2,33) Computerspiele (2,18)

3 Radio (3,33) Radio (3,11) Fernsehen (3,82)

4 Bücher (3,63) Zeitschriften (3,84) Tageszeitung (4,17)

5 Zeitschriften (3,85) Internet (4,00) Bücher (4,21)

6 Internet (3,87) Bücher (4,38) DVD (4,30)

7 DVD (4,36) DVD (5,36) Radio (4,93)

8 Computerspiele (5,70) Computerspiele (6,00) Zeitschriften (5,14)

Des Weiteren erstellen die Studienteilnehmer eine Rangfolge ihrer präferierten Kommunikationsmedien (Tab. 3.4.2). In allen drei Gruppen ist die Reihenfolge der wichtigsten Kommunikationswege ähnlich. Das persönliche Gespräch und ein Telefonat spielen für alle Studiengruppen die größte Rolle. Der größte Unterschied zwischen den Studiengruppen besteht in der Bedeutung von E-Mails für die persönliche Kommunikation. Während sie in der Kontrollgruppe und in der Gruppe der Internetabhängigen auf Rang drei hinter Gespräch und Telefonat liegen, ist ihre Bedeutung für die Gruppe der Alkoholabhängigen deutlich geringer. Bei ihnen findet man die E-Mail erst auf Rang sechs.

Tabelle 3.4.2: Bedeutung von Kommunikationsmedien

Beim Betrachten der Fernsehgewohnheiten der Probanden fällt auf, dass sie sich in den drei Studiengruppen kaum unterscheiden (Tab. 3.4.3). Zwar ergibt eine einfaktorielle ANOVA mit anschließender Post-Hoc-Analyse, dass sich die Dauer der gesamten Zeitspanne des Fernsehkonsums der Internetabhängigen mit einem Mittelwert von 21,67 Jahren (SD = 7,75) signifikant von der Dauer des Konsums der Alkoholabhängigen und der Kontrollgruppe unterscheidet. Allerdings muss bei diesem Unterschied auch bedacht werden, dass das Kollektiv der Internetabhängigen im Schnitt deutlich jünger ist, als die beiden anderen Gruppen und daher ähnlich früh mit dem Fernsehen begonnen haben dürfte. Für die Dauer des jetzigen Konsums in Tagen/Woche und Stunden/Tag finden sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen.

*bezogen auf die Kontrollgruppe und die Alkoholabhängigen p < 0,05

Als Nächstes haben die Studienteilnehmer eine Reihe von Fragen beantwortet, die sich mit ihrem Computerspielverhalten befassen. So geben in der Gruppe der Alkoholabhängigen (n = 25) sieben Probanden (28 %) an, Computerspiele zu nutzen. In der Kontrollgruppe (n = 25) zählen sich neun Probanden (36 %) zu den Computerspielern. In der Gruppe der Internetabhängigen (n = 24) spielen 21 Personen (87,5 %) Computerspiele.

Bezüglich der mittleren Anzahl an Computerspielen ergibt eine einfaktorielle Varianzanalyse keinen signifikanten Unterschied zwischen den drei Untersuchungsgruppen (Tab. 3.4.4). Dabei ist zum einen die in den Gruppen divergierende Beantwortungsdisziplin bezüglich dieser Frage zu beachten. Denn obwohl sich nur 28 % der Alkoholabhängigen als aktive Computerspieler bezeichnen, machen 100% der Alkoholabhängigen Angaben bezüglich der Anzahl an Computerspielen, dadurch ergibt sich eine geringe mittlere Anzahl an Computerspielen in dieser Gruppe. Im Gegensatz dazu bezeichnen sich 36% der Kontrollgruppe als Computerspieler und nur 44 % der Kontrollgruppe machen Angaben zu dieser Frage;

infolgedessen ist die mittlere Anzahl an Computerspielen in dieser Gruppe deutlich höher als bei den Alkoholabhängigen. Zum anderen erklärt sich die fehlende Signifikanz durch eine hohe Standardabweichung. Es findet sich in allen Gruppen eine extreme Spannweite zwischen minimaler und maximaler Computerspielanzahl.

Bei Betrachtung der zeitlichen Aspekte der Computerspielnutzung werden bei der Berechnung der Werte nur die Probanden berücksichtigt, die auch tatsächlich an ihrem Computer spielen. Die Anzahl der Jahre, seitdem die Teilnehmer der Gruppen ihre Computerspiele nutzen, unterscheiden sich nicht signifikant voneinander (Tab. 3.4.5).

Untersucht man hingegen den Computerspielkonsum in Tagen pro Woche, zeigt sich ein anderes Bild (Tab. 3.4.6). So spielen die Alkoholabhängigen (n = 7) an durchschnittlich 2,43 Tagen pro Woche. Die Probanden der Kontrollgruppe (n = 8) nutzen ihre Computerspiele an durchschnittlich 2,63 Tagen pro Woche. Dieser Unterschied ist nicht signifikant. Die Gruppe der Internetabhängigen (n = 21) hingegen spielt im Mittel an 5,91 Tagen pro Woche Computerspiele und unterscheidet sich damit hochsignifikant von den beiden anderen Gruppen der Studie.

**bezogen auf Kontrollgruppe und Alkoholabhängige p < 0,01

Ganz ähnlich sieht die Situation bei der Analyse der täglichen Spieldauer der Probanden aus (Tab. 3.4.7).

Auch hier unterscheiden sich die Gruppe der Alkoholabhängigen und die Kontrollgruppe in ihren Mittelwerten bezüglich der täglichen Nutzung nicht signifikant. Die Gruppe der Internetabhängigen unterscheidet sich mit einem Mittelwert von 6,63 Stunden pro Tag jedoch signifikant von der Kontrollgruppe (MW = 2,00 h/d). Ebenfalls interessant ist die maximale Spieldauer pro Tag. Sie liegt in der Gruppe der Alkoholiker bei 8 h, in der Kontrollgruppe bei 3 h und in der Gruppe der Internetabhängigen bei 19 h pro Tag.

Ein weiteres Element der Untersuchung war die Analyse der Internetnutzung der Probanden. Zunächst wurde danach gefragt, ob die Teilnehmer über einen Internetanschluss verfügen. In der Gruppe der Alkoholabhängigen (n = 25) geben 15 Teilnehmer (60 %) an, über einen Internetanschluss zu verfügen. In der Kontrollgruppe (n = 24) ist ein Zugang zum Internet deutlich weiter verbreitet. Hier findet sich bei 21 Probanden (87,5 %) ein Anschluss. Erwartungsgemäß ist in der Gruppe der Internetabhängigen (n = 24) ein Netzzugang nahezu unabdingbar. So geben 23 Testpersonen (92 %) an, einen eigenen Internetanschluss zu besitzen.

Auch bei der Internetnutzung wurde nach der zeitlichen Ausdehnung des Konsums gefragt (Tab. 3.4.8).

Hierbei sollten die Teilnehmer nur ihre private Internetnutzung angeben.

Tabelle 3.4.8: Internetnutzung in Jahren Internetnutzung in

Jahren Mittelwert

Standard-abweichung Minimum Maximum

Kontrollgruppe

(n=21) 6,43 2,71 1 11

Alkoholabhängige

(n=15) 5,80 4,14 1 14

Internetabhängige

(n=23) 7,44 3,66 3 15

Eine einfaktorielle ANOVA ergibt, dass sich die Mittelwerte für den Internetkonsum in Jahren nicht signifikant voneinander unterscheiden (p = 0,351). Dennoch sind die Alkoholabhängigen tendenziell am kürzesten im Internet.

Ein anderes Bild ergibt sich bei den Angaben der Probanden bezüglich ihrer Internetnutzung in Tagen pro Woche (Tab. 3.4.9). Dabei unterscheidet sich die Differenz der Mittelwerte der drei Untergruppen signifikant. Während die Gruppe der Alkoholabhängigen im Schnitt an 2,67 Tagen pro Woche ins Internet geht, sucht die Kontrollgruppe mit 4,33 Tagen im Schnitt signifikant häufiger den Weg ins Internet. In der Gruppe der Internetabhängigen zeigt sich wie erwartet ein täglicher Konsum mit einem Mittelwert von 6,96 Tagen pro Woche.

Tabelle 3.4.9: Internetnutzung in Tagen pro Woche Internetnutzung in Tagen

pro Woche Mittelwert

Standard-abweichung Minimum Maximum

Kontrollgruppe

(n=21) 4,33* 2,50 1 7

Alkoholabhängige

(n=15) 2,67 2,10 1 7

Internetabhängige

(n=23) 6,96** 3,67 6 7

*bezogen auf die Alkoholabhängigen p < 0,05; ** p < 0,01

Der letzte, in dieser Studie betrachtete, zeitliche Aspekt der Internetnutzung ist die Nutzungsdauer pro Tag (Tab. 3.4.10). Hierbei unterscheidet sich der Mittelwert der täglichen Nutzungsdauer der Internetabhängigen signifikant von denen der Alkoholabhängigen (p < 0,05) und der Kontrollgruppe (p < 0,001). Die beiden letztgenannten Gruppen unterscheiden sich jedoch nicht hinsichtlich ihrer mittleren Internetnutzung pro Tag (p = 0,645). Bei Betrachtung dieses Vergleichs ist zu bedenken, dass nur 40 % der Alkoholabhängigen (n=10) Angaben zu dieser Fragestellung machen.

Tabelle 3.4.10: Internetnutzung in Stunden pro Tag Internetnutzung in

Stunden pro Tag Mittelwert

Standard-abweichung Minimum Maximum

Kontrollgruppe

(n=22) 2,02 2,47 0,5 10

Alkoholabhängige

(n=10) 3,20 3,33 1 10

Internetabhängige

(n=21) 6,62* 3,94 1 18

*bezogen auf die Kontrollgruppe und die Alkoholabhängigen p < 0,05

Eine weitere Fragestellung bezog sich auf die Motivation der Probanden, ins Internet zu gehen (Tab. 3.4.11).

Es sollten jeweils bis zu drei Gründe für die Nutzung des Internets angegeben werden.

Tabelle 3.4.11: Gründe für die Internetnutzung

Die Gruppe der Gesunden ist hauptsächlich aus Interesse und zur Unterhaltung online. Bei der Gruppe der Alkoholabhängigen und der Gruppe der Internetabhängigen finden sich hingegen ganz verschiedene Motivationen für die Internetnutzung. Besonders auffällig ist, dass in diesen beiden Gruppen die soziale Komponente eine größere Rolle zu spielen scheint. Vom Kollektiv der Internetabhängigen werden eher negative Gefühle wie Langeweile und Einsamkeit als Grund für die Onlinenutzung angegeben.

Fragt man die Testpersonen nach der Zufriedenheit mit der Qualität und Quantität ihrer Internetnutzung auf einer Skala von [- 10] bis [+ 10]. So bewerten die Alkoholabhängigen die Quantität ihres Konsums im Mittel sehr positiv mit 7,13 Punkten. Auch die Qualität der Nutzung sehen sie sehr positiv (5,69). Ähnlich bewertet auch die Kontrollgruppe ihren Gebrauch mit 5,90 Punkten für die Quantität und 6,24 Punkten für die Qualität der Internetnutzung. Das Kollektiv der Internetabhängigen sieht ihren Konsum hingegen deutlich kritischer. So wird vor allem die Quantität der Nutzung mit einem Wert von -3,26 Punkten deutlich bemängelt. Die Differenz in der Einschätzung der Quantität unterscheidet sich signifikant von den beiden anderen Studiengruppen. Die Qualität der Nutzung wird mit 2,78 Punkten etwas positiver wahrgenommen, aber nicht in dem Maße, wie dies die anderen Untersuchungsgruppen tun. Jedoch erweisen sich diese Unterschiede im Rahmen einer Varianzanalyse nicht als signifikant.

Die Anzahl der E-Mail-Adressen und der betriebenen Webseiten sind weitere Angaben, die die Probanden zur genaueren Beschreibung ihres Internetnutzungsverhaltens machten. So verfügen die alkoholabhängigen Probanden (n = 25) im Durchschnitt über 1,24 E-Mail-Adressen und 0,52 Webseiten. In der Vergleichsgruppe der Gesunden (n = 19) sieht die Verteilung mit 2,16 E-Mail-Adressen und 0,47 Webseiten

im Durchschnitt ähnlich aus. In der Gruppe der Internetabhängigen liegt die Anzahl mit durchschnittlich 10,78 E-Mail-Adressen und 2,14 Webseiten signifikant (p < 0,05) über den Werten der beiden anderen Versuchsgruppen.

Aus der Gruppe der Alkoholabhängigen bekennt sich kein Proband zu illegalen Handlungen im Internet. In der Kontrollgruppe (n = 21) sind es drei Personen (14,3 %), die einräumen, schon einmal etwas Illegales im Internet getan zu haben. In der Gruppe der Internetabhängigen sind es sogar 17 von 23 Probanden (73,9 %) die eine rechtswidrige Handlung im Internet eingestehen.