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2.3 Vorbeugende Maßnahmen

2.3.4 Managementmaßnahmen

Neben den Maßnahmen, die im Kap. 2.3.5 zur Sanierung erläutert werden, kommt auch anderen Managementfaktoren eine Bedeutung bei der Bekämpfung der Moderhinke zu. Diese nehmen aber, abhängig von der Praktikabilität der Maßnahmen und der Wirtschaftlichkeit des Betriebes, unterschiedliche Stellenwerte ein.

Zu den Managementmaßnahmen kann man die oben schon erwähnte lokale Behandlung mit Klauenbädern zählen. Klauenbäder sind besonders in Phasen höherer Risiken, um z.B. eine Einschleppung des Erregers in die Herde oder die Verbreitung innerhalb der Herde zu verhindern oder zu reduzieren, sinnvoll (RAADSMA und EGERTON 2013). Auch eine systemische antibiotische Behandlung der erkrankten Schafe kann als Managementmaßnahme gewertet werden. Wie

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erwähnt, spielt hierbei die frühzeitige und regelmäßige Behandlung aller lahmen Schafe eine entscheidende Rolle (WASSINK et al. 2010).

Auch der Umgang mit den erkrankten Tieren ist relevant. So ist die Separierung erkrankter Tiere, die Meidung von verseuchten Weiden, die Reinigung und Desinfektion von verseuchten Stallanlagen und Transportfahrzeugen, entscheidend für eine erfolgreiche Bekämpfung der Moderhinke. Therapieresistente oder trotz Impfung erkrankte Tiere halten den Infektionsdruck in einer Herde aufrecht und sollten aus diesem Grund aus der Herde ausgeschlossen oder gemerzt werden (STROBEL 2012).

Zu den Managementmaßnahmen zählen aber auch Impfprogramme, oder auf lange Sicht die Zucht auf Moderhinke-Resistenz.

Vakzination

Vakzinationen dienen unter Berücksichtigung des Antigenspektrums der Ausbildung einer Immunität gegenüber der Moderhinke. Nach Untersuchungen von YOUNAN und Kollegen (1999), deckt die in Deutschland verfügbare kommerzielle Vakzine Footvax®(Fa. MSD, Oberschleißheim) das vorhandene Antigenspektrum weitgehend ab. Footvax® ist sowohl prophylaktisch, als auch therapeutisch, einsetzbar. Bei zweimaliger Applikation wurden vier Wochen später Heilungsraten von 80% erzielt (HOSIE 2004). Die Heilungsraten waren aber auch abhängig von der Konkurrenz der Impfkomponenten und dem ursächlichen Erregerspektrum. Die Wirkungsdauer dieses polyvalenten Impfstoffes beträgt nur einige Monate und erschwert damit die Ausbildung einer dauerhaft belastbaren Herdenimmunität. Da eine Vakzination, aufgrund der verschiedenen Serotypen von D. nodosus, oft nicht ausreicht den Erreger zu tilgen (LOTTNER 2006), wird eine Impfung in Kombination mit anderen therapeutischen Maßnahmen (z. B. Klauenbädern) vor dem Weideauftrieb empfohlen, um die Prävalenz in der Herde und den Grad der Lahmheiten während der Weidesaison zu reduzieren (HÄRDI-LANDERER et al. 2012). Allerdings scheint eine Minderung der Lahmheitsprävalenz auch von der Häufigkeit der Vakzinationen und der minimalen Antikörper-Konzentration für eine positive Immunantwort

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abhängig. Nur mit einem konsequenten Impfprogramm mit ausreichend hohen protektiven Antikörper-Titern scheint dieses erreichbar zu sein (KUHLEMANN 2011, BHARDWAJ et al. 2014). Dass von LOTTNER (2006) beschriebene Auftreten von schweren Impfreaktionen, vier Wochen nach der Vakzination mit Footvax®, die auf das Mineralöl als Adjuvans zurückgeführt wurden, wurde in der Untersuchung von HÄRDI-LANDERER et al. (2012) nicht bestätigt.

Aufgrund der ausgeprägten Antigenkonkurrenz durch die verschiedenen Serotypen von D. nodosus lässt sich mit bestandsspezifischen quadri- und pentavalenten Vakzinen eine bessere Immunantwort erzielen. Zum anderen kann durch die Wahl anderer milder Adjuvantien, wie Aluminiumhydroxid, auch die lokalen Impfreaktionen reduziert werden. Zudem wird durch eine Verbesserung der Serodiagnostik der nachgewiesenen D. nodosus-Stämme und der Virulenzbestimmung der Dichelobacter-Stämme in einem Bestand eine Steigerung der Effektivität bestandsspezifischer Impfstoffe erwartet (LOTTNER 2006).

Zum Impfprogramm wird in Deutschland eine zweimalige Vakzination zur Grundimmunisierung, je nach Infektionsdruck, mit dem kommerziellen Impfstoff Footvax® oder bestandsspezifischen Vakzinen empfohlen. Fünf Monate nach abgeschlossener Grundimmunisierung sollten alle bereits geimpften Tiere erneut geimpft und die im Betrieb verbleibenden Lämmer grundimmunisiert werden (LOTTNER 2006). Anschließend sollte eine jährliche Impfung stattfinden, um den Impfstatus aufrechtzuerhalten (REILLY et al. 2012). In praxi bleibt es jedoch häufig nur bei einer einmaligen Applikation des Impfstoffes. Wie die Untersuchungen von KUHLEMANN (2011) zeigten, kann ohne die Durchführung einer Grundimmunisierung und regelmäßige Vakzinationen dagegen keine deutliche Reduktion der Moderhinke-Prävalenz durch die Impfung mit Footvax® erwartet werden.

Resistenzzucht

Rassespezifisch höhere Anfälligkeiten für Moderhinke, die sich im Schweregrad der klinischen Symptome darstellt, sind hinreichend bekannt (BEVERIDGE 1941, FRIEDRICH 2011, KUHLEMANN 2011). Allerdings konnte anhand gezielter

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Zuchtversuche nachgewiesen werden, dass auch innerhalb einer Rasse Unterschiede in der Empfänglichkeit für die Erkrankung bestehen (SKERMAN und MOORHOUSE 1987). Dabei entwickeln die Tiere, trotz Infektion mit D. nodosus, keine oder nur leicht ausgeprägte Krankheitssymptome, was als Toleranz gegenüber der Erkrankung bezeichnet wird. Andererseits werden Tiere wegen ihrer genetisch determinierten Nichtempfindlichkeit, trotz Anwesenheit des Erregers, mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht infiziert, womit die Begrifflichkeit der Resistenz beschrieben wird (BISSET und MORRIS 1996).

Letztlich besteht aus ökonomischen Gesichtspunkten von Seiten der Schafhalter das Ziel einer Züchtung von Linien mit einer ausgeprägten Moderhinkeresistenz. Dies könnte unter der Berücksichtigung verschiedener Klauenparameter, der Genotypisierung von Neuzukäufen und der Merzung therapieresistenter Tiere erreicht werden (Strobel 2009).

In Untersuchungen konnte ein Zusammenhang zwischen den Klauenparametern Klauenhärte, Diagonalenlänge, Trachtenhöhe bzw. Dorsallänge und einer Prädisposition für Klauenerkrankungen festgestellt werden, weshalb diese Parameter von THOMS (2006) und FRIEDRICH (2011) als Selektionskriterien für eine Zucht auf Moderhinkeresistenz geeignet scheinen.

Ein vollkommen anderer Ansatz ist die Selektion von Zuchttieren auf der Basis von Genen, die mit einer Resistenz oder Toleranz gegenüber der Moderhinke verbunden sind. Hier hat sich das DQA2-Gen als erfolgversprechendes Kandidatengen heraus gestellt. Das DQA2-Gen gehört zu den Genen des ovinen Haupthistokompatibilitätskomplexes (MHC).

Schon Ende der 1980er Jahre wurde ein signifikanter Zusammenhang zwischen einer Anfälligkeit gegenüber Moderhinke und einem MHC-Haplotyp nachgewiesen (OUTTERIDGE et al. 1989). Der auf Chromosom 20 lokalisierte ovine Hauptkompatibilitätskomplex ist polygen und polymorph, d.h. er besteht aus mehreren Genen und jedes Gen aus multiplen Allelen. Der MHC-Haplotyp besteht aus einer bestimmten Kombination von MHC-Allelen auf einem Chromosom und definiert, welche Peptide von exogenen Antigenen, wie beispielsweise D. nodosus,

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an MHC2-Moleküle gebunden werden. Auf der Grundlage der in Neuseeland gezüchteten Schafrassen wurde von der Arbeitsgruppe um HICKFORD (2001) ein

"foot rot gene marker test" (FGMT) entwickelt, mit dessen Hilfe dieser MHC-Haplotypen Moderhinke-resistente Tiere über genetische Marker ohne eine vorherige Exposition des Erregers identifiziert werden konnten. LOTTNER (2006) konnte auf Basis des FGMT eine Vererbbarkeit der Moderhinke-Empfänglichkeit auch bei deutschen Schafrassen nachweisen: So zeigten Tiere mit einer Duplikation des DQA2-Gens eine signifikant geringere Wahrscheinlichkeit an Moderhinke zu erkranken, als Tiere ohne duplizierte Allele.