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3. MATERIAL UND METHODEN

5.6 Möglichkeiten der Moderhinke-Sanierung

Zu Beginn einer Moderhinke Bekämpfung muss sicher erörtert werden, welches Ziel überhaupt erreicht werden soll und kann. So könnte das Minimalziel, sowohl aus der Kontrolle der Infektionen bestehen, das heißt, z.B. die Moderhinke-Prävalenz auf einem bestimmten Level zu halten, oder aber das Ziel könnte auch die kompletten Eradikation, also der Elimination der Krankheit und des Erregers aus der Herde sein. Es muss also sicher erörtert werden, welchen Moderhinke Status die Betriebsleiter in ihren Herden überhaupt erreichen können und möchten. Dabei sind sicherlich immer die betrieblichen Vorrausetzungen zu beachten, wie z.B. ein ständig wechselnder Tierbestand (RAADSMA und EGERTON 2013).

Für die Entscheidung zur Kontrolle oder Sanierung kann die Unterscheidung zwischen maligner und benigner Form der Moderhinke von Bedeutung sein.

Praktisch ist eine solche Unterscheidung sicherlich nicht immer möglich und zum Teil auch zweitrangig. Ein erkranktes Schaf, das eine Lahmheit zeigt, muss behandelt werden, unabhängig davon, ob eine maligne oder benigne Form der Moderhinke vorliegt. Der Schäfer und dritte Personen machen sicher keine Unterscheidung hinsichtlich dieser Einteilung. Die Lahmheit ist für die Entscheidung zur Behandlung wesentlich und beide Formen führen zur Lahmheit. Wie die eigenen Untersuchungen zeigen, ist der Grad der Lahmheit weitgehend unabhängig vom Grad der Klauenveränderungen. Gerade in Frühstadien der Erkrankungen ist eine Unterscheidung zwischen Interdigitaler Dermatitis, benigner und virulenter

DISKUSSION

Moderhinke klinisch nicht möglich. Eine frühzeitige Behandlung ist aber sowohl aus tierschützerischer, als auch aus epidemiologischer Sicht wünschenswert.

Zur Unterscheidung der unterschiedlichen Formen der Moderhinke kann die von GREBER et al. (2015) beschriebene PCR, die eine Unterscheidung zwischen benignen und virulenten Stämme von D. nodosus ermöglicht (STÄUBLE et al.2014a), bei der Planung langfristiger Maßnahmen auf Herdenebene hilfreich und notwendig sein. So können die Kosten für Eradikation- und Kontrollmaßnahmen die krankheitsbedingten Schäden bei gutartigen Verlaufsformen der Moderhinke übersteigen (RAADSMA und EGERTON 2013).

Bei der Kontrolle der Moderhinke in einer enzootisch verseuchten Herde steht die Reduzierung der Moderhinke-Inzidenz im Vordergrund. Ziel ist zunächst die Prävalenz klinisch kranker Tiere zu senken. Dabei sollen die Neuerkrankungen reduziert und die Auswirkungen der Erkrankung bei den infizierten Tieren reduziert werden. Ziel der Kontrollmaßnahmen ist zunächst nicht, den Erreger aus dem Bestand zu entfernen, sondern die Erkrankung zu kontrollieren. In Beständen die häufig Tiere aus andern Beständen mit unbekannten Moderhinke-Status kaufen, erscheinen Kontrollmaßnahmen sinnvoller, als der Versuch einer Eradikation des Erregers. Das gleiche gilt für Herden, die Kontakt zu infizierten Herden nicht vermeiden können und somit der ständigen Gefahr der Neuinfektion ausgesetzt sind (RAADSMA und EGERTON 2013). Wenn diese Risikofaktoren nicht ausgeschlossen werden können, sind Kontrollmaßnahmen sicher besser geeignet als Eradikationsprogramme.

In Australien werden für den Beginn der Kontrollmaßnahmen die Zeit vor und während der Hauptübertragungszeit, zu Beginn des Frühlings, empfohlen. Während die Eradikationsprogramme in der trockenen Jahreszeit, wenn die Moderhinke-Prävalenz unter 5% liegt, erfolgreicher sind. Da solche jahreszeitlichen Schwankungen in Großbritannien nur in geringem Maße ausgeprägt sind, ist das Hauptziel dort die Kontrolle der Moderhinke (ABBOTT und LEWIS 2004). Die eigenen Untersuchungen legen den Schluss nahe, dass eine Sanierung in dem untersuchten Bestand während der Weideperiode angestrebt werden sollte.

DISKUSSION

ABOTT und LEWIS nennen in 2004 noch als Hauptelemente der Kontrollmaßnahmen den Einsatz von Vakzinen, die Verwendung von lokalen Sprays und auch der Einsatz von Klauenbädern. Diese können sowohl einzeln als auch in Kombination eingesetzt werden. RAADDSMA und EGERTON (2013) empfehlen, neben Klauenbädern und Vakzinen, noch die systemische antibiotische Behandlung.

So beschreiben diese beiden Autoren, dass durch den regelmäßigen Einsatz von Klauenbädern, sowohl alleine, als auch mit einer Impfung, in Phasen mit hohem Infektionsdruck die Prävalenz einer virulenten Moderhinke-Infektion reduziert werden kann. In Kombination mit systemischen und lokalen antibiotischen Behandlungen und Schlachtung von chronischen Fällen, kann so der wirtschaftliche Verlust durch die Moderhinke in einem annehmbaren Bereich gehalten werden.

Dass durch diese Maßnahmen die Moderhinke kontrolliert werden kann, zeigen auch die Untersuchungen von HÄRDI-LANDERER et al (2012). Sie setzen die Impfung ein, um die kritische Phase der Sömmerung zu überbrücken. Es konnte zumindest ein Teilschutz der Herde erreicht werden. In Kombination mit Klauenbädern kann nach ihren Erfahrungen die Moderhinke-Prävalenz reduziert werden. Eine Ausrottung der Moderhinke wird durch diese Maßnahmen alleine nicht erreicht werden.

Auch KUHLEMANN (2011) berichtet über den erfolgreichen Einsatz von Footvax®.

Durch den Einsatz des handelsüblichen Impfstoffes konnte in den Herden die Moderhinke-Prävalenz gesenkt werden. Sie verweist aber auf die Notwendigkeit der konsequenten Einhaltung des Impfschemas für den erfolgreichen Einsatz. Auch LOTTNER (2006) berichtete über den erfolgreichen Einsatz von Impfstoffen mit einer Senkung der Moderhinke-Prävalenz. Sie berichtet weiterhin über den Vorteil der bestandsspezifischen Impfstoffe, da diese durch eine andere Zusammensetzung zu weniger Impfreaktionen führten.

Die hier vorliegende Studie zeigt, dass auch durch eine konsequente parenterale antibiotische Behandlung der an Moderhinke infizierten Tiere die Prävalenz, als auch die Inzidenz gesenkt werden kann (Abb. 5). Die konsequente und frühzeitige parenterale Behandlung der jeweils an Moderhinke erkrankten Tiere kann somit als Maßnahme zur Kontrolle der Moderhinke in einer Herde eingesetzt werden. Eine Impfung wäre somit nicht notwendig.

DISKUSSION

Wenn das Ziel einer Sanierung die Moderhinke-Freiheit ist, muss der Erreger und die Krankheit komplett aus der Herde entfernt werden. Die Maßnahmen müssen konsequent durchgeführt und danach müssen Maßnahmen zur Erhaltung dieser Moderhinke-Freiheit ergriffen werden (RAADSMA und EGERTON 2013).

Die Hauptaufgabe liegt in der Identifizierung aller erkrankten Tiere in der Herde. Die einfachste Form der Sanierung ist dabei sicher die Entfernung aller Tiere aus einer Herde und die Anschaffung von Moderhinke freien Tieren. Auch die alleinige Entfernung der erkrankten Tiere aus der Herde, ist eine Möglichkeit zur Sanierung.

Dafür müssen in bestimmten Intervallen alle Tiere der Herde untersucht werden.

RAADSMA und EGERTON (2013) empfehlen 3 Kontrollen im Abstand von je 3 Wochen. Die erkrankten Tiere sollten sofort separiert und aus der Herde entfernt werden. So halten auch ABBOTT und LEWIS (2004) die Separierung für das entscheidende Element bei der Elimination. Wenn Tiere behandelt werden, sollten diese separiert und erst nach einer Kontrolle wieder in die Herde integriert werden.

RAADSMA und EGERTON (2013) als auch ABBOTT und LEWIS (2004) stimmen darin überein, dass die Identifizierung der erkrankten Tiere, besonders der chronisch erkrankten Tiere der Schlüssel für eine erfolgreich Elimination des Erregers ist.

LÜCHINGER WÜST (2010) beschreibt in dem schweizerischen Eradikationsprogramm, dass Tiere mit Unterminierungen des Klauenhorns gemerzt werden und infizierte Tiere von der Herde separiert werden sollten.

Wie entscheidend die Entfernung der chronisch erkrankten Tiere aus der Herde ist konnte auch in der vorliegenden Studie gezeigt werden. So wurden ca. 51% der Behandlungen bei Tieren durchgeführt, die wiederholt erkrankten. Diese Wiederholungstäter tauchen im Laufe der Studie immer wieder auf (Abb. 19). Durch eine Merzung dieser Tiere wäre somit nicht nur die Anzahl der Behandlungen geringer ausgefallen, auch die ständige Infektionsquelle wäre aus der Herde verschwunden.

Die Sanierungsmaßnahmen sollten in eine Zeit gelegt werden, in der die Krankheitsprävalenzen sehr niedrig sind (ABBOTT und Lewis 2004), also nicht nur in eine Phase möglichst niedriger Moderhinke-Prävalenz, sondern auch in einer Phase mit geringer Übertragungsrate. Das bedeutet, die Sanierung sollte z.B. in einer

DISKUSSION

Phase mit sehr niedrigen Temperaturen und geringer Feuchtigkeit gelegt werden. In dem Studienbetrieb können nach den beobachteten Infektionen übers Jahr die Sommermonate als ideal für einen Sanierungsbeginn erachtet werden. Hier war durch das gewählte Behandlungsschema die Krankheitsinzidenz auf ein sehr niedriges Niveau gesenkt worden. Die Feuchtigkeit auf den Weiden ist gering, der Stall als Erregerreservoir sollte während der Sanierung nicht genutzt werden. Auch der Umgang mit den gesunden Tieren muss beachtet werden. So sollten mögliche infizierte Weiden, aber auch die Plätze, an denen Klauenkontrollen und -korrekturen von Moderhinke infizierten Tieren durchgeführt wurden (ABBOTT und LEWIS 2004) gemieden werden. Begleitend hierzu sollte der Stall einer Reinigung und Desinfektion unterzogen werden.

Nach Abschluss der Sanierung ist eine Zertifizierung der Erregerfreiheit, bzw. der Nachweis subklinischer Infektionen für das weitere Vorgehen entscheidend.

STAMPHØJ (2012) nutzte die PCR-Untersuchung von Klauentupfern, um die erfolgreiche Sanierung in dänischen Schafherden zu bestätigen. Auch GREBER et al (2015) berichteten über den erfolgreichen Einsatz von PCR-Untersuchungen. Diese verwendete Moderhinke PCR (STÄUBLE et al. 2014b), ermöglicht eine Differenzierung zwischen virulenten und benignen Stämmen. Sie nutzten den Test, um die Herden und die Tiere zu kategorisieren und entsprechend zu behandeln.

Für den Erfolg jeglicher Sanierungsmaßnahmen gilt natürlich, dass diese konsequent durchgeführt werden müssen. Die konsequente Durchführung der geplanten Maßnahmen ist für den Erfolg von Bedeutung und muss auch Priorität vor anderen Aktivitäten im Betrieb haben (ABBOTT und LEWIS 2004). Hygiene und Kontrollmaßnahmen sind auch nach dem Erreichen der Elimination weiter zu führen.

So fordern RAADSMA und EGERTON (2013) eine einmal jährliche Klauenkontrolle und eine Klauenkontrolle bei allen Zugängen in die Herde.

Langfristig kann die Zucht auf Moderhinke-Resistenz ein wichtiger Baustein der Bekämpfung werden. Eine Genotypisierung, das heißt, den Einsatz des von HICKFORT (2001) entwickelten Gentests, um die Resistenz bzw. Empfänglichkeit

DISKUSSION

gegenüber Moderhinke zu überprüfen, wäre für die Auswahl der Böcke, die in einer Herde zum Einsatz kommen, empfehlenswert.

Sowohl LOTTNER (2006), als auch KUHLEMANN (2011) berichteten über die Möglichkeit des Einsatzes dieses Tests. Die Tatsache, dass alle in der hier untersuchten Herde eingesetzten Zuchtböcke an Moderhinke erkrankt waren, unterstreicht, dass eine Zuchtselektion auf Moderhinke Resistenz oder zumindest gegen hohe Moderhinke Empfänglichkeit, notwendig wäre.

Voraussetzung für alle auf individueller Ebene durchgeführten Maßnahmen ist allerdings eine gewissenhaft geführte Dokumentation. Dies gilt nicht nur für die Zucht, sondern auch für alle anderen Maßnahmen, so z.B. für die Behandlungen der Schafe. Nur durch eine konsequente Dokumentation der individuellen Ohrmarkennummern können z.B. auch Wiederholungstäter leichter identifiziert und aus der Herde gemerzt werden.

SCHLUSSFOLGERUNG

6. SCHLUSSFOLGERUNG

Die vorliegende Untersuchung zeigt, dass durch regelmäßige Kontrollen und durch die frühzeitige Behandlung der an Moderhinke erkrankten Schafe mit Tilmicosin, die Krankheitsinzidenz in einer chronisch verseuchten Herde signifikant gesenkt werden kann. Durch die konsequente Einhaltung der wöchentlichen Besuchsintervalle konnte die Anzahl der Neuinfektionen innerhalb von 93 Tagen, von anfänglich 73 auf 0 gesenkt werden (Abb. 5). Durch das gewählte Besuchsintervall von einer Woche konnte auch danach über einen langen Zeitraum die Infektionsraten unter 2%

gehalten werden. Dies zeigt, dass die parenterale antibiotische Behandlung eine geeignete Maßnahme zur Kontrolle der Moderhinke in einer Schafherde ist. Durch betriebliche Arbeitsspitzen, menschliche Probleme, und alle Umstände, die zu einer Unterbrechung des Kontroll- und Behandlungsintervalls führen, kann ein erneuter Anstieg der Infektionsrate provoziert werden (Abb. 5). Auch die inkonsequente Behandlung der Tier oder bestimmter Teilgruppen, wie der Lämmer, führt immer wieder zu einem Anstieg der Infektionen in der Herde (Kap. 4.2.3).

Durch die Auswertung und Dokumentation der Behandlungen konnte gezeigt werden, dass bestimmte Schafe immer wieder behandelt wurden (Kap. 4.2.1) und somit zur Aufrechterhaltung der Infektionskette (Abb. 19) beitrugen. Diese Schafe müssen frühzeitig identifiziert und aus der Herde eliminiert werden. Ebenso ihre Nachzucht.

Tierbewegungen innerhalb der Herde sind vielfach für die Aufrechterhaltung der Erkrankung verantwortlich. Die kontinuierliche Belegung des Stalles und bestimmter Koppeln sind ebenso für die Aufrechterhaltung der Erkrankung verantwortlich (Kap.

4.2.2). So konnten auch schon andere Autoren (KUHLEMANN 2011) die kontinuierliche Stallnutzung als betrieblichen Schwachpunkt für die Bekämpfung der Moderhinke ausmachen. Eine Nutzung des Klauenbads als Desinfektionsmöglichkeit, vor dem Verbringen der klinisch gesunden Tiere in eine andere Teilgruppe, könnte eine innerbetriebliche Erregerverbreitung minimieren.

Die Behandlungserfolge wären sicher noch höher gewesen, wenn die zu behandelnden Tiere hätten trocken aufgestallt werden können (EGERTON et al.

SCHLUSSFOLGERUNG

1968). Die erkrankten Tiere hätten außerdem von der Herde separiert werden müssen und erst nach einem Intervall von einer Woche und anschließender Klauenkontrolle und einem Klauenbad in die Herde wieder integriert werden sollen.

Regelmäßige Klauenbäder, zusätzlich zur parenteralen antibiotischen Behandlung, könnte in der Herde die Anzahl der Neuinfektionen ebenfalls senken. Allerdings ist fraglich, ob Aufwand und Ergebnis dieser regelmäßigen Klauenbäder in einer vernünftigen Relation stehen.

Der wichtigste Punkt aber, sowohl zur Senkung der Krankheitsinzidenz als letztendlich auch für eine mögliche Eliminierung des Erregers aus dem Bestand ist die Merzung der chronisch infizierten bzw. nicht immunkompetenten Schafe.

Das in der vorliegenden Studie verwendete Medikament Tilmicosin eignet sich gut zur Behandlung der Moderhinke. Es erfüllt die von KALER et al. (2010a) formulierten Voraussetzungen zur Behandlung der Moderhinke für ein systemisches Antibiotikum.

Die Untersuchungen von SAWYER (2010) über den erfolgreichen Einsatz von Tilmicosin auf Herdenebene können bestätigt werden. Die vorliegende Untersuchung bestätigt aber auch die Untersuchungen von TEGTMEYER et al. (2015) über den zwar anfänglich erfolgreichen Einsatz von Tilmicosin, dem aber nach einer lahmheitsfreien Phase wieder Modehinke-Infektionen mit Lahmheiten folgten. So wurde in der vorliegenden Studie ein hoher Anteil von mehrfachen Behandlungen bei einzelnen Schafen dokumentiert (Kap 4.2.1), die nach einer Verbesserung wieder auffällig wurden. Es kann sich dabei sowohl um Neuinfektionen, als auch um chronische Erkrankungen handeln. Andere systemische Antibiotika, wie z.B.

Gamithromycin (Zactran®, Fa. Merial Animal Health), könnten dabei eine Alternative sein.

Das gewählte Besuchsintervall von einer Woche ließ sich bis auf wenige Ausnahmen gut in den Betriebsablauf einbauen und wurde auch von den Schäfern akzeptiert. So konnte nicht nur durch die regelmäßigen Kontrollen die Moderhinke-Inzidenz gesenkt werden, im Laufe der Studie konnten durch die regelmäßigen Besuche die Klauenveränderungen reduziert werden (Abb. 8). Es erscheint aber sinnvoll zu sein, in Phasen mit hohen Neuinfektionsraten die Besuchsintervalle zu verkürzen.

SCHLUSSFOLGERUNG

Ziel der vorliegenden Studie war nicht die Eradikation der Moderhinke aus dem Bestand, sondern die Untersuchung des Einflusses der regelmäßigen und frühzeitigen Behandlung der an Moderhinke erkrankten Tiere auf die Krankheitsinzidenz. Aufgrund der Nebenwirkungen bei Lämmern erscheint der Einsatz von Tilmicosin in Herden mit kontinuierlicher Ablammung nicht zur Sanierung geeignet, da zwangsläufig Behandlungslücken auftreten.

Es konnte durch die Auswertung Schwachpunkte im Management und bei der Behandlung herausgearbeitet werden, die für eine Aufrechterhaltung der Infektketten und der Erkrankung im Bestand verantwortlich sind. Daraus ergeben sich für den Betrieb bestimmte Empfehlungen, mit dem die Krankheitsinzidenz noch effektiver gesenkt und kontrolliert werden kann und wie die Erkrankung auch ganz aus dem Bestand eliminiert werden könnte (s.o.).

Diese Empfehlungen lassen sich auch auf andere Betriebe übertragen:

1. Allen Maßnahmen zugrunde liegt die Identifizierung der lahmen Tiere und die genaue Diagnose der Moderhinke und die Dokumentation der Maßnahmen.

2. Die systemische antibiotische Behandlung, im Rahmen einer konsequenten regelmäßigen Kontrolle stellt die effektivste Maßnahme zur Kontrolle der Moderhinke in einer Herde dar.

3. Die Behandlung sollte unverzüglich nach Feststellung der Lahmheit und Diagnose der Moderhinke stattfinden.

4. Kontrollintervalle sollten ein Woche nicht übersteigen.

5. Wiederholt erkrankte Schafe sollten umgehend gemerzt werden.

6. Der Einsatz von Klauenbädern erscheint zur Behandlung der Moderhinke obsolet.

Klauenbäder erscheinen allenfalls für die Klauendesinfektion beim Zukauf von bzw.

beim Verbringen von Teilherden innerhalb des Betriebes zur Unterbrechung von Infektketten durch subklinisch infizierte Schafe sinnvoll.

7. Liegt die wöchentliche Moderhinke-Inzidenz unter 2%, sollte eine Sanierung der Herde angestrebt werden.

SCHLUSSFOLGERUNG

Der Einsatz von Impfstoffen gegen Moderhinke erscheint im Zusammenhang mit der vorgeschlagenen Bekämpfungsstrategie nur dann sinnvoll, wenn absehbar eine Erhöhung der Risiken zu erwarten ist, bzw. wenn z.B. aufgrund absehbarer Personalengpässe die Kontrollmaßnahmen nicht konsequent durchgehalten werden können.

Mittelfristig erscheinen Zuchtprogramme auf Moderhinke-Resistenz sinnvoll. Die Zuchtverbände könnten hier unterstützend tätig werden.

Langfristig muss das Ziel aller Maßnahmen die Sanierung der Moderhinke und damit die Elimination von Dichelobacter nodosus aus der Herde sein.

In der Praxis wird es sicher kein allgemein gültiges Sanierungskonzept geben. Es muss den örtlichen und betrieblichen Strukturen angepasst sein. Dabei müssen sicher Kompromisse eingegangen werden, obwohl diese nicht zu einer Vernachlässigung des gesetzten Ziels führen dürfen. Auch muss die Motivation der Schäfer für das Erreichen des gesetzten Ziels geweckt werden. So wie der Schäfer Gerlach, der nach Beendigung der vorliegenden Studie die konsequente einmal wöchentliche Kontrolle aller lahmen Schafe beibehielt. Da er dies, als eine für sich positive und sinnvolle Maßnahme zur Kontrolle der Moderhinke empfand.

ZUSAMMENFASSUNG

7. ZUSAMMENFASSUNG

Dirk Walter (2016)

Einfluss einer regelmäßigen Kontrolle und Behandlung der an Moderhinke erkrankten Schafe mit Tilmicosin auf die Krankheitsinzidenz in einer chronisch verseuchten Herde.

Moderhinke ist eine der bedeutendsten und häufigsten Klauenerkrankungen in der Schafhaltung weltweit. Es gibt zahlreiche Behandlungs- und Sanierungskonzepte zur Bekämpfung der Erkrankung in den Herden. Diese zielen entweder auf die Kontrolle der Erkrankung, als auch auf eine vollständige Eradikation der Erkrankung und des Erregers aus der Herde ab (RAADSMA und EGERTON 2013). In jüngeren Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass durch eine parenterale antibiotische Behandlung ganze Herden von der Moderhinke saniert werden können (STAMPHØJ 2012). In Deutschland ist lediglich Tilmicosin (Tilmodil®, WDT eG, Garbsen) zur Behandlung der Moderhinke bei Schafen zugelassen.

Mit der vorliegenden Studie sollte der Einfluss einer regelmäßigen Kontrolle und Behandlung der an Moderhinke erkrankten Schafe mit Tilmicosin auf die Krankheits-Inzidenz untersucht werden. Dafür wurden über den Zeitraum von einem Jahr (18.02.2012 bis 28.02.2013) einmal wöchentlich, in einer zunächst hochgradig mit Moderhinke infizierten Herde, alle lahmen Schafe erfasst, untersucht und bei Vorliegen von Moderhinke mit Tilmicosin behandelt. Für diese behandelten Schafe wurde jeweils ein Lahmheits- und Klauenscore erstellt. Im Abstand von je einer Woche wurden diese Tiere nachkontrolliert. Zusätzlich wurden der Ort der Behandlung, sowie Geschlecht und für jeden Besuchstag die durchschnittliche Tagestemperatur und die Niederschlagsmenge der vorangegangenen Woche dokumentiert. Zur Diagnoseabsicherung wurden Klauentupfer von erkrankten Schafen entnommen und mittels PCR auf spezifische Genomabschnitte von Dichelobacter nodosus untersucht.

ZUSAMMENFASSUNG

Von 128 Klauentupfern wurden in 101 Tupfern Genomabschnitte von Dichelobacter nodosus nachgewiesen.

Im Rahmen der Studie wurden 605 Behandlungen an erwachsenen Schafen durchgeführt. Die Behandlungen wurden an 415 (85,2%) von insgesamt 487 Schafen in der Herde vorgenommen. Von den 415 Schafen wurden 291 Schafe nur einmal, 124 Schafe wurden mehrmals (bis zu sechs Mal) gegen Moderhinke behandelt. Die Lämmer wurden nur sporadisch untersucht und behandelt. Aufgrund der langen Wartezeit von Tilmicosin konnten Lämmer vor der Schlachtreife, trotz Erkrankung an Moderhinke, nicht mehr behandelt werden. Die Behandlung der an Moderhinke erkrankten Tiere mit Tilmicosin war erfolgreich. So sanken nach der Behandlung die Lahmheits- und Klauenscores der behandelten Schafe signifikant innerhalb von zwei Wochen.

Die Anzahl der Neuerkrankungen konnte von anfänglich 50 Neuerkrankungen pro Woche innerhalb von 93 Tagen auf 2 Neuerkrankungen gesenkt werden. Danach stieg die Anzahl der Neuerkrankungen nur noch an wenigen Besuchstagen auf über 10 an.

Die Mehrzahl der Schafe infizierte sich im Stall und auf einer angrenzenden Koppel.

Ein direkter Einfluss der Außentemperaturen und der Niederschläge auf die Moderhinke-Inzidenz konnte aufgrund der häufigen Ortswechsel der Tiere nicht nachgewiesen werden.

Als Risikofaktoren für die Aufrechterhaltung der Infektion in der Herde wurde besonders die kontinuierliche Belegung des Stalles und einer daran angrenzenden Koppel, in Verbindung mit dem häufigen Wechsel der Schafe zwischen Stall, Koppel und Weide, identifiziert. Die inkonsequente Behandlung der Lämmer und die Tatsache, dass chronische kranke Tiere nicht gemerzt wurden, führten ebenfalls zu einer Aufrechterhaltung der Infektkette. Eine Verlängerung des Kontroll- und Behandlungsintervalls führt wieder zu einem Anstieg der Moderhinke-Inzidenz.

Als Risikofaktoren für die Aufrechterhaltung der Infektion in der Herde wurde besonders die kontinuierliche Belegung des Stalles und einer daran angrenzenden Koppel, in Verbindung mit dem häufigen Wechsel der Schafe zwischen Stall, Koppel und Weide, identifiziert. Die inkonsequente Behandlung der Lämmer und die Tatsache, dass chronische kranke Tiere nicht gemerzt wurden, führten ebenfalls zu einer Aufrechterhaltung der Infektkette. Eine Verlängerung des Kontroll- und Behandlungsintervalls führt wieder zu einem Anstieg der Moderhinke-Inzidenz.