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2 Wissenschaftliches Schrifttum

2.2 Maßnahmen zur Bekämpfung der BSE

Die bisher ergriffenen Maßnahmen zur Bekämpfung der BSE haben das Ziel die Kontamination der Tierkörper und damit den Eintrag von möglichem BSE-Risikomaterial in die humane Nahrungskette soweit wie möglich zu verhindern. Deswegen werden folgende Schutzmaßnahmen zur Prävention der weiteren Verbreitung von BSE und BSE-Erreger-haltigem Material durchgeführt:

(a) Lückenlose Erfassung der Herkunft der Rinder (nach CONRATHS et al. 2002);

(b) Anzeigepflicht der Erkrankung (EU 1990);

(c) Verfütterungsverbot von proteinhaltigen Erzeugnissen und Fetten aus Gewebe warmblütiger Landtiere und von Fischen an alle landwirtschaftlichen Nutztiere, die der Lebensmittelgewinnung dienen. Dieses Verbot gilt nicht für Milch- und Milcherzeugnisse sowie für proteinhaltige Erzeugnisse und Fette aus Geweben von Fischen, die an Fische verfüttert werden sollen (ANONYM 2000a; EU 2000b, 2001, 2002b);

(d) Beschränkungen und Verbote des innergemeinschaftlichen Verbringens von lebenden Tieren und Erzeugnissen tierischen Ursprungs gemäß der Verordnung (EG) Nr.

999/2001 (EU 2001b, 2002a);

(e) Durchführung von BSE-Schnelltests bei über 24 Monate alten Rindern aus normaler Schlachtung (ANONYM 2000b, 2001a; EU 2000c) sowie bei über 24 Monate alten Rindern, die aus besonderen Anlass not- oder krankgeschlachtet werden, und stichprobenweise bei über 24 Monate alten Rindern, die verendet sind oder getötet wurden (EU 2001b);

(f) Durchführung von stichprobenartigen BSE-Schnelltests bei über 18 Monate alten, zum menschlichen Verzehr und nicht zum menschlichen Verzehr geschlachteten Schafe und Ziegen (EU 2001b);

(g) Epidemiologisches Überwachungsprogramm mit möglicher Tötung bei Erkrankungen mit Störungen des ZNS zu diagnostischen Zwecken (EU 1998, 2001d, 2002a);

(h) Nach Feststellung von BSE die in der Verordnung (EG) Nr. 999/2001 Maßnahmen hinsichtlich der amtlichen Schlachttier- und Fleischuntersuchung sowie der Untersuchung verendeter oder getöteter Rinder durchzuführen (EU 2001b);

(i) Entfernung und Vernichtung von spezifizierten Risikomaterial (SRM) (ANONYM 2000b, 2001b; EU 1990a, 1995, 1999, 2001c; 2002c);

(j) Änderung tierkörperbeseitigungsrechtlicher Vorschriften (ANONYM 2000c)

(k) Maßnahmen im Rahmen des Arbeitsschutzes, wie z.B.: Empfehlungen für den Umgang mit SRM bei der epidemiologischen Überwachung und Untersuchung der Verdachtsfälle sowie spezielle Schutzmaßnahmen für die Beschäftigten (ANONYM 2001c, 2001d);

(l) Tierkörper und Teile von Tierkörpern verendeter oder nicht zum Zwecke der Gewinnung von Lebensmitteln getöteter Tiere nicht zur Herstellung von Futtermitteln für Tiere, die zur Gewinnung von Lebensmitteln bestimmt sind, zu verwenden (EU 2001a, 2001e, 2001f,; ANONYM 2001);

(m) Regeln hinsichtlich des Handels und der Einfuhr mit lebenden Schafen und Ziegen (EU 2003a, 2003c) sowie der Züchtung von TSE-resistenten Schafen (EU 2003b)

(n) Überprüfung der Fertigerzeugnisse hinsichtlich möglicherweise erhaltener Gewebeanteile des ZNS (LÜCKER et al.1999).

Die zur Zeit bei dem BSE-Screening angewandten Tests (BSE-Schnelltests, EU 2000a) verwenden zum Nachweis des PrPSC den caudalen Obexbereich und die Medulla oblongata, die am abgetrennten Rinderkopf durch das Foramen magnum entnommen werden (OIE 2000). Aus diesen Regionen ist bei den meisten an BSE erkrankten Rindern in einem frühen Stadium der Erkrankung die höchste Konzentration an akkumulierten PrPSC nachweisbar (WELLS et al. 1989; VAN KEULEN et al. 1995; GROSCHUP u. STOLZE 2002). Die nachfolgende Tabelle 1 gibt einen Überblick über die zur Zeit verfügbaren BSE-Schnelltests, die in den Testsystemen angewandte Methode und die Dauer der Durchführung bis zum Erhalt der Ergebnisse (nach MOYNAGH et al. 1999).

Tabelle 1: BSE – Schnelltests

Name Firma Vertrieb Methode

Capture ELISA

ELISA Test Enfer Technology Ltd. (Irland)

So verwendet der Capture ELISA zum Nachweis von PrPRES einen Sandwich-ELISA mit monoklonalen Antikörpern. Die Durchführung des Tests bis zum Erhalt der Ergebnisse dauert 7 – 8 Stunden (Tabelle 1). Die gleiche Zeit wird auch bei dem Prionics Check Testkit

gebraucht, um PrPRES mittels eines Westernblot mit monoklonalen Antikörpern nachzuweisen (Tabelle 1). Bei dem ELISA Test wird ein Chemiluminescent-ELISA verwendet, um PrPRES nachzuweisen. Die Durchführung dieses Tests benötigt vier Stunden (Tabelle 1).

An der Entwicklung von BSE-Schnelltests wird auch weiterhin geforscht. Das Institut für Referenzmaterialien und –messungen (IRMM) hat im März 2003 BSE-Schnelltests folgender Firmen dem Evaluierungsverfahren unterzogen: ID Lelystad (Niederlande), PerkinElmer Life Sciences (UK), Prionics A.G. (Schweiz), University of California in San Francisco (USA) und MRC Prion Unit, Imperial College (UK) (IRMM 2003). Das Scientific Steering Committee (SSC) hat im März 2003 zwei BSE-Tests der Firmen Prionics (Schweiz, „LIA Test“) und InPro („CDI Test“) zugelassen (SSC 2003).

Die Diagnose der BSE-Schnelltests wird im positiven Fall mit folgenden zugelassenen Diagnostikmethoden des Internationalen Tierseuchenamts überprüft (nach GROSCHUP u.

STOLZE 2002):

(a) OIE-Western Blot: vor dem eigentlichen Western Blot werden die von PrPSC gebildeten Scrapie-assoziierten Fibrillen aufwendig präpariert (DIRINGER et al. 1997), so dass die Sensitivität dieses Testes höher ist, als die der BSE-Schnelltests;

(b) immunhistochemische Untersuchung histologischer Präparate: Detektion des PrPSC mittels des PrP-spezifischen monoklonalen Antikörper (SCHALLER et al. 1999);

(c) histopathologische Untersuchung: Nachweis der charakteristischen Gehirngewebeläsionen (WELLS et al. 1987; EHRENSPRINGER u. VANDEVELDE 1998), zu denen die spongiformen Veränderungen (WELLS et al. 1989, 1995; LIBERSKI et al. 1992a), die Vakuolenbildung in den neuronalen Perikarya (FRANKHAUSER et al. 1972; LIBERSKI et al. 1992a, 1992b) und die Gliose (Astrozytose) gehören (ZLOTNIK 1958; WELLS et al.

1987, 1989);

(d) elektronenmikroskopische Darstellung aufgereinigter SAF (MERZ et al. 1984; WELLS et al. 1987; SCOTT et al. 1990, 1991).

Eine weitere Möglichkeit zur Abklärung von BSE ist der Mäuse-Inokulationstest, bei dem Mäusen möglicherweise infiziertes Gewebematerial, meist Gehirngewebe, intracerebral verabreicht wird und im Fall der Erkrankung der Mäuse BSE nachgewiesen wird. Diese Tests sind aufgrund der langen Inkubationszeiten von 250 bis 300 Tagen sehr aufwendig und werden deswegen überwiegend zu Forschungszwecken eingesetzt (GROSCHUP u. STOLZE 2002).

Mittels Mäuseinokulationstests und der Messung von Scrapietitern ließ das Scientific Steering Committee (SSC) die potentielle BSE-Infektiosität der Organe von Rind, Schaf und Ziege untersuchen (SSC 1999). Die nachfolgende Tabelle 2 gibt einen Überblick über die hoch-, mittel- und geringgradig infektiösen Gewebe bei Rind, Schaf und Ziege, von denen in Fall einer BSE-Erkrankung eine Infektiosität ausgehen kann (nach Hildebrandt et al. 2001):

Tabelle 2: potentielle BSE-Infektiosität verschiedener Gewebe

„Auf der Grundlage der TSE-Pathogenese und des Seuchenstatus des Herkunfts- oder Haltungslandes“ werden „bestimmte Wiederkäuergewebe“, die ein Infektionsrisiko aus tierseuchenrechtlichen Gründen für andere Tiere und aus verbraucherschutzrechtlichen Gründen für den Menschen darstellen können, „als SRM ausgewiesen“ (EU, 2001c, L 147/2).

Zu diesen sogenannten SRM (ANONYM 2000b, 2001b; EU 2001c; LÜCKER et al. 2001) zählen „Schädel, einschließlich Hirn und Augen, Tonsillen, Wirbelsäule ausschließlich der Schwanzwirbel, aber einschließlich der Spinalganglien und des Rückenmarks von über zwölf Monate alten Rindern sowie der Darm von Duodenum bis Rektum und das Mesenterium von Rindern jeden Alters“ und weiterhin „Schädel einschließlich Gehirn und Augen, Tonsillen und Rückenmark von Schafen und Ziegen, die über zwölf Monate alt sind oder bei denen ein bleibender Schneidezahn das Zahnfleisch durchbrochen hat und die Milz von Schafen und Ziegen aller Altersklassen“ (EU 2002, L45/12).

Infektiosität Schaf, Ziege Rind

Hoch

Darm von Duodenum bis Rektum, Mandeln, Placenta, Uterus, foetales Gewebe, Nebenniere,

2.3 Mögliche Exposition des Menschen mit BSE-Erreger-haltigem Gewebe