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2.3 Hepatopathien des Hundes

2.3.4 Lebertumoren

Lebertumoren können primär oder sekundär auftreten. Primäre Tumore des Leber- und des Gallengangsystems haben ihren Ursprung in epithelialen Zellen, wie den Hepatozyten, dem Gallengangsepithel sowie dem Epithel der Gallenblase oder entstehen aus mesenchymalem Gewebe, wie Bindegewebe oder Zellen der Blutgefäße. Sekundäre Tumore der Leber sind sehr häufig und stellen den größten Anteil der Lebertumore aufgrund ausgeprägter Metastasierung in dieses Organ dar.

Am häufigsten metastasieren in die Leber maligne Lymphome, darüber hinaus Melanome und Hämangiosarkome (CULLEN 2007a).

Virale Erreger, Chemikalien, Mykotoxine und Medikamente spielen bei der Entstehung von Tumoren der Haussäugetiere entgegen den Erkenntnissen der Humanmedizin eine eher untergeordnete Rolle. Tumoren der Leber und der Gallengänge stehen, soweit bekannt, in der Veterinärmedizin nicht in direktem Zusammenhang mit vorangegangenen Lebererkrankungen (STALKER u. HAYES 2007).

Tabelle 2-2 Übersicht der Lebertumoren (CULLEN 2007a)

Die epithelialen Tumoren der Leber gehen entweder von Hepatozyten, von Gallengangsepithelien oder deren gemeinsamen undifferenzierten Vorläuferzellen (oval cells) hervor. Hepatozelluläre Adenome kommen vor allem bei älteren Hunden sowohl in gesundem Gewebe als auch in zirrhotisch umgebautem Parenchym vor (KÄUFER-WEISS 2007). Sie unterscheiden sich makroskopisch kaum von nodulären Hyperplasien oder von Leberzellkarzinomen und treten normalerweise als einzelne Tumoren auf (STALKER u. HAYES 2007).

Hepatozelluläre Karzinome kommen selten aber mit einer gewissen Regelmäßigkeit bei Hunden vor (CULLEN 2007a). Sie treten als einzelne oder multinoduläre Umfangsvermehrungen auf (STALKER u. HAYES 2007), zeigen ein infiltratives Wachstum und neigen nach Einbruch in das Pfortadersystem zur weiteren Ausbreitung in der Leber (KÄUFER-WEISS 2007). Hämatogene Metastasen über die

Lebertumoren epithelial mesenchymal Neuroendokriner Ursprung

Vena hepatica finden sich meist zuerst in der Lunge (HEAD et al. 2003; STALKER u.

HAYES 2007). Histologisch werden trabekuläre, adenoide und solide Formen der Karzinome unterschieden (STALKER u. HAYES 2007), wobei mehr als eine histologische Variante in einem Tumor auftreten kann (HEAD et al. 2003). Mitosen kommen häufig vor (STALKER u. HAYES 2007). Die zellulären Eigenschaften der Hepatozyten in hepatozellulären Karzinomen variieren je nach Differenzierungsgrad.

Gut differenzierte hepatozelluläre Karzinome zeigen Leberzellen, die normalen Hepatozyten gleichen, mit rundem zentralen Kern und eosinophilem Zytoplasma.

Das Zytoplasma kann auch blass sein, vakuolisiert und gefüllt mit Glykogen oder Lipiden. Schlecht differenzierte Karzinome weisen dagegen Hepatozyten auf, die sehr pleomorph sind. Diese Tumorzellen zeigen eine Anisokaryose und nur wenig basophiles Zytoplasma. Die Nukleoli sind deutlich vergrößert. Eine Sonderform des hepatozellulären Karzinoms stellt das Klarzellkarzinom dar, das vollständig aus ballonierten Zellen zusammengesetzt ist (HEAD et al. 2003).

Bei den Tumoren, die vom Gallengangsepithel ausgehen, werden das Cholangiom und das Cholangiokarzinom unterschieden. Das Cholangiom findet sich vor allem in Lebern älterer Hunde. Cholangiome treten intrahepatisch auf, selten extrahepatisch und erscheinen als solide oder zystische Tumore (STALKER u. HAYES 2007). Das Wachstumsverhalten der Gallengangskarzinome ist solide oder multinodulär (STALKER u. HAYES 2007) und besitzt häufig ein ausgeprägtes fibröses Stroma (CULLEN 2007a). Hämatogene Metastasen sind selten, Metastasen in regionale Lymphknoten dagegen häufig. Das Wachstumsverhalten ist sehr invasiv. Die Abgrenzung zu anderen metastatischen Adenokarzinomen ist mitunter sehr schwierig. (STALKER u. HAYES 2007).

Das Hepatoblastom ist ein Tumor ausgehend von pluripotenten Vorläuferzellen, welcher sowohl bei alten als auch bei jungen Hunden vorkommt (STALKER u.

HAYES 2007).

Tumoren, die aus neuroendokrinen Zellen der Leber oder der Gallengänge hervorgehen, nennt man hepatische Karzinoide. Diese sind gekennzeichnet durch ein besonders aggressives Wachstumsverhalten in Form von stark infiltrativem

Wachstum und Metastasenbildung in lokale Lymphknoten und das Peritoneum.

Typischerweise sind die Tumorzellen nesterartig arrangiert, durchzogen von Bindegewebssepten (HEAD et al. 2003; STALKER u. HAYES 2007). Hepatische Karzinoide müssen von metastatischen Tumoren des Nebennierenmarkes abgegrenzt werden (HEAD et al. 2003).

Primäre mesenchymale Tumoren der Leber können von Bindegewebe der glatten Muskulatur oder den Endothelzellen ausgehen. Sowohl gutartige Leiomyome als auch maligne Leimyosarkome und Fibrosarkome treten auf. Hämangiome und Hämangiosarkome finden sich ebenfalls häufig in der Leber, wobei Hämangiosarkome dort häufiger als Metastasen vorkommen (STALKER u. HAYES 2007).

Sonstige Neoplasien

Die Leber ist aufgrund ihrer starken Vaskularisation ein bevorzugtes Organ für die Ansiedlung metastatischer Tumoren (CHEVILLE 1994d; STALKER u. HAYES 2007).

Metastatische Neoplasien sind bei Hunden die am häufigsten vorkommenden Lebertumoren und entstammen zumeist dem Pankreas, dem Gastrointestinaltrakt, der Milz, der Milchleiste, den Nebennieren, Knochen und der Schilddrüse (HOSKINS 2005). Karzinome des Pankreas und Gastrointestinaltraktes metastasieren über die Portalvene in die Leber. Einige Tumore, wie Mammakarzinome, Schildrüsen-karzinome, Melanome und Sarkome, metastasieren über die Lunge und die Leberarterie (STALKER u. HAYES 2007). Die periportalen und perisinusoidalen Bereiche sind sehr empfänglich für hämatopoetische neoplastische Zellen. Aufgrund dieser Tatsache sind Lymphome, maligne Histiozytose, myeloide und erythroide Leukämien sowie Mastzelltumoren in der Leber nicht selten (STALKER u. HAYES 2007). Das multizentrische maligne Lymphom ist ein häufiger Tumor der Leber, auch unter Einbeziehung von Milz (HEAD et al. 2003; STALKER u. HAYES 2007), Lymphknoten, Thymus, Knochenmark und anderen Organen (KÄUFER-WEISS 2007; STALKER u. HAYES 2007).

Wie bereits erwähnt sind Hämangiosarkome der Leber häufig als Metastasen anzutreffen. Der Tumor besteht aus Endothelzellen, die unterschiedlich große vaskuläre Spalten und Kavernen ausformen. Auch solide Formen treten auf (STALKER u. HAYES 2007), wobei die neoplastischen Endothelzellen anhand ihrer

„schuhzweckenförmigen“ Gestalt erkannt werden können (KÄUFER-WEISS 2007).

Die bevorzugten Lokalisationen der Primärtumoren sind Milz, Knochenmark und Leber. Die Metastasierung erfolgt in besonderem Maße in die Lunge und das rechte Herzohr. Neben der Bösartigkeit dieser Tumore ist, im Gegensatz zu den Hämangiomen, ihre Tendenz zur spontanen Ruptur auffällig. Häufiger als andere Rassen erkranken der Deutsche Schäferhund und der Boxer am Hämangiosarkom (KÄUFER-WEISS 2007).

2.3.4.1 Verhalten der Peroxisomen und Mitochondrien bei Tumoren

Ultrastrukturelle Untersuchungen von hepatozellulären Tumoren zeigen allgemein eine große Variabilität der Tumorzellen in der Frühphase der Karzinogenese.

Während der Entstehung eines hepatozellulären Karzinoms zeigen Tumorzellen eine strukturelle Vereinfachung des Zytoplasmas, der Organellen (simplification).

Vereinfachungen der Organellen treten besonders beim rER und den Mitochondrien auf. Ein Verlust von Organellen betrifft vor allem das sER, die Peroxisomen und das Substrat Glykogen.

Bei schnell wachsenden Hepatomen konnte beispielsweise eine Abnahme der Peroxisomenzahl und deren Enzymausstattung beobachtet werden (MOCHIZUKI et al. 1971). Darüber hinaus findet während des Tumorwachstums ein Wechsel von peroxidativem zu mitochondrialem Metabolismus statt, um Energie für Zellwachstum und Mitose bereitzustellen (TOLBERT u. ESSNER 1981). Bei hepatozellulären Karzinomen sowie bei Lebermetastasen anderer Tumore konnten Veränderungen des peroxisomalen Erscheinungsbildes in Form von Invaginationen, Protrusionen und Membranschleifen (Gastruloid cisternae) beobachtet werden (DE CRAEMER et al. 1993). Diese Veränderungen sind jedoch nicht spezifisch für Tumorerkrankungen,

da sie ebenfalls bei Hepatitis und Steatose vorkommen können (DE CRAEMER et al.

1991; DE CRAEMER et al. 1995).

Im Gegensatz zu den zahlreichen Informationen in der Humanmedizin liegen in der Veterinärmedizin keine Erkenntnisse in Bezug auf das Verhalten der Peroxisomen und der Mitochondrien bei tumorösen Prozessen, insbesondere des Hundes vor. Ziel dieser Arbeit ist es, Informationen hinsichtlich des Verhaltens der caninen Peroxisomen und auch in untergeordneter Stellung, der Mitochondrien, in tumorösen und degenerativen Erkrankungen der Leber zu erarbeiten.

3 Eigene Untersuchungen

3.1 Material und Methoden