• Keine Ergebnisse gefunden

Bei der Befragung der HAK-Absolventinnen und Absolventen in der Studie von SCHNEEBERGER ET AL. (2009, S. 163) zeigte sich, dass 32 % der befragten Absol-ventinnen und Absolventen der Ausbildung in einer Handelsakademie die Vermitt-lung von soliden Grundlagen für kaufmännische Arbeitstätigkeiten attestierten. Zu-dem vertraten 61,3 % der befragten Berufseisteigerinnen und Berufseinsteiger die Meinung, ihre erste berufliche Tätigkeit entspreche fachlich der HAK-Ausbildung (vgl. EBD., 2009, S. 58). Auch für die Absolventinnen und Absolventen in der Un-tersuchung von NOWAK (2010, S. 22) liegt eine Stärke der Ausbildung in der Ver-mittlung von fachspezifischem Wissen. Aus der Sicht der Schülerinnen und Schüler wurde bei SEIFRIED (2004, S. 44) der Rechnungswesenunterricht als nützlich für das spätere Arbeitsleben empfunden (Mittelwert 4,04; Skala von 1 [trifft gar nicht zu] bis 6 [trifft sehr zu]).

Jedoch wurde bereits 1992 ein Vorwurf aus der Wirtschaft gegen die Schule laut, dass „die Schüler viele Dinge nicht beherrschen, die laut Lehrplan durchaus ver-mittelt wurden“ (PISKATY, 1992, S. 16). Indes verdeutlicht SCHNEIDER (1997, S. 126 zit. n. STÖBICH, 2011, S. 43), dass die Handelsakademie „eine vollständige Berufsausbildung an[strebt, d. Verf.]“. Jedoch führt FORTMÜLLER (2019,S.236)an, dass berufsbildende Vollzeitschulen wie die Handelsakademie ihre Absolventinnen und Absolventen vermehrt auf ein breites berufliches Tätigkeitsspektrum als für einen speziellen Beruf vorbereiten und dass somit auf ein Überblickswissen redu-ziert wird.

Eine lautwerdende Kritik bezieht sich auf eine mangelnde oder gar fehlende Pra-xisorientierung der Ausbildung und auf Schwierigkeiten der beruflichen Verwert-barkeit der erlernten Inhalte. Es wird zwar bekräftigt, dass sich die

Handelsakademie an den Anforderungen der Arbeitswelt orientiert, allerdings ist der Unterricht überwiegend fachwissenschaftlich (vgl. AFF & GREIMEL-F UHR-MANN, 2019, S. 215). Als ein Grund, warum HAK-Absolventinnen und Absolven-ten nicht eingestellt werden, nannAbsolven-ten befragte Personalverantwortliche die Inkon-gruenz der Ausbildung mit den Anforderungen in den Unternehmen (vgl. HEFFETER ET AL., 2004, S. 45). In der Studie des INSTITUTS FÜR BILDUNGSFORSCHUNG UND

WIRTSCHAFT aus dem Jahre 1991 konnte bei der Befragung von Personalverant-wortlichen ein großer Einschulungsbedarf im fachlich-kaufmännischen Bereich festgestellt werden, was als Indiz für eine mangelhafte Praxisorientierung des kauf-männischen Unterrichts in der Handelsakademie aufgefasst wurde. Auch das Feh-len von Praxisnähe sowie von praxisorientierten Inhalten und Übungen in wirt-schaftlichen Unterrichtsgegenständen wurde 1991 in der Studie des Ö STERREICHI-SCHEN INSTITUTS FÜR BERUFSBILDUNGSFORSCHUNg wahrgenommen. Entsprechend einer Befragung der Absolventinnen und Absolventen wurden 74 % der Rech-nungsweseninhalte des Lehrplans 1988 als beruflich verwertbar betrachtet (vgl.

GINTENREITER, 1994, 51ff.). In der Untersuchung von NOWAK (2010, S. 22ff.) be-urteilten lediglich 17 % der befragten HAK-Absolventinnen und Absolventen die Praxisrelevanz der Inhalte als sehr gut. Zudem bewerteten 22 % der befragten Ab-solventinnen und Absolventen die berufliche Verwertbarkeit der HAK-Ausbildung als wenig bis gar nicht geeignet für den Einstieg in das Berufsleben.

Des Weiteren wird der traditionelle Unterricht im Rechnungswesen bemängelt.

SEIFRIED (2004, S. 42) merkt an, dass der Fokus zu stark auf das Beherrschen von Rechen- und Buchungstechniken liege. Zugleich findet eine anschließende Beur-teilung der gebuchten Informationen nur im geringen Ausmaß statt (vgl. PREIß, 2001, S. 138). Der Rechnungswesenunterricht zeugt weiters von einem hohen Abs-traktionsniveau der Lerninhalte sowie von einem schematischen und regelgeleiten-den Vorgehen. So kommt es mithilfe von Merksätzen fast schon zur mechanischen Aufstellung der Buchungssätze, anstatt die dahinterliegenden betriebswirtschaftli-chen Informationen und Sachverhalte nachzuvollziehen (vgl. NOBILING,SEIFRIED, WUTTKE &KÖGLER, 2020, S. 117).

Daneben erfolgt im Rechnungswesenunterricht die Bearbeitung von Geschäftsvor-fällen in Verbindung mit vorwiegend einzelnen Belegen oder kurzen Formulierun-gen. Zumeist werden kleinere Geschäftsgänge eingesetzt, welche nicht aufbauend sind. Ebenso kommt oftmals die Anwendung von Finanzbuchhaltungsprogrammen im Rechnungswesenunterricht zu kurz. Auch von Seiten der Schülerinnen und Schüler wird mehrheitlich eine gleichartige Einschätzung des Rechnungswesenun-terrichts abgegeben. Befragte Schülerinnen und Schüler geben an, dass selten Zu-sammenhänge hergestellt und Gründe für Gewinne oder Verluste analysiert sowie sporadisch ganze Beleggeschäftsgänge bearbeitet werden und eine Buchhaltungs-software zum Einsatz kommt (vgl. SEIFRIED, 2004, S. 32ff.).

Als weitere Kritikpunkte gelten tradierte Prüfungsangaben und Lehrbücher. PREIß

(2015, S. 191) bezeichnet diese als Hemmnisse für Innovationen. SEIFRIED (2004, S.32ff.) beanstandet eine fehlende Praxisorientierung in den Schulbüchern, das Be-arbeiten von einfacheren Schulbuchaufgaben und die damit einhergehende geringe Anzahl an berufsrelevanten Problemstellungen. Auch für OSTENDORF (2019, S. 10) sind die traditionellen Schulbücher nicht am Puls der Zeit – unter Berücksichtigung des technologischen Wandels – und deren Erneuerung und Modernisierung ist mit viel Zeit und Aufwand verbunden.

Wie bereits angeführt wurde, steigen laut SCHNEIDER (2010,S.56f.) 15 – 20 % der HAK-Absolventinnen und Absolventen, welche sich für den Übertritt in das Be-rufsleben entscheiden, in das Berufsfeld Rechnungswesen ein. Daneben studieren 35 % der Studienanfängerinnen und -anfänger Wirtschaftswissenschaften. Der Au-tor betont die höhere Relevanz des denkenden Buchhalters und somit des Verständ-nisses im Gegensatz zum praktischen Buchhalter und dessen Handlungssicherheit, da nur ein kleiner Teil der Absolventinnen und Absolventen unmittelbar nach Schulabschluss praktische Buchhaltungskenntnisse und Handlungssicherheit benö-tigt. So sieht PREIß (2015, S. 198) eher die Wichtigkeit darin, Kontensalden zu in-terpretieren, Abfragen durchzuführen und Zusammenhänge zu erkennen, als zu kontieren und zu buchen. Für SEIFRIED (2004, S. 35) soll der Unterricht im

Rechnungswesen über die Kenntnisse von grundlegenden Rechen- und Buchungs-techniken hinaus das Verständnis von ökonomischen Zusammenhängen fördern.

Das Leitbild des praktischen Buchhalters zielt auf in der Praxis nutzbare Fertigkei-ten und Kenntnisse sowie auf Arbeitstugenden ab. Der Unterricht soll dazu führen, dass praktisch nutzbare Fertigkeiten erlernt werden. Zu nennen sind hier buchhal-terische Tätigkeiten (vgl. REINISCH, 1996, S. 57), der Umgang mit Belegen, als auch Anwendungskenntnisse mit Buchhaltungsprogrammen. Der Fokus des praktischen Buchhalters liegt auf ausführenden Tätigkeiten (vgl. RIEBENBAUER, 2020, S. 201) und demnach auf der Handlungssicherheit (vgl. SCHNEIDER, 2010, S. 55). Im Ge-gensatz dazu zielt das Leitbild des denkenden Buchhalters auf die geistige Durch-dringung des Systems und die kognitive Beweglichkeit ab (vgl. REINISCH, 1996, S. 61). Zwar wird hier ebenfalls die betriebliche Praxis als Bezugspunkt herange-zogen, allerdings soll über die Beherrschung der Buchhaltungstechnik hinaus der Unterricht zu einem Verständnis der ökonomischen Prozesse führen (vgl. SEIFRIED, 2004, S. 22). Um den Zweck und die Systematik des Rechnungswesens begreifen zu können, benötigt es im Unterricht die Förderung des unternehmerischen Den-kens und Handelns, die Thematisierung von Zusammenhängen, sowie die Vernet-zung mit den Unterrichtsgegenständen Betriebs- und Volkswirtschaft. Der Fokus des denkenden Buchhalters liegt auf dispositiven Tätigkeiten (vgl. RIEBENBAUER, 2020, S. 210) und somit auf dem Verständnis komplexer Zusammenhänge (vgl.

SCHNEIDER, 2010, S. 55). Diese Thematik zeigt sich auch in den oben angeführten Änderungen der Berufstätigkeiten, welche sich durch den technologischen Wandel ergeben. Der denkende Buchhalter wird verstärkt in den Vordergrund treten, da durch die Automatisierung der Buchhaltung die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zunehmend Tätigkeiten der Kontrolle, Steuerung, Analyse und Auswertung über-nehmen werden.

Eine mögliche unzureichende Ausbildung im Schultyp der Handelsakademie ist auch im Bereich der kaufmännischen Qualifikationen zu betrachten. In der Studie von SCHNEEBERGER ET AL.(2009, S. 30) wurden die Personalverantwortlichen zu einem etwaigen Weiterbildungsbedarf der HAK-Absolventinnen und Absolventen

während der Berufstätigkeit befragt. Bei den kaufmännischen Qualifikationen (BWL, Rechnungswesen, Buchhaltung, Controlling) wurde auf die Antwortmög-lichkeit „eher Bedarf“ mit 47,9 % und auf „großer Bedarf“ mit 19,2 % geantwortet.

Des Weiteren gaben die befragten Personalverantwortlichen in der Untersuchung von HEFFETER ET AL. (2004, S. 69) für den Tätigkeitsbereich Rechnungswesen ei-nen absolvierten Buchhaltungskurs, zusätzliche EDV-Ausbildungen sowie absol-vierte Praktika als gewünschte Zusatzqualifikationen bei Berufseinsteigerinnen und -einsteigern an (nach Wichtigkeit absteigend). Es ist kritisch zu hinterfragen, ob die HAK-Absolventinnen und Absolventen nicht ausreichend für das Berufsleben qua-lifiziert werden.

Damit die Absolventinnen und Absolventen einer Handelsakademie bestens auf die Arbeitswelt vorbereitet sind und über die notwendigen Qualifikationen verfügen, sollte sich die Ausbildung an etwaige veränderte Anforderungen der Wirtschaft an-gleichen (vgl. SCHNEEBERGER &THUM-KRAFT, 1992, S. 2). Aus diesem Grunde nimmt diese Diplomarbeit die Sicht der Praxis in den Fokus. Um aktuelle Anforde-rungen im Berufsbereich des Rechnungswesens, im Speziellen AnfordeAnforde-rungen der Berufe in der Buchhaltung, Personalverrechnung und Bilanzbuchhaltung, zu eruie-ren, wurde die empirische Untersuchung durchgeführt. Die Ergebnisse der Stellen-anzeigenanalyse dienten dazu, Empfehlungen für die Rechnungswesen-Ausbildung in der Handelsakademie abzuleiten.

7 Empirische Untersuchung

In diesem Kapitel wird die Zielsetzung der empirischen Untersuchung angeführt.

Im Anschluss daran wird die durchgeführte Stellenanzeigenanalyse beschrieben.