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5. Diskussion

5.1 Kritik der Methodik

Die vorliegende Feldstudie wurde auf einem konventionellen landwirtschaftlichen Betrieb durchgeführt. Verschiedene Gegebenheiten weichen daher teils erheblich von den „optimalen Versuchsbedingungen“ ab. Vor der eigentlichen Diskussion der Ergebnisse werden daher die Versuchsbedingungen und die angewandten Methoden kritisch betrachtet.

Die durchgeführten Untersuchungen mussten in den alltäglichen Betriebsablauf integriert werden. Daher konnten nicht alle Daten, die von wissenschaftlichem Interesse gewesen wären, erfasst werden. Die Datenerhebung fand weitestgehend durch die Autorin statt. Dabei war es leider nicht möglich, an jedem Tag auf dem Betrieb zu sein, einzelne Aufzeichnungen wurden also von dem Betriebsleiter übernommen. Dabei handelt es sich beispielsweise um Ferkelverluste und eventuelle therapeutische Behandlungen der Sauen, die auf den Sauenkarten notiert wurden.

Da es sich hier nicht um subjektive Werte handelt, kann davon ausgegangen werden, dass die Vorgehensweise keinen Einfluss auf die Ergebnisse hat. Des Weiteren war es nicht möglich, die Untersuchungen an den Sauen mit jeweils dem gleichen Abstand zur Geburt durchzuführen. Die Untersuchungen nach der Geburt wurden - mit einigen Ausnahmen (s.u.) - am Tag der Geburt vorgenommen, die wöchentlichen Untersuchungen aber fanden jeweils an festen Wochentagen statt.

Deshalb entstand in der Woche nach der Geburt ein unterschiedlicher Abstand zwischen der Geburt und den Messungen, sodass die jeweilige Entwicklung in der ersten Woche mit Vorsicht interpretiert werden muss. Was die Tageszeit angeht, variierten die Untersuchungen bis auf die Wägung direkt nach der Geburt jedoch nicht, sodass es keinen Einfluss beispielsweise des Abstands zur Fütterung auf die Körpermasse zur Wägung oder der Tageszeit auf die Körperinnentemperatur gibt.

Die Betreuung der Tiere wurde während der gesamten Zeit durch den Landwirt und seinen Auszubildenden vorgenommen, sodass hier eine konstante Vorgehensweise, was beispielsweise die nach Absprache vorgenommenen Einzeltierbehandlungen oder die geburtshilflichen Maßnahmen angeht, angenommen werden kann.

In die Studie sind nur Daten eines Betriebes eingeflossen. Für eine bestmögliche Vergleichbarkeit der einzelnen Durchgänge wurde darauf verzichtet, Untersuchungen

auf mehreren Betrieben durchzuführen. Stattdessen wurde in Kauf genommen, dass betriebsspezifische Faktoren die Ergebnisse der Studie beeinflussen. Aufgrund eines Genetikwechsels stammten die ältesten Sauen (ca. 10%) aus einer anderen Genetik.

Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass diese Tatsache wenig Einfluss auf die Ergebnisse hat, da der Anteil dieser Sauen in den Gruppen jeweils vergleichbar ist.

Die vier Durchgänge fanden nacheinander und somit in einer jeweils anderen Jahreszeit statt. Dies kann durchaus Einfluss auf die Entwicklung der Sauen genommen haben, zumal es vor allem während des ersten Durchganges, der von Mitte Juni bis Mitte Juli stattfand, höhere Außentemperaturen vorlagen. Zu einer Wiederholung der Untersuchungen an den gleichen Tieren kam es nicht.

Da es sich bei der Fütterungstechnik des Betriebes um Volumendosierer handelte, die manuell einzustellen waren, kann nicht ausgeschlossen werden, dass es bei der Einstellung der einzelnen Volumina zu gewissen Abweichungen kam. Da die Skalierung relativ engmaschig war und die Einstellungen wöchentlich ausgelitert wurden, kann man jedoch davon ausgehen, dass der abgelesene Wert als zuverlässig betrachtet werden kann.

Die Einstellung der Futtermenge erfolgte in den ersten zwei Durchgängen durch den Landwirt, d.h. die auf dem Betrieb übliche Fütterung wurde beibehalten.

Teilweise hätte hier eine engstufigere Erhöhung stattfinden können, um die Sauen an größere Futtervolumina zu gewöhnen. Auch der dritte und vierte Durchgang orientierten sich an der betriebsüblichen Vorgehensweise, weitere Steigerungen zur Imitation einer ad-lib.-Fütterung wurden durch die Autorin vorgenommen. Dabei wurde in Absprache mit dem Landwirt jedoch keine allzu starke und plötzliche Ausreizung der Futtermenge vorgenommen, um die empfindlichen Tiere nicht zu sehr zu belasten. Somit hätten einzelne Tiere möglicherweise bei einer „echten“ ad lib. Fütterung mehr Futter aufgenommen.

Zur Ermittlung der Körpermassen der Sauen wurde in Zusammenarbeit mit der Firma T.E.L.L. Steuerungssysteme GmbH und Co. KG (Hersteller von Wiegesystemen) eigens für diese Arbeit eine Waage konstruiert. Diese wurde auf verschiedenen Untergründen getestet und vor jeder Wägung mittels eines konstanten Gewichts kalibriert. Sowohl zwischen den Durchgängen als auch sporadisch zwischen einzelnen Wägungen wurde die Waage durch die

ortsansässige Firma überprüft. Die Waage wurde bei jeder Wägung auf die gleiche Art und Weise platziert. Ferner wurde sichergestellt, dass es keine Berührungspunkte der Sau mit Einrichtungsgegenständen der Bucht gab. Nach jeder Wägung wurde die Waage optisch auf Verunreinigungen, auch auf solche, die Kontakt zu der Messeinheit hatten und somit potentiell das Ergebnis verfälschen könnten, kontrolliert. Im ersten Durchgang kam es zu einem Kabelbruch, sodass in dieser einzelnen Woche nach der Geburt die Wägungen von sechs Sauen nicht durchgeführt werden konnten. Außerdem war es bei einigen Sauen nicht möglich, diese direkt nach der Geburt zu wiegen, da sie durch das nach der Geburt besonders ausgeprägte Bedürfnis die neugeborenen Ferkel zu beschützen erregt oder geburtsbedingt erschöpft waren. Diese Wägungen wurden jeweils einen Tag später nachgeholt. Hier sind größere Ungenauigkeiten zu erwarten.

Die Messung der Rückenspeckdicke verlief nach einer Rasur und Waschung der Körperstellen problemlos und die ermittelten Werte waren reproduzierbar. Nur bei Rückenspeckdicken unter 8 mm konnte das Gerät den Wert nicht immer verlässlich bestimmen. Aufgrund der Tatsache, dass die Sauen durch die Wägung nach der Geburt ohnehin schon einer belastenden Untersuchung ausgesetzt waren, wurde auf die Bestimmung der Rückenspeckdicke zu dem Zeitpunkt verzichtet, wenngleich diese von wissenschaftlichem Interesse gewesen wäre.

Die Kotproben wurden rektal gewonnen. Bei einigen Sauen war um die Geburt herum jedoch kein Kot im Rektum, sodass hier einzelne Werte fehlen. Da die Kotqualität als möglicher Einflussfaktor auf das MMA-Geschehen erst im Laufe der Studie hinzugenommen wurde, sind hier nur für den vierten Durchgang aussagekräftige Daten vorhanden. Bei diesem Parameter basieren die Ergebnisse somit auf einer deutlich kleineren Stichprobe, was die Aussagekraft schmälern kann.

Die Körpermassen der Ferkel wurden nur als Wurfmasse erhoben. Dazu wurden alle Ferkel des Wurfes gemeinsam in einem Behältnis auf der oben beschriebenen Waage gewogen. Die Körpermasse der einzelnen Ferkel wurde also nicht erfasst. So war es nicht möglich, eine Variation der Körpermassen innerhalb eines Wurfes abzubilden. Durch den Wurfausgleich am ersten Lebenstag wurde die Anzahl der Ferkel eines Wurfes verändert. In der Regel wurden Ammen aus dem vorangegangen Durchgang verwendet, um jedem Ferkel den Zugang zu einem Mammarkomplex zu ermöglichen. Von den in der Studie teilnehmenden Sauen

wurden daher meist nur Tiere weggesetzt. Leider konnte aus Gründen des Betriebsablaufs die Körpermasse der versetzten Tiere nicht einzeln bestimmt werden. Jedoch wurde bei dem Versetzen so vorgegangen, dass nur jeweils ca. zwei Sauen eine vollständig neue Zusammensetzung des Wurfes bekamen. Bei allen anderen Tieren wurden nur Ferkel, die nicht zu dem Wurf passten, d.h. in ihrer Körpermasse zu weit vom Wurfdurchschnitt abwichen, weggenommen, um homogene Würfe zu erhalten. Dieses Vorgehen birgt das Risiko den Durchschnittswert der Wurfmasse deutlich zu verändern.

Die Saugferkelverluste und deren Ursachen wurden meist vom Landwirt dokumentiert, wobei die Ferkel unmittelbar aus der Bucht entfernt wurden. So fand keine Ermittlung der Körpermasse statt. In den Fällen, in denen die Autorin auf dem Betrieb anwesend war, wurde diese jedoch immer exakt bestimmt. So konnte die ermittelte Körpermasse bei der Berechnung des Wurfzuwachses zwischen den Messzeitpunkten berücksichtigt werden. Ansonsten wurde dafür die durchschnittliche Körpermasse eines Ferkels des jeweiligen Wurfes herangezogen. Da der größte Anteil sowohl der Verluste als auch der versetzten Ferkel die erste Lebenswoche betraf, sind in diesem Zeitraum die größten „Fehler“ in den Daten zu erwarten.

Zur Bestimmung des Absetz-Beleg-Intervalls wurden Daten aus dem Sauenplaner ausgewertet. Hier gingen Sauen, die sofort nach dem Absetzen verkauft wurden, nicht ein. Dies kann ein Grund für eventuelle Verfälschungen der Ergebnisse sein, da diese Sauen beispielsweise aus Altersgründen oder wegen Leistungsabfalls verkauft wurden und daher möglicherweise eine schlechtere Fruchtbarkeit aufgewiesen hätten.