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2. Schrifttum

2.4 Bedeutung der Fütterung für die Reproduktionsleistung

Eine Sau sollte zum Zeitpunkt der Belegung in einer guten Zuchtkondition, d.h.

weder zu mastig noch zu dünn sein. Ein übermäßiger Ernährungszustand zum

Zeitpunkt der Geburt gilt als prädisponierend für Schwergeburten, MMA-Erkrankungen sowie höhere Ferkelverluste (Erdrücken), während die sogenannte Zuchtsauenkachexie ein verlängertes Absetz-Beleg-Intervall und evtl. auch Aborte zur Folge haben kann (PLONAIT 2004a). Besonders Jungsauen reagieren bei einer geringeren Rückenspeckdicke und vor allem bei einer geringeren Futteraufnahme in der Laktation mit einer längeren Güstzeit (YANG et al. 1989). Die Ursache liegt in der endokrinologischen Funktion des Fettgewebes. Das in den Fettzellen gebildete Hormon Leptin beeinflusst die Zyklustätigkeit der Eierstöcke, da es positiv auf die Ausschüttung des Gonadotropin-Releasing-Hormons (GnRH) aus dem Hypothalamus wirkt. Somit kommt es bei einem Mangel an Fettgewebe zu einer reduzierten bzw. verzögerten Zyklustätigkeit (SCHNURRBUSCH 2004).

Allgemein wird empfohlen, die Sauen nach der Belegung knapp zu füttern, da von einer erhöhten embryonalen Mortalität bei einer erheblich bedarfsüberschreitenden Energieversorgung (> 35 MJ ME / Tier u. Tag) der Tiere in den ersten 35 Tagen der Trächtigkeit ausgegangen wird (JINDAL et al. 1996; ASHWORTH 2006;

STALLJOHANN 2010; KIRCHGESSNER 2011; KAMPHUES et al. 2014). Neuere Untersuchungen hingegen zeigen einen positiven Effekt einer erhöhten Futtermenge im ersten Trächtigkeitsmonat. So erreichten HOVING et al. (2011) durch eine Futterzulage von 30 % (2,5 kg / Tier u. Tag vs. 3,25 kg / Tier u. Tag) zwischen dem dritten und 32. Tag p.i. eine signifikant höhere Anzahl sowohl gesamt als auch lebend geborener Ferkel. Auch ATHORN et al. (2013) sahen keine höhere embryonale Mortalität bei einer sehr reichlichen Energieversorgung der Sauen in den ersten 35 Tagen der Trächtigkeit. Auch die Inhaltsstoffe der Mischfuttermittel können sich auf die Embryonalsterblichkeit auswirken. So ist die embryonale Überlebensrate bei einer Zulage von Rohfaser während der Rausche günstiger, während eine Stärkezulage in diesem Zeitraum eher nachteilig wirkte (FERGUSON et al. 2006).

Die Überlebensrate der Saugferkel kann durch zusätzliches Fett in der Ration der laktierenden Sauen erhöht werden. Dieser Effekt kann sowohl bei leichten als auch bei schweren Ferkeln beobachtet werden und beträgt bei Ferkeln, deren Geburtsgewicht geringer als 909 g ist, eine Erhöhung der Überlebensrate um 18,5 % (SEERLEY et al. 1981). Die Variation der Geburtsgewichte der Ferkel innerhalb eines Wurfes wird durch die Zugabe von L-Arginin (25,5 g pro Tier und Tag) im letzten Trächtigkeitsdrittel signifikant verringert (QUESNEL et al. 2014).

Ob das Ferkelwachstum während der Säugephase abhängig von der Fütterung der Sauen ist, wird kontrovers diskutiert. In Untersuchungen von NELSSEN et al. (1985) konnte ein nahezu linearer Zusammenhang zwischen der täglichen Wurfzunahme und der Energieversorgung der Sauen festgestellt werden. Auch REESE et al.

(1982a) sahen die Fütterung der Sauen mit dem Ferkelwachstum in Verbindung.

Allerdings führten sie weitere Untersuchungen durch, bei denen sich nur in einem von drei Durchgängen solch ein Zusammenhang nachweisen ließ (1982b). Auch in Untersuchungen von NOBLET und ETIENNE (1986) konnte kein von der Sauenfütterung abhängiger Körpermassenzuwachs der Ferkel gefunden werden.

YANG et al. (1989) wiederum beobachteten, dass die Ernährung der Sauen allenfalls in der letzten Woche (Tag 21 bis 28 post partum) Einfluss auf das Wachstum der Ferkel hat, während Ferkel von fettleibigeren Sauen schneller wuchsen als die von dünnen Sauen. Dem widersprechend hatte eine reduzierte Futtermenge von Tag 22 bis 28 p.p. in Untersuchungen von ZAK et al. (1997) keine Auswirkungen auf das Ferkelwachstum. O'GRADY et al. (1973) stellten in ihren Untersuchungen fest, dass die Milchmenge bei Jungsauen unabhängig von der Fütterung ist, während Sauen in der zweiten und dritten Laktation bei einer geringeren Energiezufuhr auch eher eine geringere Milchmenge aufwiesen. In einer Studie von COFFEY et al. (1994) ging die Futteraufnahme in der Laktation nach einer hohen Energiezufuhr in der Trächtigkeit zwar zurück, trotzdem wurden sowohl höhere Geburts- als auch höhere Absetzgewichte der Ferkel erzielt.

Gegen eine ad-lib.-Fütterung in der Laktation sprechen Ergebnisse einer Untersuchung des Lehr- und Versuchszentrums Futterkamp der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. Hier ergaben sich geringere Geburtsgewichte der Ferkel, deren Muttersauen in der vorangegangenen Laktation ad libitum gefüttert wurden, im Vergleich zu Ferkeln von restriktiv gefütterten Sauen (1,4 kg vs. 1,6 kg) und auch eine geringere Wurfgröße (11,5 vs. 14,8). Außerdem erreichten diese Sauen einen geringeren Ferkelzuwachs pro Kilogramm Laktationsfutter als die restriktiv gefütterten (2,22 kg pro Kilogramm Wurfzuwachs vs.

2,59 kg pro Kilogramm Wurfzuwachs; MÜLLER 2013). In der Arbeit von REESE et al. (1982b) konnte jedoch kein Zusammenhang zwischen der Wurfgröße und der Energieaufnahme der Sau in der vorangegangenen Laktation hergestellt werden.

Bei einer unzureichenden Energieversorgung in der Laktation ist das Absetz-Beleg-Intervall verlängert (YOUNG und KING 1981; KING und WILLIAMS 1984; KING und DUNKIN 1986; PRUNIER et al. 1993). ZAK et al. (1997) schreiben dabei besonders der späten Laktation eine große Bedeutung zu, während KOKETSU et al. (1996) die Fütterung in der gesamten Laktation verantwortlich machen. Andere Autoren sahen keinen Einfluss der Energieversorgung (ADAM und SHEARER 1975) bzw. fanden einen Schwellenwert (12 Mcal DE pro Sau und Tag), bei dessen Überschreiten kein verlängernder Effekt auf das Absetz-Beleg-Intervall mehr zu beobachten ist (REESE et al. 1982b). Auch saisonale Faktoren spielen eine Rolle bei einem verlängerten Absetz-Beleg-Intervall. So gelten sowohl wenige Lichtstunden pro Tag als auch höhere Umgebungstemperaturen als Risikofaktoren für eine reduzierte Zyklustätigkeit. Hierunter leiden vor allem primipare Sauen (HURTGEN et al. 1980).

Ursächlich könnte auch der geringere Appetit durch saisonal bedingte höhere Temperaturen sein (PRUNIER et al. 1996). In Untersuchungen von ADAM und SHEARER (1975) konnte zwar keine Abhängigkeit des Absetz-Beleg-Intervalls von der Fütterung in der Laktation oder nach dem Absetzen festgestellt werden, dafür wurde jedoch die Anzahl der Ferkel des Folgewurfes von der Fütterung nach dem Absetzen beeinflusst. Eine 24-stündige Nahrungskarenz nach dem Absetzen sowie eine geringere Futtermenge in den folgenden drei Tagen führten demnach bei Sauen im ersten und zweiten Wurf zu einer geringeren Ferkelzahl im Folgewurf.

Nicht zuletzt spielt auch die Qualität des Futters eine entscheidende Rolle für die Reproduktionsleistung der Sauen. So kann beispielsweise das Vorkommen verschiedener Mykotoxine die Ursache für eine Reihe von Reproduktionsstörungen wie Umrauschen, Hyperöstrogenismus oder Agalaktie sein (ALEXOPOULOS 2001;

RANZENIGO et al. 2008).