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5. Diskussion

5.2 Futter- und Nährstoffaufnahme der Sauen

Mit einer durchschnittlichen täglichen Energieaufnahme zwischen 67,5 ± 5,01 MJ ME und 74,4 ± 1,90 MJ ME pro Sau lagen die Durchgänge I bis IV B unter der Empfehlung von 75 – 79 MJ ME pro Tier und Tag bei einem angenommenen täglichen Wurfzuwachs von 2,5 kg und einer Einschmelzung von Körpermasse in der Laktation von 20 kg (KAMPHUES et al. 2014). Nur Gruppe C des vierten Durchgangs lag mit 77,0 ± 2,43 MJ ME pro Tier und Tag in dem angegebenen Bereich.

Die empfohlene Futteraufnahme beträgt 1 % der Körpermasse der Sau plus 0,45 kg je Ferkel ausgegangen (KAMPHUES et al. 2014). Auch diese Futtermenge wurde nicht erreicht. In der folgenden Tabelle werden die Soll- mit den Ist-Werten verglichen.

Tabelle 27: Empfohlene (KAMPHUES et al. 2014) bzw. tatsächliche Energie- und Futteraufnahme der Sauen aus den verschiedenen Durchgängen (d1 – d25 p.p.)

Durchgang/ Körpermassenverlust in der Laktation bis zu 20 kg

2 tägliches Futterangebot, 1% der Körpermasse plus 0,45 kg pro Ferkel

Ab einer Anzahl von 10 Ferkeln wird davon ausgegangen, dass die Futteraufnahmekapazität der Sau oft nicht ausreicht, um die notwendige Energieaufnahme zu erreichen, sodass die Sauen ad lib. gefüttert werden sollen (KAMPHUES et al. 2014).

Betrachtet man die durchschnittliche Futteraufnahme in der 3. Woche p.p. (Tabelle 28), wird deutlich, dass die Tiere in der Lage sind, eine große Menge Futter aufzunehmen. Einige Tiere kamen in dieser Phase auf über 7 kg TS pro Tag und

somit auf über 8 kg uS. Bezogen auf die Körpermasse der Sauen waren das also maximal 3,2 %, sodass hier die schon früher bekannten Grenzen der TS-Aufnahme

Tabelle 28: Tägliche Futteraufnahme (kg TS/Sau) in der 3. Woche p.p. (Mw ± s) Durchgang/

Gruppe I II III IV A IV B IV C

Ø FA 3. Wo. p.p.

5,44

± 0,41

6,23

± 0,05

5,99

± 0,77

6,31

± 0,52

6,41

± 0,37

7,07

± 0,16 min. FA

3. Wo. p.p. 5,28 6,20 3,93 5,03 5,52 6,81

max. FA

3 Wo. p.p. 6,93 6,32 7,29 6,80 6,80 7,26

Die durchschnittliche tägliche Futteraufnahme über die gesamte Laktation ist geringer als erwartet, dies kann durch das Fütterungsmanagement bedingt sein. Evtl.

wäre bei einer „echten“ ad lib. Fütterung eine höhere Futteraufnahme zu verzeichnen. Bei Untersuchungen des Lehr- und Versuchszentrums Futterkamp wurden die maximale Futteraufnahme ebenfalls recht spät (am 15. Tag p.p.) erreicht (TÖLLE und MEYER 2009). Bei einer Studie der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (2011) wurde mit einer durchschnittlichen Futteraufnahme in der Laktation von 5,98 kg bei einer normalen, bzw. 5,64 kg bei einer langsamen Anfütterung ähnliche Futtermengen erreicht wie in der vorliegenden Studie. Wie in Abbildung 5 dargestellt, nahm die Futteraufnahme der Sauen, die ad lib. gefüttert wurden, nach einigen Tagen der maximalen Futteraufnahme wieder ab. Die Ursachen können vielfältig sein. Möglicherweise führte das erhöhte Volumen zu einer Kreislauf- und Stoffwechselbelastung und konnte daher langfristig nicht aufgenommen werden. Ähnliches wurde auch von MÜLLER (2014) beobachtet, hier erhielten die Tiere jedoch Flüssigfutter. In der Untersuchung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (2011) waren insbesondere bei Jungsauen Schwierigkeiten mit der hohen Futteraufnahme beobachtet worden, jedoch war die gesamte Futteraufnahme bei einer langsamen Anfütterung niedriger als bei einer normalen Steigerung der Futtermenge. Auch die Leistungen konnten

dementsprechend nicht erbracht werden, so war der tägliche Wurfzuwachs um 0,27 kg am Tag kleiner als der Wurfzuwachs der Altsauen. NEIL (1996) stellte die Sauen in seiner Studie vier Tage vor der Geburt, am Tag der Geburt bzw. vier Tage nach der Geburt auf eine ad lib. Fütterung um und konnte jedoch keinen nachteiligen Effekt einer sehr frühen Erhöhung der Futtermenge finden. Alle Tiere erreichten hier in der zweiten Woche p.p. die maximal aufgenommene Futtermenge.

In dieser Studie nahmen die Sauen der Gruppe I, die das Futter zweimal täglich rationiert erhielten, die geringste durchschnittliche Menge Futter auf. Wurden die Sauen häufiger gefüttert oder wurde die Futtermenge pro Mahlzeit „ausgereizt“, fraßen die Sauen auch mehr. Hier fiel auf, dass die Sauen des Durchgangs II (dreimal tägliche Fütterung) eine größere Menge Futter aufnahmen als die des Durchgangs III (zweimal tägliche Fütterung), obwohl bei denen des Durchgangs III versucht wurde, eine ad-lib.-Fütterung zu erreichen. Die Beobachtung war unabhängig von dem Anteil Jungsauen. Dies kann zum einen damit erklärt werden, dass der Magen-Darm-Trakt bei mehreren und dafür kleineren Portionen weniger belastet wird, als bei wenigen aber großen Mahlzeiten. Außerdem ist aufgrund der vorsichtigen manuellen Steigerung im Durchgang III eventuell nicht das ganze Potential einzelner Sauen ausgeschöpft worden. Zwar wurde somit das Ziel einer Erfassung der höchstmöglichen Futteraufnahme unter Umständen nicht erreicht, jedoch spiegelte es die Situation in der Praxis wider. Eine höhere Futteraufnahme scheint für die Betriebe besser durch eine Erhöhung der Mahlzeitenfrequenz als durch die Erhöhung der ausdosierten Menge pro Mahlzeit erreichbar zu sein. Aus dem Rückgang der aufgenommenen Futtermenge der Sauen des Durchgangs III gegen Ende der Laktation ist jedoch abzuleiten, dass bei vielen Sauen tatsächlich die obere Grenze der möglichen Futteraufnahme erreicht war. In dem vierten Durchgang schließlich konnte die Futtermenge weiter erhöht werden, doch auch hier gab es Sauen, welche die hohe Menge nicht durchgängig aufnehmen konnten. Die höchste Futteraufnahme erzielten die Sauen, die zusätzlich das Ergänzungsfuttermittel erhielten. Es entstand der Eindruck. Dass dieses Futtermittel trotz vorheriger Sättigung bzw. additiv aufgenommen wurde. Möglicherweise ist hier der Zeitpunkt des Angebots (zwischen den Mahlzeiten) und somit die erhöhte Mahlzeitenfrequenz ursächlich für die höhere Gesamtfutteraufnahme (vgl. Tabelle 7 und Abbildung 5).

Aber auch in dieser Gruppe zeigte sich, dass die Futteraufnahme am Ende der Laktation leicht zurückgeht.

5.3 Körpermasse und -entwicklung der Sauen

Die mittlere Körpermasse der Altsauen direkt nach der Geburt variierten zwischen 223 kg (2. Parität) und 252 kg (5. Parität). Da die Fütterung der Tiere bis zu diesem Zeitpunkt noch nach dem gleichen Schema verlief (ausgenommen Durchgang IV, Gruppen B und C, die über fünf Tage das Zusatzfutter erhielten), können die Sauen nach den Paritäten und unabhängig von der Gruppe betrachtet werden.

Tabelle 29: Durchschnittliche Körpermasse von Sauen am Tag der Geburt in Abhängigkeit von der Parität

Parität (n) Körpermasse (kg)

1 (17) 194a ± 21,3

2 (28) 223bc ± 17,4

3 (33) 228bc ± 19,7

4 (25) 238bc ± 22,1

5 (16) 252d ± 27,7

6 (7) 252d ± 12,4

8 (3) 247bd ± 29,8

9 (1) 210ac

Wie in den Arbeiten von EVERTS (1991), SCHADE (2000) und KLEINE (2012) beschrieben, nahm die Körpermasse der Sauen bis einschließlich der fünften Parität signifikant zu (58 kg im Laufe von 5 Paritäten).

Die Körpermassenverluste, die in dem Zeitraum zwischen dem dritten Tag vor dem errechneten Geburtstermin und direkt nach der Geburt entstanden, bestanden hauptsächlich aus den Früchten, dem Fruchtwasser und der Plazenta. Diese Verluste waren nicht in allen Gruppen gleich, sondern bewegten sich zwischen 18,8

± 7,84 kg (IV A) und 29,2 ± 9,08 kg (I). Allerdings gab es in den Gruppen IV A und B

jeweils eine Sau, die nur 5 oder weniger Ferkel geboren hatten und nach der Geburt 0,6 bzw. 1,1 kg im Vergleich zu der Wägung vor der Geburt zunahmen. Lässt man diese Sauen heraus, sind die Unterschiede dementsprechend geringer (Verlust Gruppe IV A: 20,7 kg, IV B: 22,4 kg). Warum diese beiden Sauen Körpermasse hinzugewannen, konnte nicht geklärt werden. Für diese Sauen war die Energiezufuhr vor der Geburt vermutlich so hoch, dass diese zur Körpermassenzunahme führte. Da die Sauen sich in der ersten bzw. dritten Parität befanden, waren sie darüber hinaus noch im Wachstum. Hormonell bedingte Wassereinlagerungen könnten eine weitere Ursache sein. Auch die Gründe für die Unterschiede in dem Verlust der Körpermassen der Sauen aus den verschiedenen Durchgängen sind nur zu vermuten. Da die Fütterung mit Ausnahme der Gruppen B und C des Durchgangs IV, die das Ergänzungsfuttermittel erhielten, bis zu dem Zeitpunkt noch kaum variierte, kann diese als Ursache ausgeschlossen werden. Saisonale Einflüsse könnten eine Rolle gespielt haben, sodass beispielsweise die Wasseraufnahme vor der Geburt eine andere war oder die Sauen schon vor der Geburt begannen Körperfett einzuschmelzen. YANG et al. (1989) berichteten von Körpermassenverlusten zwischen dem 110. Trächtigkeitstag und 1 bis 2 Tage p.p. von 13 kg für dünne Sauen und 21 kg für mastige Sauen. Die vorliegenden Untersuchungen beschränkten sich auf den Zeitraum der Laktation. Deshalb standen zur Fütterung in der Trächtigkeit nur die Aussagen des Betriebsleiters zur Verfügung, sodass nicht ausgeschlossen werden konnte, dass die Fütterung in der Trächtigkeit zwischen den Durchgängen leicht variierte.

Die Körpermassenentwicklung der Sauen im Verlauf der Laktation verlief zwischen den Durchgängen unterschiedlich. Tiere, denen das Futter restriktiv zugeteilt wurde, verloren während der Laktation kontinuierlich Körpersubstanz. Die Sauen des Durchgangs I verloren bis zum Absetzen mit durchschnittlich 17,8 kg am meisten Körpermasse. Daraus wird deutlich, dass den Sauen nicht die Futteraufnahme ermöglicht wurde, die sie zur Deckung des Bedarfes benötigten. Dennoch waren diese Körpermassenverluste nicht unüblich hoch, da allgemein mit einem Verlust von 20 kg in der Laktation zu rechnen ist (KAMPHUES et al. 2014). Die Sauen der Durchgänge III und IV, die ad lib. gefüttert wurden, legten teilweise sogar Körpermasse zu. So konnten die Sauen des Durchgangs III in der zweiten und dritten Woche der Laktation, die Sauen des vierten Durchgangs nur in der dritten

Woche der Laktation Körpermasse hinzugewinnen. Die Sauen der Gruppe C des vierten Durchgangs lagen nach der dritten Laktationswoche sogar über dem Niveau ihrer Körpermasse direkt nach der Geburt. In der vierten Woche hingegen schmolzen die Sauen aller Durchgänge wieder Körpermasse ein. In den Durchgängen III und IV war dies wahrscheinlich der nachlassenden Futteraufnahme der nahezu ad lib.

gefütterten Sauen geschuldet. In der gesamten Laktation verloren die Gruppen IV A und IV C durchschnittlich weniger als 2 kg Körpermasse, obwohl in diesen Gruppen den Empfehlungen der GfE bezüglich der Energieaufnahme nicht entsprochen wurde. Demnach waren die Leistungen besser als zu erwarten gewesen wäre. Mit einer ähnlichen Futteraufnahme das Volumen betreffend, jedoch einer etwas höheren Energieaufnahme erreichten auch die Sauen der Studie der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (2011) mit 13,1 kg (JS) und 10,6 kg (AS) geringere Körpermassenverluste während der Laktation als erwartet. Zu anderen Ergebnissen kam das Versuchsgut Futterkamp. Hier konnten Sauen, die ad libitum gefüttert wurden, diese Futtermenge zwar auch langfristig nicht aufnehmen, diese fraßen jedoch mit 4,7 kg eines Futters (13,2 MJ ME / kg) mehr als Sauen der Vergleichsgruppe (4,5 kg). Trotzdem verloren gerade diese Sauen trotz eines höheren Futtervolumens in der Laktation mehr Körpermasse, als die Sauen, die restriktiv gefüttert wurden (MÜLLER 2014).

Warum die Körpermassenverluste aller vier Durchgänge von den Erwartungen abwichen, kann verschiedene Gründe haben. Möglicherweise kann die Magen-Darm-Füllung beim Absetzen durch die höhere Futteraufnahme in der Laktation größer gewesen sein als zum Zeitpunkt der Geburt. Des Weiteren kann möglicherweise ein genetischer Fortschritt eine erhöhte Effizienz in der Futterverwertung zu Folge gehabt haben. So beschrieben BERGSMA et al. (2009) die „Laktationseffizienz“ und fanden in ihrer Studie heraus, dass Sauen trotz einer niedrigeren Futteraufnahme und einer geringeren Einschmelzung des Fettgewebes höhere Leistungen in Form von Wurfzuwachs erbringen können. YANG et al. (1989) wiederum beschrieben Körpermassenzunahmen bei Sauen, denen in der Trächtigkeit wenig Futter zugeteilt wurde, und schilderten damit eine fütterungsbedingte Beeinflussung der Effizienz eines Tieres bei der Umwandlung von Energie aus der Nahrung.

5.4 Rückenspeckdicke der laktierenden Sauen

Bei den Untersuchungen zur RSD fiel auf, dass die Sauen der verschiedenen Durchgänge eine unterschiedliche durchschnittliche Rückenspeckdicke zu Beginn der Laktation aufwiesen. Da die Ursachen dafür nicht im Zeitraum der Studie wirksam waren, wird darauf nicht weiter eingegangen.

In der Regel verloren die Sauen im Verlauf der Laktation kontinuierlich Rückenspeck, bei einigen variierte die RSD um einen Wert. Auch die Sauen, die ad lib. gefüttert wurden und zwischenzeitlich Körpermasse gewannen, verloren dabei Rückenspeck oder die RSD variierte um einen Wert. WHITTEMORE et al. (1980) beschrieben, dass Rückenspeckverlust und Körpermassenzunahme gleichzeitig vorkommen können, allerdings verglichen sie dabei Jungsauen im Zeitraum zwischen der ersten Belegung und dem Absetzen des ersten Wurfes.

Die folgende Abbildung zeigt den Körpermassen- sowie Rückenspeckdickenverlust der Sauen dieser Untersuchungen im Vergleich.

0,00 5,00 10,00 15,00 20,00 25,00

I II III IV A IV B IV C

Gruppen

KM-Verlust / RSD-Verlust (%)

Körpermassenverlust RSD-Verlust

Abbildung 10: Körpermassen- und Rückenspeckdickeverluste während der Laktation im Vergleich (in %; KM-Verlust: direkt nach der Geburt bis zum Absetzen; RSD-Verlust: ca. 3 Tage a.p. bis zum Absetzen)

Im direkten Vergleich wird ersichtlich, dass tendenziell zwar ein geringerer Körpermassenverlust auch mit einem geringeren Rückgang der Rückenspeckdicke einherging, trotzdem korrelieren die beiden Werte nicht signifikant. Bei Beachtung

der Tatsache, dass die Sauen der Gruppe C des Durchgangs IV nach der dritten Woche sogar Körpermasse hinzugewannen und trotzdem weiterhin Rückenspeck verloren, wird das noch deutlicher. Zu einem ähnlichen Ergebnis kamen MÜLLER und MEYER (2012), die bei einer Feldstudie in dem Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp feststellten, dass Altsauen, obwohl sie kurz vor der Geburt noch an Körpermasse zunehmen, schon Rückenspeck abbauen können.

Die Ergebnisse der vorliegenden Studie deuten darauf hin, dass der Substanzaufbau in der Laktation trotz eines Rückenspeckverlustes möglich ist und demnach nicht aus einer Zunahme des Fettgewebes besteht. Während laut WHITTEMORE und YANG (1989) Veränderungen der Zusammensetzung der Körpersubstanz von Sauen das Fettgewebe betreffen und der Proteingehalt gleich bleibt, berichten NOBLET und ETIENNE (1987) sowohl von Fluktuationen im Fett- als auch im Proteingehaltes, wenn auch in geringem Umfang.