• Keine Ergebnisse gefunden

2. Schrifttum

2.2 Energie- und Nährstoffbedarf tragender und laktierender Sauen

Das Ziel in der Sauenfütterung ist es, Schwankungen der Körpermasse in der Trächtigkeit und Laktation so gering wie möglich zu halten. Zu hohe Körpermassenverluste in der Laktation können in der darauf folgenden Trächtigkeit nicht wieder ausgeglichen werden, da der hohe Verlust des Fettgewebes nicht kompensiert werden kann. Eine Verfettung der Sau in der Trächtigkeit ist zu vermeiden, da dies möglicherweise Komplikationen während der Geburt nach sich ziehen kann (KAMPHUES et al. 2014). Aus diesem Grund sollte die Energie- und Nährstoffzufuhr dem jeweiligen Leistungsstadium angepasst werden. Demnach wird die Gravidität in zwei Phasen unterteilt, wobei die „niedertragende Sau knapp, die hochtragende zunehmend reichlich und die laktierende Sau sehr reichlich zu füttern“

ist (KIRCHGESSNER 2011).

Bis zum 85. Tag der Trächtigkeit ist der Bedarf für die Trächtigkeitsprodukte noch gering. Hier sollte die Fütterung darauf ausgelegt sein, die Körperkondition zu

optimieren und Verluste an Körpermasse aus der vorangegangenen Laktation auszugleichen (PLONAIT 2004a). Oftmals wird diese Phase noch einmal unterteilt.

Der Grund für die erneute Unterteilung ist die Implantation der Embryonen, die bis zum 35. Trächtigkeitstag abgeschlossen ist. Da die Tiere den größten Teil dieses sensiblen Trächtigkeitsabschnitts noch im Deckzentrum verbringen und bis zum 28. Tag der Gravidität häufig einzeln gehalten werden, kann auch die Fütterung individuell gestaltet werden. Mit dem 85. Trächtigkeitstag beginnt die Hochträchtigkeit. In dieser Phase steigt der Bedarf für das fötale Wachstum.

Während die benötigte Energie für 12 Ferkel in den ersten zwei Trächtigkeitsdritteln unter 1 MJ / Tag beträgt, steigt der Energiebedarf im letzten Drittel auf 2,0 bis 2,5 MJ / Tag an (BEYER et al. 1994; NOBLET et al. 1997). Dazu kommt ein Energieansatz in der Milchdrüse von ca. 1 MJ / Tag zwischen dem 106. – 115. Trächtigkeitstag.

Dieser Wert war allerdings in den Untersuchungen von BEYER et al. (1994) stark von der energetischen Versorgung der Sauen abhängig.

So wird der Energiebedarf tragender Sauen hauptsächlich von dem Bedarf für den maternalen Ansatz (Wachstum der Sau ohne Konzeptionsprodukte) und dem KM-Verlust der vorangegangenen Laktation bestimmt. Als Faustzahl gilt ein Bedarf von 31 – 35 MJ ME für die nieder- und 39 – 43 MJ ME pro Tier und Tag für die hochtragende Sau (GfE 2006). Auch NOBLET et al. (1990) geben einen Energiebedarf tragender Sauen von 8 – 10 Mcal ME pro Tier und Tag (entsprechend 33,5 – 41,8 MJ ME) an.

Laktierende Sauen benötigen eine wesentlich höhere Energiezufuhr. In der Laktation ist der Energiebedarf abhängig von der erbrachten Leistung (Milchmenge) sowie dem Erhaltungsbedarf der Sau. Der Energiebedarf variiert nach Untersuchungen von NOBLET et al. (1998) zwischen 76,5 MJ ME (200 kg KM, 2 kg Wurfzuwachs täglich) und 108,5 MJ ME (250 kg KM, 3 kg Wurfzuwachs täglich) pro Tier und Tag.

In der folgenden Tabelle sind Richtwerte zur Energie- und Nährstoffversorgung angegeben. Der Bedarf in der Laktation richtet sich dabei nach dem täglichen Wurfzuwachs. Auch KIRCHGESSNER (2011) empfiehlt ähnliche Werte.

Tabelle 1: Empfehlungen zur täglichen Energie- und Nährstoffversorgung von Sauen in den unterschiedlichen Reproduktionsstadien (GfE 2006; modif. durch KAMPHUES et al. 2009;

modifiziert durch DERKING 2014)1 Reproduktions- Körpermassenverlust in der Laktation bis zu 20 kg

Üblicherweise werden in der Sauenfütterung Alleinfuttermittel verwendet, die den Bedarf in dem entsprechenden Reproduktionsstadium decken sollen. In der Regel erfolgt bei den tragenden Sauen eine restriktive Zuteilung. In der Laktation wird laut KAMPHUES et al. (2014) mit einer Futteraufnahme von 1 % der Körpermasse der Sau plus 0,45 kg je Ferkel gerechnet, ab einer Wurfgröße von 10 Ferkeln sollte das Futter ad libitum angeboten werden. Dazu sollte die Menge des Futters nach der Geburt um täglich 0,5 – 0,7 kg erhöht werden (KLEINE KLAUSING 2003). Um eine ausreichende Futteraufnahme zu gewährleisten, wird empfohlen, die Tiere zwei- bis dreimal täglich zu füttern. In Tabelle 2 sind Richtwerte für die Zusammensetzung praxisüblicher Alleinfuttermittel für Sauen im Vergleich angegeben:

Tabelle 2: Richtwerte für Energie- und Nährstoffgehalte im AF für Sauen (Angaben pro kg uS des AF; KAMPHUES et al. 2009)

tragende Sauen laktierende Sauen ME (MJ) 10-11,5 > 13

* nach Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung mind. 8 % in der TS vorgeschrieben

2.2.1 Futteraufnahmekapazität laktierender Sauen

Aufgrund einer limitierten Futteraufnahmekapazität wird der Bedarf an Energie und Nährstoffen in der Laktation oft nicht erfüllt. Die Höhe der maximal aufgenommenen Futtermenge ist von einer Reihe von Faktoren abhängig. Diese können in drei Kategorien eingeteilt werden (WILLIAMS 1998): Die tierbezogenen, die umweltbezogenen und die diätetischen Faktoren. In Untersuchungen von O'GRADY et al. (1985) haben eine steigende Wurfgröße und Parität, ein höheres Absetzalter sowie geringere Körpermassenzunahmen während der Trächtigkeit eine höhere Futteraufnahme zur Folge (tierbezogene Faktoren). AULDIST et al. (1998) sowie YANG et al. (1989) konnte keinen Zusammenhang zwischen der Wurfgröße und der Futteraufnahmekapazität nachweisen. Auch die Genetik eines Tieres hat Einfluss auf die Futteraufnahme (KERR und CAMERON 1996). Unter anderem ist die Erhöhung des Magerfleischanteils mit einer niedrigeren Futteraufnahmekapazität korreliert (KANIS 1990). Zu den umweltbezogenen Faktoren gehört das Stallklima. Eine große Bedeutung hat die Stalltemperatur. So sank die FA in Untersuchungen von BLACK et al. (1993) um 40 % bei einer Temperaturänderung von 18°C auf 28°C. Eine große Rolle spielen auch Einflüsse von Futter und Fütterung. Eine hohe Futteraufnahme in der Trächtigkeit mit der Folge einer Verfettung der Tiere zur Geburt führt zu einer

geringeren Futteraufnahme in der Laktation (YANG et al. 1989; DOURMAD 1991;

MULLAN und WILLIAMS 1989). Das in den Fettzellen gebildete Hormon Leptin erhöht den Glucosespiegel im Blut und senkt so die Futteraufnahme (SCHNURRBUSCH 2004). Passiert dies in größerem Umfang, führt es zu übermäßiger Mobilisation von Körperfett, was wiederum einen reduzierten Appetit zur Folge hat (WELDON et al. 1994).

Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass Sauen von einem energiereichen Futter weniger aufnehmen als von einem energieärmeren Futter. So beobachteten POLLMAN et al. (1980) eine Reduktion der Futteraufnahme um 6,8 % bei einer Zulage von 8 % Talg, die aber zu einer vergleichbaren Energieaufnahme führte. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen SEERLEY et al. (1981). Auch die Inhaltsstoffe im Futter haben Auswirkungen auf die Futteraufnahme, wie zum Beispiel der Proteingehalt; so führt ein höherer Proteingehalt im Laktierendenfutter zu einer höheren Futteraufnahme der Sauen (MAHAN und MANGAN 1975).

In Betracht der Tatsache, dass der Energie- und Nährstoffbedarf hochleistender Sauen mit der Leistung steigt, stellt sich die Frage, inwiefern die Empfehlungen zur Energie- und Nährstoffaufnahme auf die heutigen Sauenlinien anwendbar sind.

Möglicherweise ist es notwendig, die Empfehlungen zur Zusammensetzung eines Mischfutters für Sauen, die ein Vielfaches der Leistung im Vergleich zu den Tieren in der Vergangenheit bringen, anzugleichen (SUSENBETH 2015).

2.3 Entwicklung von Körpermasse und Rückenspeckdicke von Sauen in