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Kozitierungen und Kozitationsanalysen

Im Dokument Qualität und Quantität wissen- (Seite 152-155)

WISSENSCHAFTEN Meeresbiologie und

5. Zitate und Zitatanalysen: Varianten und Formen

5.2 Kozitierungen und Kozitationsanalysen

Kozitate sind Verbindungen von zwei Dokumenten, deren Verbindungsintensität gemessen wird durch die Frequenz in der diese beiden Dokumente zusammen zitiert werden. Wenn ein Dokument X vorliegt, das die Arbeiten A, B, C, D, E zitiert, und ein Dokument Y, das die Arbeiten D, E, F, G zitiert, dann sind die Arbeiten D und E Kozitate in den Dokumenten X und Y. Je größer die Erscheinungshäufigkeit von Kozitaten, desto stärker die gegenseitige Beziehung zwischen den Dokumenten. Small (1973) führte als erster diese Methode ein, als er versuchte, Relationen zwischen Dokumenten festzustellen. Später wandte Mc Cain (1986) diese Methode auf Autoren an. Dabei werden gewöhnlich bekannte Autoren aus einem be-stimmten Bereich gewählt. Untersucht werden deren Zitiertheit sowie Autoren mit denen sie am häufigsten gemeinsam zitiert werden. Durch die Bildung von Netzen bzw. Clustern von kozitierten Arbeiten erhält man einen Einblick in die Besonderheiten von Strukturen wissen-schaftlicher Fachgebiete und ihrer Kommunikation. Die Stärke der Kozitierungen weist auf

den Grad der Relationen bzw. Assoziationen zwischen Arbeiten hin, die von der wissen-schaftlichen Community erkannt und gemeinsam zitiert worden sind. Da die Häufigkeit der Kozitate von Wissenschaftlern abhängen die zitieren, handelt es sich um eine unbeständige Kategorie. Die Frequenz der Kozitiertheit verändert sich im Zusammenhang mit dem herr-schenden Interesse und der Dynamik im Fachgebiet. Auch wenn zwei Arbeiten regelmäßig kozitiert werden, kann dennoch jede unabhängig von der anderen häufig zitiert werden. Man kann also davon ausgehen, dass Arbeiten mit einer größeren Anzahl von Zitaten tatsächlich Kernarbeiten von konzeptueller, methodologischer oder experimenteller Bedeutung sind. Die Kartierung von Kozitationsmustern liefert weitergehende Einsichten in die Art der Verbin-dungen von wissenschaftlichen Kernideen. Small (1973) zeigte in seiner Analyse eines Ko-zitationsnetzes der 10 meistzitierten Arbeiten aus der Teilchenphysik, dass durch diese Me-thode die wahrscheinlich wichtigsten Arbeiten bestimmt werden können. Starke Verbindun-gen von KozitierunVerbindun-gen weisen darauf hin, dass es sich um thematisch verwandte Arbeiten handelt. Der «Kern» der bis dahin erschienenen Literatur aus einem bestimmten Gebiet lässt sich ebenfalls mit Hilfe der Zitatengruppenanalyse bestimmen. Sie dient auch als Instrument für die Untersuchung von Entwicklungslinien in Wissenschaftsgebieten und ermöglicht Ein-sicht in die Relationen zwischen einzelnen Spezialrichtungen; Kozitierungen zeigen also Ver-netzungskarten wissenschaftlicher Fachgebiete auf Der Grad der Verknüpfung von Kozitie-rungen lässt sich dabei durch die folgende Formel errechnen:

= Zitate der Dokumente A + B

(Gesamtzahl von Zitaten zur Arbeit A und zur Arbeit B) - (Zitate von A + B) S = Grad der Verknüpfung von Arbeit A und B

Beispiel:

S= 10

= = 0,166 = 17%

(20 + 50) – (10)

Wenn die Arbeit A 20 mal zitiert ist, die Arbeit B 50 mal, und sie zusammen 10-mal zitiert werden, dann beträgt die Stärke der Verknüpfung ungefähr 17% (Osareh, 1996).

Je höher der Wert S in Prozent ist (bzw. je stärker sich das Ergebnis dem Wert 1 nähert), des-to stärker sind die Kozitate miteinander verbunden.

Zitatengruppenanalysen als Methode wurden in der Informetrie intensiver seit den 80er Jah-ren eingesetzt. White und Griffith (1981a,b) benutzten diese Methode für die Untersuchung von Veränderungen innerhalb eines Faches und der Forschungstraditionen, für die Ent-stehungsanalyse neuer Subdisziplinen sowie zur Untersuchung, wie Wissenschaftler zum Wissensaufbau Informationen recherchieren und nutzen. Dabei wurden Zitatenpaare von Au-toren aus der Informationswissenschaft als Variabeln genutzt, die Strukturen und Änderungen in der Wissenschaft aufzeigen. Dabei gehen White und Griffith (1981 a,b) von der Annahme aus, dass die Beziehung zwischen zwei Autoren stärker ist wenn sie regelmäßig zusammen zitiert werden. So konnten bestimmte Gruppen innerhalb der Informationswissenschaften ausgemacht und deren gegenseitige Position sowie der Grad ihrer Verknüpfung aufgezeigt werden. Diese Vernetzungskarten geben auch eine Übersicht über die Teilnahme kleinerer Nationen an der internationalen wissenschaftlichen Kommunikation (Mombers et al., 1985).

Fang und Rousseau (2001) nutzten die Struktur chemischer Kristallgitter als Muster für die Analyse der Struktur von Zitatnetzen. Die Kenntnis dieser Strukturen ist durchaus bedeutend bei der Untersuchung sozialer Interaktion und Kommunikation zwischen Wissenschaftlern.

Rousseau und Zuccala (2004) entwickelten die Technik der Zitatengruppenanalysen in Arbei-ten mit Mehrautorenschaft weiter. Bisher ist die Mehrzahl bibliometrischer Untersuchungen auf den Erstautor fokussiert, dem man den größten Anteil an der Arbeit zuspricht. Diese An-nahme ist aber nicht immer richtig.

Narin und Carpinter führten an einer Stichprobe von Zeitschriften im Jahre 1973 die Cluster-analyse ein. Die Arbeit befasst sich mit der hierarchischen Kartierung von Zeitschriften mit dem Ziel, Bibliothekaren den Bestandsaufbau zu erleichtern, und andererseits die Evaluierung von wissenschaftlichen Forschungen zu ermöglichen. Neben der Bestimmung hierarchischer Strukturen zwischen Zeitschriften lassen sich auch Beziehungen zwischen Zeitschriften in-nerhalb einer Disziplin oder einem Spezialfach feststellen. Leydesdorff (2004) integrierte die hierarchische und strukturelle Methode und untersuchte so erstmals Beziehungen zwischen Zeitschriften. Er ging davon aus, dass Zeitschriften Indikatoren intellektueller Organisiertheit seien. Seine Stichprobe umfasste anfänglich 5748 im Jahr 2001 im JCR gelistete Zeitschrif-ten. Neun Zeitschriften erhielten keine Zitierungen von Zeitschriften aus dem JCR-Bestand, 26 erzielten je ein Zitat. Unter den restlichen 5713 Zeitschriften kommunizierten nur 3529 oder 61,4% der Zeitschriften mit dem Zentralnetz, das hierarchisch aufgebaut war. Diese Kar-tierung ergibt ein ziemlich klares Bild einzelner Fachgebiete, und weist auf Zeitschriften hin, die zwei oder mehrere Fachgebiete verbinden. Als Beispiel führt der Autor die Gebiete

«hydrobiology» und «marine biology» mit der sie verbindenden Zeitschrift Limnology and Oceanography an. Die Kartierung ergab 62 Fachgebiete und wies eine Gruppe von 1417 schriften aus, die als Kategorie «general science» bezeichnet werden können und zu der Zeit-schriften wie Nature oder Science gehören.

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