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Frauen in der Wissenschaft

Im Dokument Qualität und Quantität wissen- (Seite 52-55)

2. Die Produzenten wissenschaftlicher Publikationen im Spiegel bibliometrischer Analysen

2.4 Frauen in der Wissenschaft

In den letzten Jahren werden Untersuchungen zur Geschlechterverteilung in wissen-schaftlichen Forschungen zunehmend populärer. Bekanntlich sind Frauen in der Wissenschaft unterrepräsentiert. Ihre Karrieren sind kaum mit denen ihrer männlichen Kollegen vergleich-bar. Der Anteil der in der Wissenschaft tätigen Frauen variiert je nach Disziplin und Land.

Laut Bordens et al. (2003) stellen in den USA Frauen 20% der Hochschulaktiven, in den Mit-gliedsstaaten der EU sind es rund 27%. Die Aufschlüsselung nach einzelnen EU Ländern zeigt aber eine deutliche Ungleichverteilung. So beträgt der Frauenanteil an Hochschulen in den Niederlanden 7%, in Finnland aber 37%. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war die Beteiligung der Frauen noch deutlich geringer. Nachdem die Unterrepräsentation der Frauen in der Wissenschaft 1998 konstatiert worden war, beschlossen die Mitgliedsstaaten der EU eine Förderung der Integration von Frauen in die Wissenschaft (Dewandre, 2002). Zu die-sem Zeitpunkt nahmen weniger als 10% der Frauen im akademischen Betrieb eine Führungs-position ein, obwohl das Verhältnis männlicher und weiblicher Studenten mit Universitätsab-schluss nahezu 1:1 beträgt. In einigen EU Ländern ist diese Ungleichverteilung weniger ex-trem, etwa in Finnland und den südeuropäischen Ländern. In Großbritannien hingegen erlang-ten nur 9% der insgesamt 50% im Fach Biologie graduiererlang-ten Frauen eine ordentliche Profes-sur. Die Förderaktivitäten der EU ließen die Beteiligung von Frauen in Rezensionsgremien von 10% im Zeitraum von 1993 bis 1998 auf 22% von 1999 bis 2000 ansteigen. Dewandre zitiert eine Untersuchung zum Status der Wissenschaftlerinnen am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Dort wird festgestellt, dass Frauen über kleinere Arbeitsräume verfügen, schlechter bezahlt werden und bei der Mittelverteilung für Projekte im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen benachteiligt wurden. Ergebnis des Veränderungswillens im MIT war die Ernennung der Neurobiologin Susan Hockfield, die damit als erste Frau Leiterin dieser renommierten Einrichtung wurde (Anderson, 2004).

Bordens et al. (2003) untersuchten die Ergebnisse des im Jahre 1999 gestarteten EU-Projekts

"Women and Science". Ziel dieses Projektes war es, die Position von Wissenschaftlerinnen in EU-Mitgliedsstaaten festzustellen. Untersuchungsland war Spanien. Untersucht wurden Un-terschiede in der wissenschaftlichen Produktivität der Geschlechter und der Position im Wis-senschaftsbetrieb. Von 260 Mitgliedern des Spanish Council för Scientific Research waren nur 26% Frauen. In der wissenschaftlichen Produktivität von Männern und Frauen konnten keine Unterschiede festgestellt werden, wobei Männer die umfangreichere wissenschaftliche Produktion aufwiesen. Die Autoren behaupten, dass Wissenschaftler, die mehr publizieren, früher Berufungen erhalten, führende Positionen einnehmen, leichter Projektzusagen erhalten und eher eine nationale oder internationale Kooperation realisieren. Der geringere Output von Frauen lässt sich durch ihre benachteiligte Position innerhalb der wissenschaftlichen Einrich-tung erklären. So sind Frauen stärker in die Lehre eingebunden, weshalb ihnen weniger Zeit für die Forschung bleibt. Auch publizieren Frauen weniger in international angesehenen Zeit-schriften. Allerdings bekleiden immer mehr Frauen ordentliche Professuren, besonders in der Chemie.

In ihrer umfangreichen Untersuchung über die Position von Frauen im europäischen Umfeld mit Schwerpunkt Deutschland, stellten Fuchs et al. (2001) fest, dass Frauen in den Geistes-und Sozialwissenschaften sowie in der Pädagogik dominieren. In den Naturwissenschaften sind Frauen im Vergleich zu Männern unterrepräsentiert. Allerdings sind (wie oben erwähnt) Frauen nur zu 9% in wissenschaftlichen Spitzenpositionen vertreten, obwohl ihr Anteil an der Gesamtzahl graduierter Studenten in den EU-Mitgliedsstaaten rund 50% beträgt. Immerhin steigt der Frauenanteil an Universitätsprofessuren allmählich jährlich um 0,5 bis 1% an. Was den Anteil von Frauen an der Gesamtzahl graduierter Studenten angeht liegt Deutschland im Vergleich zu allen anderen EU Staaten an letzter Stelle. 1998 waren nur 6% der Hochschul-professoren in Deutschland Frauen. Ein möglicher Grund dafür ist die Tatsache, dass Frauen in Deutschland erst seit 1908 das Recht haben zu studieren und die massenhafte Hochschul-bildung erst in den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts begann. Eine Aufschlüsselung nach Fachrichtungen ergibt für 1998 folgendes Bild: 18% der Frauen studierten Ingenieur-wissenschaften, während 65% Sprachen und Humanwissenschaften studierten. Für die Ma-thematik ergibt sich ein Frauenanteil von 12%. Nach Fuchs et al. (2001) widmen sich die Frauen in Deutschland weniger theoretischen sondern mehr empirisch orientierten Studien.

Sie sind im Durchschnitt älter als ihre männlichen Kollegen und nehmen seltener Manager-positionen ein.

Dewett und Denisi (2004) haben die Spezialgebiete von Wissenschaftlerinnen untersucht und die Zeitschriften analysiert, in denen sie veröffentlichen. Das Ergebnis zeigt, dass Frauen sich mit Themenschwerpunkten befassen, die nicht im Interessenschwerpunkt führender Zeit-schriften stehen. Deshalb haben es Frauen schwerer in solchen ZeitZeit-schriften zu veröffentli-chen und Reputation zu erlangen. Insgesamt sind Frauen weniger als Spitzenwissenschaftler anerkannt.

Nach Choi (2004) stieg die Anzahl von Frauen in der Wissenschaft und Technologie seit 1960 stetig an, trotzdem blieb nach Angaben des National Science Foundation (NIH, USA) der An-teil von Frauen in akademischen Gemeinschaften fast unverändert. In den USA sind nur 19,5

% der Angestellten an Colleges und Universitäten Frauen, nur 10,4% sind Universitätsprofes-sorinnen. Bei der Analyse einer umfangreicheren Stichprobe von Wissenschafts- und For-schungsinstituten schneiden Frauen noch schlechter ab.

Hassan (2000) untersuchte die Rolle der Frauen in muslimischen Ländern. Der geringe Anteil von Frauen aus muslimischen Ländern in der weltweiten Wissenschaft überrascht kaum, wenn man bedenkt dass im Jahre 2000 der Gesamtanteil wissenschaftlicher Arbeiten aus die-sen Ländern nur 0,1% betrug. In manchen muslimischen Ländern, z. B. Ägypten, Kuwait, Jordanien, Nigeria wächst der Anteil von Frauen in der Wissenschaft allmählich.

Die Mehrheit der wissenschaftlichen Akademien weltweit wählte Frauen erst nach dem Zwei-ten Weltkrieg als Mitglieder (Noordenbos, 2002). Gründe dafür seien die Professionalisierung und Institutionalisierung der Wissenschaft, Restriktionen in der Mitgliedschaft der Akade-mien, die geringe Eingliederung von Frauen in die akademische Gemeinschaft, erhebliche Unterschiede zwischen dem privaten und öffentlichen Sektor, die Dominanz der Männer und die Angst um den Verlust von Positionen und die gesellschaftliche Organisiertheit von Män-nern. In 47 europäischen Wissenschaftsakademien gab es insgesamt 431 weibliche Mit-glieder. Obwohl die Anzahl der Frauen in Akademien seit 1970 gestiegen ist, ist ihr Anteil noch sehr gering und beträgt landesabhängig zwischen 1 und 15%.

Den Nobelpreis erhielten bislang 10 Frauen von insgesamt rund 300 Nobelpreisträgern. In wissenschaftlichen Akademien weltweit sind Frauen im Durchschnitt mit 3,9% vertreten, während Frauen in der Royal Society mit 3,6% vertreten sind (Mason, 2000).

2.5 Wissenschaftliche Institutionen und Länder als Gegenstand bibliometrischer

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